God Eater 3 im Test

Mit God Eater 3 erscheint erstmals ein Ableger der Serie speziell für die PlayStation 4 und Windows PCs. Nach zahlreichen Remakes, Spin-offs und der Ausstrahlung einer Anime-Umsetzung dürfen sich Fans der Serie auf einen vollwertigen Nachfolger freuen. Die Jagd auf die Aragami geht in die nächste Runde!

Das God Eater-Franchise ist hierzulande weniger bekannt als in Fernost, deshalb gibt es von mir erst mal einen Crashkurs zu lebenden Waffen, brennenden Welten und riesigen Monstern: Die Welt liegt in Schutt und Asche. Die Menschheit lebt in wenigen Festungen, verteilt über die ganze Welt. Schuld daran sind die mysteriösen Aragami, brutale Bestien, die nichts als die Auslöschung aller Erdbewohner im Sinn haben. Mit herkömmlicher Bewaffnung sind sie nicht zu besiegen, deshalb wurden die God Arcs entwickelt. So wie auch die Bestien haben diese ihren Ursprung in den Oracle Zellen, von Menschenhand entwickelte Organismen, die alles und jeden konsumieren. Diese lebendigen mächtigen Waffen sind nur mit auserwählten Kriegern kompatibel, den God Eaters.

Kampf gegen die Zeit

Vor einigen Monaten fragte mich ein guter Freund, ob wir zusammen Monster Hunter: World anfangen wollen. Wir waren beide neu und unerfahren mit der bekannten Spiele-Serie, aber interessiert an dem Phänomen, das Millionen Fans begeistert. Die grundlegende Idee des Spiels hatte uns schnell angefixt: Zusammen auf Monsterjagd gehen, Rüstungen bauen, Materialien managen, Fallen bauen usw. Uns wurde aber auch schnell klar, dass Monster Hunter kein Spiel für Zwischendurch ist; es benötigt viel Zeit, zu farme, sich vorzubereiten und im fortgeschrittenen Spielverlauf zudem auch meist mehrere Versuche, bis die riesigen Reptilien das Zeitliche segnen. Würde er mich heute wieder fragen, würde ich ihm sagen, dass wir lieber God Eater 3 ausprobieren sollten. God Eater 3 erinnert an Monster Hunter, ist aber dennoch das perfekte Spiel für eine schnelle Runde nebenbei.

Ein Hauptgrund dafür ist, dass sich Missionen in den meisten Fällen in unter 20 Minuten erledigen lassen. Es ist nicht nötig, Materialien außerhalb der Story-Missionen mühselig sammeln zu gehen, wenn man dies nicht möchte, und die Kämpfe in God Eater 3 zeichnen sich durch wunderbar schnelle Bewegungen, gezielte Sprünge (die euch über die Distanz eines halben Fußballfeldes fliegen lassen) sowie über Funk kommende Kommandos zum Geschehen auf dem Schlachtfeld aus. Die Steuerung wirkt in den ersten Schlachten etwas überladen, da viele Tasten doppelt (z.B. in Kombination mit der R1-Taste) belegt sind. Ich habe mich aber schnell daran gewöhnt, sodass das nicht weiter gestört hat. Dieses Spiel ist für alle jene, die auf actionreiche Monster-Kämpfe stehen und so wie ich und mein Kumpel vorzugsweise nur mal schnell zwischendurch spielen.

Aragami-Töten leicht gemacht

Auch wenn man in God Eater 3 keine Stunden über Stunden investieren muss, um erfolgreich zu sein, sind die Kämpfe gegen die Aragami keineswegs einfach oder anspruchslos. Während der Auseinandersetzungen gilt es, die Bewegungen und Fähigkeiten der Monster genau zu studieren, um nicht immer mal wieder nähere Bekanntschaft mit den Bodentexturen zu machen. Geübte God Eater wägen jederzeit die Möglichkeit zum Angriff und die Gefahr, Schaden zu erleiden, ab und warten auf die passenden Gelegenheiten, um den Aragami einzuheizen. Persönliche Kampfstile und Präferenzen bei der Taktik lassen sich mit den verschiedenen Waffentypen ausleben: Von schweren, langsamen Zweihändern bis hin zu außergewöhnlichen Götterbögen ist für jede Vorliebe etwas dabei.

Die zentrale Eigenschaft der God Arcs ist die Möglichkeit, verschiedene Formen anzunehmen. So lassen sie sich, wie erwähnt, in ihrer normalen Ausführung als Nahkampfwaffe führen, sind Angriffe erfolgreich, lädt sich die Waffe jedoch mit Energie auf und ihr könnt sie anschließend in ihrer Fernkampffunktion nutzen, während die Energie als Munition dient. Als dritte Option steht euch euer God Arc als Schild zu Verfügung, um gezielt Angriffe abzuwehren. Die Predator-Form faszinierte mich selbst nach mehrmaligem Ausführen immer wieder: Durch das Verschlingen des Aragami (im Spiel eher ein aggressives Beißen) entzieht ihr dem Monster dabei seinen Kern. Der God Eater kann dadurch in einen Burst-Modus gelangen, der Geschwindigkeit und Schaden nochmals deutlich erhöht. Durch mehrmaliges Anwenden könnt ihr die Fähigkeit sogar noch weiter stärken. Diese Attacke wird zudem auch zum Looten der besiegten Aragami benützt.

