Gestalt: Steam & Cinder im Test

Mit Gestalt: Steam & Cinder bringt der US-amerikanische Entwickler Metamorphosis Games sein erstes Spiel auf den Markt. Gegründet von ein paar sich fadisierenden Unternehmensjuristen (kann ich ja absolut nicht nachvollziehen…) war es das Ziel, einen episches, narratives Jump and Run voller Action und mit Rollenspielelementen zu produzieren. Mal sehen, was die da im fernen Los Angeles so erstellt haben.

Gute Metroidvanias kann es nie genug geben, auch wenn es inzwischen definitiv kein Nischengenre mehr ist. Gestalt: Steam & Cinder will genau das bieten, was das Genre so populär gemacht hat. Wir können beispielsweise springen, dashen, einen Doppelsprung machen, zwischen zwei Wänden hin- und her in die Höhe springen, mit unserem Schwert zuschlagen, mit unserer Pistole schießen, uns abrollen und schnell nach hinten ausweichen. Manche dieser Fähigkeiten – und ein paar weitere – müssen aber erst einmal freigeschalten werden. Vor allem Endgegner sind immer eine gute Quelle für nützliche neue Belohnungen. Backtracking ist notwendig, allerdings nicht massiv und vor allem dann, wenn ihr euch wieder einmal trotz Automap verlaufen habt, oder wenn ihr auf der Suche nach versteckten Räumen seid.

Exploring Canaan

In Gestalt: Steam & Cinder übernehmen wir die Rolle von Aletheia, einer als Söldner arbeitenden jungen Frau, die sich in der Steampunk-Stadt Canaan auf die Suche nach Simon, einem vermissten jungen Mann, in die Tiefen der Stadt begibt. Nachdem sie ihn recht bald auch gefunden hat, bringt sie ihn aber nicht wieder zur sicheren Oberfläche zurück, sondern lässt sich von ihm überreden, zusammen mit ihm weiter in die Tiefen der unterirdischen Labyrinthe unter der Stadt hinabzusteigen, um ein angeblich unendlich mächtiges Relikt zu finden.

Der Weg nach unten ist natürlich nicht so einfach. Überall laufen Roboter herum, und die meisten davon funktionieren offensichtlich nicht mehr bestimmungsgemäß und attackieren uns bei Sichtkontakt sofort. Auch die Umgebung ist nicht unbedingt einladend – verschlossene Türen, sich bewegende Plattformen, versperrte Zugänge. Wir kämpfen uns also in bewährter Metroidvania-Manier voran – Gegner töten, Türen öffnen, Leitern herunterlassen um Shortcuts einzurichten… wobei wir nicht linear weiterkommen, sondern immer wieder bereits erkundete Bereiche besuchen müssen, um Quests zu erledigen, Ausrüstung zu kaufen oder auch nur an einem der Speicherpunkte den Spielstand zu sichern. Beim Speichern werden wir auch jedes Mal vollständig geheilt. Gegner erscheinen neu, sobald wir ihren Bereich verlassen haben, wodurch wir sie aber noch einmal töten und dafür ein wenig Schrott (=Geld) kassieren können. Wir treffen immer wieder auf uns durchaus freundlich gesonnene Menschen oder auch Roboter, die es aus diversen Gründen auch in die unterirdischen Tunneln verschlagen hat. Viele davon helfen uns oder schicken uns auf kleine Quests, wobei das Spiel unsere Quests automatisch auf einer eigenen Seite dokumentiert.

Einmalig konsumierbare Gegenstände wie Heiltränke, Bier oder Kaffee verbessern kurzfristig unsere Kräfte oder heilen beispielsweise Vergiftungen. Unsere Energie-Pistole kann anfangs nur einen einzigen Schuss abfeuern, aber wenn wir Feinde im Nahkampf verletzen, regeneriert sich die Energie wieder. Natürlich finden wir auch bald Möglichkeiten, ein wenig mehr Energie für unsere Pistole zu speichern. Im Charakterbildschirm sehen wir unsere Werte wie Hitpoints, Energie und Widerstandskraft, dazu unser Level, die Chance kritische Treffer zu landen und ein wenig mehr. Mit einem ausgewachsenen Rollenspiel kann das aber nicht mithalten. Deutlich komplexer ist da schon der Fertigkeitenbaum, bei dem wir nach Levelaufstiegen erhaltene Punkte in nützliche Fähigkeiten investieren können. Hier stehen dutzende Upgrades zur Auswahl – die entsprechenden Punkte zum Erwerb vorausgesetzt, außerdem müssen im Spielverlauf Knotenpunkte im Fertigkeitsbaum freigeschalten werden, um auf neue Bereiche zugreifen zu können. Ihr könnt also nicht im ersten Level ewig Erfahrung sammeln und irgendwann alle Fähigkeiten freischalten… Natürlich können wir auch Gegenstände finden, um Aletheia zu verbessern, wobei Anfangs nur ein einziger Platz für Zusatzausrüstungen freigeschalten ist.

Miese Automap

Gestalt: Steam & Cinder zeichnet automatisch eine Karte mit. Allerdings ist die Karte schwach. Ihr könnt sie zoomen und bewegen, ihr könnt sogar selbst unterschiedliche Icons hinzufügen, aber die Karte ist trotzdem schlecht. Sie zeichnet nämlich nur riesige Räume und deren Ausgänge mit, und damit kann man sich nicht ordentlich orientieren. Stellt euch als Karte eines Ameisenbaues nur ein großes Rechteck vor… was genau sich in dem Rechteck befindet und welche Wege ihr gehen könnt, steht nicht auf der Karte. Die Automap ist besser als gar nichts, aber nicht gerade extrem hilfreich.

X-Box Controller und DS 4 PlayStation Controller funktionieren einwandfrei. Mit einem Ultrawide-Monitor (21:9) ist es problemlos spielbar, allerdings mit schwarzen Balken an den beiden Seiten. Zum Spielen reicht bereits eine Nvidia GTX 260 oder Radeon HD 4850. So geringe Hardwareanforderungen habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen, aber ohne 3D Grafik werden die modernen Grafikkarten im Regelfall einfach nicht wirklich benötigt – und Gestalt: Steam & Cinder kommt komplett ohne 3D Grafik aus. Cloud Speicherstände werden automatisch angelegt. Kaufen könnt ihr Gestalt: Steam & Cinder übrigens auf Steam, wie so gut wie jedes neue PC-Spiel derzeit. Im Gegensatz zu einem großen Teil der anderen Neuerscheinungen ist es allerdings ein durchaus brauchbares und spaßiges Spiel, und nicht der übliche Schrott, der die Plattform inzwischen überflutet.

Zusammenfassung

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