Filmkritik: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers

Jetzt ist es also soweit, die sich über mehr als 40 Jahre streckende Sci-Fantasy Saga, findet mit der neunten Episode, Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers, ihr Finale. Auch wenn der finanzielle Erfolg seit der Übernahme der Franchise durch Disney zweifelsfrei gegeben ist, ist die Fangemeinde nach den letzten beiden Einträgen gespalten wie noch nie. Bleibt die Frage, ob es J.J. Abrams es schafft, der Odyssee einen würdigen Abschluss zu verpassen, oder die Meinungen weiter spaltet.

INHALT

Während die kümmerlichen Überreste der Rebellion unter der Führung von Leia versucht, die Beine wieder auf den Boden zu bekommen und Kylo Ren als neuer Oberbefehlshaber des First Order seine nächsten Schritte plant, geht ein beängstigender Funkspruch durch die Galaxie. Der totgeglaubte Imperator scheint zurück zu sein und erhebt Anspruch auf seinen alten Platz als Herrscher.

Mit einer gigantischen Flotte an höchstmodernen Sternenzerstörern will er sich sein Reich gewaltsam wiederholen. Kylo setzt alle Hebel in Bewegung, um die geheime Basis des Imperators zu finden, während Rey dabei ist, unter der Anleitung von Leia, ihre Ausbildung zum vollwertigen Jedi abzuschließen. Ein geheimnisvoller Informant im First Order spielt den Rebellen allerdings Neuigkeiten zu, die auch sie und ihre Freunde veranlassen, sich auf die Suche nach der Basis zu machen, von der aus der Imperator seinen endgültigen Angriff starten will, den Final Order.

© 2019 Walt Disney Studios Motion Pictures

KRITIK

Ohne an dieser Stelle großartig auf die tatsächliche Qualität der letzten beiden Episoden eingehen zu wollen, ist nach Der Aufstieg Skywalkers doch eines klarer denn je: Der größte und destruktivste Makel der unter Disneys Aufsicht produzierten Trilogie ist der Verzicht auf eine brauchbare, im Voraus ausgearbeitete Roadmap. Der ursprüngliche Plan, jeden der Teile an drei völlige unterschiedliche Regisseure anzugeben und ihnen dabei mehr oder weniger freie Hand zu lassen, grenzt an reines Glücksspiel. Diese gerade von Disney mehr als untypische Risikobereitschaft hat sich schon mit Der letzte Jedi als Fehler erwiesen und wird nun noch offensichtlicher. Und zwar gerade wegen dem offensichtlichen Versuch des in letzter Sekunde wieder engagierten J.J. Abrams, das Epos wieder in die Richtung zu biegen, die er mit Episode 7 eingeschlagen hat und es zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen.

Ob ihm das tatsächlich gelungen ist, wird wohl noch für eine Weile ein Streitpunkt bleiben, wie so vieles in Sachen Star Wars in den letzten Jahren. Der Weg dahin ist in jedem Fall mehr als holprig, denn der Film und sein Plot verlangen einem eine große Menge an gutem Willen ab, um sich darauf einzulassen. So sind Beispielsweise die in Der letzte Jedi so schwer kritisierten Plotholes zurück. Allein schon das Setup um einen Imperator, der Jahrzehnte im Verborgenen seine Rückkehr plant und die Fäden aus dem Hintergrund zieht, nur um dann per intergalaktischem Newsflash seinen Plan im Voraus anzukündigen, sorgt für Kopfschütteln. Überhaupt ist das gesamte erste Drittel nicht weiter als eine gehetzte Montage, die keinen anderen Zweck zu haben scheint, als den aktuellen, davor niemals auch nur angedeuteten oder vorhersehbaren Status Quo zu etablieren.

Danach gewinnt Der Aufstieg Skywalkers merklich an Qualität und Kohärenz, wenn auch nur in Bezug auf sich selbst, womit wir wieder beim Kernproblem wären. Dieser Film hätte für sich genommen ein richtig guter Star Wars Film sein können, müsste er nicht so viele Plot-Sprünge machen, um ein Setup vorzutäuschen, dass es so nie gab. Was dabei leider auf der Strecke bleibt, sind neben dem bitteren Gefühl hier keine Trilogie vor sich zu haben (sondern einfach 3 eher weniger als mehr zusammenhängende Filme), allem voran die Charaktere. Einzig Kylo Ren hat einen im gesamten schlüssigen und auch recht befriedigenden Ark aufzuweisen. Bei allen anderen bleibt bis zum Schluss ein Eindruck von Planlosigkeit, was ganz besonders im Falle von Finn auffällt. So essentiell der Charakter in allem drei Teilen auch dargestellt werden mag, am Ende schafft er es aber zu keinem Zeitpunkt mehr als ein Sidekick zu sein, dessen Existenz zwar willkommen, aber absolut nicht nötig ist.

