Game & Watch: Super Mario Bros. im Test

Der nächste Puzzlestein im Rahmen der Feierlichkeiten zum 35. Jubiläum der Veröffentlichung von Super Mario Bros. ist erhältlich. Der Game & Watch: Super Mario Bros. ist eine limitierte Handheldkonsole im Stil der LCD-Spielkonsolen-Reihe, die Nintendo schon lange vor Game Boy & Co. produzierte.

Drei klassische Titel emuliert der kleine Handheld: Als erstes gibt sich natürlich das Geburtstagskind selbst die Ehre. Super Mario Bros. erschien 1985, vor 35 Jahren erstmals in Japan und prägte wie kein anderer Titel, was wir heute unter einem 2D Jump’n’Run verstehen. Laufen und springen, Fallen & Hindernissen ausweichen und Gegner in den Boden stampfen – das Spielprinzip mag in die Jahre (und inzwischen Jahrzehnte) gekommen sein, kann aber immer noch fesseln.

Das andere Super Mario Bros. 2

Wer A sagt, muss auch B sagen und die Reihe ging natürlich weiter mit Super Mario Bros. 2 – aber welches? Viele mögen es bereits wissen, für alle anderen an dieser Stelle ein bisschen Videospielgeschichte: Es gibt nämlich nicht nur einen Famicom bzw. NES-Titel, der so heißt, Nach dem immensen Erfolg des Vorgängers war klar, dass es einen Nachfolger geben würde. In Japan veröffentliche Nintendo 1986 das grafisch wie gameplaytechnisch sehr ähnliche Super Mario Bros. 2 als direkte Fortsetzung. Genau diese Version finden wir auch auf dem neuen Game & Watch.

Außerhalb Asiens war der Titel allerdings lange Zeit nicht erhältlich und auch nur unter dem Spitznamen The Lost Levels bekannt. Als die amerikanische Niederlassung nämlich mit der Übersetzung und Portierung begann, kam die damalige Geschäftsführung zu der Überzeugung, dass der Schwierigkeitsgrad des Titels zu hoch für den amerikanischen Markt sei. Daher entschied man sich den Titel nicht zu veröffentlichen und ging andere Wege. Yume Kōjō: Doki Doki Panic, ein in Japan durchaus erfolgreiches Jump’n’Run und ebenfalls vom Mario-Team entwickelt, wurde kurzerhand ins Mario-Kostüm gesteckt. Spielfiguren und Gegner wurden ausgetauscht, Ton und Grafik angepasst, die Hintergrundgeschichte umgeschrieben und ein paar Gameplay-Elemente verändert & ergänzt – fertig war Super Mario Bros. 2, wie es die amerikanischen und europäischen Gamer der späten 80er und frühen 90er bis heute kennen.

Die Lost Levels als (neuerliche) Geschichtspflege

Dieses Super Mario Bros. 2 sucht man leider vergeblich auf dem Handheld. Die Entscheidung „nur“ die japanische Version zu inkludieren kann man durchaus zwiespältig sehen. Aus Sicht des japanischen Mutterkonzerns durchaus korrekt und – wenn auch seit SNES-Tagen schon mehrmals in Sammlungen inkludiert – dürfen die Lost Levels natürlich nicht fehlen. Zusätzlich die EU/US Fassung ebenfalls zu inkludieren wäre aber eine nette Anerkennung dieses speziellen Stücks Videospielgeschichte gewesen. Der Titel selbst ist nämlich wirklich gut und gameplaytechnisch und grafisch sogar abwechslungsreicher und innovativer, als der japanische Namensvetter. Beide zusammen hätten die Sammlung einfach komplettiert und abgerundet.

Ein Spiel UND eine Uhr!

