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God Of War im Test

Acht Jahre ist es her, seit Kratos blutige Rache an den griechischen Göttern nahm, und seinen Vater – Zeus – ermordete. Im Zuge seines Amoklaufs stürzte er nicht nur den Olymp in den Untergang, sondern kostete in direkter Konsequenz seines Handelns auch tausenden Unschuldigen das Leben. Im Soft-Reboot der Reihe, der schlicht auf den Titel God of War hört, konfrontiert uns der amerikanische Entwickler Santa Monica Studio mit einem gealterten Kratos. Sichtlich gezeichnet durch Zeit und Reue, hat es den Geist von Sparta in den Norden und somit in das Reich des Allvaters Odin verschlagen. Gemeinsam mit seinem Sohn Atreus macht sich Kratos auf, um einem geliebten Menschen seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Der Beginn einer Reise, welche vielleicht nicht die größte aller Geschichten erzählt, aber mit Sicherheit eine der besten.

 Am Anfang lag ein Abschied

God of War ist anders als seine Vorgängertitel und der neue Ton den es anschlägt, manifestiert sich bereits im Startmenü. Während die bisherigen Titel der Reihe dort mit brachial-epischer Musik und einen grimmigen Kratos aufwarteten, wehen uns hier eher ruhige Klänge um die Ohren. Auch vom zornigen Kratos aus alten Zeiten ist nicht mehr viel zu sehen. Seinen Platz nimmt nun ein gealterter Hüne ein. Der markante Spitzbart ist einem Vollbart gewichen. Blutige Narben an den Unterarmen würden von den einst so gefürchteten Choasklingen erzählen, doch diese verbirgt er ebenso sehr, wie die grausame Natur seiner Vergangenheit. Die brutale Entschlossenheit in Kratos Blick ist in Traurigkeit aufgegangen. Ja, dieses God of War  ist definitiv anders als seine Vorgänger. So zeigt sich schon zu Spielbeginn ein Kratos, der kurz davor ist einen Baum, für den Scheiterhaufen seiner kürzlich verstorbenen Frau Fey, zu fällen. Die genauen Umstände ihres Todes bleiben im dunklen, doch dürfte sich Feys Ende schon seit einiger Zeit abgezeichnet haben, war sie es ja noch selbst, die für Kratos jene Bäume markierte, welche ihr den Weg in das Totenreich ebnen sollten. Dies ist das erste Mal im Spiel, dass wir die Leviathanaxt schwingen. Nicht um einen Gegner zu zerstückeln, nicht um Hindernisse zu beseitigen, sondern um Abschied zu nehmen.

Ein sehr ruhiger und emotionaler Einstieg. Doch man sollte sich nicht fürchten, dass der neue Kratos traurige Emo-Balladen über die Unerträglichkeit des Halbgötterdaseins singt. Nein, Kratos ist noch immer ein brutaler und gnadenloser Krieger, doch wurde er um einige Facetten erweitert. Eine dieser Facette ist Kratos Sohn Atreus. Seine Sorge um das Kind macht ihn wahrscheinlich gefährlicher als jemals zuvor. Dies wird klar als ein unbekannter Fremder an Kratos Tür klopft. Der Fremde verlangt Antworten und deutet an, dass er um die wahre Natur des Geistes Spartas wisse. Eine unangenehme Situation, die zu einer recht brutalen Keilerei führt, welche jedoch erst richtig eskaliert, als er seinen Sohn durch einen – offensichtlich nicht menschlichen – Gegner bedroht sieht. Von den Arsen entdeckt, beschließt Kratos mit seinem Sohn zu fliehen und den letzten Wunsch seiner Frau zu erfüllen: Vater und Sohn sollen ihre Asche vom höchsten Gipfel des Nordens streuen.

