Filmkritik: Pirates of the Caribbean: Salazars Rache

Fast 14 Jahre ist es her, als die Film-Umsetztung einer Disney World Attraktion unter dem Namen „Fluch der Karibik“ dem Haus mit der Maus einen riesigen Erfolg bescherte. Und während der direkte Nachfolger noch als passable Fortsetzung gehandelt wurde, waren viele mit „Am Ende der Welt“, dem Abschluss der als Trilogie geplanten Reihe, nicht mehr allzu glücklich. Zu viele konfuse Handlungsstränge verwirrten den Zuschauer und wurden am Ende nur unbefriedigend aufgelöst. Trotzdem spielten die humorvollen Action-Abenteuer ein Vermögen ein und schnell war klar: Johnny Depp mit lustigem Hut und tollpatschigem Gehabe ist in der Rolle des Jack Sparrow eine Gelddruckmaschine. Und so sind wir jetzt mittlerweile beim fünften Teil der Saga angekommen, der sich wieder anschickt, die Weltmeere und Kinokassen zu erobern.

Handlung

Der junge Henry Turner, seines Zeichens Sohn des seit Teil 3 verschollenen Will Turner, glaubt einen Weg gefunden zu haben, seinen Vater aufzuspüren und zu retten: Er muss den Dreizack des Poseidon finden, denn diesem wird nachgesagt, jeglichen Fluch des Meeres brechen zu können. Dumm nur, dass er dazu die Hilfe des ebenfalls verschollenen und als nicht sonderlich kooperativ bekannten Captain Jack Sparrow, benötigt. Als dieser erfährt, dass ihm Kapitän Salazar und seine untote Crew auf den Fersen sind, fällt es Henry aber nicht mehr schwer ihn zur Suche nach dem Dreizack zu bewegen. Und dann ist da noch die überaus smarte Astronomin Carina Smyth, die von allen für eine Hexe gehalten wird und ihre ganz eigenen Gründe hat, das legendäre Artefakt zu finden.

„PIRATES OF THE CARIBBEAN: DEAD MEN TELL NO TALES“ | © Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

Kritik

Ich neige dazu die ersten drei Teile der Pirates oft the Caribbean-Reihe als abgeschlossene Serie zu sehen. Nicht nur, weil die unter der Regie von Gore Verbinski entstanden sind, oder weil die Saga schon immer als Dreiteiler geplant war. Es liegt ebenso nicht unbedingt nur an der Qualität, denn war doch auch schon das Final der Trilogie äußerst umstritten. Was für mich den vierten weit hinten anstehen lässt, ist der Verlust jeglicher Leidenschaft für das Material.

Regisseur Verbinsiki wollte ein spaßiges Abenteuer-Epos für die ganze Familie schaffen und das ist ihm im Großen und Ganzen auch gelungen. Danach wollte man ganz offensichtlich nur noch mit Hilfe der großen Beliebtheit von Depp’s Jack Sparrow abkassieren. Zusammenhänge in der Story wurden genauso über Bord geworfen, wie viele der bekannten Gesichter aus den Vorgängern. Stattdessen gibt es ein, in der Mittagspause zusammengewürfeltes, Skript, teure Special-Effects, um darüber hinwegzutäuschen und ganz viel vom lustigen Captain. Und während es sich bei der Serie anfangs um Abenteuerfilme mit einer großen Portion Humor handelte, waren wir am Ende bei einer ziemlich flachen, mit einer Prise Abenteuer gewürzten, Piraten-Komödie angekommen.

Obwohl der letzte Teil an den Kinokassen durchwegs erfolgreich war, scheint man sich bei Disney die üblen Kritiken doch zu Herzen genommen zu haben. Denn mit Salazars Rache gibt man sich nun sichtlich Mühe, zu alten Tugenden zurückzufinden. Und das gelingt teilweise sogar. So werden alte Story-Fäden wiederaufgenommen und jede Menge bekannte Gesichter tauchen auf. Auch wird dieses Mal versucht eine spannende Geschichte zu erzählen, anstatt sich ausschließlich auf Johnny Depp zu verlassen. „Versucht“ deshalb, weil auch dieses Drehbuch streckenweise recht hanebüchen daherkommt. Der Handlungsverlauf basiert fast ausschließlich auf zufälligen Begegnungen und aus dem Nichts herbeigezauberten Nebencharakteren, die Freund oder Feind weiterhelfen und danach wieder verschwinden. Einzig das Ende kann überzeugen und schafft einen schlüssigen, ja sogar ein bisschen emotionalen Abschluss…der dann leider von einer uninspirierten Szene nach dem Abspann wieder zerstört wird. Man will sich ja schließlich die Tür für Teil 6 offenhalten.

