Die Publisher und Entwickler des schwedischen Coffee Stain Studios zeigten uns 2014 mit „Goat Simulator“, dass sich nicht immer alles um Highscores, Story oder Grafik drehen muss. Manchmal reicht es auch einfach einen Spielplatz mit genug Freiheiten zu haben. Trotz oder gerade wegen der verrückten Ideen fand das Game viele Fans. Jetzt gibt uns das schwedische Team Nachschub, und zwar im offiziellen Nachfolger „Goat Simulator 3“. Dass es gar keinen zweiten Teil gab, spielt dabei keine Rolle. Lasst uns jetzt aber mal klären ob der Nachfolger genauso viel Spaß macht oder ob sich die Idee bereits im ersten Teil die Hörner abgestoßen hat.
Als ich meine Augen öffne, frage ich mich wo ich hier gelandet bin. Selbst meine Hörner schmerzen.
Moment mal…meine HÖRNER!?!
Ich will nach ihnen greifen aber was zum Teufel ist das? Hufe? Wo sind meine Hände?
Ok ok erst mal tief durchatmen. Beim Ausatmen rutscht mir ein leises aber eindeutiges „Määäh“ heraus. Damit ist alles klar. Ich bin eine Ziege. Erklärt vielleicht auch wieso auf der Kutsche, auf der ich aufgewacht bin nur Ziegen sind. Muss ich nicht verstehen. Genauso wenig wie das Gequatsche von dem Kutscher. Irgendwas von „einzigartig“ und „Skyrim“ oder so. Egal. Jetzt wo ich angekommen bin seh ich mich erst mal um.
Ziegen, Schweine und andere Tiere aber auch Menschen gibts hier wirklich viele. Der Kutscher meinte „der Turm“ sei mein neues Zuhause. Na dann erst mal dort hin. Im Inneren des Turms find ich eine riesige Tür die voll mit Ketten und Siegeln ist. Da komm ich wohl noch nicht rein. Vermutlich finde ich auf dieser „Insel“ hier alles nötige um dieses Tor zu öffnen. Na dann! Los gehts!
Eine Map im Menü zeigt mir alle möglichen Aufgaben, die ich hier erledigen kann. Reihenfolge muss ich hierbei anscheinend keine einhalten. Ich lauf also los, was ehrlich gesagt echt mühsam ist. Auch mein Doppel – bzw. Dreifachsprung klappt nicht jedes mal. Wände hochlaufen kann ich zwar aber irgendwie stoße ich mich dabei immer versehentlich ab und lande wieder ganz unten am Fuß des Berges. Wenn ich es allerdings schaffe, finde ich immer irgendwelches Zeugs. Kleidung, die entweder nur optisch was hermacht oder aber auch coole Funktionen hat. Zum Beispiel kann ich mit dem einen Hut Graffitis sprayen. Mit einem anderen dafür megaschwere Dinge wie Autos oder Ähnliches auf meinem Kopf tragen. So kann ich sie überall mit hinnehmen. Damit lässt sich echt viel anstellen. Jetzt erst mal zurück zu meinen Aufgaben.
Was genau ich bei den einzelnen Aufgaben machen muss erklärt mir oft keiner. Die Titel der Missionen sagen mir nur sehr wenig. „How it’s made“ ist zum Beispiel einer dieser kryptischen Titel. Beim Missionspunkt angekommen merke ich aber schnell, dass es wirklich nicht schwer ist diese „Rätsel“ zu lösen. Mit meiner Klebezunge schnapp ich mir die notwendigen Gegenstände und baue alles zusammen um die Maschinen zum Laufen zu bringen. Tadaaaa! Mission erledigt, Belohnung in Form von Geld erhalten und nebenbei drei tanzende Riesenbananen erschaffen. Na ja.. Nicht mehr mein Problem. Weiter gehts. Schließlich will ich immer noch dieses Tor im Turm öffnen. Bei dieser Mission habe ich leider nichts gefunden, um eines der Siegel zu brechen. Vielleicht ja bei der nächsten.
