Knappe 10 Jahre nach der Veröffentlichung von Helldivers, bekommt der aberwitzige und actiongeladene Sci-Fi-Shooter in Form von Helldivers 2 eine Fortsetzung. Während der erste Teil damals noch mehr oder weniger als „Indie-Titel“ galt, bekam Entwicklerstudio Arrowhead Game Studios diesmal, durch ausgiebige Unterstützung von Sony, die Möglichkeit zu fast einer richtigen AAA-Produktion. Inwiefern der Titel seinen ungewöhnlichen Charme behalten hat, und ob die Kooperation mit Sony etwas gebracht hat, erfahrt ihr hier.
Um gleich einmal reinen Tisch zu machen, ich fand Helldivers damals schon richtig gut und hatte einiges an Spaß damit. Umso mehr war ich über einen Nachfolger erfreut, nur um dann beim Spielen zu bemerken, dass sich doch einiges verändert hat, und, abgesehen von dem Setting, vom Vorgänger fast nichts übernommen wurde. Und mir gefällt das großartig. Das Kernprinzip wurde weiter ausgebaut, und mit neuen Mechaniken, einer neuen Kameraperspektive und einer soliden Multiplayer-Erfahrung erweitert. Arrowhead Game Studios schafft es mit dieser Kombination und einer gesunden Prise an Humor, einen der besten Koop-Shooter der letzten Jahre herauszubringen. Doch gehen wir mal ein wenig ins Detail.
Demokratie und Freiheit
Helldivers 2 versetzt uns in die Rolle von Elitekämpfern, die in einem interplanetaren Krieg kämpfen. Unser Heimatsplanet, die sogenannte „Über-Erde“, zeigt sich als utopische Gesellschaft, welche Werte wie Freiheit und Demokratie vertritt, wenn auch das nicht ganz die Wahrheit ist. Naja, auf jeden Fall befinden wir uns mitten in einem galaktischen Konflikt gegen Gruppierungen, die diese Werte nicht teilen. Doch genau hier kommen wir, also die Helldiver, ins Spiel. Als Mitglied einer Truppe von Elitekämpfern haben wir die Aufgabe verschiedene Missionen zu erfüllen oder Planeten zu befreien, um „Über-Erde“ den Sieg zu bringen und ganz nebenbei die Demokratie in die Galaxie zu tragen.
Gut, das Setting nimmt sich selbst nicht ganz ernst, und gerade Begriffe wie Demokratie werden auf eine humorvolle und übertriebene Weise ausgeschlachtet. Wenn ich an meine Spielzeit zurückdenke, muss ich sagen, dass ich in dem Spiel kaum einen Satz ohne einer Lobeshymne an die Freiheit gehört habe. Trotzdem nervt das nicht, ich fand es selbst nach mehreren Spielstunden immer noch unterhaltsam wie meine Figur „Na, wie schmeckt dir die Freiheit?“ rief, während sie sich einen Kampf nach dem anderen lieferte. Man sollte jedoch erwähnen, dass es in Helldivers 2 keinen richtige Story gibt. Wir spielen Mission für Mission, um gewisse Aufgaben zu erfüllen, das wars eigentlich. Für Fans von guten Geschichten könnte es also etwas schwierig werden mit dem Titel warm zu werden. Auch erfordert das Spiel eine ständige Internetverbindung und bietet keinen Offline-Modus. Gerade da die Stabilität der Server noch eine Baustelle ist, kann es etwas frustrierend sein, wenn die Verbindung öfters verloren geht. Doch hier wird fleißig von den Entwicklern gepatched.