© 2019 Walt Disney Studios Motion Pictures

Doch genug genörgelt, ist Episode 9 ganz neutral und für sich gesehen, ein absolut gelungenes Sci-Fi Action Spektakel. Sieht man von den schon erwähnten, überladenen etwa 30-40 Minuten zu Beginn ab, bekommt man einen durchwegs spektakuläres und Unterhaltsames Abenteuer geboten, dass es in seinen stärksten Momenten auch schafft, die Emotionen des Zuschauers zu berühren. Der Film schafft es sogar zum ersten Mal seit der Ur-Trilogie, dem Druiden C-3PO einen Part einzuräumen, der über reines Fanservice und Comic-Relief hinausgeht. Besagtes Fanservice bleibt übrigens, obwohl in großem Ausmaß vorhanden, angenehm dezent und an vielen Stellen echten Kennern vorbehalten, was etwas untypisch für den nicht gerade als subtil bekannten J.J. Abrams ist. Auch ein paar neue, durchaus interessante Charaktere tauchen auf, denen aber dann leider die Screentime fehlt, um sie richtig zu etablieren.

Schauspielerisch sticht ein weiteres Mal Adam Driver hervor, der den zerrissenen Kylo zu jedem Moment überzeugend mimt und die größten emotionalen Momente für sich beansprucht. Auch der Rest der Riege macht seine Sache wirklich gut, doch leiden sie alle unter der weiterhin offensichtlichen Planlosigkeit des Drehbuchs und dem Mangel an echten Charakterentwicklungen. Eine Erwähnung beim Thema Besetzung sollte noch Carrie Fishers finden, die ja bereits vor den Dreharbeiten verstorben ist. Die Mischung aus vorhandenen (und überarbeiteten) Szenen aus den Vorgängern und CGI um sie posthum ihre Rolle verkörpern zu lassen ist überraschend gut gelungen und stellt damit einen würdigen Abschied von der ewigen Prinzessin dar, sowohl im Plot, als auch als Teil des Star Wars Kults und ihrer Person.

Wie schon die beiden Vorgänger auch, lässt man sich bei Disney nicht lumpen, wenn es um die technischen und Special Effects spezifischen Aspekte von Der Aufstieg Skywalkers geht. Kamera, Sets und Design fangen abermals gigantische und atemberaubende Schauplätze uns Setpieces ein, die durch erstklassiges CGI und hervorragende Trickarbeit verwirklicht worden sind. Einzig der Schnitt ist dieses mal ein bisschen zu hektisch geraten. Musikalisch gibt es dafür nichts zu meckern. John Williams läuft zu Höchstform auf, wenn er alte, lange nicht verwendete Themen wieder aufgreift und mit den neuen Stücken verwebt. So verabschiedet sich der Meister auf höchstem Niveau, denn er hat schon vor längerer zeit bestätigt, dass Episode 9 sein letzter Beitrag zum Star Wars-Universum sein würde, was auch immer als nächstes kommen mag.

© 2019 Walt Disney Studios Motion Pictures

FAZIT

Die mangelnde Vorausplanung von Produktionsseite und die sich kaum überschneidenden Visionen der jeweils verantwortlichen Macher haben die letzte Trilogie der Star Wars Saga zu mal mehr, mal weniger guten Einzelprodukten zerrissen, die sich nie als großes Ganzes anfühlen. Der nun vorliegende Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers leidet ganz besonders unter diesem Effekt, da er viel Laufzeit und Glaubwürdigkeit der Etablierung eines Setups widmet, welches eigentlich zwei Filme hätte Zeit haben sollen, sich natürlich aufzubauen. Große Plot-Ungereimtheiten, wichtige Charaktere, die sich nie richtig entwickeln und einfach da sind, sowie eben jene, oben erwähnte Fehler in der generellen Herangehensweise, schaden dem Film sehr. Dennoch schafft es J.J. Abrams trotz der denkbar schwierigen Voraussetzungen, die Saga zu einem besseren und vor allem dank Adam Drivers Kylo Ren, emotionalerem Abschluss zu führen, als zu erwarten war. Ganz für sich alleine genommen ist der Streifen ein absolut unterhaltsames und grandios in Szene gesetztes Action-Spektakel, hat man es erstmal über das hoffnungslos überladene erste Drittel geschafft.

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