Filmkritik: Wenn du König wärst

In Wenn du König wärst schickt euch Regisseur Joe Cornish auf eine fantastische Reise durch Großbritannien. Die Sage von König Arthus und dem Schwert im Stein ist eine der ältesten und bekanntesten Geschichten der Welt und hat ihren Einfluss auf zahlreiche andere Werke schon mehrmals bewiesen – sogar im Universum von Hexer Geralt! Umso höher war daher die Messlatte, denn man kann sich nicht über zu wenig Filme, Serien oder Bücher zu dieser Thematik beklagen. Meine Erwartungen hielten sich in Grenzen, doch schon nach wenigen Minuten war mir klar, dass ich es hier mit einem richtig zauberhaften Film zu tun habe.

INHALT

Ein neues Schuljahr steht an und der 12-jährige Alex muss sich mit allerhand Mobbing an ihm und seinem besten Freund Bedders, herumschlagen. Kraft und Mut geben ihm sein Lieblingsbuch, das von König Arthus und den Rittern der Tafelrunde handelt. Das Buch ist besonders wichtig für ihn, da es eine Widmung an ihn enthält, welche die einzige Erinnerung an seinen Vater ist. Doch alles ändert sich, als er zufällig eines Abends das legendäre Schwert Excalibur aus einem Stein einer Baustelle zieht. Doch die Freude des Jungen währt nicht lange, denn nicht nur das Schwert ist wieder aufgetaucht, sondern auch die böse Hexe Morgana, die genährt durch den Verfall unserer Welt immer stärker wird. Bis sie ihre komplette Stärke bei der in wenigen Tagen anstehenden Sonnenfinsternis zurückerlangt, schickt sie ihre Schergen, brennende Dämonenreiter, auf die Jagd. Zum Glück stehen Alex nicht nur seine Freunde zur Seite, sondern auch der Zauberer Merlin unterstützt ihn im Kampf gegen die Dunkelheit.

© 2019 Twentieth Century Fox

KRITIK

Wenn du König wärst richtet sich in erster Linie an Kinder und Jugendliche, doch Fantasy-Liebhaber, egal welchen Alters, werden ihren Spaß im Kino haben. Der Film wartet mit viel Herz, tollem Cast und einer spannenden Geschichte auf und macht dabei fast alles richtig. Der altbekannte Stoff wurde gekonnt in die Moderne interpretiert und nutzt geschickt die Möglichkeit, alles in eine leichte Gesellschaftskritik umzuwandeln. Die böse Hexe Morgana wird durch die Geschehnisse der Welt – vor allem der fehlenden Empathie der Menschen – gestärkt. Auch die Gefährten Alex setzen sich nicht nur aus Freunden zusammen, wie in der legendären Sage ist es wichtig, seine Feinde zu seinen Freunden zu machen, um etwas erreichen zu können und so wird eine unerwartete Allianz geschlossen. Der Film regt zum Nachdenken an und vermittelt eine klare Botschaft: gemeinsam kann man alles erreichen.

Schon im Trailer dachte ich mir, dass mir das Gesicht des jungen Alex sehr bekannt vorkommt und zu meiner Überraschung handelt es sich bei Louis Ashbourne Serkis, um den Sohn des legendären Andy Serkis, der das fabelhafte Wesen Gollum in den Herr der Ringen-Filmen verkörpert hat. Schauspielerisches Talent hat er von seinem Vater auf jeden Fall geerbt, denn seine Darstellung des Protagonisten und seiner emotionalen Reise sind ihm wunderbar gelungen. Insgesamt liefert das gesamte Cast eine solide Leistung und sogar die deutsche Synchronisation ist gelungen – es gibt ja anscheinend doch mehr als fünf deutsche Stimmen, die alle Personen in allen Filmen ihre Stimme leihen. Ein kleiner Minuspunkt in meinen Augen bzw. Ohren ist der Soundtrack, dem irgendwie ein wenig Zauber und Epik fehlt.

