Reguläre Leser von Gamers.at wissen: Ich halte mit den Kernaussagen eines Reviews nicht gern lange hinterm Berg. Deswegen mach ich das hier auch nicht. Forza Motorsport 6 ist das, was sich eigentlich jeder schon von Forza Motorsport 5 erwartet hat. Es nimmt schlicht alles, was an Forza Motorsport 5 schon sehr gut war und macht es großartig. Und quasi „nebenbei“ führt mal als zumindest für die Serie neue Features nun endlich all die Dinge ein, die FM5 neben dem „Last-Gen-König“ Gran Turismo 6 irgendwie alt aussehen ließen: also Regen und Nacht-Rennen. Besser spät als nie, würde ich sagen.
Gischt du deppad
Regenrennen kennt man als Benzinschnüffelnder Zocker ja schon. Driveclub beispielsweise präsentierte uns (nach passendem Update) Regenrennen in einer optischen Opulenz, die man so vorher noch nie gesehen hatte … und die eigentlich auch bis heute unübertroffen ist. Denn obwohl das ganze in Forza Motorsport 6 wirklich gut aussieht, ganz kommt es an den PS4-Titel optisch nicht heran. Wohlgemerkt allerdings nur optisch, denn in Sachen Akustik, vor allem aber Fahrverhalten musste sich der Arcade-Bolzer ja schon vor einiger Zeit dem Multiplattformer Project Cars chancenlos geschlagen geben. Der übrigens, wenn ich so drüber nachdenke, die Regenrennen ebenfalls optisch noch besser hinbekommt als das jüngste Werk von Turn 10. Zwar perlen die Tropfen dort nicht so schön physikalisch korrekt über die Scheiben wie bei Forza (oder Driveclub), dafür sieht die Hatz durch Gischt und Regen insgesamt noch einen Tick besser aus. Auch den Titel für das „bestklingende Rennspiel“ behält übrigens Project Cars.
Doch all das hilft dem Titel nichts. Forza stielt ihm trotzdem die Show. Es hat nämlich … Trommelwirbel: 3D-Pfützen. Ja, es klingt lächerlich, doch die simple Tatsache, dass es hier erstmals Lacken auf den Strecken gibt, die tatsächlich MASSIV das Fahrverhalten beeinflussen, ist etwas wirklich Neues – und wirklich Großartiges. Zumindest, wenn man Simulations-Fanatiker ist, wie ich es bin. Dann weiß man nämlich auch irgendwie zu schätzen, dass dieses Feature in einem Wimpernschlag dafür sorgen kann, dass man vollkommen unverschuldet von der Strecke abfliegt und seinen Wagen komplett zerstört. So stark wirken die Pfützen hier auf die Fahrphysik – sie reißen den Wagen radikal in die Richtung in der die Reifen am tiefsten eintauchen. Das kann unglaublich frustrieren – aber ist nun einmal ein Abbild der Realität. Auch, wenn ich ehrlicherweise überzeugt bin, dass die Entwickler es teilweise mit der Anzahl und Größe der Lacken übertrieben haben – aber gut. Immerhin müssen ja ALLE auf der Strecke immer mit den selben Hindernissen kämpfen. Also passt das schon, nehme ich an.
Sprechen wir also noch schnell einmal über die Nachtrennen. Die gibt’s jetzt endlich auch – sie sehen gut aus … das war’s. Ich hab doch gesagt ich würde nur „schnell“ drüber reden. 😉 Also weiter im Text.
Alte Tugenden
Zum Glück hat Forza 6 neben seinen Neuheiten aber auch viele Tugenden behalten – und damit meine ich eher die aus Forza Motorsport 4, als aus Teil 5. Endlich gibt es nun nämlich einen wirklich anständigen Umfang. Gerade bei den Strecken hat sich viel getan. Das Portfolio wurde anständig aufgestockt und auch um ein paar nette Kurse erweitert, die komplett neu sind. Schön ist auch, dass die schon aus Teil 5 bekannten Strecken noch einmal etwas aufgehübscht wurden – vor allem durch „Ambiente-Effekte“. In Laguna Seca weht nun also Sand über die Strecke, während andernorts Feuerwerke gezündet werden oder kleine Feuerchen brennen. Sehr nett. „Nett“ ist auch die Fahrzeugauswahl, der man aber natürlich nach wie vor anmerkt, dass man es mit einem Produkt aus amerikanischer Entwicklung zu tun hat. Muscle-Cars gibt es also en masse, während manche Varianten uns bekannter Autos irgendwie „anders“ aussehen, als wir sie kennen. Weil: mit amerikanischem Geschmack zusammengestellt (Holz innen und solche Späße) oder in amerikanischer Ausführung ins Spiel übertragen. Nachdem aber natürlich auch wieder ausführlich getuned und gemalt werden darf, ist das zumindest was das Exterieur der Wagen angeht leicht zu verkraften … und im Innenraum fällt es ohnehin nur bei Verwendung der Cockpitperspektive auf. Und diese – seid ehrlich – verwendet man doch ohnehin nur zum „eyecandy genießen“ oder „vor Freunden mit der geilen Grafik angeben“. Darüber hinaus sind andere Perspektiven einfach viel praktischer. Doch ich schweife ab.
Natürlich feiert auch das Konzept der Drivatars sein Comeback und sorgt für so menschlich agierende und teils aggressive Kontrahenten, wie in keinem anderen Spiel. Hier machen Positionskämpfe mit der KI eben nach wie vor RICHTIG Spaß. Und reicht einem das nicht mehr, gibt es natürlich immer noch den Multiplayer-Modus für bis zu 24 Spieler. Dieser bietet nun zudem eigene Ligen. Das matchen mit menschlichen Opponenten wird also weiter gefördert. Das ist ein ziemlich feiner Motivationslieferant … der auch recht dringend nötig werden könnte. Die Karriere des Spiels artet nämlich leider doch recht schnell in das ermattende Gefühl aus, einfach ein Rennen nach dem anderen zu fahren – schlicht des Fahrens wegen. Autos sind eigentlich immer zur Genüge vorhanden, eine Liga oder ähnliches gibt es nicht. Es fehlt einfach das echte Ziel, auf das man hinarbeiten kann. Zumindest spendiert uns Turn10 aber diverse Events, die Abwechslung bringen; von Autocross, über Duelle mit Stigs digitalem Cousin, bis hin zu diversen Events, die euch ikonenhafte Momente aus dem Motorsport nacherleben lassen.
FAZIT
Nachdem mir unlängst meine Playstation 3 eingegangen ist, kann ich nicht mit Sicherheit beurteilen, ob Forza 6 nun besser ist als Gran Turismo 6 … ich würde sagen, sie sind gleichauf. Wenn Turn 10 also etwas geschafft hat, dann eine längst überfällige Lücke zu schließen – und das wohlgemerkt technologisch deutlich beeindruckender (oh Wunder). Was aber ebenso feststeht, ist das Forza Motorsport 6 definitiv das beste Rennspiel ist, dass man für die Xbox One kaufen kann – und mit Sicherheit auch eines der besten, die momentan am Markt sind. Rennspielfans MÜSSEN jedenfalls zugreifen.
Gesamtwertung: 9.2
Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 8 | Handling: 10 | Spieldesign: 10 | Motivation: 8