Filmkritik: Planet der Affen: Survival

Mit Planet der Affen: Prevolution gelang Regie Newcomer Ruppert Wyatt 2011 die Wiederbelebung eines totgesagten Franchises. Der Film überraschte mit starker Handlung, glaubwürdigen Figuren und einem brillanten Andy Serkis in der digitalen Haut des Schimpansen Caesar. 2014 folgte unter der Regie von Matt Reeves die hochwertige Fortsetzung Planet der Affen: Revolution. Mit Planet der Affen: Survival findet die Reboot Trilogie ihr Finale. Anders als es der englische Titel jedoch erwarten lässt, erzählt diese Geschichte kaum vom Krieg, sondern von Verlust, dem Wunsch nach Rache und dem Kampf ums nackte Überleben.

Fünf Jahre sind seit den Ereignissen in Planet der Affen: Revolution vergangen. Die Affen haben sich tief in die Wälder zurückgezogen und führen Krieg gegen die Menschen. Ihr Anführer, der Schimpanse Caesar (Andy Serkis), bietet den Menschen die Möglichkeit des Friedens und der Co-Existenz. Als er jedoch nach einem hinterhältigen Angriff der Menschen schreckliche Verluste erleidet, zählt für Caesar nur noch eines: Rache.


KRITIK

1968 kam mit Planet der Affen ein Film in die Kinos, welcher mit seinen sozialkritischen Themen und einem legendären Twist am Ende heute vollkommen zurecht als Klassiker des SiFi-Genres gilt. Frei nach dem Roman von Pierre Boulle inszenierte Regisseur Franklin J. Schaffner ein finsteres Gedankenspiel, in welchen die Rollen von Mensch und Tier vertauscht wurden. Wie ein Spiegel reflektierte er unsere eigene Grausamkeit gegenüber Lebewesen, die wir Menschen als geringer einstufen. Nach dem Erfolg des Erstlings folgten insgesamt vier Fortsetzungen, von denen jedoch keine einzige an die Qualität des Originals anschließen konnte.

Lange Zeit blieb es danach ruhig um das Planet der Affen Franchise. Erst 2001 folgte der Versuch einer Wiederbelebung. Tim Burton probierte sich an einer Neuinterpretation des Stoffes, scheiterte aber daran. Der Film konnte zwar mit tollem Make-Up und guter schauspielerischer Leistung punkten, versagte aber auf ganzer Linie bei Sozialkritik und Story. Eben jene Elemente die den Kern der Reihe bilden.

Zehn Jahre sollte es dauern bis der Reihe mit Planet der Affen: Prevolution neues Leben eingehaucht wurde. Die Geschichte vom Aufstieg der Affen, und vor allem Andy Serkis als Caesar, konnten mich in den ersten beiden Teilen sehr begeistern. Deshalb hatte ich hohe Erwartungen an den (vorerst) finalen Teil der Reihe. Ich wurde nicht enttäuscht.

Planet der Affen: Survival ist ein starkes Stück Sci Fi. Der krönende Abschluss einer tollen Trilogie. Doch anders als man meinen würde. Denn vom Krieg, auf welchen man durch den englischen Titel schließen würde (War for the Planet of the Apes), sieht man wenig. Wer sich also schon auf Affen in Panzern und Helikoptern gefreut hat, der wird wohl enttäuscht den Saal verlassen. Zwar gibt es ein bis zwei Schlachten im Film, doch der erzählerische Fokus liegt auf den seelischen Folgen des Krieges und dem Zerbrechen der eigenen Ideale an der Grausamkeit der Realität.

Ceasars Entwicklung vom hoch empathischen Wesen zum Rache getriebenen Zweifler wird von Regisseur Matt Reeves gekonnt inszeniert. Überraschenderweise fühlt sich der Film über weite Strecken wie ein Western an. Unterstrichen wird das ganze durch geniale Landschaftsaufnahmen des Kameramannes Michael Seresin, welcher die Handlungsorte mit einer selten gesehenen Ästhetik einfängt. In Kombination mit dem Soundtrack von Michael Giacchino entsteht dabei eine dichte Atmosphäre die zu fesseln weiß. Es gab zwei Momente, in denen mir der Soundtrack in Bezug auf die Situation zu verspielt war und daher unpassend erschien. Doch das ist Meckern auf hohem Niveau.