© 2019 Twentieth Century Fox

Getragen wird der Film vor allem durch seine ulkigen Figuren, die man schnell ins Herz schließt. Besonders erwähnenswert sind Bedders und Merlin. Ersterer ist quasi der Samweis Gamdschie des Films – der liebenwerte beste Kumpel, der alles für seinen besten Freund tun würde. Mit viel Enthusiasmus und Hoffnung gibt er Alex Kraft und Mut, in jeder noch so ausweglosen Lage. Zusätzlich ist er ein waschechter Nerd und versüßt den Film mit zahlreichen Anspielungen auf diverse andere Fantasy-Universen, wie Herr der Ringe oder Harry Potter. Doch zweiterer stiehlt allen anderen die Show und ist definitiv meine liebste Darstellung des Zauberers der Tafelrunde. Merlin wird von gleich zwei Darstellern porträtiert, zum einen, in seiner alten und weisen Gestalt vom wunderbaren Patrick Stewart, und in seiner jungen Form von Angus Imrie. Als großer Star Trek-Fan habe ich mich am meisten auf Patrick Stewart gefreut, und war dann anfangs etwas enttäuscht, dass Merlin meist in seiner jungen Gestalt auftritt. Doch Angus Imrie liefert eine großartige Darstellung und hat mich mit seiner ulkigen Darstellung, die für einige lacher sorgen, überzeugt.

Humor kommt in Wenn du König wärst trotz seiner eher düsteren Grundthematik nicht zu kurz und lockert den Film gekonnt auf. Das Zaubern von Merlin, das aus lustig anzusehenden Klatscheinlagen und Handformen besteht oder auch das Verwandeln in eine Eule nach einem Nieser sorgen für einige der witzigsten Momente des Films. Insgesamt sorgt Joe Cornish dafür, dass der Film nie zu düster wird. Grundsätzlich finde ich das gut, doch die Schergen der Hexe Morgana lassen sich dann doch für meinen Geschmack zu leicht von einer Gruppe von Kindern überwältigen. Stellenweise erinnert der Film an Abenteuer-Streifen der 80er Jahre, besonders ein gewisses Goonies-Flair kann der Film nicht abstreiten.

Brilliant finde ich die geschickte Gesellschaftskritik, die sich im Film verbirgt und seinen Zuschauern vermitteln will, dass wir wieder mehr Empathie brauchen, und nur gemeinsam die Welt verändern können. Nicht nur die politische Lage der Welt wird kritisiert, sondern auf besonders witzige Weise auch Essensgewohnheiten. Merlin braucht einen bestimmten Trank, um sich bei Kräften und jung zu halten, in dem sich Käferblut, Biberurin und gemahlene Knochen befinden – klingt erstmal nicht zu einfach, doch Merlin findet all dies in den Zutaten eines lokalen Fast-Food Ladens in Form von Kirsch-Limo und Hühner-Nuggets – Mahlzeit!

© 2019 Twentieth Century Fox

FAZIT

Wenn du König wärst ist ein zauberhafter Abenteuer-Fantasy Film geworden, der nicht nur ein junges Publikum begeistert. In einer Kinolandschaft voller Reboots und Remakes fühlt sich der Streifen trotz seiner altbekannten Grundlage erfrischend und innovativ an. Einziger Kritikpunkt für mich ist, dass die Schergen zu leicht zu besiegen sind, doch angesichts der Message des Films, alles gemeinsam schaffen zu können, lässt sich darüber hinwegsehen. Fantasy-Fans egal welchen Alters, werden ihren Spaß im Kino haben, lediglich ein ganzes junges Publikum könnte sich ein wenig vor den brennenden Dämonenreitern fürchten und sollte den Film vielleicht erst später ansehen. Ich freue mich auf den Release fürs Heimkino und hoffe auf eine Fortsetzung, denn da gäbe es noch einiges an Potential und offener Fragen, die sich perfekt dafür eignen würden.

 

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