Filmkritik: Tomb Raider

Auch wenn sich die beiden Tomb Raider Filme mit Angelina Jolie (2001 und 2003) damals wunderbar in die Reihe wenig aufregender Videospiel-Verfilmungen eingefügt haben, so waren sie zumindest an den Kinokassen doch recht erfolgreich. Trotzdem legte man die Franchise, nach dem Abspringen von Jolie, erstmal auf Eis. Nachdem aber auch die Spiele-Serie mit den beiden letzten Games ein recht radikales Reboot erfahren hat, schien es den Studiobossen eine gute Idee zu sein, auch die Film-Lara zu ihren Wurzeln zurückkehren zu lassen.

INHALT

Lara Croft ist Anfang 20, verdingt sich als Fahrradkurier in London und hat Geldprobleme, obwohl sie die Erbin eines riesigen Firmen-Imperiums ist. Trotzdem weigert sie sich vehement ihren vor 7 Jahren auf einer Forschungsreise verschwundenen Vater für tot erklären zu lassen. Als sie sich von Ana, Lebensgefährtin und rechte Hand ihres Vaters, endlich dazu überreden lässt, die nötigen Papiere zu unterschreiben, fällt ihr der Schlüssel seines geheimen Archives in die Hände.

Dort entdeckt sie endlich handfeste Hinweise auf seine letzte Reise. Lord Croft war auf der Suche nach einer sagenumwobenen, namenlosen Insel vor Japan, die als Grabstätte einer mächtigen und grausamen Königin dienen soll. Der Legende nach ist diese unsterblich und besitzt die Macht, durch simple Berührung ganze Heerscharen in Tod und Verderben zu stürzen.

Entgegen allen Warnungen in den Aufzeichnungen ihres Vaters, die unter anderem eine geheime, skrupellose Organisation namens Trinity erwähnen, macht sich Lara in der Hoffnung auf, ihn vielleicht doch noch lebend zu finden. Ohne es zu wissen, stürzt sie sich in ein Abenteuer, das ihr Leben für immer verändern wird.

© 2018 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. AND METRO-GOLDWYN-MAYER PICTURES INC.

KRITIK

Wer die aktuellen Spiele der Serie kennt und sich die Inhaltsangabe durchliest, erkennt wohl recht schnell das erste Problem des Films. Man hat hier die Plotlines der beiden neuen Games zu einer Story verwurstet. Vermutlich hat man seinem Publikum kein Interesse an einer spannenden Geschichte über eine junge Frau, die allein auf einer entlegenen Insel voller durchgedrehter Fanatiker versucht zu überleben und dabei uralte Mysterien aufdeckt, zugetraut. Da muss eindeutig ein Vater-Komplex (der in den Spielen erst im zweiten Teil aufgegriffen wurde und das wesentlich eleganter) als Motivation her, denn das hatten wir noch nicht…

Das führt zu einem unnötig überladenen Film, der mehr als das erste Drittel seiner Laufzeit mit ausladender Exposition und Charaktereinführungen verschwendet. Außerdem verschafft man sich damit Gelegenheit, eines der ausgelutschtesten Klischees der Filmgeschichte zu Beginn des eher mageren Showdowns einzubauen, vielen Dank dafür. Mein Frust hier begründet sich aus dem Wissen, dass beide der aktuellen Spiele für sich genommen einen durchaus filmtauglichen Plot zu bieten haben, den man fast 1:1 umsetzen hätte können.

© 2018 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. AND METRO-GOLDWYN-MAYER PICTURES INC.

Abseits des dummen Drehbuchs gibt es aber auch positives zu vermelden. Allen voran wäre Alicia Vikander als Lara zu erwähnen, die wesentlich komplexere Charakterrollen gewohnte, junge Schauspielerin. Sie schafft es tatsächlich, in den zwei oder drei Minuten die ihr das Script gibt, halbwegs glaubwürdig den Wandel vom starrköpfigen, aber immer wohlbehüteten Mädchen, zur fest entschlossenen Kämpferin zu vollziehen. Der restliche Cast macht seinen Job mehr oder weniger gut, wobei auch hier das Drehbuch kaum Spielraum zum Entfalten lässt. Einzig der von Walton Goggins verkörperte Mathias Vogel hätte zwar Potential und den Ansatz zu einem vielschichtigen Bösewicht, aber auch dafür nimmt sich der Film keine Zeit.

Was Action und Set-Pieces betrifft ist Tomb Raider wesentlich besser gelungen als inhaltlich. Trotz oder gerade wegen der großzügigen Verwendung von CGI-Effekten fühlt man sich streckenweise tatsächlich wie in eines der Spiele versetzt. Man sieht dem Film an, wie sehr er versucht das Tomb Raider Flair einzufangen, rein optisch und was das Setting betrifft, schafft er das auch. Umso ärgerlicher ist es also, dass man versucht das Ganze in eine möglichst geschmacksneutrale Actionfilm-Story à la Hollywood zu quetschen.

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FAZIT

Was wir hier haben ist ein belangloser Abenteuer/Action-Film, der in seinen besten Momenten gerade so das Mittelmaß streift. Diese Momente sind in allererster Linie der tollen Leistung von Alicia Vikander zu verdanken. Sie wirkt hier fast so, als würde man einen Rally-Weltmeister ans Steuer eines Linienbusses setzten. Trotz einiger gut gemachter und sehr an die Spiele erinnernder Szenen sowie dem obligatorischen Hinweis auf eine Fortsetzung am Ende, hat Tomb Raider weder als Film, noch als Fan-Service sonderlich viel zu bieten.

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