Filmkritik: Spider-Man: Far From Home

Nun ist es also soweit, nach dem eigentlichen Ende des großen MCU Storybogens mit Avengers: Endgame, schließt Spider-Man: Far From Home nun offiziell die Phase 3 der Marvel-Reihe ab. Zudem stellt der Film die zweite Zusammenarbeit zwischen Disney und dem Rechteinhaber der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft, Sony da. Mit Spider-Man: Homecoming hat diese Kollaboration gut funktioniert, doch stellt sich nun die Frage, ob sie das auch ein weiteres Mal tut.

INHALT

Einige Zeit ist seit dem rückgängig machen des verheerenden Schnipsers vergangen und Peter Parker fügt sich langsam wieder ins normale Highschool Leben ein. Er verbringt zeit mit seinen Freunden und sucht nach Wegen MJ näherzukommen. Doch unter der Oberfläche hat das Erlebte seine Spuren hinterlassen und besonders das Schicksal seines Mentors und Freundes Tony Stark kann er nur schwer verarbeiten.

Da kommt ihm ein Schul-Trip durch Europa, weit weg von den Avengers und allem was damit zu tun hat, dafür MJ umso näher, gerade recht. Doch leider wird nichts aus der Ruhe. Schon an ihrem ersten Halt in Venedig, taucht ein riesiges Wasser-Monster auf und versucht die Stadt zu zerstören. Gleichzeit erscheint ein bis dato unbekannter Superheld, der sich Mysterio nennt und Peters Hilfe braucht, um der neuen Bedrohung Herr zu werden.

© 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

KRITIK

Entgegen dem zuletzt erschienenen Avengers: Endgame, schraubt man im neuen Spider-Man Abenteuer Bombast und Größe merklich zurück. Wie schon Homecoming, will auch Far From Home mehr eine persönliche Story über den jungen Peter Parker und seine Entwicklung zum Mann und Superhelden sein, als ein grandioses Action-Feuerwerk. Und genau das gelingt im neuen Film zumindest genauso gut wie schon im Vorgänger. Peters Interaktionen mit seinen Schulkameraden und seiner Tante, sowie dem als „Ersatz-Onkel“ einspringenden Happy, bilden ganz klar Herz und Seele der aktuellen Iteration der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft. Mit viel leichtfüßigem Witz, aber auch schwermütigen Momenten, die man einem jungen Mann in Peters Situation nicht verdenken kann, wird der Charakter des sich langsam, aber sicher seiner großen Verantwortung bewusstwerdenden Burschen, glaubwürdig transportiert.

Der eigentliche Plot dürfte leider vor allem für Kenner der Comics etwas flach daherkommen, denn was als großer Twist aufgezogen wird, ist für jene ein alter Hut. Nicht eingeweihte mag die Sache zwar überraschen, doch die Art wie der Twist abgehandelt wird…im Rahmen einer 2- bis 3-minütigen Expositions-Szene, in der alles bis ins letzte Detail erklärt wird…ist in jedem Fall fraglich und kann bestenfalls als ungeschickt bezeichnet werden. Das soll aber nicht bedeuten, dass der Plot im Großen und Ganzen schlecht wäre, ganz im Gegenteil. Es ist eine große Freude, nach so vielen Spider-Man Filmen endlich erstmals Mysterio auf der Leinwand zu sehen. Der Handlungsfaden bleibt spannend, Action wird genug geboten und all das wird durch straffes Pacing zusammengehalten. Von der großen, übergreifenden Handlung hält man sich, abgesehen von den Nachwirkungen des Schnipsers, Großteils fern, was nicht nur am Fokus auf Peter, sondern sicher auch daran liegt, dass eben diese Handlung eigentlich ja schon mit Endgame ihren Abschluss gefunden hat.

© 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Neben dem schon etablierten Cast, allen voran der in seiner Rolle als Spider-Man so liebenswerte Tom Holland, sticht natürlich der hervorragende Jake Gyllenhaal hervor. Der macht seine Sache zwar ganz famos, man merkt ihm aber absolut an, dass er schwereres Material gewohnt ist und hier hoffnungslos unterfordert bleibt. Der Rest der Besetzung macht seine Sache ebenfalls ganz wunderbar und ganz am Ende gibt sogar noch einen äußerst erfreulichen Auftritt eines alten Bekannten, der an dieser Stelle nicht verraten wird.

Eine große Überraschung ist die exzellente Qualität der SFX und vor allem der Computer-generierten Effekte. Ganz besonders eine Art Traum-Sequenz gegen Ende des 2. Akts bleibt da ganz klar im Gedächtnis. Eben diese, sowie auch andere Teile von Far From Home sind durchaus spannend fotografiert und geschnitten. Einzig Regisseur Jon Watts merkt man an, dass er zwar nicht unerfahren, aber doch dem 1×1 des Regie-Lehrbuches hörig ist. Der Soundtrack dagegen kann auf ganzer Länge überzeugen. Versatzstücke aus dem MCU, vermischt mit neuen und auch sehr alten Sounds, die man mit der Spinne assoziiert, machen Laune und fügen sich perfekt ins Geschehen ein.

© 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

FAZIT

Spider-Man: Far From Home ist wie schon sein Vorgänger relativ unabhängig vom MCU angelegt, mit dem Ziel ein eher persönliches Abenteuer von Peter Parker zu erzählen. Und das funktioniert tatsächlich sehr gut. Abgesehen von ein paar Kleinigkeiten, funktioniert der Film wunderbar. Namentlich die Story, deren Wirkung stark davon abhängig ist wie versiert man in der Spider-Man Lore ist und einem zwar wirklich coolen, aber etwas flachen Widersacher, sowie einigen kleinen Regie- und Skript-Schwächen. Nichts davon tut dem Spaß aber sonderlich großen Abbruch. Tolle Action, eine Menge Spaß und überraschendes Maß an Seele, heben den Streifen über den Durchschnitt im Meer der Superhero-Movies hinaus.

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