Filmkritik: Stuber: 5 Sterne Undercover

Die 80er und 90er Jahre waren mit Sicherheit die Blütezeit des Action-Kinos. Doch neben den harten Krachern vom Kaliber Rambo oder Predator, gab es damals auch das sehr beliebte Subgenre der sogenannten Buddy-Movies, in denen ein oft sehr ungleiches von Protagonisten in eine haarsträubende Situation geraten und diese dann mit viel Witz und Schlägereien, trotz, oder gerade wegen ihrer Differenzen, meistern. Der hier bei uns kaum beworbene, gerade erschienene Stuber: 5 Sterne Undercover versucht sich daran, eben dieses Genre wiederzubeleben.

INHALT

Der hartgesottene und frustrierte Cop Vic Manning versucht seit Jahren den skrupellosen Drogenschieber Tedjo zu fassen. Der hat nicht nur jede Menge Dreck am Stecken, sondern auch Vics ehemaligen Partner auf dem Gewissen. Alle Hoffnung den Verbrecher zu erwischen scheint zu schwinden, als sein Boss ihm erzählt, dass künftig das FBI für den Fall zuständig sei. Er nimmt sich einen Tag frei, um sich die Augen lasern zu lassen, denn er ist nicht mehr der Jüngste und seine Zielgenauigkeit war schon mal besser.

Kaum ist die OP beendet, bekommt er einen Anruf von einem Informanten, der ihm die einmalige Chance gibt, Tedjo bei einem Transfer zu erwischen. Doch leider steigt der Deal noch in derselben Nacht und Vic ist für die nächsten 12 bis 24 Stunden so gut wie blind. Weil er selbst also nicht fahren kann, bestellt er kurzerhand ein Uber, denn diese Chance will er sich nicht entgehen lassen. Und so trifft er auf Stu, den wohl pingeligsten, pazifistischsten und anstrengendsten Uber-Fahrer in der ganzen Stadt, dessen größte Sorge es ist, seine 5 Sterne Bewertung zu halten, koste es was es wolle.

© 2019 Twentieth Century Fox

KRITIK

Eigentlich lässt sich kaum nachvollziehen, warum die Buddy-Movies aus den Kinos verschwunden sind. Es versucht sich zwar alle 1-2 Jahre wieder mal jemand daran, das Genre wieder aufleben zu lassen, der große Erfolg blieb aber bisher immer aus. Das mag zum Teil an der durchwachsenen Qualität der Filme liegen, jedoch werden aber auch die sehr dünn gestreuten Perlen, wie etwas der grandiose The Nice Guys von 2016, vom großen Publikum ignoriert. Wie es scheint, ist die Unsicherheit der produzierenden Studios in ihre eigenen Projekte, ein nicht unwesentlicher Faktor. Denn trotz großer Namen im Cast, wagt man es nicht, diese Filme an die ganz große Marketing-Glocke zu hängen. So auch im aktuellen Fall, denn Stuber bekommt hierzulande so gut wie keine Promotion.

Hätte er es verdient? Durchaus, denn der Film muss sich ganz sicher nicht hinter vielen seiner überaus erfolgreichen Ahnen verstecken. Der Plot wird niemanden hinterm Ofen hervorlocken, geht er doch über ein dünnes Setup-Konstrukt, das nur dazu dient, die beiden Protagonisten zusammenzuführen und sie verrückte Dinge erleben zu lassen, nicht hinaus. Muss er aber auch nicht, solange er es schafft, eine 90-minütige Aneinanderreihung spaßigen Dialogen, Action und Konflikten (die sich natürlich wieder klären), zu tragen. Das gelingt hier ziemlich gut, vor allem durch die Zuhilfenahme kleiner Nebenhandlungen und -charaktere, die dabei helfen, den Focus etwas zu streuen. Denn das Grundkonzept „No-Bullshit Cop trifft auf biederen Uber-Fahrer“ allein, wäre vermutlich spätestens nach der ersten Hälfte ausgelutscht.

© 2019 Twentieth Century Fox

Obwohl die Vermutung nahe läge, ist nicht der Humor, der sich aus diesem Setup ergibt, der Grund dafür, dass der Film am nervig sein nur knapp vorbeischrammt. Viel mehr liegt es an den Charakteren selbst. Die sind nämlich viel zu überzeichnet, um wirklich sonderlich sympathisch sein zu können. Während der eine völlig rücksichtslos sein Ziel verfolgt, ohne auch nur einen Gedanken an seine Umwelt zu verlieren, ist der andere der Inbegriff des übervorsichtigen Muttersöhnchens, das von Friendzone bis Ordnungsfreak alle Klischees abdeckt. Der Witz des ganzen funktioniert, trotzdem nicht alle Gags zünden, überraschend gut, auch wenn dazu teilweise sehr tief in die Spaß-Mottenkiste gegriffen werden muss.

Was die Charaktere aber rettet und einem schlussendlich dann doch noch ein bisschen ans Herz wachsen lässt, sind vor allem ihre Darsteller. Der immer wieder überzeugende Dave Bautista, sowie der Neuling Kumail Nanjiani, geben dem ungleichen Paar eine Chemie mit, die man nicht für möglich halten würde. Die beiden tragen denn Film ganz eindeutig, denn mit einer schwächeren Besetzung der Hauptrollen, würde der Film, wie oben erwähnt, ganz schnell ins unerträgliche abstürzen. Auch unter den Nebenrollen finden sich ein paar bekannte Gesichter, wie etwa Mira Sorvino, oder Karen Gillan. Alles in allem gibt es am Cast nichts auszusetzen.

Technisch kommt Stuber etwas altbacken daher. Über Lehrbuch-Einstellungen und -Schnitte kommt der Film nicht hinaus. Dafür gibt es in diesen Bereichen aber auch keine großartigen Mängel, wenn man von der, wie so oft, viel zu hektisch geschnittenen Action einmal absieht. Dafür ist die Trick- und Stuntarbeit durchaus gelungen. Gleiches lässt sich auch über den Soundtrack sagen. Der rückt zwar nie explizit in den Vordergrund, macht sich aber immer wieder durch überlegt gewählte Songs, positiv bemerkbar.

© 2019 Twentieth Century Fox

FAZIT

Auch wenn Stuber: 5 Sterne Undercover mit Sicherheit kein Klassiker wird, so hätte er doch etwas mehr Aufmerksamkeit verdient. Denn trotz der übertriebenen Charaktere und den unzähligen Klischees, bei denen sich der Film bedient, macht die Sache doch richtig Spaß. Das verdankt der Streifen ganz eindeutig seinen beiden Hauptdarstellern und vor allem bei denen, die mit den Body-Movies des späten, vergangenen Jahrhunderts aufgewachsen sind, einem wohligen Gefühl der Nostalgie. Doch auch alle anderen, die sich gerne von belangloser, sich ganz und gar nicht ernst nehmender Action unterhalten lassen, können hier zweifelsfrei einen Blick riskieren.

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