Filmkritik: Zombieland 2: Doppelt hält besser

Ganze 10 Jahre hat man als Fan auf die Fortsetzung zur knallbunten und skurrilen Zombie-Komödie Zombieland warten müssen. Nun hat sich also das alte Team (Cast, Regisseur und Autoren) endlich wieder zusammengefunden, um das Flehen der Fans zu erhören und die Geschichte der 4 schrägen Vögel in der Zombie-Apokalypse weiterzuerzählen. Was lange währt wird endlich gut, so sagt man, doch trifft das auch auf Zombieland 2: Doppelt hält besser zu?

INHALT

Nach all dem Reisen quer durch die Staaten und dem sich immer wieder gegen Zombie-Massen zu verteidigen, haben unsere 4 Helden beschlossen sich häuslich zu werden und sich dafür das verlassene weiße Haus ausgesucht. So vergehen die Jahre in relativer Ruhe und dem Zustand der Welt kaum entsprechendem Überfluss. Jedoch bringt die Zeit auch hier Veränderungen mit sich. Während Tallahassee nach wie vor glücklich damit ist Weihnachten zu feiern, wann immer er möchte und an der Präsidenten-Limousine herumzubasteln, macht sich in der Beziehung zwischen Columbus und Wichita Langeweile breit.

Am schlimmsten hat es jedoch Little Rock erwischt. Sie ist mittlerweile zum Teenager herangewachsen und sehnt sich nach nichts mehr als dem Kontakt mit Gleichaltrigen. Als Columbus in einem verzweifelten Versuch ihre Beziehung zu retten Wichita einen Antrag macht, haben beide Mädchen die Nase voll. Nur eine mickrige Nachricht hinterlassend, ziehen sie los zu neuen Ufern. Weit kommen sie nur leider nicht bevor sie auch die Hilfe der beiden zurückgelassenen Männer angewiesen sind. Damit beginnt eine neuer Roadtrip für die Bande und das Ziel heißt: Graceland.

Columbus (JESSE EISENBERG), Tallahassee (WOODY HARRELSON), Little Rock (ABIGAIL BRESLIN) und Wichita (EMMA STONE) in Sony Pictures‘ ZOMBIELAND: DOPPELT HÄLT BESSER.

KRITIK

Manchmal entstehen großartige Filme, bei denen man das Gefühl hat, sie wären mehr passiert als geplant gewesen. Wenn einfach die richtigen Leute vor und hinter der Kamera zusammenkommen, um genau im richtigen Moment einen Nerv zu treffen. Zombieland war so ein Film, der durchgehend wirkt als hätten ein Haufen Leute einfach unglaublich viel Spaß damit, das (schon 2009 recht ausgeschlachtete) Zombie-Genre auf die Schaufel zu nehmen. Der nicht zu verachtende Kassenerfolg und vor allem der folgende Kult-Status, schien die Macher noch viel mehr zu überraschen als das Publikum. Eine solche, mehr oder weniger zufällige Genialität, ein weiteres Mal einzufangen, ist ein fast unmögliches Unterfangen, wie Zombieland 2 leider deutlich macht.

Der wohl größte Faktor hierbei ist der Verlust des Überraschungseffekts. 2009 hat niemand so recht gewusst, was einen erwartet, wenn er sich Zombieland ansieht. Heute stellt der Zuschauer spezifische Erwartungen an die Fortsetzung und nicht bei jedem sind das die gleichen. Die einen mochten die grotesk übertriebene Gewaltdarstellung und den damit einhergehenden makaberen Humor. Die anderen wieder verliebten sich in die wunderbar durchgeknallten Charaktere und deren zum schreien komische Interaktionen. Diese Aspekte wieder in genau dem gleichen Mischungsverhältnis hinzubekommen ist ein Drahtseilakt und auch wenn der gelingt, fehlt dem Film immer noch das Gefühl des Neuen, denn eigentlich haben wir das alles ja schon gesehen.

