Im Weltall hört dich niemand schreien. Hellion von Zero Gravity Games ist vielleicht das erste Weltraumspiel, das die Gefahr durch das Vakuum richtig rüberbringt. Es ist gerade erst im Early Access gestartet und unser erstes Fazit: Saucool, extrem verbuggt und es verzeiht nur wenig Fehler.
Auf zu den Sternen
Aber mal von Anfang an. In Hellion geht es um das namensgebende Sonnensystem, wohin die Menschheit aufgebrochen ist. Eine Million Kolonisten machen sich im 23. Jahrhundert auf den Weg um das neue Planetensystem zu besiedeln. Der Trek ist unterwegs, die Leute schlafen friedlich in ihren Cyropods und es könnte nicht besser laufen, bis dann plötzlich … was genau passiert kommt noch nicht so wirklich raus. Fakt ist: Mehrere Jahrzehnte später ist nichts mit friedlich besiedeln. Der Convoy ist zerstört. Im All treiben kaputte Module, Schrott sowie sogar einzelne Schiffe und mittendrin befinden wir uns in einem beschädigtem Rettungsboot. Warum das so ist und was genau passiert ist, das sollen die Spieler nach und nach entdecken. Hellion richtet sich also auch an Einzelspieler, der Hauptfokus ist aber definitiv der Multiplayer.
Im Sonnensystem Hellion finden sich derzeit 8 Planeten und 10 Monde sowie haufenweise Asteroiden. Das besondere an der Welt ist das Physikmodell, welches Dinge wie realistische Orbital-Mechaniken erlaubt. Wenn wir im Weltall einen Helm verlieren und anschließend in der Leere ersticken, kann ein anderer Spieler unseren leblosen Körper und den dazugehörigen Helm finden. Diese Mechaniken bleiben auf jedem Server komplett erhalten.
Aufwachen!!!
Gespielt wird in der First Person Ansicht. Der Spieler startet in einem Cyropod, der in einem kleinen abgewracktem Modul durch den Raum treibt. Als erstes gilt es dann die Lebenserhaltungssystem und die Energie wieder herzustellen. Das ist gar nicht so einfach wie gedacht, denn alle System in Hellion verfallen zusehends. Der Verschleiß nimmt zum Beispiel Luftfilter und Servomotoren ordentlich mit. Ist der Schaden zu groß, fallen diese Bauteile aus und das System steht. Wenn es sich dabei um die Lebenserhaltungssysteme handelt, ist das denkbar schlecht. Alle diese Bauteile sind direkt im Schiff verbaut und man hat als Spieler wirklich das Gefühl, Hand anzulegen und sein Raumschiff zu reparieren. Wenn die grundlegenden Funktionen des Rettungsbootes wiederhergestellt sind, geht es ans Erforschen und zwar direkt ins Weltall. Der erste Außeneinsatz ist ein besonderer Moment. Das dröhnende Stampfen der Schiffsmotoren wird immer leiser, je mehr Luft aus der Luftschleuse gepumpt wird. Mit einem metallischen Rauschen öffnet sich die Außenschleuse und es geht raus in die Unendlichkeit. Dieser Moment ist wirklich beeindruckend. Spätestens hier sterben die meisten Spieler zum ersten Mal, denn zu Beginn muss man für die Luftschleuse ein Gangmodul zweckentfremden. Und wer denkt schon daran, sich beim Öffnen einer Außenluke festzuhalten, damit einem die ins All strömende Luft nicht mitreißt? Wenn dann der erste Außeneinsatz klappt, offenbart sich der Schwierigkeitsgrad von Hellion.
Zu Beginn muss man sich daran gewöhnen achtsam mit den Steuerungsdüsen seines Raumanzuges umzugehen. Mit ein bisschen Gefühl segelt man dann aber recht schnell nicht mehr an seinem Ziel vorbei. Das Ziel der Weltraumspaziergänge sind die im All verstreuten Module und Raumschiffe. Entweder man plündert sie oder fügt sie seiner Station hinzu. Das funktioniert mithilfe eines Docking-Computers, den wir von Hand bedienen. Während wir natürlich noch immer im All sind und Sauerstoff verbrauchen. Das alles trägt zu einem unglaublich eindrucksvollen und spannendem Erlebnis bei. Neue Module findet man mithilfe eines Scanners und des FTL Antriebs. Durch die persistente Welt mit echter Physik ist Warpen nicht einfach per Knopfdruck möglich. Jeder Sprung muss mithilfe der Karte genau geplant werden. Es wird komplett dem Spieler überlassen, wie viel Treibstoff er etwa für seine Sprünge verwenden will. Mehr Treibstoff bedeutet mehr Geschwindigkeit, denn weitere Sprünge können schon eine gute Stunde in Anspruch nehmen. Echtzeit wohlgemerkt.
Ein großer Bestandteil von Hellion soll das Crafting sein. Rohstoffe für Treibstoff und Sauerstoff bekommt etwa unter anderem durch Mining von Asteroiden. Damit sie aber nutzbar sind müssen sie erst veredelt werden. Die Bohrer wiederum verbrauchen Strom und müssen in regelmäßigen Abständen gewartet werden. Strom wiederum gibt es durch die Sonnensegel, die verschiedene Bauteile sowie eine optimale Ausrichtung zur Sonne benötigen. Diese kleinen Mechaniken sollen im fertigen Spiel alle ineinandergreifen, im Moment braucht man sich aber um den Verschleiß noch keine Sorgen machen. Die Chancen vorher durch einen Bug oder Selbstverschulden zu sterben sind derzeit recht hoch.
Technik: Himmel & Hölle
Das Spiel baut auf der Unity Engine und die lässt schon jetzt ihre Muskeln spielen. FPS-Drops gab es beim Testspielen keine und die Raumstationen sind detailreich und liebevoll modelliert. Das Design der Module und Schiffe sieht so aus, wie man sich auf der der Erde gebaute Raumschiffe vorstellt. Positionslichter sind an allen Ecken und Enden, Röhren überziehen die Außenhülle und wenn man ein Modul mittles RCS System bewegt werden kleine Rückstoßwolken ausgestoßen. Hellion schafft es mit diesem Look und vor allem mit der Soundkulisse ein sehr realistisches Bild zu zeichnen. Zu keiner Sekunde hat man das Gefühl etwas passt nicht in die Welt. Lediglich die Texturen der Planeten sind noch Platzhalter und lassen im Moment zu wünschen übrig.
Hellion befindet sich im Early Access und hat Bugs. Da gibt es nichts zum Schönreden und das ist völlig logisch. Immer wieder gibt es Clippingfehler, Raum-Module drehen sich plötzlich wie bockige Pferde und sind nicht mehr verwendbar, etc… Wer ein vollständiges, poliertes Spiel erwartet sollte noch einige Monate warten. Direkt nach dem Release wurden bereits zwei Patches veröffentlicht. Es wird sich zeigen wie schnell die Entwickler auf Community-Feedback reagieren.
Der Ausblick
Hellion hat großes Potential und liefert bereits beim ersten Build eine beeindruckende Leistung. Das Spielgefühl stimmt einfach und wenn man sich die Feature Liste ansieht kommt noch so einiges auf die Spieler zu. Neben dem Vakuum wird die Temperatur sowie radioaktive Strahlung eine Rolle spielen. Raumkämpfe sowie detailiertes Crafting soll es ebenfalls geben. Spieler können sich also also auf so einiges freuen. Es scheint als ob mit Hellion ein Weltraumsimulation kommt die ihren Namen verdient hat und wahrscheinlich viele Spieler bis zum endgültigen Release von Star Citizen bei Laune hält.