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Heimkinokritik: Coco

Neben zahlreichen lukrativen Franchises wie Nemo oder Cars veröffentlicht Pixar alle paar Jahre einen Film, den man nicht ganz so gewinnbringend mittels Merchandising ausschlachten kann. In diese Kategorie fällt sicher auch Coco, denn obwohl der nunmehr beinahe 800 Millionen an den Kinokassen eingespielt hat, bedruckte T-Shirts, Alltagsgegenstände oder Figuren der Helden findet man nur sehr spärlich. Dass aber zu diesen Einnahmen mit Sicherheit noch ein stolzes Sümmchen hinzukommen wird, dafür wird der aktuelle Release fürs Heimkino sorgen.

INHALT

Der Día de los Muertos (Tag der Toten) ist einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage. Dabei gedenken Freunde und Verwandte ihrer geliebten Ahnen, stellen deren Fotos auf und ehren sie mit Süßigkeiten sowie Blumen, um so deren spirituelle Reise beim alljährlichen Besuch aus dem Jenseits  zu unterstützen. Ausgerechnet an diesem Tag will der kleine Miguel die Gitarre seines verstorbenen Idols Ernesto de la Cruz stehlen, um damit an einem Gesangs-Wettbewerb teilzunehmen.

Aber anstatt sein Talent unter Beweis stellen zu können, findet er sich plötzlich im Land der Toten wieder. Auf seiner Reise trifft er den Gauner Hector und gemeinsam stürzen sich die beiden in das Abenteuer, um die Wahrheit um Miguels Familiengeschichte ans Licht zu bringen und warum diese seit Generationen die Musik aus ihrem Leben verbannt hat.

©2017 Disney•Pixar. All Rights Reserved.

KRITIK

Heimkino-Abende mit Kleinkindern sind meist sehr aufschlussreich. Man kann die jungen Mitschauenden danach über den gesehenen Film befragen und sie sagen dir dann in einer ehrlichen, kindlich-naiven Unvoreingenommenheit genau was sie darüber denken und was bei ihnen im Kopf hängen geblieben ist. Bei Coco hab ich mich bei mehreren Probanden unabhängig voneinander erkundigt und immer die gleiche Antwort bekommen: Es geht in dem Film um Skelette. Das ist zwar grundsätzlich nicht falsch, reduziert den Film aber auf einen unbedeutenden, eher visuellen Aspekt, basierend auf der Darstellung der Charaktere. In Coco geht es aber um viel mehr, etwa um Träume, Familie, Traditionen und vor allem um eines – den Tod. Ein sehr heikles sowie ungewöhnliches Motiv, vor allem für die Zielgruppe, die vermutlich bislang nicht bewusst damit konfrontiert wurde. Diese etwas heiklere Thematik stellt dann auch die Freigabe ohne Altersbeschränkung etwas in Frage. Aber trotz des etwas ernsteren und teilweise düsteren Inhaltes, schafft Pixar den Spagat zwischen Kinder- und Erwachsenenunterhaltung scheinbar spielend, sodass eventuelle Vorbehalte rasch ausgeräumt sind.

Das liegt vor allem daran, dass die Geschichte den Tod nicht als Ende des Lebens darstellt, sondern eher als eine Zwischenstation, welche ein Wiedersehen mit Familie und lieb gewonnenen Menschen ermöglicht. Das alles wird in eine farbenfrohe und fantasievolle Welt verpackt, sodass das Ableben eigentlich nie als unheimliche Bedrohung wahrgenommen wird. Und so schafft es Coco eine familientaugliche und trotzdem sehr erwachsene Geschichte zu erzählen, die abgesehen von einer sehr vorhersehbaren Wendung, vor allem dank eines sehr emotionalen Finales durchwegs unterhaltsam und spannend zugleich ist.

COCO (Pictured) – Dante ©2017 Disney•Pixar. All Rights Reserved

Mit Coco setzt Pixar im Bereich der Animationsfilme die Meßlatte erneut um mindestens eine Stufe höher. Nicht nur rein vom technischen Standpunkt aus betrachtet, sondern auch was das Setting und Design betrifft. Der „Dia de los Muertos“ bietet die perfekte Vorlage für eine farbenfrohe und vor kreativer Ideen sprühende Filmwelt, welche dazu noch die mexikanische Lebensfreude sehr gut einzufangen vermag. Aber auch animationstechnisch wurde Coco hervorragend umgesetzt und wie auch schon zuvor bei Cars 3, muss man bei reinen Landschafts- und Umgebungsaufnahmen in der Zwischenzeit schon sehr genau hinsehen, um einen Unterschied zu Realverfilmungen zu erkennen. Charakter-Design und -Animation sind auf ebenfalls gewohnt hohem Niveau und wurden handwerklich nahezu perfekt umgesetzt.