Während ich über die recht große Insel laufe, entdecke ich soooo viele interessante Dinge. Einen monströsen Maiskolben. Den schmeiß ich mal ins Feuer. Oh yessss! Popcorn! Dürfte den Menschen hier nicht gefallen. Auf einmal laufen sie auf mich zu und treten mich. Das passiert übrigens immer wieder mal. Ach und Gott höchstpersönlich bestraft mich auch immer wieder mit Blitzen. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja die Umgebung. Also vom Bauernhof über einen japanischen Onsen bis hin zu einer separaten Insel die aussieht wie San Francisco gibts hier wirklich alles. Ja sogar Bilbo Beutlins Haus hab ich gesehen. Während ich hier also so rumlaufe und allerhand Blödsinn anstelle, merke ich, dass ich dabei rein zufällig immer wieder Aufgaben von meiner Liste abarbeite. Ein brennendes Auto mit meiner Zunge auf ein Gebäude zu schleudern gilt als angeschlossene Mission! Menschen in eine Wahlkabine zu stopfen und Zack ich bin Präsident! War wohl auch eine Aufgabe.
Wenn, ihr das alles einfach nur noch schräg findet und euch fragt, ob das der verrückteste Traum aller Zeiten ist versteh ich euch wirklich. Ihr könnt aber einfach ein bisschen auf „Inception“ machen und bei meinem total durchgeknallten Abenteuer mitmachen. Multiplayer sei Dank! Würde mich echt freuen, denn ich habe bei meiner Suche leider niemanden gefunden der mich begleitet. Vermutlich war ich einfach zu früh dran. Muss wohl so ne Art Testabenteuer gewesen sein.
Wie dem auch sei. Ich werde mal weiterziehen. Hab da noch einen Auftritt im neuen „Thor“ – Film. Verrückte Ziege und so. Vielleicht trifft man sich ja mal beim Grasen oder ich nehm euch per Anhalter mit meinem Auto mit. Hier ist einfach alles möglich.
Zusammenfassung
Grafik
Grafisch erwartet uns hier natürlich kein High End Titel. Die etwas an Die Sims erinnernde Grafik passt gut zum Gamedesign und tut, was sie tun soll, lustig aussehen.
Sound
Die Sounds von explodierenden Autos oder Menschen die schreiend durch die Luft geschleudert werden, sind gut gemacht. Wenn man bedenkt, dass es hier unzählige Möglichkeiten gibt, hatten die Verantwortlichen beim Thema Sound echt viel zu tun. Jede erdenkliche Aktion wurde mit dem passenden Klang untermalt. Einzig und allein die Musik ist so ein Thema. Da sie sich nur bei einem Gebietswechsel ändert, läuft da manchmal sehr lange die gleiche Musik. Das stellt man den Fernseher schnell mal leiser.
Handling
Die Steuerung wurde leider meiner Meinung nach nicht gut umgesetzt. Vielleicht liegt es an der Umsetzung fürs Gamepad, aber wenn ich nach links laufen möchte und sich meine Spielfigur dabei nicht um die eigene Achse dreht, sondern weiter geradeaus sieht bis ich die Kamera drehe, fühle ich mich ein wenig in die Zeit von PlayStation 1 & Co zurückversetzt. Es erinnert manchmal an die Steuerung eines Panzers. Leider ist die Ungenauigkeit der Steuerung ein zu großes Thema um es einfach zu ignorieren. Da wäre bestimmt mehr drin gewesen.
Spieldesign
Die Entwickler haben hier wirklich einen super Job gemacht. Es gibt unendlich viel zu erleben und man treibt ein und dieselbe Tätigkeit gerne auf die Spitze. Alles, was man sich vorstellen kann ist hier möglich, alles was man sich nicht vorstellen kann aber auch. Stellt euch Saints Row mit Ziegen vor!
Motivation
Langzeitmotivation ist hier ein zweischneidiges Schwert. Wer eine pompöse Story erwartet kann gleich wieder abschalten, die gibt es hier nämlich nicht. Wer aber Bock hat immer wieder neue, verrückte und screenshotwürdige Aktionen bringen will ist hier genau richtig. Frei von allen Gesetzen der Physik könnt ihr hier tun und lassen, was ihr wollt. Immer, wenn man denkt, man hat alles gesehen kommt man auf ne neue Idee und wenn die dann wirklich funktioniert, stellt sich durchaus eine gewisse Euphorie ein.
FAZIT
Wenn man mal über die ungenaue Steuerung hinwegsehen kann und nicht unbedingt eine Story oder einen tieferen Sinn braucht, hat man hier ein recht witziges Sandbox-Game vor sich. Man kann stundenlang rumlaufen und Blödsinn machen, ohne dabei zweimal das Gleiche zu tun. Die schiere Anzahl an Möglichkeiten sind schon erstaunlich. Wer also bei Spielen wie Grand Theft Auto lieber die Grenzen des Games getestet hat, statt die Story zu verfolgen, könnte mit Goat Simulator 3 aber durchaus Spaß haben.