For Honor: Marching Fire im Test

Ein holpriger Start bedeutet bei den meisten Spielen auch gleichzeitig eine sehr kurze Lebensdauer, besonders dann, wenn der Fokus auf dem Multiplayer-Modus liegt. Ausnahmen bestätigen aber die Regel und Totgesagte leben länger – gleich zwei Weisheiten die auf Ubisofts Online-Hack-and-Slay-Spiel For Honor zutreffen. Mit dem neuen Update Marching Fire gibt es außerdem noch ein kräftiges Lebenszeichen von sich.

Als Publisher Ubisoft auf der E3 2015 das Spiel For Honor erstmals einem größeren Publikum vorgestellt hat, war die Begeisterung bei Fans und Fachpresse groß. Da duellierten sich Ritter mit Wikingern und Samurais, in optisch beeindruckenden Kämpfen – das kann nur genial werden! Als das fertige Spiel dann zwei Jahre erschien, wurde es den sehr hohen Erwartungen aber leider nicht ganz gerecht. Das eingängige, aber gleichzeitig auch komplexe Kampfsystem konnte zwar überzeugen, aber der Fokus auf den Mehrspielermodus und die sehr knappe Einzelspielerkampagne gefielen nicht jedem. Auch in unserem Test  wurde die „kurze Story“ sowie der fehlende Feinschliff bekrittelt und wir haben dem Spiel keine allzu große Zukunft prophezeit. Nun sieben Seasons später ist es amtlich: Wir sind mit unserer Prognose komplett falsch gelegen, denn aufgrund von kontinuierlichen Verbesserungen und dem ständigen Nachschub an neuem Content, konnte For Honor erst vor kurzem die 15 Millionen Spieler-Marke überschreiten und mit Marching Fire  wurde nun auch das größte Update seit dem Release des Spiels veröffentlicht.

Dieses beinhaltet vier neue Helden, sowie zwei zusätzliche Spielvarianten. In „Sturm“ könnt ihr epische PVP-Belagerungsschlachten austragen, wohingegen der Arcade-Modus nahezu grenzenlose PvE-Inhalte bereithält. Komplettiert wird das Update durch grafische Verbesserungen, weitere Ausrüstungsgegenstände für die Charaktere sowie weitere, kleinere Spielverbesserungen.

Die Chinesen kommen!

Wie in jeder größeren Erweiterung fehlen auch die obligatorischen, neuen Charaktere nicht. In Marching Fire sind das die vier Helden der Wu Lin Dynastie, eine Fraktion von Kriegern, die aus dem alten China jenseits der Großen Mauer stammen. Von diesem Quartett werden auch gleich alle möglichen Klassen abgedeckt. Die Tiand sind Allrounder, kämpfen mit dem Dao-Säbel und als Vanguard vor allem für Anfänger geeignet. Die Jiang Jun sind die Generäle der antiken chinesischen Armeen, mit einer Stangenwaffe, dem Guandao, bewaffnet und gut gepanzert. Sie verfügen über eine starke Defensive, sind in ihren Bewegungen etwas langsamer und gehören somit der Klasse Heavy an. Ganz im Gegensatz dazu stehen die Nuxia. Die gut ausgebildeten Leibwächterinnen und Meuchelmörderinnen vom Typ Assassin agieren flink und agil, sind dafür aber nicht sehr robust. Der Shaolin ist ein Vertreter der Hybrid-Klasse, verhaut seine Gegner mit einem Stab und beherrscht die Kunst der Qi-Kampfhaltung. Leider verfügen die neuen chinesischen Krieger über keine eigene Story-Kampagne, dafür spielen sie sich allesamt sehr flott und erlauben dazu auch noch sehr komplexe Angriffs-Kombos.

Das Highlight von Marching Fire ist aber definitiv der neue PVP-Modus „Sturm“. Hier stehen sich zwei Teams zu jeweils vier Spieler gegenüber, wobei eines davon mit der Verteidigung einer Burg beauftragt wird, während das andere versucht diese zu stürmen. Ein Match gilt als gewonnen, wenn entweder der Burgherr das Zeitliche segnet oder der für die Belagerung essentielle Rammbock vernichtet wird. Dazu verfügen die Angreifer noch über eine begrenzte Anzahl an so genannten Respawn-Tickets. Sind diese aufgebraucht, hat das verteidigende Team ebenfalls gewonnen. Natürlich wäre strategisches Vorgehen hier von Vorteil, aber während meiner Testpartien war das Spielgeschehen meistens von chaotischem Gemetzel geprägt. Trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen, hat mir Sturm sehr viel Spaß gemacht!

