Google Stadia im Test

Seit knapp zwei Wochen ist Google Stadia endlich auch bei uns in Österreich verfügbar. Wie gut schlägt sich das Cloud-Gaming Service von Google im Vergleich zum Spielen auf dem PC und der Konsole? Wir haben die Antwort!

Einfach darauf losspielen – so bewirbt also Google das hauseigene Cloud-Gaming-Service. Na ja, ganz so einfach wie es die knackigen Werbesprüche versprechen gestaltet es sich dann zwar doch nicht, aber beginnen wir am Anfang. Anders als bei klassischen PC- und Konsolenspielen werden bei Stadia die Berechnungen nicht an einem lokalen Gerät durchgeführt, sondern in einem Rechenzentrum von Google. Das Spiel selbst wird dann lediglich auf den Bildschirm gestreamt. Langwierige Downloads und Installationen fallen komplett weg, auch die Mindest-Anforderungen an die Wiedergabesysteme sind sehr gering. Stadia ist auf einer Vielzahl an kompatiblen Laptops, Computern, Smartphones und Tablets lauffähig. Eine komplette Liste aller unterstützten Geräte findet ihr hier.

Grundsätzlich braucht man fürs Zocken wirklich nur einen Google-Account und muss auf Smartphones die Stadia-App installieren oder auf dem PC die Stadia-Website im Chrome Browser öffnen. Selbst spezielle Eingabegeräte sind nicht notwendig, denn neben Maus und Tastatur werden unter anderem auch der DualShock 4, XBox One sowie der Nintendo Switch Pro-Controller unterstützt. Die Registrierung ist übrigens kostenlos, darüber hinaus kann man Stadia Pro mit dem Probeabo ein Monat lang gratis ausprobieren und die darin enthaltenen Games spielen. Dazu zählen etwa PUBG, Dead by Daylight oder das exklusiv für Stadia entwickelte Multiplayer-Spiel Outcasters. Das Angebot soll laut Google ständig erweitert werden.

Zusatzfeatures mit Zusatzkosten

Wer trotzdem etwas Geld ausgeben will, der kann sich eine Stadia Premiere Edition um 99 Euro holen. Darin enthalten sind ein Google Chromecast Ultra, mit dem man die Games auf einen Fernseher streamen kann und einen Stadia-Controller. Für ersteres ist dann ein Fernseher mit HDMI-Anschluss, WLAN, eine Internetverbindung sowie ein kompatibles Mobilgerät (Android oder iOS) erforderlich, denn sowohl das Einrichten als auch die Bedienung erfolgt ausschließlich über ein Second Device. Etwas sehr und meiner Meinung nach unnötig umständlich. Wer aber eine 4K-Auflösung und Features wie HDR benutzen will, der muss das in Kauf nehmen, denn diese gibt es ausschließlich am Fernsehbildschirm und auch nur mit einem  Pro-Abo. Auf mobilen Geräten und Monitoren werden maximal 1080p unterstützt.

Der Stadia Controller ist dagegen mit seinen 268 Gramm verhältnismäßig schwer, liegt dafür aber auch gut in der Hand und kann als eine Mischung aus dem XBox 360 Gamepad und einem Nintendo Switch Pro-Controller beschrieben werden. Zusätzlich zu den herkömmlichen Standard-Buttons verfügt dieser aber über zwei zusätzliche Tasten: Eine für den Schnellzugriff auf Bild- sowie Videoaufnahmefunktion und eine zweite für den Google Assistant, durch deren Betätigung das Mikrofon aktiviert wird. Dann ist es sogar möglich Sprachbefehle zu erteilen. Der interne Akku wird darüber hinaus über den USB-C-Port aufgeladen, an dem aber auch Zubehör wie USB-C-Headsets angeschlossen werden können. Anders als herkömmliche Eingabegeräte ist der Stadia Controller jedoch nicht direkt mit dem Spielgerät verbunden, sondern sendet die Befehle über das WLAN-Netzwerk an die Google-Rechenzentrale. Je nachdem wie stabil und gut die Internetverbindung ist, merkt man hier teilweise dann doch kleinere Verzögerungen. Insgesamt ist der Controller aber ein durchaus brauchbares Stückchen Hardware, wenngleich er natürlich mit einem PS5 DualSense oder einem Xbox Elite Wireless-Controller nicht konkurrieren kann.