Um dem entgegenzuwirken, geht man den ausgetretenen Weg des „mehr von allem“, der leider auch hier keine große Hilfe darstellt. Wo man vor 10 Jahren mit 4 Charakteren, einer Menge Zombies und einem Roadtrip auf der Suche nach Twinkies ausgekommen ist, braucht es heute eine ganze Riege an Nebenfiguren, Schauplätzen und eine aufgesetzt wirkende Zombie-Klassifizierung um die, wenn man sie aufs Wesentliche reduziert, selbe Geschichte zu erzählen: „Eine Handvoll schräger Typen fahren durch ein verwüstetes Amerika und töten einen Haufen Zombies“. Dass all diese neu eingeführten Elemente teilweise nie genutzt werden, macht die Sache auch nicht besser. So werden uns zwar die verschiedenen Zombiearten zu Beginn erklärt, tauchen dann aber im weiteren Verlauf so gut wie gar nicht mehr auf und haben absolut keine Relevanz für den Handlungsverlauf.

Tallahassee (WOODY HARRELSON) und Nevada (ROSARIO DAWSON) in Sony Pictures‘ ZOMBIELAND: DOPPELT HÄLT BESSER.

Ein weiteres Manko von Zombieland 2 scheint zu sein, dass nicht mehr alle so viel Spaß an der Sache zu haben scheinen wie damals. Denn während Woody Harrelson nach wie vor in der Rolle des durchgeknallten Tallahassee aufzugehen scheint, lässt sich beim Rest des Casts kaum dieser Grad an Enthusiasmus feststellen. Vor allem Abigail Breslin (als Little Rock) wirkt so als wäre lieber irgendwo weit weg vom Set dieses Films. Jesse Eisenberg und Emma Stone gehen in Ordnung, mehr aber auch nicht. Auch die Neuankömmlinge, neben anderen Zoey Deutch, Rosario Dawson und Luke Wilson hinterlassen keine großen Eindrücke beim Publikum. Das liegt aber eher am Drehbuch als deren schauspielerischen Leistungen. Damit bleibt Harrelson zwar auch hier das Highlight des Casts, wenngleich er dieses Mal allein auf weiter Flur steht.

Und trotz alldem ist Zombieland 2 immer noch gute Unterhaltung. Die Inszenierung ist kompetent und flüssig, Kamera und Schnitt arbeiten mit allerlei spaßiger Tricks die dem Vorgänger in nichts nachstehen und der Humor kann, auch wenn er nicht ganz das Niveau von damals erreicht, überzeugen. Dazu kommt erstklassig Set- und Makeup-Arbeit, sowie dieser knallbunte und comichafte Stil, der schon vor 10 Jahren perfekt zu dem skurrilen Zombie-Schlachtfest gepasst hat und es immer noch tut. In dieselbe Kerbe schlägt übrigens der Soundtrack, dessen eher belanglose Score immer wieder von Song-Klassikern unterbrochen wird, die zugleich gar nicht und dann doch wieder hervorragend zum gezeigten Wahnsinn passen.

Little Rock (ABIGAIL BRESLIN) und Berkeley (AVAN JOGIA) in Sony Pictures‘ ZOMBIELAND: DOPPELT HÄLT BESSER.

FAZIT

Fortsetzungen haben es generell schwer, das ist keine neue Erkenntnis. Gilt es dann auch noch das Erbe eines Films anzutreten, der nie auf einen Nachfolger ausgelegt war und von Fans als Kult gehandelt wird, vervielfacht sich die Schwierigkeit des Unterfangens nochmal ungemein. Leider kann Zombieland 2: Doppelt hält besser diesen Test nicht bestehen. Zu weit rutscht das Skript in alte „Größer, lauter, mehr“-Falle ab und erweitert das simple, aber geniale Grundkonzept um überflüssige Elemente, die dann nicht genutzt werden. Zudem scheint nur mehr Woody Harrelson wirklich Spaß an der Sache zu haben, was die so liebenswürdige Dynamik zwischen den Protagnisten merklich ankratzt. Am Ende ein durchaus spaßiger Zombie-Actionfilm voll makaberem, blutigem Humor übrig, der zwar zu unterhalten weiß, nicht aber an die Qualitäten seines Vorgängers heranreicht.

Passende Beiträge

Call of Duty®: Black Ops 6 im Test

Life is Strange: Double Exposure im Test

PRIM im Test