Mit dem Arcade-Modus gibt es aber auch etwas Neues für Solisten. Dieser wird als „endloser PVE-Modus“ angepriesen, entpuppt sich aber als eine Duell-Variante mit diversen Anleihen aus Beat’em Up Spielen. Ihr absolviert dabei eine „Quest-Reihe“ in Form von fünf Kämpfen, wobei man dabei stets verschiedenen Kontrahenten gegenübersteht. Damit kein Geplänkel gleich ist, dafür sorgen zufallsbasierte Modifikationen und unterschiedliche Ziele. So richtig begeistern konnte mich dieser Modus zwar nicht, aber zu Übungszwecken und vor allem um seine Helden zu verbessern, ist er ideal, denn alle Belohnungen, die hier gesammelt werden, kann man auch in den Mehrspielermodus mitnehmen. Außerdem: Der Arcade-Modus kann auch gemeinsam mit einem Freund bestritten werden, was natürlich gleich im einiges mehr motiviert.

(Fast) Alles umsonst

Neben den spielerischen Neuerungen bringt Marching Fire auch jede Menge kleinerer Änderungen mit sich. So sorgen detailreichere Texturen, das verbesserte Beleuchtungssystem sowie eine neue Technologie für Himmel und Wolken für signifikante grafische Verbesserungen. Auch das Benutzerinterface wurde entschlackt und so ist es nun etwas weniger umständlich, in Matches zu kommen. Beides durchwegs nützliche und optisch ansprechende Aufwertungen. Dem entgegen steht aber das überarbeitete Perk-System, welches zwar Neueinsteigern zugute kommt, aber bei eingefleischten Fans sehr umstritten ist. Die Ausrüstung gewährt jetzt keine direkten Vor- und Nachteile mehr, sondern es gibt nur mehr ein festgelegtes Set an Perks, mit einer Kombination von insgesamt sieben Vergünstigungen aus den Bereichen Offensive, Defensive und Assist. Zwar ist ein Aufleveln des Equipments möglich, aber bislang mühsam gesammelte Rüstungsteile werden damit nahezu wertlos. Hier wird es sich in den kommenden Wochen noch zeigen, ob sich auch altgediente Spieler damit anfreunden können oder ob noch Nachjustierungen notwendig sind.

Um in den Genuss des neuen Contents zu kommen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Neueinsteiger können etwa die „Marching Fire Edition“ von For Honor kaufen, denn darin ist das Basisspiel, als auch die Erweiterung enthalten. Wer das aber schon hat, für den ist die etwas günstigere „Marching Fire Expansion“ die bessere Wahl. Beide Versionen schalten danach alle Inhalte ohne Einschränkung frei. Wer kein Geld ausgeben will, der bekommt aber zumindest einen Teil davon als Gratis-Update spendiert. Ausnahmen sind dabei der Arcade-Modus sowie die vier neuen Wu-Lin-Helden. Letztere können aber in der Zwischenzeit auch freigeschalten werden, vorausgesetzt ihr sammelt genug Stahl dafür. Genau genommen ist die kostenpflichtige Erweiterung somit nur etwas für Solo-Spieler und selbst die exklusive Arcade-Spielvariante kann im Koop-Modus gemeinsam gezockt werden – sofern zumindest einer der Spieler Marching Fire gekauft hat.

FAZIT

Auch ich gehörte zu der Fraktion an Spielern, die nach der Ankündigung von For Honor sofort auf den Hype-Zug aufgesprungen sind, aber durch solche „Features“ wie Mikro-Transaktionen, Always-On und Gaming as a Service abgeschreckt wurden. Knapp zwei Jahre später, also quasi als Quereinsteiger, bin ich begeistert: Das Hack-and-Slay Spielprinzip bietet ein überraschend komplexes Kampfsystem, tolle und vor allem abwechslungsreiche Mehrspielermodi sowie einen vorbildlichen Support seitens Ubisoft – Genre-Fans können also spätestens jetzt mit Marching Fire bedenkenlos zugreifen. Solisten sollten aber vorher besser Probespielen, denn auch das neue Update ändert nichts daran, dass vornehmlich Fans von actionreichen Multiplayer-Gefechten auf ihre Kosten kommen. Somit sind die Anfangsschwierigkeiten von For Honor scheinbar endgültig überwunden und die Ehrenrettung vollständig gelungen, auch wenn das neue Perk-System bei eingefleischten Fans ziemlich umstritten ist und mit Sicherheit noch etwas Feinschliff benötigen wird.

[image src=’https://www.gamers.at/wp-content/uploads/2018/10/exp_packshot-usk_336445.png‘ width=’100′ height=’140′ title=“ align=’left‘]
Was ist For Honor: Marching Fire? Bislang größtes Update für das Online-Hack-and-Slay For Honor mit neuen Helden und zusätzlichen Spielmodi.
Plattformen: PC, PS4, Xbox One
Getestet: PS4
Entwickler / Publisher: Ubisoft Montreal / Ubisoft
Release: 16. Oktober 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

Passende Beiträge

Flint: Treasure of Oblivion im Test

ANTONBLAST im Test

The Spirit of the Samurai im Test