Flint: Treasure of Oblivion im Test

Spiele mit einer Piratengeschichte haben 2024 ein gutes Jahr gehabt. Mit Flint: Treasure of Oblivion von Microids ist aber nun wohl das letzte Piratenspiel in diesem Jahr erschienen. Mal sehen, ob die Entwickler das beste Spiel des Genres bis Mitte Dezember zurückgehalten haben. Auf in die Karibik!

Ich habe meinen ersten Blick auf Flint: Treasure of Oblivion bereits während der diesjährigen Gamescom in Köln werfen können. Und es war Liebe auf den ersten Blick. Der Trailer hat genial ausgesehen, das Gameplay hat mit sofort zugesagt. Es hat dazu geführt, dass ich mit den netten PR Leuten von Microids ins Gespräch gekommen bin, obwohl ich mir mit ihnen gar keinen Termin vereinbart habe. Und jetzt ist das Spiel fertig, und ich kann es kaum erwarten, es mir genauer anzusehen.

Eine spannende Piraten-Geschichte, die im Comic-Stil präsentiert wird und bei der die verschiedenen Orte in isometrischer Ansicht und in Echtzeit erkundet werden, klingt schon mal gut. Die Kämpfe finden rundenbasiert statt. Die Grafik wurde mit der Unreal Engine 5 erstellt, uns erwarten recht große Level (von Frankreich bis nach Lateinamerika) in einer möglichst originalgetreu (Gebäude, Sprache, Kostüme, Waffen) nachgestellten historischen Umgebung.

Eine historisch inspirierte Welt und Geschichte

Das Spiel beginnt genau so, wie ich es mir von einer gut gemachten Piratengeschichte erwartet habe – mit einem Überfall auf eine friedliche karibische Stadt. Ein wenig Brandschatzen und Plündern, ganz mein Geschmack. Der Plan war perfekt, allerdings kommt es in der Realität immer anders. Nach einer kurzen Schlacht sind meine Piraten alle tot oder gefangen genommen, mein Piratenschiff ist ein Wrack und die Reste treiben steuerlos durch den Atlantik. Neben mir, Captain Flint, ist nur noch der auf den Planken liegendes Billy hier, während die Sonne gnadenlos auf das im Meer treibende Wrack niederbrennt und ich vor Hunger fast wahnsinnig werde. Plötzlich schaut der Fuß vom am Boden liegenden Billy Bones unheimlich appetitlich aus. Der ist ja sicher eh schon verstorben, also was solls…

Einige Zeit später befinde ich mich in einem französischen Kerker in Saint-Malo. Keine Ahnung, warum die mich nicht aufgehängt haben, aber eine lange Lebenserwartung kann ich mir in diesem Drecksloch auch nicht erwarten. Leprakranke, durch ewige Gefangenschaft wahnsinnig gewordene ebenso wie brutale Mitgefangene sind eben nicht wirklich der ideale Umgang. Nach erfolgreicher Flucht aus dem Gefängnis und einem Strandspaziergang immer auf der Hut vor patrouillierenden Wachen, schleichen wir uns in die Stadt, um dort die alte Schatzkarte zu finden, von der ein (schon etwas länger im Gefängnis sitzender und daher geistig und körperlich nicht mehr ganz so fitter…) Kerkerinsasse erzählt hat. Hier beginnen dann auch die Kämpfe recht anspruchsvoll zu werden.

