Filmkritik: Scary Stories to Tell in the Dark

Bei Scary Stories to Tell in the Dark, handelt es sich um eine Kinderbuchreihe des Autors Alvin Schwartz, welche dank der verstörenden Illustrationen von Stephen Gammell Kultstatus im Internet erreichte. Das Werk sammelt in insgesamt drei Bänden Kurzgeschichten, Gedichte und Lieder, die als Schauermärchen Teil der amerikanischen Lagerfeuer-Kultur wurden. Diese Kollektion bildet die Grundlage zum gleichnamigen Film. Produziert von Guilliermo del Toro und unter der Regie des Norwegers André Øvredal birgt das Projekt das Potential für wohligen Schauer. Ich wurde nicht enttäuscht, doch sollte man nicht vergessen, dass es sich um die Verfilmung eines Kinderbuchs handelt.

Inhalt

1968. Die Jugendliche Stella (Zoe Colletti) hat es nicht leicht. Als sie noch ein Kleinkind war, ließ ihre Mutter sie und ihren Vater im Stich. Selbst Jahre später, quälen den Teenager deswegen Schuldgefühle, da sie sich für den Grund hält, warum ihre Mutter die Familie verlassen hat. Um nicht im Kummer zu ertrinken, träumt Stella von einem Leben als Schriftstellerin. Als sie und ihre Freunde, zu Halloween, von einer Gruppe betrunkener Halbstarker, tyrannisiert werden, flieht die Truppe in ein verlassenes Herrenhaus. Dabei stolpern sie über ein mysteriöses Buch. Um die Autorin dieses Werks, Sarah Bellow, ranken sich schaurige Legenden: die wahnsinnige Frau, soll eine Hexe gewesen sein! Und das Blut, der von ihr getöteten Kinder, die Tinte, mit der sie ihre Geschichten schrieb. Noch wissen sie nicht, dass das Buch keine Autorin braucht, schon lange weiß was die Kinder fürchten und dabei ist, die schaurigen Protagonisten seiner Geschichten in die reale Welt zu holen.

Kritik

Scary Stories to Tell in the Dark ist eine Horrorfilm für die ganze Familie. Klingt komisch, ist aber so. Denn streng betrachtet, handelt es sich um eine etwas morbidere Version des Films Gänsehaut, der 2015 mit Jack Black in der Hauptrolle ins Kino kam. Auch dessen Handlung drehte sich um ein Buch, dessen Geschichten zum Leben erweckt wurden. Dies ist allerdings kein wirklicher Kritikpunkt für mich, da Scary Stories to Tell in the Dark in seiner Gesamtheit doch anders und um einiges kompromissloser ist, ohne dabei je wirklich brutal zu werden oder Blut zu zeigen. Wie bereits in meiner Einleitung erwähnt, handelt es sich bei der Vorlage um ein Kinderbuch. Wer sich also erhofft, dass Körperteile durch die Gegend fliegen und der Saft in Strömen fliest, der wird vermutlich enttäuscht werden! Scary Stories to Tell in the Dark ist im Grunde seines Herzens ein Schauermärchen, das seinen Grusel aus dem verstörenden Design seiner Monster und deren Erzählung zieht. Die Geschichten aus den Büchern sind recht frei in die Dramaturgie der Rahmenhandlung eingeflochten und fügen sich im Drehbuch zu einem großen Ganzen zusammen, ohne ihr Alleinstellungsmerkmal zu verlieren. Freunde der Bücher werden im Film unter anderem die Kurzgeschichten The Big Toe, The Haunted House, The Red Spot und What do you come for? wiedererkennen.

Inszenatorisch leistet der Norweger André Øvredal ganze Arbeit. Kennern des Genres dürfte dieser Mann nicht unbekannt sein. Er inszenierte bereits The Autopsy of  Jane Doe. Auch einer meiner persönlichen Lieblinge entstand unter seiner Aufsicht: Trollhunter. In diesem kleinen Schmuckstück von einem Film, trifft das Found Footage-Genre auf die nordische Sagen- und Märchenwelt. Ein Mix der besser funktioniert, als er sollte, daher eine klare Empfehlung von meiner Seite. Doch zurück zu Scary Stories to Tell in the Dark! Die Erfahrung die er mit den beiden vorherige Filmen sammeln konnte, lässt der Regisseur gekonnt in sein neuestes Werk einfließen. Durchgehend erzeugt er eine angenehm schaurige Stimmung, die mich des öfteren an Tales of the Crypt erinnerte. Die Besetzung rund um Zoe Coletti ist sehr sympathisch, und macht durch die Bank einen guten Job. Und man muss lobend erwähnen, dass der Film für sein Produktionsbudget von knapp 25. Mio US-Dollar sehr hochwertig aussieht.

FAZIT

Scary Stories to Tell in the Dark hat mir eigentlich sehr gut gefallen. Ja, er ist für das Genre etwas handzahm, und definitiv für ein Publikum mit zarterem Gemüt, wie das Meine, konzipiert, weiß aber den Geist der Vorlage optimal einzufangen. Zugegeben: ich habe mich stellenweise schon etwas gegruselt. Das ist dem abgefahrenen Design der Monster geschuldet, die aber nie ganz so verstörend wirken wie ihre gezeichneten Kollegen in den Büchern. Auch gefiel mir, wie das Drehbuch die einzelnen Geschichten zu einem homogenen Ganzen zusammenfügte. Die Story an sich funktioniert gut und ist nie langweilig. Leider saß nicht immer jeder Gag, und die Lovestory tat etwas weg, da sie gar viele Klischees bedient, aber das sind Kleinigkeiten, die den Spaß nicht schmälern. Wer also Lust auf ein sanfteres Gruselmärchen hat, der kann mit Scary Stories to Tell in the Dark nichts falsch machen.

Passende Beiträge

Flint: Treasure of Oblivion im Test

ANTONBLAST im Test

The Spirit of the Samurai im Test