Ghost of Tsushima DIRECTOR’S CUT im Test

Endlich ist es so weit, und PC Spieler müssen nicht mehr neidvoll auf ihre PlayStation Kollegen blicken, die gerade das fantastische Ghost of Tsushima spielen. Nach fast vier Jahren ist das bisher PlayStation exklusive Actiongame nun endlich auch für den PC erschienen. Macht der Kampf gegen die Mongolen immer noch so viel Spaß wie auf der PlayStation?

Sucker Punch hat mit Ghost of Tsushima ein episches Spektakel entwickelt, das zu Recht als eines der besten Spiele der PlayStation gefeiert wird. Nixxes Software war – wie bereits bei Horizon Forbidden West – mit der Portierung auf den PC beauftragt. Ich bin schon extrem gespannt, ob sie wiederum tolle Arbeit geleistet haben, oder ob das Spiel noch ein paar gröbere Kinderkrankheiten zum Release hat.

Zu Beginn begrüßt uns ein (deaktivierbarer) Launcher, über den ihr das Spiel starten könnt oder gleich in das umfangreiche Grafikmenü einsteigen könnt, um Ghost of Tsushima DIRECTOR’S CUT an euren Rechner anzupassen. Kurz danach kommt die Aufforderung, mich bei meinem PlayStation Account einzuloggen, um PlayStation Trophäen sammeln zu können. Was soll denn bitte das, ich spiele am PC und vermutlich haben unzählige PC Spieler gar keinen PlayStation Account… wozu denn auch? Es gab doch gerade erst eine große Kontroverse mit dem Spiel Helldivers II, bei dem nachträglich die Verpflichtung zur Verknüpfung mit einem PlayStation Account eingeführt wurde, worauf es tausende negative Bewertungen auf Steam hagelte. Abgesehen davon, dass es in vielen Ländern der Welt keinen PlayStation Store gibt, finde ich so eine verpflichtende Account-Verknüpfung bei einem ohnehin bereits an einen Account (in diesem Fall Steam oder Epic) gebundenes Spiel absolut unnötig und bestenfalls auf freiwilliger Basis akzeptabel. Bei Ghost of Tsushima DIRECTOR’S CUT ist die Verknüpfung zumindest nur optional, allerdings nicht nur für die PlayStation Trophäen sondern auch für den ganzen Koop-Multiplayer Modus! Dafür ist aber wenigstens Crossplay zwischen PlayStation und PC möglich. Nach der Verknüpfung mit dem PlayStation Account kommt die Erstellung der Shader, was aber auf meinem Rechner nur ein paar Sekunden gedauert hat. Nach der Wahl von einem der vier Schwierigkeitsgrade, der Sprache der Sprachausgabe (englisch/japanisch) oder eines optionalen schwarz/weiß Modus (wie bei den legendären Filmen von Akira Kurosawa) beginnt dann endlich das Spiel.

Mongol Invasion

Die Situation ist dramatisch. Basierend auf den tatsächlichen historischen Ereignissen des Jahres 1274, als die Mongolen auf der Insel Tsushima gelandet sind, sind 80 Samurai alles, was sich den tausenden mongolischen Invasoren entgegenstellt. Die Insel ist das Einfallstor auf die japanischen Hauptinseln. Wir spielen Jin Sakai, einen stolzen Samurai und Neffe von Lord Shimura, der die Insel beschützen soll. Nachdem unser bester Krieger vom Anführer der Mongolen heimtückisch verbrannt wurde, greifen wir mit unseren paar Mann frontal an. Vielleicht nicht die intelligenteste Taktik, sogar die Griechen bei der Schlacht um den Thermopylen-Pass haben sich klüger verhalten. Aber das waren ja auch keine Samurai. Zuerst schnetzeln wir uns auf dem Rücken unseres Pferdes durch die Reihen der Mongolen, nachdem uns das Pferd unter dem Hintern weggeschossen wird, geht es zu Fuß weiter. Zum Glück sind die meisten Mongolen auch ohne Pferd unterwegs. Zusammen mit unseren überlebenden Samurais kämpfen wir uns durch die mongolischen Horden, die wir mit unserem scharfen Schwert ins Jenseits befördern. Zuschlagen, blocken, nicht die eigenen Leute angreifen, was in der nur durch diverse Feuer erhellten Nacht oft recht schnell passiert.

Handelt es sich bei Ghost of Tsushima um ein klassisches Musou-Spiel (fernöstliche Schnetzelorgie wie in Samurai Warriors), bei dem wir alleine dutzende Feinde pro Sekunde niedermetzeln? Nein, jeder einzelne Gegner kämpft realistisch, wenngleich die normalen Feinde uns natürlich deutlich unterlegen sind. Hat unser todesmutiger Frontalangriff gegen die mongolische Armee Erfolg? Nein, nachdem unsere Mitkämpfer fast alle gefallen sind, kommen wir zwar in die Nähe des Enkels von Genghis Khan, Khotun Khan, gehen aber schließlich von mehreren Pfeilen getroffen zu Boden. Unser Onkel wird gefangen genommen, während wir in unserem Blut im Dreck liegen. Ist das schon das Ende? Nein, natürlich auch nicht, das war erst der Anfang. Wir werden gerettet, und beginnen unseren langwierigen Kampf gegen die brutalen Besatzer. Irgendwer muss Tsushima ja schließlich von dem Gesindel befreien.