Der intergalaktische Krieg
Wie bereits erwähnt befinden wir uns in Helldivers 2 in einem großen Konflikt, welchen wir natürlich für uns gewinnen möchten. Im Vergleich zum Vorgänger ist die Kamera die größte Änderung, die auch direkt auffällt. Damals hat man sich noch von der Vogelperspektive den Weg frei geschossen, jetzt bewegt man sich in eine Third-Person-Ansicht. Das Gameplay von Helldivers 2 ist hierbei immer noch schnell, herausfordernd und äußerst intensiv. Wir sollten versuchen taktisch vorzugehen, um feindliche Truppen ganz zu umgehen oder auszuschalten, während wir gleichzeitig die zielgerichtet Missionen auf den verschiedenen Planeten abschließen. Die Steuerung ist präzise und reaktionsschnell, was besonders in den dynamischen Feuergefechten von Vorteil ist. Neue Funktionen wie die Taktikausrüstungen, z.B. in Form von einem Luftangriff, und das Anpassen von Charakteren geben dem Spiel mehr Tiefe und ermöglichen uns, unseren eigenen Spielstil zu entwickeln.
Die Missionen und die Planeten sind äußerst abwechslungsreich, und unterscheiden sich jeweils in Größe, Design und auch Schwierigkeit. Auch bei den Gegner gibt es genug Abwechslung. Auf der einen Seite gibt es hier die Bugs, insektenähnliche Aliens. Diese schauen nicht nur ekelhaft aus (Gott, ich hasse Insekten), sondern sind dazu noch ziemlich flink und immer in einer großen Gruppe, wäre ja auch zu schön, wenn es nicht so wäre. Dafür sind ihre Optionen auf der Ferne beschränkt, weswegen wir hier auf Abstand spielen sollten. Als Gegenpart gibt es hier noch die Roboter, welche glatt aus Terminator stammen könnten. Diese sind nicht nur taktisch klüger als die Bugs, sondern schießen auch mit verschiedenen Waffen zurück. Dazu kommt, dass sie verschiedenen Fahrzeuge und Geschütze bedienen können. So stand mir einmal ein feindlicher Panzer gegenüber. Im Budget der Helldiver waren solche Mittel allerdings wohl nicht mehr drinnen, uns bleiben solch mächtige Fahrzeuge untersagt. Wir bleiben bei den Feuerwaffen, von denen es allerdings eine Vielzahl gibt.
Alles in allem ist das Gameplay wirklich sehr amüsant, und fesselte mich auch nach unzähligen Stunden immer noch.
Gemeinsam gegen alle
Ein weiterer großer Pluspunkt von Helldivers 2 ist der Koop-Modus, der es bis zu vier Spielern ermöglicht, zusammenzuarbeiten, um gegen die feindlichen Streitkräfte zu kämpfen. Die Koordination und Kommunikation untereinander sind entscheidend, um erfolgreich zu sein, und es ist äußerst zufriedenstellend, wenn das Team erfolgreich zusammenarbeitet und die Missionen meistert. Je mehr Spieler und je länger die Mission bereits geht, desto mehr Feinde tauchen allerdings auf. Dadurch bleibt es auch mit Unterstützung spannend.
Sven und ich konnten im Laufe unseres Tests die Multiplayer-Erfahrung gemeinsam ausführlich testen, und haben uns zusammen durch die Gegnerhorden gekämpft, auch wenn wir selbst häufig Verluste unsererseits hinnehmen mussten, gerade da es im Spiel „Friendly Fire“ gibt (Sven, es tut mir leid, der Luftangriff war nicht für dich bestimmt). Auch die Option des Crossplays ist schön zu haben, und hat auch einwandfrei sowie unkompliziert funktioniert. Ansonsten leidet das Spiel an einigen kleineren Bugs, welche bei mir hauptsächlich bei Multiplayer-Sessions aufgetreten sind. Diese habe ich allerdings nicht als sonderlich störend empfunden, da sie nur selten auftraten.
Zusammenfassung
Grafik
Die Grafik von Helldivers 2 ist atemberaubend und trägt maßgeblich zu der immersiven Spielerfahrung bei. Die Umgebungen sind detailreich gestaltet und die Charaktermodelle sind gut animiert. Die verschiedenen Planeten, die erkundet werden können, bieten eine abwechslungsreiche Kulisse und sorgen dafür, dass die Level sich ausreichend voneinander unterscheiden. Leider kann es, sollte auf dem Bildschirm zu viel los sein, zu einigen FPS-Drops kommen.