Qualität auf Kosten der Verbindung

Google empfiehlt für Stadia eine Internetverbindung mit mindestens 10 Mbit/s. Nach knapp zwei Wochen Praxistest kann ich nur sagen, dass dieser Wert eine sehr optimistische Vorgabe ist. Mit meinem Festnetzanschluss der diese 10 Mbit/s genau erfüllt, hat mich das Service erst nach mehreren Warnhinweisen über eine unzureichende Verbindung überhaupt spielen lassen. Erst mit meinem WLAN-Router der in einem LTE-Netz mit einer maximalen Geschwindigkeit von bis zu 30 Mbit/s hängt, gab sich Stadia zufrieden und bewertete die Leitung als ausreichend bis gut – jedoch stets mit einem eher variablen und meist sehr unbefriedigenden Ergebnis. Durchgehend zufriedenstellend wird das Cloud-Gaming ohnehin erst mit einer kabelgebunden Leitung und einer Geschwindigkeit von 50 Mbit/s. Zumindest bei kleineren Indie-Spielen, die keine großen Ansprüche an die Performance stellen. Beim Minenabenteuer Steamworld Dig 2 oder beim exklusiven Online-Multiplayer-Arenaspiel Outcasters funktionierte das Ganze durchwegs brauchbar, abgesehen von gelegentlichen Rucklern und minimalen Eingabeverzögerungen.

Bei aufwändigeren Spielen sieht das Ergebnis aber schon ganz anders aus, denn in Sachen Optik wird fast nie auch nur annähernd das gleiche Ergebnis erzielt, wie auf einer stationären Konsole, geschweige denn auf einem High-End PC. Vermutlich ist die teils unscharfe und verwaschene Optik das Ergebnis einer zu starken Komprimierung zugunsten der Performance. Auf Geräten mit kleineren Bildschirmen fallen diese Einbußen zwar weit weniger auf und kann man mit einem Verzicht von optischen Details leben, dann ist sogar flüssiges und ruckelfreies Spielen möglich. Trotzdem, Grafik-Puristen werden hier sicherlich einen der größeren Kritikpunkte von Google Stadia finden.

Mageres Spieleangebot

Mindestens genauso wichtig wie, wenn nicht sogar wichtiger als die technische Umsetzung ist das verfügbare Spieleangebot und hier sieht es bei Google Stadia aktuell etwas mager aus. Gerade mal etwas mehr als 100 Titel findet man derzeit im Katalog und lediglich ein Drittel davon ist im kostenpflichtigen Stadia Pro-Abo enthalten. Zwar sind darüber hinaus fast alle neueren Ubisoft-Spiele erhältlich und auch Cyberpunk 2077 ist gerade neu hinzugekommen, die kosten aber hier teilweise sogar mehr als auf anderen Plattformen. Starke Exklusivtitel fehlen ohnehin zur Gänze. Hier muss Google schleunigst nachliefern, um überhaupt am Gaming Markt Fuß fassen zu können.

FAZIT

Google Stadia zeigt eines mehr als deutlich: Das Cloud-Gaming hat sehr viel Potenzial, steckt aber in seiner Entwicklung noch in den Kinderschuhen. In seinen Ansätzen funktioniert das Streaming der Spiele nämlich wunderbar, zumindest wenn man über eine potente Internetleitung verfügt oder Abstriche in Sachen Grafik in Kauf nimmt. Es ist somit durchaus eine Alternative für alle jene, die sich die Investition in teure Hardware ersparen wollen oder eine möglichst hohe Auswahl an verschiedenen Spielgeräten an unterschiedlichen Orten bevorzugen.

Um jedoch von mir eine uneingeschränkte Empfehlung zu bekommen, müssten einige Punkte noch verbessert werden, allen voran eine deutlich größere Auswahl an Spielen. Nachdem Microsoft mit dem Project xCloud nun auch die Beta-Phase ihres Cloud-Gaming-Services gestartet hat und dieses mit einem deutlich attraktiveren Preis-/Leistungsverhältnis punkten kann, sollte Google rasch handeln, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Aktuell kann ich euch nur den Rat geben, einfach mal das kostenlose Probemonat zu testen. In dieser Zeit könnt ihr einerseits checken, ob eure Internetverbindung schnell genug ist und ob das Cloud-Gaming euren Ansprüchen gerecht wird. Lediglich wenn ihr ausschließlich über den Fernseher zocken wollt, dann bleibt euch nichts anderes übrig, als euren Geldbeutel zu zücken und etwas Startkapital zu investieren.

Mehr Infos zu Google Stadia und dem einmonatigen Probeabo von Stadia Pro findet ihr hier.

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