Filmkritik: Solo: A Star Wars Story

Mit „Solo: A Star Wars Story“ kredenzt uns Disney nicht nur den zweiten Film der Franchise innerhalb eines halben Jahres, sondern auch noch die zweite eigenständige Geschichte außerhalb der Trilogien. Diesmal dreht sich, wie der Titel schon verrät, die Handlung um den liebenswertesten Schurken der Galaxis. Bleibt die brennende Frage: schießt er zuerst, oder wird er gegrillt?

INHALT

Der Planet Corellia, ist nicht gerade die einladendste Ecke der Galaxis. Gangsterbanden beherrschen die Straßen und so manch einer träumt davon, den Gesteinsbrocken auf der Suche nach einem besseren Leben zu verlassen. So auch Han Solo (Alden Ehrenreich) und seine große Liebe Qi’ra (Emilia Clarke), die nach einem letzten Coup den Planeten hinter sich lassen wollen. Es kommt, wie es kommen muss: Die beiden werden getrennt und Han verlässt den Planeten „Solo“. Was in diesen Zeilen wie ein extrem schwaches Wortspiel wirkt, ist auch im Film genau das. Hans Nachname wird nämlich „erklärt“, was bestimmt irgendjemand für notwendig erachtet hat…

Unser (Anti-)Held beschließt also, nach einer Ausbildung auf der imperialen Akademie zurückzukehren und Qi’ra zu retten. Zu diesem Zweck springt der Film einige Jahre in die Zukunft und erspart uns Hans Ausbildung auf der imperialen Akademie, um ihn stattdessen direkt in die Schlacht zu werfen. Um seine Haut zu retten, und dabei eher aus Notwendigkeit auch gleich die eines allseits bekannten Wookiees (Chewbacca, Joonas Suotamo), desertiert er von den Imperialen und nimmt einen Auftrag an, der ihn seinem Ziel, Qi’ra zu befreien, näherbringen soll. Doch natürlich kommt es dabei zu allerlei Komplikationen, die Han dazu nötigen, einen Auftrag für den gefürchteten Gangster Dryden Vos (Paul Bettany) anzunehmen.

Alden Ehrenreich is Han Solo and Joonas Suotamo is Chewbacca in SOLO: A STAR WARS STORY. © 2017 Lucasfilm Ltd. & ™, All Rights Reserved..

KRITIK

Generell krankt der erste Akt inhaltlich an teilweise schon peinlich plumpen Expositions-Dialogen. Ein Niveau à la „du weißt doch genau, dass wir das nur machen, weil…“ ist in mehreren Hinsichten enttäuschend. Lawrence Kasdan, der das Drehbuch gemeinsam mit seinem Sohn Jonathan verfasst hat, hat bereits mehrfach bewiesen, dass er großartige Dialoge schreiben kann. Nicht zuletzt hat er dies bei den „Star Wars“ Episoden 5 und 6 unter Beweis gestellt. Warum gerade Solo: A Star Wars Story hier Anlaufschwierigkeiten hat, ist nicht verständlich. Die anfangs holprigen Dialoge werden durch die Performances der sympathischen Schauspieler abgefedert. Allen Unkenrufen im Vorfeld zum Trotz, liefert Alden Ehrenreich eine solide Darstellung als Han Solo. Keine Kopie eines Harrison Ford, aber auch nicht so weit entfernt, als dass der Charakter nicht wiedererkennbar wäre. Bonuspunkte gibt es auch für die Kinnnarbe und zahlreiche weitere Anspielungen und Cameos. Hans goldene Würfel bekommen zusätzliche Bedeutung zugesprochen. Einige dieser Easter Eggs werden aber wohl nur eingefleischten „Star Wars“ Fans auffallen (Warwick Davis, Anthony Daniels und mehr…).