Tod den Mongolen!

Seit der verlorenen Schlacht sind einige Tage vergangen. Mit den selbstmörderischen Frontalangriffen ist es nun vorbei. Ghost of Tsushima spielt sich mehr wie ein typisches Action-Adventure. Wir sind immer noch nicht ganz geheilt, unsere Rüstung und Waffen sind verschwunden. Tsushima ist zu einem großen Teil von den Mongolen besetzt. Wir schleichen durch die Gegend, kämpfen nur dann, wenn wir auch eine realistische Chance auf einen Erfolg haben. Gegner werden von hinten eliminiert, oder im Schwertkampf getötet, zumindest, sobald wir unser Katana wieder gefunden haben. Manchmal ist es klüger, unter Hütten zu kriechen, durch das Gebüsch zu schleichen oder über Dächer zu klettern, als gegen eine Übermacht an Gegnern sein Leben wegzuwerfen. An unserer Seite ist Yuna, die uns gesund gepflegt hat, und die ebenfalls gegen die Besatzer kämpft, vor allem um ihren Bruder zu befreien. Schon bald reiten wir auf unserem Samurai Pferd mit dem Wind im Rücken durch das Land, erforschen die Karte, scharren Alliierte um uns, lernen neue Kampftechniken, sammeln Ressourcen und neue Ausrüstungsgegenstände, finden hübsche Klamotten und machen den Mongolen das Leben schwer, während wir der spannenden Story (und den abwechslungsreichen Nebenmissionen) folgen und unsere Insel befreien.

Die Hauptmechanik des Spieles ist der Schwertkampf. Leichte Angriffe, schwere Angriffe, Kombos. Gegnerischen Angriffen auszuweichen oder sie zu blocken gehört natürlich ebenso dazu wie sich zu heilen oder andere Fähigkeiten zu verwenden. Dafür benötigen wir aber Stamina. Stamina (Resolve) erhalten wir, indem wir Feinde töten oder zumindest deren Angriffe blocken. Heilen kann vergleichsweise oft angewandt werden, allerdings nehmt ihr im Kampf auch rasch Schaden. Mit ein wenig Konzentration ist es nicht schwer, die einfachen Gegner zu besiegen, allerdings geht eure Lebensenergie auch bereits zu Ende, wenn ihr nur zwei bis dreimal von den niedrigsten gegnerischen Fußsoldaten getroffen werdet. Reines Button-Mashing bringt euch im Kampf nicht weit – gezielt zuschlagen und gegnerische Angriffe abwehren ist unerlässlich. Im Regelfall kämpft ihr gegen mehr als einen Gegner, und die Kämpfe spielen sich flotter als bei einem typischen Souls-like, aber trotzdem anspruchsvoller als bei einem reinen Hack n‘ Slay Spiel.

Technik

In Ghost of Tsushima zu sterben ist nicht das Ende. Ihr werdet im Regelfall zum Beginn des gerade verlorenen Kampfes zurück gesetzt und könnt noch einmal versuchen, eure Gegner zu besiegen. Darüber hinausgehende Strafen für verlorene Kämpfe gibt es nicht. Ghost of Tsushima DIRECTOR’S CUT enthält auch den Iki Island DLC, bei dem ihr eine weitere kleinere Insel von mongolischen Angreifern befreien müsst. Die Insel Iki unterscheidet sich deutlich von der Insel Tsushima, da sie hauptsächlich von Banditen und Räubern bevölkert ist. Der Anführer der Mongolen auf Iki ist ein Schamane, spielen könnt ihr den DLC aber erst, wenn ihr im Hauptspiel den zweiten Akt erreicht habt.

Beim erstmaligen Start bin ich gleich aufgefordert worden, meinen Grafikkartentreiber auf die erst vor ein paar Tagen veröffentlichten Nvidia Treiber (552.44) zu aktualisieren, weil das Spiel mit der nur wenige Tage älteren Version 552.22  Probleme hat. Kein Problem für Spieler, die es gewohnt sind, mit Geforce Experience immer die neuesten Game Ready Treiber zu verwenden – aber viele Spieler am PC kümmern sich nicht darum, hier immer am neuesten Stand zu sein und aktualisieren ihre Treiber nur, wenn es absolut notwendig ist. Rein technisch gibt es bei Ghost of Tsushima absolut nichts auszusetzen. NVIDIA DLSS 3, Intel XeSS und AMD FSR 3 sind verfügbar. Ghost of Tsushima läuft auf einer breiten Palette von Hardware, es gibt Grafikvoreinstellungen von sehr niedrig (z.B. für eine Nvidia GTX 960) bis sehr hoch. Damit könnt ihr eure High-End Systeme ausreizen, während es auch auf weniger leistungsstarken PCs gut (aber eben ein wenig grafisch reduziert) funktioniert. Im Kern gilt all das, was ich über die technische Umsetzung der PC-Portierung von Horizon Forbidden West gesagt habe, auch hier. Nixxes Software hat wieder eine tolle Portierung abgeliefert. Kaufen könnt ihr die PC Version auf Steam oder auch im Epic Store.

Zusammenfassung

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