Guacamelee! 2 im Test

Das Mexiversum ist wieder in Gefahr und nur einer kann es retten: Luchador Juan Aguacate! Fans von Action-Platformern im Metroidvania-Stil brauchen keine weitere Erklärung, denn die wissen genau, dass damit nur der Nachfolger zum preisgekrönten Guacamelee! gemeint sein kann. So schlüpfen wir erneut in das knallbunte Wrestling-Kostüm des ehemaligen Agaven-Farmers und retten nicht nur Frau und Kinder, sondern gleich das ganze Universum inklusive diverser Parallelwelten und anderer Zeitlinien.

Wer das vor knapp fünf Jahren erschienene Guacamelee! nicht kennt, der hat zwar einen der besten Genre-Vertreter der letzten Jahre verpasst, muss sich aber keine Sorgen machen, mit Wissenslücken zu starten, denn im Nachfolger Guacamelee! 2 bekommt man gleich zu Beginn eine Art kurzen Rückblick spendiert: So beginnt das Spiel direkt mit dem Kampf gegen Carlos Calaca, dem Endboss aus Teil eins. Der hat aber nun viel von seiner Bedrohlichkeit und dazu noch an Widerstandskraft eingebüßt, und so ist er auch schon nach wenigen Schlägen besiegt. Was folgt, ist ein Zeitsprung von sieben Jahren: Der Bauch von Juan ist augenscheinlich größer geworden und ihn plagen die typischen Probleme eines gestressten Familienvaters. Diese behagliche Idylle währt aber nicht lange, denn sein alter Freund und Trainer Uay Chivo hat eine neue Bedrohung entdeckt, die nicht nur Mexiko, sondern Raum und Zeit als Ganzes in Gefahr bringt: Ein neuer Luchador versucht, die Zeitlinien des Universums durcheinanderbringen, um an die göttlichen Kräfte der heiligen Guacamole zu gelangen.

Nicht nur die Prämisse von Guacamelee! 2 ist auf humorvolle Art schwachsinnig, sondern es folgen im weiteren Spielverlauf auch zahlreiche witzige Anspielungen auf andere Games (inklusive des eigenen Vorgängers), Filme und diverse Phänomene der aktuellen Popkultur. Leider ist das Ganze nicht mehr ganz so originell wie noch im Vorgänger und so manche Gags wirken in Teil 2 etwas abgedroschen. Nichtsdestotrotz bietet die rund zehnstündige Reise (je nachdem, wie viele Secrets man freischalten will) jede Menge spaßige Unterhaltung und sorgt für so manchen herzlichen Lacher.

¡Arriba! ¡Arriba ¡Ándale!

An der grundlegenden Guacamelee! Erfolgsformel hat Entwickler Drinkbox Studios nicht viel verändert: Genretypisch hüpft unser Luchador durch die 2D-Welten und versucht, Hindernissen auszuweichen und Gegner mit gekonnten Schlägen zu eliminieren. Ganz im Metroidvania-Stil ist dabei die Spielewelt grundsätzlich frei erkundbar; bestimmte Abschnitte sind aber erst zugänglich, wenn man entsprechende Fähigkeiten erlernt hat. Diese erhält man bei NPCs. Außerdem ermöglicht das neue Updgrade-System das Verbessern von diversen Moves und Skills. Im Laufe des Spiels trefft ihr in Guacamelee! 2 auf insgesamt vier Trainer, wobei sich jeder auf einen bestimmten Bereich spezialisiert hat. Doña Chamoya ist etwa für eure Fitness zuständig und erhöht eure Ausdauer oder verschafft euch mehr Leben, der Wrestler Coscorrona verbessert die Ringerfähigkeiten des Luchadors und der Feuer-Dämon Uay Coco zeigt euch, wie ihr explosive Schläge austeilt. Als vierter Trainer wird euch Rooster Ramírez zur Seite gestellt, der für die Ausbildung der Pollo-Powers zuständig ist. Wie auch im Vorgänger könnt ihr euch nämlich in ein Huhn verwandeln, wobei die Tiergestalt nun nicht mehr nur dazu dient, durch enge Passagen zu schlüpfen, sondern dieses Mal mit echten Kampffähigkeiten ausgestattet ist. Nicht nur das, wer sich die Zeit nimmt und den entsprechenden Neben-Plot absolviert, der erfährt sogar einiges über die geheimen Chicken-Illuminati.