Anders als bei aktuellen Animationsfilmen üblich, hat man bei Coco auf namhafte Sprecher weitgehend verzichtet – und das sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Synchronisation. Lediglich der Antagonist Ernesto de la Cruz wird von Heino Ferch (im englischen Original Benjamin Bratt) vertont. An der gewohnt hohen Qualität der Sprach- und Soundkulisse ändert das freilich aber nichts. Für die mitreißende Filmmusik ist Oscar -Preisträger Michael Giacchino („Oben“) verantwortlich und Kristen Anderson-Lopez sowie Robert Lopez (Oscar für „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“) steuern den Titel-Song „Denk stets an mich“ bei. Alles durchwegs gut gelungen, aber schnulzige Muscial-Kracher zum mitsingen, wie etwa bei den Kollegen von Disney Animation Studios, sucht man in der Pixar Produktion natürlich vergeblich. Würde aber auch nicht wirklich zum Setting passen.

©2017 Disney•Pixar. All Rights Reserved.

Blu-Ray: Technische Infos & Extras

Das 2D-Bild der Blu-ray wird in einer Auflösung von 1080p und im Verhältnis von 16:9 (2.39:1) dargestellt. Die Qualität ist Top und steht, natürlich das entsprechende Eqipment vorausgesetzt, dem Kinoerlebnis um nichts nach. Auf der Blu-ray sind neben der deutschen Tonspur in Dolby Digital Plus 7.1-Codierung auch die englische (DTS-HD Master Audio 7.1:) sowie die italienische (DD 7.1 Plus) enthalten. Wie auch das Bild, ist sowohl der Sound, als auch die Sprachausgaben exzellent. Die Extras von Coco beinhalten einen Audiokommentar in dem Regisseur Lee Unkrich und auch Co-Regisseur Adrian Molina sowie die Produzentin Darla K. Anderson kommen zu Wort und erzählen über die Entstehung des Films. Zusätzlich gibt es noch mit ‚Willkommen zum Fest‘ (ca. 2 min.) um einen kurze Design-Studie und bei ‚Meine Familie‘ (ca. 10 min.) werden die Riveras noch einmal im Detail vorgestellt. Im Kurzfilm ‚Dante‘ (ca. 6 min.) steht der namensgebende Hund im Mittelpunkt und in ‚Wie man ein Skelett zeichnet‘ (ca. 3 min.) bekommt man einen Crash-Kurs im Zeichnen eines Gerippes. Alles in allem nett, aber nichts was man unbedingt gesehen haben muss.

FAZIT

Wenn man sich als Elternteil mit dem Nachwuchs einen Pixar-Film anschaut, dann kann man sich über eines sicher sein: Es gibt keine Prinzessinnen und es wird auch (fast) nicht gesungen. Gut, auf königlichen Nachwuchs wird auch in Coco verzichtet, aber gesungen und musiziert wird weitaus mehr als üblich. Der musikalische Aspekt hält sich dabei aber stets angenehm im Hintergrund und harmoniert perfekt mit der Handlung. Besonders hier muss man Pixar schon etwas Respekt zollen, denn die gewählte Thematik rund um den Dia de los Muertos wird nicht nur dank der farbenfrohen und fantasievollen Umsetzung kindgerecht aufbereitet, sondern auch mit einem respektvollen Tiefgründigkeit inszeniert. Coco erzählt ein modernes Märchen mit liebenswerten Figuren, traumhaft schöner Optik und einer teilweise sehr emotionalen Story, welche dann dazu noch handwerklich nahezu perfekt umgesetzt wurde. Aber um auch ehrlich zu sein, der Film hat uns Erwachsenen weitaus besser gefallen, als dem Nachwuchs. Vielleicht auch deswegen, weil man in einem gewissen Alter Disney ganz einfach mit Prinzessinnen und schnulzigen Musical-Nummern assoziiert und durch das Fehlen dieser Merkmale von vornherein etwas enttäuscht ist. Fasziniert war das kleine Publikum dann trotzdem und die ganze Familie hatte ihren Spaß. Nur zwecks mitsingen und tanzen, werden wir vermutlich dann doch eher bei der Eiskönigin oder Vaiana bleiben.

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Titel: Coco – Lebendiger als das Leben!
Studio: Walt Disney Company
Verkaufsstart: 29. März 2018 DVD und Blu-ray und als Download
FSK: Freigegeben ohne Altersbeschränkung
LinkOffizielle Webseite

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