Forza Horizon 2 TEST

Nintendo hat Mario und Zelda, PlayStation hat Nathan Drake und die Helghast und Microsoft im Moment offensichtlich vor allem Forza Motorsport. Während Teil 5 der „großen Serie“ zum Launch die Käufer-Meute mit dem einzig ernst zu nehmenden Ausblick auf „Next Gen Grafik“ in die Geschäfte lockte, mausert sich der „kleine Bruder“ Forza Horizon 2 etwas weniger als ein Jahr später zum nächsten System Seller.

Das Konzept mit dem Playground Games (supported by Turn 10) schon mit dem ersten Forza Horizon viele Fans um sich scharen konnte, war und ist an sich nicht neu. Den Spieler am Steuer exotischer Sportwagen in eine offene Spielwelt zu schicken, kannten wir schon aus so manch anderem Game – Test Drive Unlimited zum Beispiel. Playground Games verstand es aber schon damals, dem ganzen eine coolere Note zu geben. Schlicht dadurch, dass man dem vermeintlichen grenzenlosen Missachten jedweder Straßenverkehrsordnung einen coolen Dreh- und Angelpunkt gibt: Das Horizon Festival. Da verwundert es natürlich wenig, dass an diesem Grundkonzept auch beim zweiten Teil festgehalten wurde. Mehr noch: Das Festival selbst ist noch präsenter, noch größer, noch mannigfaltiger präsentiert – der Fokus auf die moderne „Auto-Kultur“ stärker geworden. So führt das Game den Spieler nun mittels Roadtrips von einer Stadt und somit Festival-Location zur nächsten, hat das fotografieren der Schlitten zum Quasi-Kernfeature gemacht (man bekommt XP-Punkte dafür) und bietet zahlreiche Möglichkeiten für etwas an, das in der realen Welt unter „markenoffene Treffen“ fallen würde. Alles sehr nett – auch wenn ich persönlich hier trotzdem noch viel Platz für Verbesserung sehe. Immerhin ist es leider nicht möglich, sich außerhalb seines Autos frei zu bewegen … und nur so machen Autotreffen, gemeinsame Ausfahrten mit Zwischenstopps und Foto-Sessions wirklich Spaß. Aber gut: Dass ich ein Spiel jetzt schon 1:1 an der Realität messe, ist im Grunde auch nur eine Art Kompliment. 😉

Feuchte Straßen -> feuchte Augen

Und wenn wir schon bei Komplimenten sind. Ein eben solches muss man unbedingt auch der Grafik aussprechen. Gleich ab der ersten Sekunde im Spiel, wenn ihr ans Steuer des brandneuen Lamborghini Huracans gesetzt werdet und die Küste entlangdonnert, wird klar, dass die schon für Forza Motorsport 5 verwendete Engine noch viel mehr Potenzial hatte, als es in FM5 zu sehen war. Während die Automodelle, die Weitsicht und Texturschärfe dem „großen Bruder“ in fast nichts nachstehen, legt Horizon 2 eine zum Niederknien beeindruckende Darstellung von Regen und fließenden Tageszeiten oben drauf, die gerade aus der Cockpitperspektive (yay!) durchaus bei mir für den einen oder anderen „Autogasmus“ gut war. Leider kann der Sound der Autos da aber nicht ganz mithalten. Der ist zwar „OK“, aber auch nicht mehr. Sehr gut gelungen sind dafür die Playlists der diversen Radiosender, die das ganze Spektrum von Elektro, über Rock bis hin zu Klassik abdecken.

Weil Augenschmaus und gute Musik auf Dauer aber natürlich nicht reichen, ist die im Grenzgebiet zwischen Südfrankreich und Norditalien angelegt Spielwelt vollgestopft mit „Stuff to Do“. Dabei sind die klassischen Events deutlich mannigfaltiger als im Vorgänger … und auch zahlreicher. Es gibt insgesamt sechs Locations (also Städte), zwischen denen der Tross des Horizon Festivals via Roadtrips hin und her pendelt. Dort angekommen, wird eine Meisterschaft gefahren, dann zur nächsten Location gefahren und so weiter. Nun sei angemerkt, dass es an jeder Location Meisterschaften für jede Autoklasse gibt … und derer gibt es ganze 28 (in Worten: achtundzwanzig!!!). Es gibt also eine Menge zu tun – vor allem, da es mit den Meisterschaften ja noch lange nicht getan ist, warten doch noch zahlreiche „Side-Quests“ auf euch. Zum Beispiel Special-Events, wie man sie auch schon aus dem Vorgänger kennt, in denen man gegen Flugzeuge oder Züge antreten darf. Oder aber die Horizon „Bucket List“, für die überall in der Welt Autos geparkt wurden, die man jederzeit kapern darf um spezielle Missionen zu bewältigen. Und dann ist da noch die Möglichkeit jederzeit die anderen Drivatars  herauszufordern oder die versteckten Billboards umzufahren um so diverse Boni zu kassieren. Und dann ist da natürlich noch der Online-Modus, in dem dann so richtig die Post abgeht. Virtuelles „Fangen spielen“ wird ebenso geboten wie entspannte/vermeintlich sinnlose, gemeinsame Trips durch die Spielwelt … oder einfach Rennen.

Gute Gene

Damit bei besagten Rennen dann auch wirklich keiner jammern kann, dass das Fahrverhalten Schuld an seiner Niederlage gewesen wäre, haben die Entwickler auch beim Handling nichts anbrennen lassen. Die Fahrzeuge fühlen sich glaubhaft und lebendig an. Dabei ist das Handling natürlich arcadiger geraten als bei FM5, aber damit nicht heillos unrealistisch – einfach etwas besser zum Konzept passend. Immerhin wäre die Realität dem Spielspaß hier oft nur um Weg, nachdem man sich nun nicht an befestigte Straßen halten muss, sondern überall rumpflügen darf, wo man gerade will. Und hier dann mit einem Lambo nach 20 Metern in etwas höherem Gras hängen zu bleiben wäre wohl einfach nicht mal halb so lustig wie mit selbigem querfeldein durch die Weingärten des Piemonts zu pflügen. Und das auch dann noch, wenn man mittels des komplett übertragenen Tuning-Systems aus FM5 das Fahrwerk NOCH tiefer gelegt und böse Splitter sowie Spoiler montiert hat.

Gute Erziehung

Ein wichtiger Punkt noch zum Schluss. Im Gegensatz zu Forza Motorsport 5, das bei jeder Gelegenheit Geld vom Spieler haben will, verzichtet Horizon 2 auf diese Späße zur Gänze! Klar gibt es (bzw. wird es geben) Car-Packs, doch während die verhältnismäßig mickrige Auswahl in FM5 einen fast schon nötigt hier zusätzliches Geld in die Hand zu nehmen, ist das in Horizon 2 absolut nicht notwendig. Die über 200 Autos decken so gut wie jeden Geschmack ab und sollten mehr als genug Futter, selbst für den größten Auto-Narren liefern. Also zumindest ich bin glücklich … und ich bin ein ziemlich großer Auto-Narr. 😉

FAZIT

Forza Horizon 2 macht alles besser als sein Vorgänger – und als Forza Motorsport 5. Es zieht einem nicht ständig Geld aus der Tasche, es bietet einfach von allem „mehr“, von dem man „mehr“ bieten kann und hat den Festival-Aspekt sinnvoll weiterentwickelt. Und noch dazu sieht es einfach unverschämt gut aus.

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 6 | Handling: 10 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

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