Lebende Waffen und liebenswerte Begleiter

Neben den unterhaltsamen Schlachten hat mich besonders die Hauptgeschichte von God Eater 3 überrascht. Die über viele Stunden spannende Geschichte machte mich immer wieder neugierig auf das nächste Kapitel. Die Erzählung fokussiert sich dabei auf die Abenteuer einer kleinen Gruppe von Adaptiven God Eaters (AGE) – so werden diejenigen unter den God Eater genannt, die ihre God Arcs in die bereits erwähnten Formen transformieren können. Normale God Eater können dies nämlich nicht. Das Schicksal der Welt an sich ist ebenso Thema wie die Dynamik innerhalb des aus der Not geformten Teams, dem ihr angehört. Auch Serienneulinge werden sich nach einigen Stunden gut in der Welt zurechtfinden, da wichtige Themen verständlich erklärt werden oder notfalls in der Datenbank nachgelesen werden können.

Auf euren Abenteuern werdet ihr stets von Begleitern unterstützt, mit denen ihr euch auch beschäftigen solltet. Durch das Beenden von Missionen und Sammeln von Fähigkeitspunkten können diese nützliche neue Eigenschaften erlernen. Zwischen den Missionen dürft ihr, ähnlich wie beispielsweise in Mass Effect, mit euren Begleitern plaudern, um sie etwas näher kennenzulernen. Des Öfteren ist dies auch notwendig, um mit der Geschichte fortzufahren – was aber auch etwas irritierend sein kann, wenn nicht unbedingt klar ist, wo genau zu welchem Zeitpunkt der entsprechende Gesprächspartner steht.

Die meisten Charaktere folgen den klassischen japanischen Stereotypen: Der etwas einfach gestrickte beste Freund, der dafür ein guter Kämpfer ist, oder auch der völlig überzogene Brustumfang der einen oder anderen Dame, lassen sich auch in God Eater 3 finden. Besonders zum Fremdschämen sind manche Kamerafahrten in Zwischensequenzen, die lieber das halbe Gesicht der Dame abschneiden, um auf die kaum bedeckten Brüste zu zoomen. Abgesehen davon schwankt die Qualität der Story-Sequenzen zwischen hölzern und gut. Als besonders störend empfand ich ein weiteres klassisch japanisches Erzählelement, das ich langsam für überholt halte: den stummen Protagonisten. Sofern dies wie in Dragon Quest XI geschickt inszeniert wird, irritiert es nicht weiter und kann dafür sorgen, dass sich der Spieler leichter mit dem Hauptcharakter identifizieren kann. Wird der Protagonist aber in manchen Szenen direkt angesprochen und antwortet dann nicht, fühlt man sich als Spieler im besten Fall peinlich berührt.

Besonders wichtige Ereignisse in der Geschichte werden mittels Anime-Sequenz erzählt. Hier wird durchaus das Niveau des Serien-Pendants erreicht. Die Synchronisation ist in japanischer und englischer Version wählbar. Deutsch gibt es nur in Untertiteln. Die Qualität der englischen Sprecher untermalt die Szenen meist passend.

Arbeit, Arbeit!

Sofern ihr immer brav besiegte Aragami lootet und die deutlich gekennzeichneten Materialien in den Missionsgebieten mitnehmt, dürft ihr euch infolge auch bei der Herstellung neuer Ausrüstung austoben. Wie anfangs bereits erwähnt, ist es selten notwendig, wirklich zu grinden, um ausreichend gute Fortschritte in der Entwicklung eurer Items und Begleiter zu erlangen. Die Systeme der Waffen-, Ausrüstungs-, Munitions- und Fähigkeiten-Herstellung sind aber durchaus tiefgehend, sodass ihr eure Truppe bis ins kleinste Detail optimieren könnt. Missionsgebiete gibt es leider nur sehr wenige, sodass ihr immer und immer wieder dieselben relativ kleinen Umgebungen zu Gesicht bekommen werdet. Hier hätte ich mir wesentlich mehr Abwechslung erhofft.

Neben den Story-Missionen können optionale Einsätze bestritten werden, um Materialien zu sammeln und eure Fähigkeiten zu optimieren. Ebenso nicht erforderlich, aber spannend, fand ich die Multiplayer-Missionen, die mit bis zu acht Spielern gleichzeitig bestritten werden dürfen. Zum Ziel haben es diese Einsätze, besonders hartnäckige Aragami zu erledigen. Belohnt wird die erfolgreiche Jagd mit besonderen Link-Fähigkeiten, die ihr euren Begleitern zuweisen könnt, um spezielle Attribute kurzzeitig zu verbessern. Leider ist die Anzahl von reinen Multiplayer-Missionen sehr überschaubar.

FAZIT

God Eater 3 ist das Monster Hunter für Anime-Fans. Es ist zugänglicher, etwas actionreicher und erzählt zudem noch eine spannende Geschichte. Sowohl Fans des God Eater-Franchise wie auch Neulinge heißt das Spiel mit seiner guten Erzählung willkommen. Die gesamte Geschichte lässt sich zudem noch im Online-Koop bestreiten, sodass aufregenden Kämpfen gegen Aragami mit euren Freunden nichts im Wege steht! Einzig die sich ständig wiederholenden Missionsziele und Gebiete minderten meine Langzeitmotivation deutlich. Hier hätte ich mir deutlich mehr Abwechslung gewünscht. Für einen eventuellen Nachfolger hoffe ich darauf, dass dem Protagonisten wenigsten ein Minimum an Sätzen beigebracht wird. Abgesehen davon macht der erste God Eater-Ableger auf der aktuellen Konsolen-Generation einen guten Eindruck!

Ein Gastartikel von Philipp Arnold

Was ist God Eater 3? Ein Action-Rollenspiel, in dem Monster namens Aragami gejagt werden sollen
Plattformen: PC, PS4
Getestet: PlayStation 4 Version
Entwickler / Publisher: Marvelous Entertainment / Bandai Namco Entertainment
Release: 08. Februar.2019
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 7.2

Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 6

Passende Beiträge

Flint: Treasure of Oblivion im Test

ANTONBLAST im Test

The Spirit of the Samurai im Test