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Filmkritik: Soul

Die Weihnachtszeit wird oft als Zeit der Besinnung beschrieben, als Zeit der Ruhe und vor allem der Zeit des In-Sich-Kehrens. Genau darauf legt das neue Abenteuer Soul auf Disney+ sein Hauptaugenmerk und stellt die Frage: Was macht uns eigentlich … zu uns?

Inhalt

Musiklehrer Joe Gardner lebt für die Jazzmusik. Sie ist der Mittelpunkt seines Lebens, und er träumt bereits seit Jahren davon, nicht im kleinen Klassenzimmer, sondern auf der großen Bühne zu musizieren. Bisher könnte er davon jedoch nicht weiter entfernt sein – bis sich eines Abends ein ehemaliger Schüler bei ihm meldet. Als erfolgreicher Schlagzeuger ist dieser auf der Suche nach einem neuen Pianisten für den nächsten wichtigen Auftritt. Er bittet seinen alten Lehrer um ein erstes Vorspielen, welches Joe mit Bravour meistert. Endlich geht es bergauf in Joes Leben. Kurz jedenfalls, bis er – freudig gestimmt – auf dem Heimweg direkt in einem offenen Kanalloch landet.

Aus der Traum, weil Leben vorbei! Schwupps landet Joe in einer anderen Dimension. Oder besser gesagt: seine Seele, welche vom Körper getrennt wurde! Er findet sich in The Great Beyond wieder als einer von vielen auf einem Förderband auf dem Weg zum großen weißen Licht. Joe will sich jedoch nicht von so etwas lapidarem wie seinem Tod von dem großen Auftritt abbringen lassen und ergreift spontan die Flucht.

Dies bringt ihn jedoch nicht zurück ins Reich der Lebenden, sondern ins The Great Before. Hier bilden sich Seelen in ihren Leidenschaften und Persönlichkeiten aus, bevor sie sich auf den Weg auf die Erde machen. Dabei begegnet Joe während seiner Erkundungen einer Seele namens „22“ – mit depressiver Sicht auf das Leben, überzeugt davon, dass es hier oben im Nebel eh viel besser wäre. Um wieder nach Hause zu finden, muss Joe sich nun als Mentor von „22“ beweisen und die beiden starten in ein unvorhergesehenes Abenteuer.

Um euch nicht die Vorfreude auf den eigenen Soul-Abend zu nehmen, werden wir hier auf weitere Details oder Spoiler des Films verzichten!

Disney Pixar Soul Joe Gardner
© 2020 Disney/Pixar. All Rights Reserved.

Kritik

Bereits beim Trailer hatte ich mich sehr auf Soul gefreut – viele andere Pixar Abenteuer wie Oben oder Alles steht Kopf hatten mich in der Vergangenheit überzeugt. Auch Soul sollte hier keine Ausnahme sein. Mit einer unglaublichen Leichtigkeit stellt der Film tiefgehende Fragen des täglichen Lebens, verwoben mit ansprechender musikalischer Untermalung. Wenn Joe an seinem Klavier bereits in den ersten Minuten in seiner Musik versinket und alles um sich ausblendet … ja, dann weiß man definitiv, man ist wieder in dieser magischen Disney-Welt angekommen. Trent Reznor und Atticus Ross – beide bereits für The Social Network mit einem Oscar ausgezeichnet – zeigen hier erneut ihr Talent, stimmungsvolle und fesselnde Musik zu erschaffen.

Soul schafft den mühelosen Spagat zwischen Komödie am Familienabend und tiefgründigem Drama mit ernstem Ton. Dabei sind die zwei Protagonisten sehr gut vertont und mit spannenden Persönlichkeiten gezeichnet worden. Der starke Kontrast zwischen der eher depressiven, zurückhaltenden „22“ und dem aufgedrehten sowie hektischen Joe wurde nicht zu übertrieben, sondern durchaus realistisch dargestellt.

Soul schafft es dabei wirklich, den Zuschauer vor eine besondere Wahl zu stellen. Denn er ist auch ohne weitere Auseinandersetzung mit kritischen Fragen des Lebens ein Genuss für den gemütlichen Abend auf der Couch, der den ein oder anderen tränenhaften Moment mit sich bringt. Beginnt man jedoch auch, sich mit den darunterliegenden Themen weiter auseinanderzusetzen, ergeben sich nochmal ganz neue emotionale Welten, welche nur selten von einem Animationsfilm berührt wurden.

Disney and Pixar's Soul Joe und 22
© 2020 Disney/Pixar. All Rights Reserved.

FAZIT

Wenngleich Soul in ersten Trailern oder Auszügen auch kindlich anmuten mag, so ist der Film nur bedingt für das wirklich junge Publikum geeignet. Denn die wahren, melancholischen Untertöne und die allseits präsenten schweren Fragen gehen sicher an den Jüngsten noch vorbei, treffen das erwachsene Publikum aber direkt ins Herz.

Soul ist somit ein musikalisch wunderbares Werk voller Herz und Emotion, welches nichts Geringeres als den Sinn und die Liebe für das Leben selbst behandelt und oft kritisch hinterfragt. Dennoch bringt viel Witz die nötige Leichtigkeit, um die knapp 1 h 45 min in vollen Zügen zu genießen. Garniert ist das Ganze mit der genau richtig dosierten Prise „Disney Magie“. Dennoch muss man einfach sagen: mit Soul ist Pixar irgendwie dabei erwachsen zu werden. (Und, da fühlt man sich selbst schon irgendwie ganz schön alt!)

Soul ist ab 25. November exklusiv auf Disney + verfügbar.

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