Furi im Test

Nachdem das kleine, aber feine Actiongame des kleinen, französischen Studios The Game Bakers bereits Mitte vergangenen Jahres die Steam- und PSN-Marketplaces aufgemischt hat, erscheint es nun auch auf Nintendos neuer Wunderkiste, dem Switch. Und auch hier bietet Furi ein einzigartiges Spielerlebnis, zumindest dann, wenn man zu einer ganz bestimmten Kategorie Spieler gehört.

Gesprengte Ketten

Unser Protagonist, der nur als „The Stranger“ bekannt ist und angesprochen wird, erwacht in einer futuristischen Gefängniszelle, die gleichzeitig auch als Folterkammer dient. Hier wird er immer und immer wieder von seinem Wächter „The Chain“ gequält, bis ein seltsamer Helfer in einer Hasen-Maske auftaucht. Der nennt sich „The Voice“, löst unsere Fesseln und erklärt uns, dass wir alle 9 Wächter in diesem Hochsicherheitsgefängnis, das im Orbit weit über der Oberfläche eines Planeten treibt, ausschalten müssen, um zu entkommen.

Und so stellen wir uns zuerst unserem persönlichen Wärter The Chain und machen uns dann daran, einen Wächter nach dem anderen ausfindig zu machen und zu besiegen. Zwischen den ausgedehnten Kämpfen mit diesen mächtigen Gegnern erschließt sich uns langsam, wer der Stranger eigentlich ist, warum er weggesperrt war und was der seltsame Hase von ihm will.

Adrenalin

Der erste Kampf in Furi dient zugleich als Tutorial und erster Hinweis darauf, dass einen hier eine nicht zu unterschätzende Herausforderung bevorsteht. Denn trotz seines Einstiegsboss-Status macht es uns The Chain nicht gerade leicht. In einem überraschend gut von der Hand gehenden Mix aus Hack ’n‘ Slash und Bullethell-Shooter müssen wir, über mehrere Kampfphasen hinweg in denen der Gegner seine Taktiken und Angriffe verändert, zuerst auf Distanz seinen Lebensbalken bis auf ein Minimum reduzieren, um ihn dann im Nahkampf den Rest zu geben.

Zu Beginn einer Runde versucht man also, mit seiner per rechtem Stick gesteuerten Energiewaffe, an des Gegners Lebensbalken zu nagen, ohne selbst von dessen unzähligen Projektilen und Energiewellen in verschiedensten Formen getroffen zu werden. Dazu steht uns ein Dash zur Verfügung, mit dem wir uns einige Meter in Laufrichtung teleportieren können. Damit lässt sich, falls präzise getimt, durch viele Angriffe durchtauchen. Sobald man den Boss genügend geschwächt hat, kann man in den Nahkampf übergehen, um ihm per Schwert den Rest zu geben. Verschiedene Combos, sowie ein Konter stehen hier zur Verfügung um die Phase zu beenden.

Fällt die Lebensenergie des Gegners auf null, beginnt die nächste Runde, die er wieder mit voller Energie startet und in der sich unsere ebenfalls auf das Maximum füllt. Die Anzahl der Phasen ist abhängig vom jeweiligen Boss, weniger als drei hat aber keiner. Falls mal der Lebensbalken des Spielers leer werden sollte, verliert er eines seiner drei Leben und muss die Phase von vorne beginnen. Verliert er alle drei, geht es wieder zu Beginn des Kampfes los.

Meditation

Zwischen den nervenaufreibenden und alles andere als einfachen Bosskämpfen darf man sich ein wenig entspannen. Der Weg von einer Kampfarena zur nächsten wird gemächlich durchschritten und vom Spiel genutzt, um uns mehr über die Welt, unseren Protagonisten und die Hintergründe unseres Ausbruchs zu erzählen. Diese Sequenzen sind bewusst langsam angelegt, es gibt sogar die Möglichkeit seinen Charakter selbstständig laufen zu lassen und das ganze wie eine Zwischensequenz zu konsumieren.

Während man sich durch die verschiedensten Gänge und Landschaften bewegt, erfährt man vom Hasenmann so einiges, ohne jedoch die Geschichte auf einem Tablett serviert zu bekommen. Denn der hat seine eigene Agenda und nur mit einer Kombination der von ihm preisgegebenen Informationen, den Dialogen mit den Wächtern und einer genauen Beobachtung seiner Umwelt kann man sich die tieferen Zusammenhänge selbst ausmalen.

Trance

Alles an Furi vermittelt einen gewissen tranceartigen Gemütszustand. Das fängt schon mit den stark an Tron erinnernden, meist neonfarbig und eher detailarm gehaltenen Umgebungen und Figuren an. Dazu kommt ein rein elektronischer Soundtrack, der mal treibend (während der Kämpfe), mal minimalistisch und monoton (während der Wanderungen) fast schon einschläfert. Das ist alles gewollt und fügt sich sehr atmosphärisch ineinander.

Das Ganze sieht aufgrund des recht simplen Darstellungs-Stils auch auf dem Switch sehr gut aus. Einzig ein paar Ruckler im gedockten Modus fallen negativ auf. Die Steuerung ist präzise und sehr durchdacht, funktioniert leider mit den Standard Joycons zwar passabel, aber nicht perfekt. Ein Pro-Controller macht das Erlebnis hier sicher noch um einiges besser.

FAZIT

Mit Furi bekommt man es mit einem überaus fordernden Boss-Rush Game zu tun, das aber sicher nicht für Jedermann gedacht ist. Zum einen dürfte der hohe Schwierigkeitsgrad viele abschrecken, zum anderen hat das Spiel, ganz objektiv gesehen, mit seinen insgesamt zehn Bosskämpfen und ein wenig Geschichte dazwischen, kaum mehr als 4-6 Stunden Inhalt zu bieten. Und doch ist Furi, wenn man der Herausforderung gewachsen ist und sich auf die Story einlässt, eine einmalige, fast schon kathartische Erfahrung. Die Switch Version kann zwar nicht ganz mit den Pendants auf dem PC und PS4 mithalten, wem aber andere Optionen fehlen,  der kann getrost zuschlagen, schlecht ist das Spiel hier absolut nicht.

Was ist Furi? Boss-Rush Game mit einer Kombi aus Bullethell und Hack ’n‘ Slash Elementen.
Plattformen: PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch
Getestet: Nintendo Switch
Entwickler / Publisher: The Game Bakers
Release: 11. Jänner 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 7.6

Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 6

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