Verschließe dein Herz vor ihrer Verzweiflung

Die oben geschilderten Geschehnisse bilden die ersten 10 – 15 Minuten des Spiels, und legen den Grundstein für ein Abenteuer, wie ich es schon lange nicht mehr erleben durfte. Kratos und Atreus Reise zum höchsten Gipfel des Nordens ist eine Erzählung, die ihren Ursprung direkt aus einer nordischen Saga haben könnte. Dies liegt zum einen an der fulminanten Regie, welche gekonnt die Balance zwischen epischen, sowie ruhigen Momenten findet. Zum anderen, an den verdammt gut geschriebenen Figuren. Die Geschichte von God of War hat zwar nur einige wenige Akteure, diese sind jedoch großartig ausgearbeitet und bekommen in der Geschichte viel Platz um ihr volles Potenzial zu entfalten. Narratives Highlight von God of War ist jedoch die Beziehung zwischen Kratos und seinem Sohn Atreus. Atreus ist zwischen 10 – 12 Jahre alt. Er ist neugierig, lernfähig, verfügt über das Temperament seines Vaters, jedoch ohne dessen Kaltblütigkeit geerbt zu haben. In Sachen Empathie ist Atreus seinen  Vater sowieso um Welten voraus. Der Sprössling des Spartaners zeigt Mitgefühl mit anderen, will helfen ohne Gegenleistung zu erwarten und hungert nach Geschichten über die großen Taten der Götter. Kratos sieht in diesen Tugenden jedoch Schwäche. Er glaubt nicht, dass sein Sohn den brutalen Gegebenheiten des Nordens gewachsen ist, auch weil Atreus unter einer mysteriösen Krankheit leidet. Der Vater behandelt seinen Sohn oft sehr distanziert, spricht ihn kaum mit Namen an, sondern nennt ihn die meiste Zeit schlicht „Junge“. Es wirkte anfangs fast so als würde Kratos sich keine Gefühle erlauben, weil er damit rechnet, dass das Kind sowieso nicht überleben wird. Ich persönlich denke, wenn es etwas gibt, dass Kratos fürchtet, dann ist es der Verlust eines geliebten Menschen. Diesen Schmerz kennt er nämlich nur zu gut, ist es doch die Asche seiner ersten Frau und seiner kleinen Tochter, Kalliope, die seine Haut bleich färbte und ihn später zum Götter- bzw. Vatermörder machen sollte. Atreus weiß nicht um die düstere Vergangenheit seines Vaters und kämpft sehr um dessen Anerkennung und Zuneigung. God of War erzählt diese Vater/Sohn-Geschichte sehr einfühlsam, ohne dabei kitschig zu werden.

Die Entwickler vom Santa Monica Studio bewegen sich, bei ihrem Roadtrip durch die nordische Mythenwelt, überraschend nahe an der Vorlage. Sicher, sie nehmen sich diverse Freiheiten um die Dramaturgie zu steigern. Aber das tut der Geschichte und den Figuren verdammt gut. Denn so kommt man im Laufe der Geschichte immer mehr zum Schluss, dass zwischen Gut und Böse oft nur das Auge des Betrachters liegt.

Mit Axt und Schild gegen die Götter

God of War unterscheidet sich nicht nur in Sachen Storytelling von seinen Vorgängern. Auch das Gameplay wurde massivst überarbeitet. Beginnend bei der Kamera. Diese ist nun nicht mehr an fixen Punkten im Level stationiert, sondern folgt Kratos – ähnlich wie in Horizon Zero Dawn – über der Schulterperspektive. Beim Leveldesingn verabschiedete man sich von der strickten Schlauchstruktur, und öffnete diese etwas mehr. Wir befinden uns allerdings nicht in einer Open-World, sondern agieren immer noch in klar begrenzten Gebieten. Jedoch lässt sich nun auch abseits des vorgegebenen Pfades einiges entdecken. Ein Fest für Entdecker.