Kämpfe laufen rundenbasiert ab, jeder unserer Charaktere kann sich bewegen/angreifen/eine sonstige Aktion ausführen. Das Spiel kennt allerdings keine Gnade – wenn Hauptcharaktere von uns sterben, geht es zurück zum letzten automatischen Speicherpunkt. Und das kann anfangs extrem schnell passieren. Unser Held will zuschlagen, rutscht aus und landet am Rücken – zwei Gegner haben leichtes Spiel und schlitzen ihn auf. Wir verstecken uns hinter einer Kiste, um dem gegnerischen Musketenschützen kein Ziel zu bieten – ein anderer Gegner klettert auf die Kiste, springt auf uns herab und tötet uns bereits mit diesem Sprung. Wir wollen ein Fass auf einen Gegner rollen, ich klicke auf den falschen Boden, nicht hinter sondern neben dem Fass, kann das Fass daher nun nicht in die korrekte Richtung rollen… und werde nächste Runde vom Gegner erschossen. Kurz gesagt – jeder Klick zählt, einen Zug zurücknehmen geht nicht, die Gegner sind oft numerisch in der Überzahl, und außerdem werden die Ergebnisse regelmäßig ausgewürfelt – Pech beim Würfeln führt auch schnell zum Tod. Hier helfen möglicherweise Spielkarten, die ein nochmaliges Würfeln erlauben.

Crewmanagement

Im Laufe des Spieles finden wird eine ganze Menge an Crewmitgliedern, die alle einzigartige Fähigkeiten mitbringen. Bereits in Saint-Malo könnt ihr einen Koch, einen Schwertkämpfer, einen Schmied, einen Waffenmeister, einen Priester, einen Schmuggler, einen Chirurgen und möglicherweise noch ein paar weitere optionale Crewmitglieder anwerben. Spielkarten können in den Umgebungen gefunden werden, verbrauchbare Hilfsmittel im (jederzeit verfügbaren) Shop gekauft werden. Mit diesen Hilfsmitteln lassen sich auch recht effektive Kombos erstellen, um das Maximum aus den vorhandenen Waffen herauszuholen. Damals waren die Kämpfe eben noch weitgehend Mann gegen Mann, zum Nachladen einer Muskete während eines Kampfes werdet ihr nur in wenigen Situationen ausreichend Zeit haben. Gut, wenn ihr neben der Muskete und dem Säbel auch noch eine Granate vorbereitet habt. Das Management eures Teams ist ein wesentlicher Aspekt des Spieles – Ausrüstung, einzusetzende Fähigkeiten, und das bei einer gar nicht so kleinen Crew, von der ihr aber immer nur bis zu sechs Leute auf einen Landausflug mitnehmen dürft. Nehmt am besten Leute in euer Team, deren Fähigkeiten sich gut kombinieren lassen. Trinkt Rum um eure Stärke zu erhöhen, trinkt Kaffee um eure Geschicklichkeit zu verbessern, heilt Kameraden im Kampf mit Bandagen oder außerhalb des Kampfes mit Heilsalben. Das Inventar- und das Crew-Management ist ein wichtiger Teil des Spieles. Erhöht die Erfahrung eures Teams, indem ihr die erbeuteten Goldstücke verteilt, aber behaltet ein wenig zurück, um ein paar Ausrüstungsgegenstände zu kaufen.

Mann gegen Mann-Kämpfe gibt es im Spiel ausreichend – was es jedoch nicht gibt, sind Seegefechte. Finde ich irgendwie schade bei einem Piratenspiel. Was es auch nicht gibt, ist eine Sprachausgabe. Viele der zahlreichen Dialoge (bzw. relevanten Ereignisse) werden dafür aber durch aufwendig gezeichnete Comicpanels illustriert, was deutlich besser ist, als wenn nur der Text über den Köpfen aufpoppt oder irgendwo in einem Textfeld erscheint.

Die PC-Fassung ist neben Steam auch auf GOG und im Epic Store erhältlich. Ihr könnt sie mit dem Gamepad steuern, allerdings bin ich beim Spielen am Fernseher nicht so wirklich glücklich geworden, weil das Spiel recht viele Texte darstellt, die aus mehreren Metern Entfernung nicht so ideal zum Lesen waren. Die Grafikanforderungen für den PC werden vom Hersteller recht moderat angegeben (GeForce GTX 960 ? Sind die nicht schon alle verrostet?), aber dank Unreal 5 Engine ist auch mein GeForce RTX 3060 + Ryzen 5 5500 Gespann zumindest recht laut geworden.

Zusammenfassung

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