Sound
Die Soundeffekte und der Soundtrack tragen ebenfalls viel zur Atmosphäre des Spiels bei und verstärken den Adrenalinschub während der Kämpfe. Hier gibt es wirklich nichts zum meckern.
Handling
Die Steuerung ist intuitiv, reaktionsschnell und präzise. Außerdem ist sie schnell erlernt, was das zügige Einsteigen in die Missionen ermöglicht. Wir rennen und schießen wie es uns beliebt, und ich hatte nie das Gefühl die Kontrolle zu verlieren, außer eine nahliegende Explosion schleuderte mich quer durch die Gegend. Auch die verschiedenen Waffen fühlen sich gut an, und wenn etwas in die Luft fliegt, kann man das beinahe spüren. Dadurch wird das Spielspaß nochmal verbessert.
Spieldesign
Im Vergleich zu Helldivers 1 hat sich hier viel getan. Jedoch hat das Spiel sinnvolle Verbesserungen und neue Mechaniken, an genau den richtigen Stellen, eingebaut, sowie alte Fehler ausgemerzt. Das Missionsdesign ist teils sehr simple, es macht aber trotzdem immer wieder Spaß sich in solche Schlachten zu werfen, ob allein oder mit Freunden. Die Gegnervielfalt ist enorm, so gibt es teils auch richtige Bossgegner. Dadurch fühlen sich die Aufgaben immer anders an, und man kann nie genau sagen, was passieren wird. Allein bei der neuen Kameraperspektive bin ich etwas zwiegespalten, da man hier, aufgrund der vielen Feinde, oft den Überblick verliert. Da hat mir die Vogelperspektive vom ersten Teil etwas besser gefallen.
Motivation
Da es keine Story im richtigen Sinn gibt, hat Helldivers 2 in der Theorie kein Ende. Man kann einen Haufen an neuer Ausrüstung freischalten, seinen Soldaten nach seinen Wünschen anpassen und aufgrund von vielen Schwierigkeitsgraden, gibt es selbst für erfahrene Spieler Herausforderungen. Wie lange das alles motiviert hängt vom jeweiligen Spieler ab, da das Gameplay allerdings richtig Laune macht, kann man in dem Spiel unzählige Stunden verbringen. Gerade aufgrund des Multiplayers und den daraus entstehenden taktischen Optionen, bleibt es nochmals um einige Zeit spannender.
FAZIT von Tobias
Helldivers 2 ist wirklich verdammt gut, gerade wenn man es mit Freunden spielt. Es ist lange her, dass wir bei einem Spiel so laut lachen mussten wie bei diesem. Ob es die vielfältigen Missionen, das spannende Gameplay oder auch nur die kleinen (und doch sehr häufigen) Unfälle innerhalb des Teams sind, es gibt immer etwas zum schmunzeln. Das Spiel nimmt sich mit seinem Humor nicht allzu ernst, und das sollte man selbst auch nicht. Bei Helldivers 2 steht der Spielspaß im Vordergrund, und dieses Ziel erfüllt es wirklich hervorragend.
Doch trotzdem liefert das Spiel eine Qualität, die mich begeistert hat. Klar, es gibt einige Bugs und auch die Server laufen noch nicht einwandfrei, aber daran arbeitet Arrowhead Game Studios bereits fleißig, und die Verkaufszahlen auf Steam sowie auf der PS5 sprechen für sich. Schon jetzt hat das Spiel eine solide Fan-Gemeinde, und das wird sich so schnell nicht ändern. Jeder, der etwas mit Multiplayer-Games anfangen kann, und es verkraftet, dass die Handlung quasi nicht-existent ist, der sollte Helldivers 2 eine Chance geben. Am besten spielt sich das Spiel im gemeinsamen Koop, also sammelt eure Gamer-Buddys ein, und legt einfach los. Und damit: Wir sehen uns Helldivers!
