GRID Autosport TEST

Manchmal kann ein Schritt zurück ein Schritt in die richtige Richtung sein. Bei GRID Autosport ist das definitiv der Fall. Nach GRID 2, das es der vermeintlich breiten Masse Recht machen wollte, besinnt sich Codemasters mit Autosport wieder ein wenig mehr auf die „alten Werte“, die Racedriver: GRID (1) zu dem Mega-Hit gemacht haben, der es ist. Aber reicht es im Jahr 2014, sich ein sechs Jahre altes Spiel zum Vorbild zu nehmen?!

Ein einfaches „ja“ oder „nein“ kann ich darauf natürlich nicht als Antwort anbieten. Eine Tendenz allerdings schon – und zwar Richtung „nein“. Das liegt aber nicht an Racedriver: GRID aus dem Jahre 2008, sondern einzig und allein an dem, was man uns Zockern mit Autosport heute vorsetzt: Ein Spiel, das euch, wie schon so viele Rennspiele vor ihm, als Ziel der Karriere auferlegt sowas wie der „Meister aller Klassen“ zu werden. An sich cool – immerhin bedeutet das, dass ihr euch in Autosport in vielen, sehr unterschiedlichen Fahrzeugen beweisen dürft. Von Straßen-Rennern (wobei vom „kleinen“ Mini Cooper bis zum mächtigen Pagani Zonda R alles dabei ist) und Tuning-Boliden, über Formel-Fahrzeuge und Rennwagen vergangener Tage (Mazda 787b anyone?!), bis hin zu Tourenwagen und LeMans-Prototypen.

Jede dieser Klassen hat dabei seine eigene Liga, der ihr euch im Rahmen eurer Karriere in beliebiger Reihenfolge widmen dürft. Während der so gestarteten Saisonen, die anfangs nur aus einer Hand voll Rennen bestehen, sammelt ihr XP. Diese verhelfen euch wiederum zu Level-Aufstiegen, die weitere Rennserien freitschalten  und so weiter und so fort. Kennt man ja. Das erklärte Ziel ist jedenfalls das Erreichen der „Grid-Series“. Also der absoluten Königsklasse; den Besten der Besten vorbehalten. Der Weg dahin ist lang und leider auch etwas mühsam; müssen doch so manche Rennen mehrmals bestritten werden, um genug Punkte zu sammeln. Auch wenn man alle Sponsoren-Ziele erfüllt. Serienkenner kennen dieses Feature ja schon. Ebenso kennen sie – und alle anderen, die in den letzten Jahren irgendein namhaftes Rennspiel in die Hand genommen haben – das Rewind-Feature, das Codemasters für Racing-Games ja quasi erfunden hat.

Nicht „erfunden“, aber doch merklich mitgeprägt hat man mit der Racedriver-Serie damals auch relativ massentaugliche, aber dennoch sehr anspruchsvolle Racing-Sims. Umso erfreulicher war natürlich die Ankündigung der Entwickler, sich mit Autosport wieder mehr darauf besinnen zu wollen – gerade nach dem sehr arcadigen Handling von GRID 2. Das Ergebnis sind sich – ganz im Sinne der Realität – sehr unterschiedlich fahrende Fahrzeug-Klassen, die ebenso unterschiedliche Herangehensweisen an Zweikämpfe und Überholmanöver erfordern. Auch vornehmbare Fahrzeug-Settings haben spürbare Auswirkungen auf das Kurvenverhalten – ganz zu Schweigen von den mechanischen Schäden, die die Fahrzeuge während der Rennen erleiden können, sofern man das Feature in den Schwierigkeitseinstellungen aktiviert hat.

Das Problem daran: Am Ande des Tages ist die Engine von Autosport immer noch die selbe wie in besagtem Fan-Vergrauler GRID 2. Auch wenn das Handling also durchaus, gerade bei deaktivierten Fahrhilfen und am Steuer der stärkeren Fahrzeuge, ein sensibles Händchen erfordert, ist das allgemeine Gefühl von einer echten Simulation doch weit entfernt. Gerade im Jahr 2014, wo Games wie Project Cars an die Türe klopfen, nicht unbedingt ein Makel der leicht zu verzeihen ist. Apropos „Project Cars“: Man kann diesen Titel freilich nicht fallen lassen, ohne gleich als nächstes über Grafik zu sprechen. Während besagtes Kickstarter-Projekt nämlich von Version zu Version noch umwerfender aussieht, sieht man Autosport an jeder Ecke an, dass es auf einer Engine basiert, die ihre Geburtsstunde relativ gleichzeitig mit der letzten Konsolengeneration feierte. Liebe Entwickler bei Codemasters: Ja, die EGO-Engine ist eine nette Engine, die uns viele schöne Spiele beschert hat – aber es ist nun echt an der Zeit, sie gehen zu lassen … oder wirklich in GROßEM Stil zu überarbeiten. Versteht mich nicht falsch: Autosport hat optisch durchaus seine Momente. Strecken in Häuserschluchten, Nachtrennen, Crashes … der jüngste Spross der GRID-Familie ist auf keinen Fall „hässlich“. Aber eben auch nicht wirklich „schön“. Eher etwas angestaubt.

Aus den virtuellen Poren des Games quillt schlichtweg bei jeder Gelegenheit der Geruch des auf Versöhnung hoffenden Schnellschusses. Eines Games also, das nicht nur mit der nun doch zurückgebrachten Cockpit-Perspektive die durch GRID 2 enttäuschten Fans wieder glücklich stimmen möchte. Und das hoffentlich noch rechtzeitig, bevor man sich an das ECHTE, neue GRID macht – exklusiv für die nächste (also die aktuelle) Konsolengeneration und den PC … hoffe ich.

FAZIT

GRID Autosport spielt sich nett, aber langatmig. Es sieht auch nett aus, wirkt aber angestaubt. Es ist wie der nette Kerl von nebenan, der eigentlich weder schön anzusehen noch sonderlich schlau, aber dafür so sympathisch ist, dass man ihn nicht beleidigen will. Darum sagt man: „Der ist eh nett.“ Genau so ist GRID Autosport … „eh nett“. Es macht nichts gravierend falsch – aber nach 2014er-Maßstäben eben auch nichts richtig gut. So bleibt es am Ende eigentlich nur für all jene ein Pflichtkauf, die aus irgendeinem Grund nicht mehr auf die deutlich verheißungsvolleren Racing-Games dieses Herbstes und Winters warten können. Alle anderen halten lieber die Füße still.

Gesamtwertung: 6.4

Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 8 | Handling: 6 | Spieldesign: 6 | Motivation: 6

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