Der Humor funktioniert auch nur bedingt. Klar, es gibt einige wirklich komische Momente, aber viel zu oft sind die allzu konstruierten Gags flach, manchmal sogar peinlich. Und wenn man vom Humor in einem Pirates-Film spricht, dann muss man auch von Jack Sparrow reden. Auch er hat sich über die Jahre stark verändert. War er zu Anfang auch ein immer betrunkener, schräger Vogel auf den kaum Verlass ist, so konnte er doch mit einer gewissen Gewitztheit und Schläue Aufwarten, die immer wieder überrascht hat. Jetzt ist er ein Clown der vor allem eines tut: Allen anderen das Leben schwer machen. Das mag immer noch recht amüsant sein, der Charme, den der Charakter aber einst versprühte, ist dahin.

Wenig zu meckern gibt es im technischen Bereich. Der Film ist, seinem Budget entsprechend, aufwendig und teuer produziert und das sieht man ihm auch an. Traumhaften Bildern karibischer Inseln, bombastische Effekt-Feuerwerke und durchaus gelungene CGI-Untote (ganz besonders der Bösewicht Salazar sieht toll aus) sind ein Fest für die Augen. Puristen werden sich vielleicht am schieren Ausmaß der computergenerierten Effekte stören, überraschen darf das aber niemanden. Die Musik kommt zwar nicht mehr von Hans Zimmer, das mittlerweile in unseren Gehörgängen festgefressene Hauptthema der Serie, bleibt aber erhalten und macht Freude. Ansonsten ist der Soundtrack vielleicht ein wenig zu aufdringlich, bleibt aber immer stimmig und zum Ton der jeweiligen Szenen passend.

Beim Cast zeigt sich ein interessantes Altersgefälle. Javier Bardem schafft es, aus dem doch sehr eindimensionalen Schurken Salazar, alles herauszuholen. Geoffrey Rush ist als Kapitän Hector Barbossa zurück und hat sichtlich Spaß. Und auch Johnny Depp macht seine Sache gut, auch wenn sein Charakter über die Jahre (und Filme) sichtlich an Farbe verloren hat. Die jungen Darsteller können dagegen kaum überzeugen. Kaya Scodelario als smarte Carina Smyth zeigt zwar ein wenig Potential, doch das Script erstickt den Ansatz für eine interessante Frauenfigur im Keim. Und Brenton Thwaites als Will Turners Sohn Henry, bleibt über die gesamte Laufzeit so blass und emotionslos wie eine Wasserleiche.

PIRATES OF THE CARIBBEAN: DEAD MEN TELL NO TALES“: Von links nach rechts: Jack Sparrow (Johnny Depp), Marty (Martin Klebba), Scrum (Stephen Graham) und Carina Smyth (Kaya Scodelario) | © Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

Fazit

Pirates oft he Caribbean: Salazars Rache ist definitiv ein Fortschritt gegenüber dem letzten Teil der Reihe. Das macht ihn aber leider noch nicht zu einem guten Film. Dafür ist die Handlung zu faul konstruiert und die (neuen) Charaktere zu blass. Außerdem sitzen die Pointen viel zu selten und bewegen sich ganz allgemein auf recht niedrigem Niveau. All das wird aber Fans der Franchise nicht stören. Die erwarten gut zwei Stunden pompöse Piraten-Action und eine große Dosis Johnny Depp mit lustigem Hut. Alle anderen können sich den Film getrost ansehen, den unterhalten kann er allemal. Empfehlung würde ich aber keine abgeben.

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