Zum Glück nehmen Handlung und Dialoge nach der ersten Exposition eine Wendung zum Positiven. Stellenweise kann der Film wirklich durchaus mitreißen. Erfreulicherweise kommt auch der Humor nicht zu kurz. Nur Phoebe Waller-Bridges Droidendame „L3-37“ kann nicht vollends überzeugen. Das liegt aber nicht an der Stimmarbeit (die in der deutschen Fassung ohnehin nicht auffallen wird). Es ist vielmehr dem Umstand geschuldet, dass ihre Figur zu wenig Leinwandzeit bekommt. Da geht viel Potential flöten, denn der Charakter könnte (und sollte) mehr als nur „Comic Relief“ sein. Einige nicht unbedingt unerwartete, aber gut ausgeführte Plottwists zeichnen immerhin ein glaubhaftes Bild des Werdegangs von Han Solo. Neben den Hauptfiguren sind auch die Nebencharaktere großartig besetzt. Allen voran Woody Harrelson, der als Berufsverbrecher Beckett eine wunderbare Leistung abliefert. Der zwielichtige, aber liebenswerte Verbrecher verschafft Han nicht nur seinen unverkennbaren Blaster, sondern lehrt ihn auch die eine oder andere Lebenslektion.

Donald Glover is Lando Calrissian in SOLO: A STAR WARS STORY. © 2017 Lucasfilm Ltd. & ™, All Rights Reserved.

Natürlich erzählt Solo: A Star Wars Story auch davon, wie Han zu seinem legendären Schiff, dem Millennium Falcon gekommen ist. Fans der klassischen Trilogie wissen, dass er das Raumschiff in „einem fairen Spiel“ von Lando Calrissian gewonnen hat. Dieser, sympathisch-unsympathisch dargestellt von Donald Glover („Community“), darf dementsprechend selbstverständlich nicht fehlen. Der Falke selbst ist optisch für Fans anfangs befremdlich. Die Design-Abteilung hat sich diesmal dafür entschieden, die ikonische Form gegen jene einer Eiswaffel auszuwechseln. Es ist aber positiv anzumerken, dass diese Entscheidung scheinbar nicht ausschließlich dafür getroffen worden dürfte, neue Spielzeuge zu verkaufen, sondern auch einen kleinen Zweck in der Handlung erfüllt…

Auf Special Effects Ebene ist der Film natürlich über jeden Zweifel erhaben. Die großartigen Alien-Designs und tollen Sets vermitteln ein authentisches Gefühl für fremde Welten und fügen sich gut in die Star Wars Timeline ein. Solo: A Star Wars Story ist chronologisch in etwa vor der Hauptstory von Rogue One anzusiedeln und ist somit der zweite von zwei „Anthology“-Filmen, der im selben Zeitraum vor Episode 4 spielt.

Dieser erste Film lebt, wie alle Star Wars Trilogie-Filme, auch vom großartigen Score von John Williams, den Solo: A Star Wars Story leider schmerzlich vermissen lässt. Zu seinen besten Momenten zitiert der Soundtrack direkt John Williams, die meiste Zeit fällt er aber kaum auf und lässt daher durchaus zu wünschen übrig.

Paul Bettany is Dryden Vos in SOLO: A STAR WARS STORY © 2017 Lucasfilm Ltd. & ™, All Rights Reserved.

FAZIT

Es darf positiv angemerkt werden, dass dem Endprodukt die nachgesagten Probleme beim Dreh nicht anzusehen sind. Ron Howards Expertise und das schlussendlich solide Drehbuch führen zu einem unterhaltsamen, actiongeladenen und stellenweise witzigen Science-Fiction Film ohne Ecken und Kanten, der – ganz im Sinne des Mauskonzerns – für die ganze Familie geeignet ist. Natürlich reicht der Film an die nostalgisch-verklärte „Episode 4“ nicht heran. Trotzdem werden auch eingefleischte Star Wars Fans Solo etwas abgewinnen können. Vor allem ist das Tie-In in den Star Wars Canon diesmal quasi ein doppeltes. So ist eine ausgesprochen unerwartete Wendung ganz am Schluss, entweder ein Teaser für den nächsten Anthology-Film, oder aber auf eine Auflösung in Form der Animationsserie Star Wars: Rebels – New Hopes. Man darf gespannt sein.

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