Zu guter Letzt und um der Marke Game & Watch gerecht zu werden, muss natürlich auch ein echter Game & Watch-Titel enthalten sein. Was liegt natürlich näher, als den aller ersten zu wählen: Ball erschien 1980 und dreht sich um das Jonglieren von – Überraschung – Bällen. Zwei Kontrolltasten (links und rechts), drei mögliche Armpositionen – das war noch wirklich minimalistisches Gameplay… Für die Neuauflage wurde der Titel minimal angepasst und der ursprüngliche Jongleur – der legendäre Mr. Game & Watch – musste, zumindest was das Gesicht betrifft, Mario weichen. Erwähnt werden soll in diesem Zusammenhang aber natürlich auch der „Watch“-Teil der Hardware. Damals wie heute darf man in Zweifel ziehen, ob irgendwer jemals den Handheld zur Zeitmessung genützt hat. Aber der Modus ist da und ist zumindest liebevoll inszeniert. Mario (und zwischen bestimmten Uhrzeiten Luigi) hüpft und läuft durch einen Level, der aus nur einem einzigen Bildschirm mit dem zentralen Element der aktuellen Uhrzeit besteht. Neue Gegner spawnen, Mario sammelt fleißig Power-ups und immer wieder wird mit liebevollen kleinen Animationen die Uhrzeit vor gestellt. Ein netter Gag, aber auch nicht mehr. Da sich das Gerät außerdem nach kurzer Zeit – ausgenommen es ist via USB-C-Kabel an eine Stromversorgung angehängt – selbst in den Stand-by versetzt, nicht unbedingt ein idealer Ersatz für eine echte Uhr.

Easter Eggs & andere Boni

Die Entwickler haben es sich zum Glück nicht nehmen lassen, an der einen oder anderen Stelle noch ein paar kleine Extras und/oder Easter Eggs einzubauen. Passend zum gefeierten Geburtstag sollen es insgesamt 35 sein und noch ist sich niemand sicher, ob schon alle gefunden wurden.

Wer zum Beispiel den Schwierigkeitsgrad vergangener Tage nicht mehr gewohnt ist, kann durch langes Drücken der A-Taste am Startbildschirm der beiden Super Mario Bros.-Titel das jeweilige Spiel mit einer unbegrenzten Zahl Leben starten. Derselbe lange Tastendruck bei Ball lässt hingegen Luigi statt Mario als Jongleur antreten. Und im Watch-Mode? Tja, dann gibt es ein kleine Gesangs-Einlage … Apropos Watch-Modus: Auch hier wurden zahlreiche Bonus-Animationen und -Ereignisse versteckt, die teilweise nur zu bestimmten Uhr- und Tageszeiten zu sehen sind.

Ohne dem Charme des Originals zu schaden, wurden zudem kleinere Komfortfunktionen ergänzt. Wer mehr Herausforderung sucht darf sich – nach einmaligem Durchspielen und ganz wie im Original – am „Hard“-Schwierigkeitsgrad bei Super Mario Bros. versuchen. In Ermangelung einer Speichermöglichkeit ging dieser Modus beim Ausschalten der Konsole früher verloren, jetzt bleibt er erhalten und auch eine direkte Level-Auswahl gibt es am Startbildschirm.

Hardware & Preis

Preislich wird der kleine Handheld wie ein Vollpreistitel gehandelt. Das mag auf den ersten Blick viel erscheinen, vor allem weil ja „nur“ drei Titel enthalten sind. Als Standalone-Gerät muss er aber auch viel mehr mitbringen als Nintendos bisherige Mini-Konsolen. Der Akku, aufladbar via mitgeliefertem USB-C Kabel, betreibt die Hardware bis zu acht Stunden. Die Tasten und das analoge Steuerkreuz haben einen guten Druckpunkt und der Ton des verbauten Mini-Lautsprechers ist in Ordnung, nicht mehr und nicht weniger. Wobei man allerdings darauf achten muss, dass man das Gehäuse mit den Händen nicht zu fest umschließt, da es akustisch sonst dumpf und leise wird. Kleines Highlight ist der eingebaute Bildschirm. Der bietet auf ca. 2,4 Zoll ein helles und kräftiges Bild, das sowohl in Farbe als auch im Pseudo-Monochrommodus des Game & Watch-Titels überzeugt.

FAZIT

Die Titel sind natürlich absolute Klassiker und auch von der Qualität der Hardware, besonders des Bildschirms, darf man sehr angetan sein. Auch die vielen kleinen Easter Eggs die eingebaut wurden, versprühen Charme ohne Ende. Trotzdem sollte die Titelauswahl umfangreicher sein, selbst wenn man sie gesondert erwerben müsste. So ist der Game & Watch: Super Mario Bros. vor allem ein schickes, aber leider auch etwas teures Ausstellungsobjekt für Retro-Sammler.

Was ist Game & Watch: Super Mario Bros.? Eine Hardware-Hommage an mehrere Teile der Videospielgeschichte.
Plattform: Game & Watch | Standalone Handheld
Entwickler / Publisher: Nintendo
Release: 13. November 2020
Link: Offizielle Webseite

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