Filmkritik: Spider-Man: Homecoming

Neben dem Caped Crusader aka Batman, ist Spider-Man, die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft, die wohl meist verfilmte Comicfigur. Fünf Filme zwischen 2002 und 2014 grenzt schon fast an Overkill, vor allem da eigentlich nur die ersten beiden qualitativ wirklich überzeugen konnten. Aufgrund finanzieller Sorgen und der vielen unzufriedenen Fans, die gerne endlich wieder einen guten Spider-Man Film sehen würden, hat man bei Sony einen überraschenden Schritt gewagt: Ein Deal mit dem eigentlich größten Rivalen, den Marvel Studios, die ihnen dabei helfen sollen, beim mittlerweile dritten Neustart der Franchise alles richtig zu machen.

Bildnachweis: © 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

Inhalt

Ein wesentlicher Teil des Deals mit Marvel ist es, dass Spider-Man, alias Peter Parker, nun Teil des großen Marvel Film-Universums ist, was bisher aus rechtlichen Gründen nicht möglich war. Und so hatte der hier erst 15-jährige Peter seinen ersten Auftritt bereits vergangenes Jahr in Captain America: Civil War.

Unmittelbar nach diesen Ereignissen in Berlin setzt Spider-Man: Homecoming an. Peter ist begeistert von den Avengers und hofft, nach seinem tollen Auftritt, von Tony Stark ins Team aufgenommen zu werden. Doch der hat andere Pläne. Peter sei zu jung und unerfahren für die Heldentruppe und so setzt er ihn wieder zuhause bei Tante May ab, überlässt ihm aber den von ihm gefertigten High-Tech Spider-Anzug.

Widerwillig arrangiert sich Peter damit, in sein altes Leben zurückzukehren, hört aber doch nie auf von den ganz großen Abenteuern und Heldentaten zu träumen. Und so besucht er zwar brav die Schule, nutzt aber jede freie Minute um auf Verbrecherjagd zu gehen, in der Hoffnung einmal etwas größeres als einen Fahrraddieb zu erwischen. Ein Banküberfall, den er zwar vereiteln kann, bringt ihn wegen der von den Übeltätern verwendeten Waffen aber in größere Gefahr als erwartet. Es handelt sich dabei um modifizierte Alien-Technologie und schnell stößt Spider-Man auf eine Gang, die mit diesen überaus gefährlichen Waffen handelt und deren überaus gefährlich Anführer, genannt Vulture (der Geier).

Bildnachweis: © 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

Kritik

Die wohl wesentlichste Änderung bei dieser neuen Interpretation des Spider-Man, ist die Jugend unseres Helden. Die wirkt sich nämlich nicht nur auf den Ton des Films aus, sondern schlägt sich auch in weiten Teilen der Handlung nieder. Denn Peter geht hier nun mal auf die Highschool und auch die birgt nun mal ihre Abenteuer und Gefahren wie Bullies, Mädchen und Noten. Und diesen Aspekt des Films sollte man nicht unterschätzen, er ist genauso groß gewichtet wie der Superhelden Anteil. Aber keine Angst, Homecoming verkommt zu keinem Zeitpunkt zum Pubertierenden-Drama und bleibt immer leichtfüßig und positiv. Trotzdem, wer mit diesem „coming of age“ Setup nichts anfangen kann und reine Superhelden-Action erwartet, wird wohl enttäuscht werden.

Eine weitere große Änderung zu den vergangenen Iterationen ist der Verzicht auf die klassische Origin-Story, also die Vor- und Entstehungsgeschichte. Der Spinnenbiss, der Peter zum Spider-Man gemacht hat, sowie auch das Schicksal seines Onkels, werden zwar ganz beiläufig in Gesprächen erwähnt, dann aber nie wieder aufgegriffen. Und doch könnte man den Film als so etwas wie eine Origin-Story bezeichnen, denn wir begleiten Peter auf seinem Weg vom ungestümen Jungen, der bei seinen Verbrecherjagden eine durchwachsene Erfolgsquote aufweisen kann, zum verantwortungsvollen und stets verlässlichen Helden, der später weltberühmt und allseits beliebt sein wird.

Das Story-Gerüst an sich bietet nichts weltbewegend neues, mischt seine Elemente aber gut genug durch um frisch zu wirken und hat einen tatsächlich überraschenden Twist kurz vor dem großen Finale zu bieten. Eine der größten Schwächen der Marvel Superhelden-Filme sind ihre Bösewichter. Sie bleiben so gut wie immer eindimensional und werden zügig verheizt. Einzige glorreiche Ausnahme hier ist der wunderbare Loki, auf den wir uns im Herbst in Thor 3 wieder freuen dürfen. Spider-Man: Homecoming setzt sich hier glücklicherweise positiv von seinen „Vorgängern“ ab. Mit The Vulture, alias Adrian Toomes, bekommt es Peter Parker mit einem überraschend vielschichtigen Antagonisten zu tun, dessen Motivation nachvollziehbar und es immer wieder schafft, sich den einen oder anderen Sympathiepunkt zu holen. Wenn man Homecoming mit anderen Filmen aus dem Marvel-Universe vergleichen wollte, käme er Ant-Man wohl am nächsten. Relativ klein gehalten, was die Tragweite der Geschehnisse und überbordende Action betrifft und mit einer gehörigen Portion Spaß und Comedy.

Die Besetzung bietet so gut wie keinen Anlass zur Kritik: Tom Holland verkörpert den jungen, unsicheren Peter Parker wunderbar liebenswert. Michael Keaton brilliert als Vulture und trägt viel zur Qualität des Bösewichts bei und Robert Downey Jr. bringt seinen Tony Stark lässig wie eh und je. Einzig Jacob Batalon, als bester Freund und komischer Sidekick von Peter, funktioniert nicht immer, was aber nicht unbedingt dem Darsteller geschuldet ist, sondern eher dem Drehbuch.

Die Special Effects kommen ein kleines bisschen durchwachsen daher, was bei einem Film dieser Größenordnung doch überrascht. Während die großen Action-Setpieces wirklich toll aussehen und auch Vulture in seinem geflügelten Maschinenanzug beeindruckt, kommt Spider-Man selbst, immer dann, wenn er vollanimiert durch die Häuserschluchten schwingt und hüpft, etwas holprig und unnatürlich daher. Das hat schon besser geklappt. Dafür ist der neue Soundtrack absolut gelungen und geht verdammt schnell ins Ohr um sich dort festzusetzen.

Bildnachweis: © 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

Fazit

Wir haben hier den besten Spider-Man Film seit Spider-Man 2 vor uns. Welcher der beiden einem besser gefällt liegt in erster Linie daran, mit welchem Peter Parker man mehr anfangen kann. Denn der neue, dem noch Eierschalenreste hinter den Ohren kleben, wird wohl nicht jedermanns Sache sein. Wer allerdings damit kein Problem hat, den erwartet ein überaus witziger Spider-Man Film, der mit liebevollen und liebenswerten Figuren, einem überzeugenden Bösewicht und einigen überraschenden Momenten aufwarten kann und sich schön in das Marvel Universe einfügt.

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