Anders als im ersten Teil werden die Upgrades aber nicht mehr nur mit eingesammelten Goldmünzen bezahlt, sondern für bestimmte Fähigkeiten müssen auch diverse Voraussetzungen erfüllt sein, etwa eine vorgegebene Anzahl an Gegnern besiegt oder explizite Items gesammelt werden. Je effektiver die Verbesserung, desto schwieriger sind die vorgegebenen Ziele zu erreichen. Ein Spielelement, welches direkt aus dem Vorgänger übernommen wurde, ist der Wechsel zwischen den Dimensionen. An bestimmten Stellen kann in die Welt der Toten und wieder zurück gewechselt werden. Das passiert entweder an vorgegebene Punkten oder nun auch automatisch, etwa in bestimmten Wellen. Dabei bleibt zwar der grundlegende Aufbau des Spielabschnitts identisch, diverse Hindernisse, Plattformen oder Hilfsmittel sind jedoch anders angeordnet. Dadurch wird Guacamelee! 2 fast zu so etwas wie einem Puzzle-Platformer, was durch den Einsatz der verschiedenen Spezialfähigkeiten, um Hindernisse zu überwinden, noch ausgeprägter wird.

Los presentación

Guacamelee! 2 bietet, wie auch schon sein Vorgänger, eine minimalistische, aber stilsichere und stimmungsvolle Optik. Laut Entwicklern soll eine neue Engine noch atemberaubendere Grafiken als je zuvor auf den Bildschirm zaubern, aber auf den ersten Blick sind nur marginale Verbesserungen zu erkennen. Das mexikanische Setting im farbenfrohen Design ist jedoch nach wie vor ein optischer Leckerbissen und wird durch den treibenden Electro-Soundtrack perfekt abgerundet. Dazu kommt noch die deutlich erhöhte Anzahl an verschiedenen Gegnertypen, welche nicht nur allesamt ein hohes Maß an Kreativität aufweisen, sondern sich dazu auch noch in ihren Bewegungsabläufen und Fähigkeiten deutlich unterscheiden. Genauso erstklassig ist auch die Steuerung ausgefallen: Der Luchador steuert sich präzise durch die Levels und kann so, in einem für das Genre sehr wichtigen Punkt, ohne gröbere Kritikpunkte überzeugen.

Anders als bei vielen anderen Genrevertretern sind die Levels in Guacamelee! 2 nicht zufallsgeneriert, sondern wurden allesamt per Hand entworfen. Das merkt man dem Spiel auch an, denn während die ersten Spielstunden noch einen gemäßigten Einstieg bieten, zieht der Schwierigkeitsgrad relativ schnell an. Das Level-Design ist dabei fordernd, aber stets fair, und dank großzügig gesetzter Speicherpunkte und schneller Ladezeiten kommt selbst bei zahlreichen Bildschirm-Toden keinerlei Frust auf. Und auch wenn sich der Wiederspielwert, abgesehen von Speed-Runs, etwas ins Grenzen hält – dank lokalem Drop-In-Koop für bis zu vier Spieler bietet Guacamelee! 2 genügend Langzeit-Motivation. Hier darf man sich dann mit je einem von zehn freispielbaren Charakteren gemeinsam in das Abenteuer stürzen. Übersichtlich ist das Ganze dann zwar nicht mehr, Spaß macht es aber trotzdem. Nur schade, dass erneut auf einen Online-Koop-Modus verzichtet wurde.

FAZIT

Guacamelee! 2 bietet zunächst eigentlich nur mehr vom gleichen. Grundsätzlich bedeutet das nichts Schlechtes, denn der Vorgänger zählt für mich nach wie vor zu den besten Genre-Vertretern überhaupt, aber von einem Nachfolger hätte ich mir eigentlich mehr erwartet als lediglich zusätzliche Moves und neue Spielabschnitte. Vor allem der Einstieg erinnert in all seinen Facetten frappierend an Teil eins und ich musste mich im Hauptmenü davon überzeugen, ob ich nicht unabsichtlich das falsche Spiel gestartet hatte. Ist der Beginn aber erst überstanden, zieht der Schwierigkeitsgrad im weiteren Verlauf rasant an und fordert selbst Profis – vor allem jene mit einem ausgeprägtem Erkundungsdrang. Die präzise Steuerung, das nahezu perfekte Leveldesign sowie die insgesamt stimmige und humorvolle Präsentation machen Guacamelee! 2 für mich persönlich nicht nur zu einem tollen Action-Platformer, sondern trotz aktuell großer Konkurrenz zum Top-Anwärter auf den Genre-Thron 2018. Der Vier-Spieler-Couch-Koop-Modus ist dabei lediglich eine nette Draufgabe, dafür aber eine wirklich sehr unterhaltsame!

Was ist Guacamelee! 2? Nachfolger des Metroidvania-Puzzle-Plattformer im mexikanischen Style.
Plattformen: PC, PS4
Getestet: PS4
Entwickler / Publisher: Drinkbox Studios
Release: 21. August 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 10 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

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