Statt den Chaosklingen schwingen wir diesmal die Leviathanaxt und ein neues Schild gibt uns nun auch die Möglichkeit der Defensive. Dies ist auch recht oft nötig. God of War kommt nämlich mit einem – für ein Mainstreamspiel – sehr knackigen Schwierigkeitsgrad daher. Das Kampfsystem lässt sich am ehesten mit dem aus Assassins Creed Origins vergleichen – fühlt sich jedoch, aufgrund der Zahlreichen Moves, um einiges dynamischer an. Mit der R1 und R2 Taste lassen wir diverse Kombos auf unsere Widersacher herab regnen. Mit L1 blocken und kontern wir gegnerische Angriffe. Natürlich lassen sich im Verlauf der Kampagne von God of War, durch erarbeitete Erfahrungspunkte, ein Haufen neuer Moves freischalten. So ist man später in der Lage Fernkampfgeschosse mit dem Schild zu kontern und zurück an den Absender zu schicken. Als sehr cooles Feature empfand ich die Möglichkeit die Leviathanaxt zu werfen und diese auf Befehl – wie einen Boomerang – wieder retour kommen zu lassen. Durch die Kombination dieser einzelnen Elemente entsteht ein sehr toller Flow aus Kampf und Verteidigung, welcher – trotz mehrerer Gegner am Schirm – selten in Chaos ausartet.

Ein wichtiger Faktor im Kampf ist übrigens Atreus. Dieser feuert bei Benutzung der Vierecktaste magische Pfeile ab. Je nach ausgewählten Zauber, können die Projektile Gegner ablenken, elektrifizieren, oder betäuben. Betäubte Gegner ereilt dabei ein ungemütliches Schicksal, denn sie werden Opfer von gnadenlosen Finishern. Die Gewalteinlagen triefen zwar nicht mehr literweise vor Blut, wie noch in God of War 3, sind aber immer noch nichts für schwache Mägen.

Auch ein Loot-System feiert in God of War seinen Einstand in der Serie. Gegner und Truhen droppen gelegentlich Rüstungsteile. Diese gibt es in verschiedenen Seltenheitsgraden und lassen sich von dem äußerst amüsanten Zwergenduo Brok und Sindri verbessern. Damit die beiden Schmiedemeister loslegen können, werden natürlich die richtigen Materialien benötigt.  Ähnlich wie in Destiny steigt Kratos Level mit der Qualität der Ausrüstung. Dies wird gerade im späteren Spielverlauf bzw. nach der Kampagne wichtig, denn dann winken die Walküren. Diese optionalen Bosskämpfe sind sehr fordernd und erreichen das  Schwierigkeitsniveau eines Dark Souls. Sollte man auch nur irgendwie den Hauch einer Chance haben wollen, benötigt man die beste Ausrüstung. Doch kein Grund zum verzweifeln, denn Rüstung und Waffe lassen sich mit diversen Accessoires verbessern. Dadurch bekommt man noch den einen, oder anderen praktischen Boost verliehen. Da sich diese praktischen Anhängsel auch noch verbessern lassen, braucht es dann nur noch Geduld und Skill um die Walküren erfolgreich zu rupfen.

Unglaubliche Liebe fürs Detail

Es ist unfassbar wie viel Liebe in diesem God of War steckt. Midgard ist wunderschön gestaltet. Wenn man mit seinem Boot über den See der Neun gleitet, sich am Horizont die Midgardschlange über ein Gebirge erhebt, dann bleibt einem gar nichts anderes übrig, als mit offenen Mund am Sofa zu sitzen, und über die Epik der Kulisse zu staunen. Wir betreten Welten wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Niflheim ist ein von Nebel überzogenes Labyrinth, Muspelheim eine düstere Vulkanlandschaft und Alfheim sieht aus als wäre es einem Fantasy – Roman entsprungen.  Dies waren bei weitem noch nicht alle Schauplätze. Doch werden wir in diesem Abenteuer noch nicht alle, der neun Welten, der nordischen Mythologie zu Gesicht bekommen. Auch bleibt uns eine direkte Konfrontation mit der A- Liste der nordischen Götterriege verwehrt. Doch empfand ich diesen Fakt nicht als störend, da God of War einen interessanten und spannenden Gegenspieler hat. Trotzdem ist die Präsenz von Odin, Thor und Co. zu jeder Zeit zu spüren. Eine Meisterleistung die Santa Monica Studio durch sehr geschicktes Storytelling gelingt. Toll geschriebene Dialoge, spannende Geschichten, wunderschöne Schreine oder Tagebucheinträge aus Sicht des Jungen, vermitteln den Eindruck als wären die Arsen und ihr finsteres Treiben bei jedem Schritt dabei.

