Filmkritik: The Circle

Ein hochaktuelles Thema, eine erstklassige Besetzung, dazu ein fähiger Regisseur. Was kann da schon groß schiefgehen? Und doch wurde „The Circle“ unzählige Male verschoben, dann kaum promotet und hat dann am Ende in den Staaten gerade mal so seine, mit 18 Mio. Dollar kaum erwähnenswerten, Produktionskosten eingespielt. Was ist da passiert?

INHALT

Die junge Mae kann es kaum fassen, als ihr eine alte Schulfreundin ein Vorstellungsgespräch bei The Circle verschafft. Der riesige Social-Media Konzern, dessen Hauptsitz in Form eines kreisförmigen Campus neben den Büros auch Wohnheime, Nachtclubs, Shops und allerlei Sportangebote beherbergt, fasziniert das Mädchen vom Land vom ersten Moment an.

Sie bekommt eine Stelle im Kundendienst und verfällt, nach anfänglichen Eingewöhnungsschwierigkeiten, recht schnell dem dort propagierten und praktizierten Lebens- und Arbeitsstil. Alle sind über die hauseigenen Social-Media-Kanäle vernetzt, arbeiten, feiern, lachen und weinen gemeinsam.

Während Mae sich immer mehr in den Circle integriert, schmieden die führenden Köpfe hinter dem Konzern an immer weitreichenderen Plänen, Informationen über die Menschen weltweit zu sammeln, mit dem erklärten Ziel, das Leben sicherer und einfacher zu machen. Hinter den Kulissen zeigt sich freilich ein ganz anderes Bild des Circle, wie Mae bald erfahren muss.

THE CIRCLE
Motion Picture Artwork © 2017 STX Financing, LLC. All Rights Reserved.

KRITIK

Was The Circle sein möchte ist recht offensichtlich: Ein kritischer und zum Nachdenken anregender Blick auf die immer mächtiger werdenden Tech- und Internet-Riesen, à la Google, Apple, Facebook & Co. Und soweit ist das auch keine schlechte Idee, denn viele schlaue Köpfe haben schon ihre Bedenken dazu geäußert, wie diese Firmen schleichend immer weiter in die Privatsphäre der Menschen vordrängen. Und das, trotz aller vorgeschobener Rechtfertigungen, wie etwa der Vereinfachung verschiedenster Aufgaben, bis hin zur öffentlichen Sicherheit. Aber in allererster Linie mit einem großen Ziel: Der Profitmaximierung.

Doch leider schafft es das Skript nicht, hier irgendwelche Ideen oder Denkanstöße zu liefern. Was dem Film fehlt, ist Konsequenz. Die verschiedenen Aspekte, abgesehen vom Haupthandlungsstrang nur angerissenen, werden dem Publikum zwar gezeigt, aber nie zu einem Abschluss gebracht. So stellt The Circle die in solchen Konzernen gebräuchliche Arbeitsmentalität, des sich gegenseitig spielerisch zu immer mehr Leistung anstacheln, so übertrieben dar, dass es fast schon als Karikatur durchgehen könnte. Dann zeigt er uns die Schattenseiten, die Konsequenzen, die dieses Arbeitsumfeld für einzelne Individuen haben kann. Und am Ende macht er eine Kehrtwendung und will uns weismachen, dass doch alles nicht so schlimm ist, wenn man nur damit umzugehen weiß.

Und genau hier liegt das Grundproblem des Films begraben. Man wird den Eindruck nicht los, dass man sich nicht getraut hat, diese moderne Welt wirklich ernsthaft zu kritisieren. Auch das Haupt-Thema, die immer umfassendere Einschränkung der Privatsphäre des Einzelnen, wird am Ende ad absurdum geführt. Denn obwohl der Film über einen Großteil seiner Laufzeit diese Problematik aufbaut (wieder sehr überzeichnet, anscheinend um sicherzustellen, dass es auch der Letzte versteht), wagt er es nicht, tatsächlich darauf einzugehen und geht stattdessen den einfachsten Weg und gibt uns anstelle einer Erklärung, eines Lösungsansatzes oder zumindest einer Frage über die es sich nachzudenken lohnt, einen Bösewicht der an allem schuld ist. Denn das System ist absolut in Ordnung, solange die Motive dahinter gute sind…

THE CIRCLE
Motion Picture Artwork © 2017 STX Financing, LLC. All Rights Reserved.

Auch als Thriller funktioniert The Circle nur sehr bedingt. Es kommt so gut wie nie Spannung auf. Selbst der einzige potenziell aufregende Moment des Films ist viel zu vorhersehbar (und wird vom Trailer fast vollständig gespoilert), um zu überraschen. Es gibt auch keine offenen Fragen, die man sich während des Ansehens stellen müsste. Alles was der Film sagen will, stellt er so überzeichnet in großen Neonlettern dar, dass einem zu jedem Zeitpunkt klar ist, was hier passiert und warum.

Die eigentlich hochkarätige Besetzung kommt leider nicht gegen das vermurkste Drehbuch an. Selbst der große Tom Hanks wirkt hier, als wüsste er nicht so recht was er machen soll und bleibt sogar dabei noch charismatisch wie eh und je. Emma Watson hat die schwierige Aufgabe, den absolut nicht nachvollziehbaren Charakter der Mae halbwegs glaubwürdig darzustellen. Sie gibt sich sichtlich Mühe und das ist ihr hoch anzurechnen, doch an dieser Aufgabe würden auch die größten des Faches scheitern. Karen Gillan, John Boyega oder Patton Oswalt bekommen kaum etwas Erwähnenswertes zu tun. Einzig der kürzlich verstorbenen Bill Paxton (dies war seine letzte Filmrolle) sticht, trotz maximal 3 Minuten Screentime, positiv hervor.

So sehr der Film inhaltlich enttäuscht, so gelungen ist er aus technischer Sicht. Die Kameraarbeit, das Design des Campus, die paar wenigen Special Effects, alles wirkt wie aus einem Guss und hochwertiger als das geringe Budget es vermuten ließe. Retten kann das alles den Film aber natürlich nicht. Musik wird eher sparsam eingesetzt (abgesehen von einem Cameo-Auftritt des Künstlers Beck), was aber kaum eine Rolle spielt, da sie generischer und uneinprägsamer kaum sein könnte.

THE CIRCLE
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FAZIT

In diesem Thema steckt so viel Potential  und in den Händen eines mutigen Teams, das seinem Publikum ein wenig Intelligenz zutraut, hätte daraus Großes werden können. Doch stattdessen hat man einen kaum spannenden und vorhersehbaren Thriller abgeliefert, der immer, wenn er kurz davor steht, eine gewagte Aussage zu treffen, einen Rückzieher macht und lieber den neutralen Weg geht. Technisch und darstellerisch geht The Circle zwar in Ordnung, kann sich damit aber gerade mal ins untere Mittelmaß retten.

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