Highlight des Filmes sind natürlich mal wieder die Affen, angeführt von einem grandiosen Andy Serkis. Dank der Hilfe des Motion-Capture-Verfahrens erschuf Serkis mit Caesar sicherlich eine der komplexesten und tiefgründigsten CGI Figuren seit Gollum. Serkis verleiht Caesar mit feinen Nuancen in Mimik, Gestik und Sprache so viel Persönlichkeit und Mitgefühl, dass es schwer fällt zu glauben es mit einer künstlichen Figur zu tun zu haben. Steve Zahn als „Bad Ape“ ist ein besonderer Zuwachs im Affen-Cast, verleiht er doch dem im Großen und Ganzen düsteren Film die eine oder andere Szene zum Schmunzeln.

Auf der Seite der Menschen steht Woody Harrelson als wahnsinniger und skrupelloser Colonel. Harrelson spielt die Figur als brachial Bösen der jedoch ein nachvollziehbares Ziel verfolgt. Doch den Weg dorthin nutzt er um seine eigenen sadistischen und autoritären Triebe zu befriedigen. Woody Harrelson liefert einen guten Job, dennoch wirkt der Colonel als Figur auf den ersten Blick überzeichnet. Doch funktioniert der Colonel in meinen Augen als mahnendes Beispiel dafür wozu Ceasar werden könnte, wenn er seinem Zorn nachgibt. Daher fand ich die Überzeichnung nicht ganz so schlimm.

Das Drehbuch aus der Feder von Matt Reeves und Mark Bombak ist im Vergleich zu den beiden Vorgängern etwas ruhiger. Es gibt wenige Action-Szenen oder Schlachten. Doch die Wenigen die es gibt sind gut geschrieben und stark inszeniert. Gerade die erste Hälfte des Films ist sehr still und im Erzähltempo langsam. Etwas, das ich sehr angenehm finde, da es den Figuren die Möglichkeit gibt auf den Zuschauer zu wirken. Ich wurde nicht Müde zu beobachten wie Ceasar und seine Gefährten handeln und reagieren. Ich kann allerdings auch verstehen, wenn jemand dieses Tempo als etwas zäh empfindet.

Nicht nur gut gespielt, sondern auch verdammt gut geschrieben, ist die Figur des Caesar, der fürchtet, in den Schrecken des Krieges seine Menschlichkeit und Empathie zu verlieren. Diese Angst macht den ohnehin schon interessanten Charakter noch fesselnder. Reeves und Bombak haben auf das Fundament der ersten beiden Teile aufgebaut und die Figur glaubhaft weiterentwickelt. Es besteht kein Zweifel daran, dass Caesar als Anführer, Vater und Freund zukünftigen Affengenerationen als Grundlage für Legenden und Religionen dienen wird. Diese Zukunft würde ich gerne sehen.

FAZIT

Ich hatte hohe Erwartungen an den Film und wurde nicht enttäuscht. Planet der Affen: Survival ist der würdige Abschluss einer tollen Trilogie, welche seine Figuren von Teil zu Teil besser ausgebaut hat. Er ist etwas ruhiger als sein Originaltitel vermuten lassen würde. Auch ist er etwas langsamer erzählt als seine beiden Vorgänger. Persönlich empfand ich das nicht als störend und war sehr positiv von der unerwarteten Rache-Western-Atmosphäre überrascht. Der Film hat mich über weiter Strecken bewegt, berührt und war vor allem gegen Ende sehr spannend. Die Figuren verfolgen nachvollziehbare Motive, auch wenn manche etwas überzeichnet sind.

Ich hatte meinen Spaß und lehne mich, denke ich zumindest, nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass es sich bei der Planet der Affen Reboot-Trilogie um eine der besten Trilogien der letzten zehn Jahre handelt. Ich freue mich darauf, sie mir immer und immer wieder anzusehen.

Passende Beiträge

Call of Duty®: Black Ops 6 im Test

Life is Strange: Double Exposure im Test

PRIM im Test