Auch Kratos und sein Sohnemann sind auf höchsten Niveau animiert. So weht jedes einzelne Haar von Kratos Bart im Wind. Details seiner Rüstung – seien sie auch noch so klein – reagieren entsprechend auf Bewegung. Selbst sein Atem wird sichtbar sobald man kältere Regionen betritt. Absolutes Highlight waren für mich jedoch die Mimik der Figuren. Als Atreus zu Beginn des Spiels in Notwehr zum ersten Mal einen Menschen tötet, kann man, nur anhand seiner glaubhaften Mimik, beobachten wie sehr sein kleines Herz daran zerbricht. Bei diesem rührenden Anblick treibt es selbst dem härtesten Spartaner eine Träne der Männlichkeit ins Auge.

Allerdings fordert der hohe Detailreichtum seinen Tribut. Gelegentlich konnte ich nämlich beobachten wie selbst bei der PS4 Pro – im Leistungsmodus – die Framerate etwas in die Knie ging. Jedoch so selten und minimal, dass es nicht stören aufgefallen ist.

Der Score von Bear McCreary ist einfach nur der Hammer! Schon allein das gewaltige Theme zaubert einem die Gänsehaut auf den Rücken. Doch schafft er es auch mit den nordischen Klängen sanfte Melodien erklingen zu lassen. Mit seinem Chor erinnerte mich der Soundtrack gelegentlich an den des genialen Witcher 3. Doch auch im Allgemeinen ist der Klangteppich von God of War toll! Man hört den Wind pfeifen, Hexen lachen, Äste knarren und wenn die Leviathanaxt auf das Fleisch eines Gegners trifft, bleibt allein schon durch den Klang des Aufschlags kein Zweifel daran welche katastrophale Wirkung dieser auf den Körper des Feindes hat. Lobend erwähnt sollte an dieser Stelle auch noch die tolle deutsche Synchronisation werden. Die Sprecher leisten alle einen sehr, sehr guten Job!

FAZIT

Bleibt am Ende nur die Frage, ob es sich bei der Rückkehr des Spartaners noch um ein echtes God of War handelt. Darauf kann ich nur eine ganz klare Antwort geben: JA! Die Kämpfe sowie die Action haben trotz des neuen Kampfsystem nichts von ihrer brachialen Wildheit verloren. Gleichzeitig ist God of War für mich weit mehr als „nur“ eine gelungene Fortsetzung. Der Vater/Sohn – Roadtrip entpuppte sich als das emotionalste und narrativ beste Abenteuer auf einer PlayStation-Konsole seit The Last of Us! Dabei ist der Ausgangspunkt recht klein, denn die beiden ziehen nicht aus um Götter zu töten, oder Welten zu retten. Nein, das Ziel ist ein Berg und der Abschied von einem Menschen den beide liebten. Die Beziehung zwischen Kratos und Atreus ist so glaubhaft geschrieben, dass man die Emotionen der beiden Figuren zu jeder Zeit nachvollziehen kann. Kratos Distanziertheit bedeutet keinesfalls Gleichgültigkeit. Gerade WEIL er seinen Sohn liebt, bleibt er auf Distanz, brachte er doch bisher nur Tod und Verzweiflung über die Mitglieder seiner Familie. Atreus, der nichts von der Vergangenheit seines Vaters weiß und den Verlust seiner Mutter verarbeiten muss, giert nach dessen Aufmerksamkeit und Anerkennung. Ich ertappte mich mehr als einmal dabei wie mir ein Kloß im Hals steckte, weil mich die Geschichte so unglaublich berührte. God of War ist nicht nur ein guter Nachfolger einer grandiosen Hack´n Slay – Reihe. Aufgrund sinnvoller Änderungen des Gameplays, sowie der subtilen Wucht seiner Erzählung ist God of War – für mich –  eines der großen Meisterwerke seiner Generation und verdient es in einem Atemzug mit The Last of Us und The Witcher 3 genannt zu werden!

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Was ist God of War?  Die Fortsetzung der God of War- Reihe. Eine epische und rührende Vater/Sohn- Geschichte im Setting der nordischen Mythologie.
Getestet: PS4
Entwickler / Publisher: Santa Monica Studio
Release: 20. April 2018
LinkOffizielle Seite

Gesamtwertung: 9.6

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

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