FAZIT von Sven
Nachdem Arrowhead Game Studios im Jahr 2015 das für Indie-Spiele überaus erfolgreiche (sowohl was die Verkaufszahlen als auch die Wertungen angeht) erste Helldivers veröffentlicht haben, wurde es nun Zeit für einen Nachfolger. Sony hat die Entwickler dabei unterstützt, um es diesmal mit den großen AAA-Produktionen aufnehmen zu können. Die (für Indies typische) isometrische Ansicht wurde dabei verworfen und voll auf (wesentlich aufwendigeres) 3D gesetzt. Das grundsätzliche Spielprinzip ist aber ident geblieben, ihr kämpft mit einem kleinen Team von bis zu vier Marines (nur mehr online, ein lokaler Multiplayer-Modus wie im ersten Teil ist nicht mehr vorhanden) gegen riesige Mengen von ohne Rücksicht auf Verluste angreifenden Bugs. Helldivers II setzt dabei auf eine ähnliche Spielmechanik wie erfolgreiche Vorbilder in der Art von Left4Dead, Warhammer: Vermintide 2 bis hin zu dem auch im Weltall spielenden Deep Rock Galactic. Die Hintergrundgeschichte zu Helldivers wurde von Starship Troopers, dem Roman von Robert A. Heinlein inspirier… ähm, gnadenlos abgekupfert. Dabei geht es um den endlosen Kampf der weltbeherrschenden United Citizen Federation gegen die Bugs, eine genial gute anti-faschistische Satire aus dem Jahr 1959 (und in den 90ern von Paul Verhoeven verfilmt). Was bei Helldivers jedoch noch deutlich mehr hervorgehoben wurde, ist der Humor. In meinen vielen Stunden mit dem originalen Helldivers bin ich wohl fast genauso oft an „friendly fire“ verstorben wie durch die Angriffe der Bugs. Diesen Humor hat auch die Fortsetzung beibehalten. Auch hier ist der einzelne Soldat nur Kanonenfutter, der auf teilweise aussichtslose Missionen geschickt wird, und wenn er unabsichtlich für den Tod von Kameraden verantwortlich ist, ist das eben ein kleiner Unfall ohne disziplinäre Konsequenzen. Sowas passiert im Krieg eben, selbst wenn grobe Fahrlässigkeit Schuld sein sollte. Was in der Realität eine Tragödie ist, ist im Spiel jedoch witzig und führt schlimmstenfalls zum Verlust einer Freundschaft.
Helldivers II ist ein Koop-Shooter, bei dem das Lachen beim Spielen im Koop im Vordergrund steht und nicht (nur) das Sammeln von Beute. Ihr könnt es auch super systemübergreifend spielen, bei unserem Test in der Redaktion haben wir das Zusammenspiel von PS5 und PC Versionen getestet, was problemlos funktioniert hat. Helldivers II ist bereits jetzt ein hervorragendes Spiel, das allerdings durchaus noch ein paar Patches brauchen kann. Meine PC Fassung ist während des Tests in der ersten Woche nach Erscheinen doch einige Male abgestürzt, ich bin auch mehrmals aus Multiplayerpartien rausgeflogen. Die Entwickler schieben aber fast tägliche neue Patches raus, um die Bugs zu bekämpfen. Nur ein toter Bug ist ein guter Bug! Das gilt auch für die Terminatoren! Und das Spiel macht bereits jetzt viel Spaß, ohne den Bugs wäre es ein absolutes Meisterwerk. Ich gehe stark davon aus, dass Sony dafür sorgen wird, dass dies bald der Fall sein wird. Die Verkaufszahlen sprechen jedenfalls dafür, das Spiel hat sich in der ersten Woche (inklusive Vorbestellern) alleine am PC viermal so häufig verkauft als der Vorgänger in acht Jahren!