Nur gute zwei Jahre hat es gedauert, bis auch PC-Spieler in den Genuss der Fortsetzung des hervorragenden Horizon Zero Dawn vom holländischen Entwickler Guerrilla gekommen sind. Endlich kann auch ich mich am PC wieder mit Aloy an die Erforschung einer post-apokalyptischen Welt voll mit riesigen mechanischen Tieren und den Resten der Menschheit machen. Was werde ich im Forbidden West (verbotenen Westen) alles entdecken?
Sony bzw. sein Publisher PlayStation LLC entwickelt sich immer mehr zu einem der absoluten Top-Lieferanten für Spiele nicht nur exklusiv auf der eigenen Konsole, sondern auch am PC. Was noch vor einigen Jahren absolut undenkbar war, wird inzwischen fast schon erwartet – die Portierung der besten ursprünglich PlayStation exklusiven Games auch auf den PC, und das unter Berücksichtigung der erweiterten Möglichkeiten, die ein moderner Gaming-Rechner heute bietet. Uncharted, The Last of Us, Spiderman, Ratchet & Clank, Days Gone, Returnal, Sackboy, God of War und nicht zuletzt das originale Horizon Zero Dawn – lauter PlayStation Topspiele, die es inzwischen auch am PC gibt.
Die meisten dieser Konvertierungen waren technisch ausgezeichnet, gerade mein Lieblingsspiel The Last of Us war bei Erscheinen noch nicht so ganz optimiert (das hat letztes Jahr noch ein paar Wochen und einige Hotfixes und Patches nach Release gedauert) – ich war also recht gespannt, wie der technische Zustand von Horizon Forbidden West (portiert auf den PC von Nixxes Software) so ist. Um es kurz zu machen – hier gibt es nicht viel zu kritisieren. Das Spiel ist auf meinem System absolut problemlos gelaufen, kein ernsthafter Bug, kein einziger Absturz in vielen Stunden Spielzeit. Gute Arbeit Nixxes Software, so gehört sich das!
Story – die Suche nach dem Backup
Vorsicht, hier komme ich um ein paar Spoiler des Vorgängers Horizon Zero Dawn nicht herum. Wer das nicht mag, sollte zum nächsten Absatz weiterspringen. Generell würde ich aber sowieso jedem Spieler von Horizon Forbidden West empfehlen, zuerst den ersten Teil anzugehen. Der beginnt ja vollkommen mysteriös, wir erfahren erst im Verlauf des Spieles, wer wir sind, wann und wo die Handlung stattfindet und was denn in dieser seltsamen Welt eigentlich vorgefallen ist. Horizon Forbidden West setzt dieses Wissen jedoch voraus (zumindest um der Story folgen zu können) und beginnt einige Monate nach dem Ende von Horizon Zero Dawn. Wir spielen immer noch die Heldin des ersten Teiles, Aloy, die aber inzwischen natürlich kein Kind mehr ist, sondern zu einer erfahrenen Kriegerin herangereift ist und außerdem nicht nur ihre Mutter kennt, sondern auch einiges über die Welt, in der sie lebt, erfahren hat. Und dieser Welt geht es im 31. Jahrhundert nicht gut. Die Biosphäre des Planeten verschlechtert sich kontinuierlich, nur GAIA (ein Terraforming-System) kann den Planeten noch retten. Irgendwo im Westen der (ehemaligen) USA soll es ein Backup des Terraforming-Systems geben, also macht sich Aloy auf den Weg, um es zu finden. Das Wetter spielt verrückt, eine Seuche zerstört die Pflanzenwelt (uns bringt auch Menschen um, wenn sie die Sporen lange genug einatmen) und der Weg in den Westen ist natürlich voll mit (neuen Variationen von) den todbringenden mechanischen Kreaturen des ersten Teiles. Aloy muss auf ihrer Suche vollkommen unterschiedliche Biome durchwandern, von schneebedeckten Bergen zu wasserlosen Wüsten, dazu Unterwasserabschnitte und vollkommen zerstörte Großstädte. Die menschlichen Bewohner der Regionen sind nicht unbedingt alle freundlich gesinnt und haben ihre eigenen Probleme. Könnt ihr mit Aloy die Welt ein weiteres Mal vor dem Untergang retten?
Das Spiel führt euch an der Hand durch die Geschichte. Es erscheint immer ein kurzer Hinweistext, was als nächstes zu tun ist. Ein Marker am HUD zeigt die Richtung und Entfernung, um zum nächsten Wegpunkt zu gelangen. Das ist manchmal fast schon zu einfach, aber ohne diesem Hinweis könnt ihr euch in den oft doch recht weitläufigen Umgebungen leicht verlaufen. Und die Kämpfe sind keineswegs einfach. Nicht nur die Bossgegner lassen eure Lebensleiste schnell dahinschrumpfen, wenn ihr euch nicht geschickt anstellt. Sterben wird aber nicht allzu dramatisch bestraft – ihr startet einfach wieder am letzten automatischen Speicherpunkt.
Gameplay
Horizon Forbidden West ist ein Action-Rollenspiel in der Third-Person-Perspektive. Neben den Kämpfen sind auch immer wieder Kletterpassagen zu absolvieren oder aufwendige Zwischensequenzen zu bestaunen. Einige der Gespräche mit den Bewohnern der Welt sind optional, wenn euch die Story gar nicht interessiert könnt ihr sie auch auslassen. Ihr steuert Aloy, eine Maschinen-Jägerin in einer von gefährlichen, animalischen Maschinen bevölkerten Welt. Ihr müsst die Gegend erkunden, springen, euch ducken, klettern, sprinten, Ressourcen finden, schwimmen und tauchen, euch an Gegner anschleichen oder an ihnen vorbeischleichen. Mit einem Stealth Angriff von hinten erledigt ihr Gegner schnell und lautlos. Mit den gefundenen Ressourcen stellt ihr verschiedenste Gegenstände her (für die größeren Ausrüstungsgegenstände benötigt ihr eine Werkbank) und mit eurem Bogen schießt ihr auf diverse Ziele – das ist immer mühsam mit dem Gamepad. Für den Nahkampf habt ihr einen Speer, mit dem leichte, schwere und aufgeladene Angriffe durchgeführt werden können. Heilpflanzen stellen eure Gesundheit wieder her, mit geworfenen Steinen können Gegner abgelenkt werden. Dazu gibt es noch so eine Art Handgranate. Mit einem Greifhaken könnt ihr an bestimmten Stellen Hindernisse entfernen oder euch an vorgegebenen Haken hochziehen. Die Steuerung mit dem Gamepad funktioniert ausgezeichnet. Soweit ist Horizon Forbidden West ein typisches Open-World Action-Rollenspiel. Aloy hat aber auch eine besondere Fähigkeit – sie kann mit ihrem „Fokus“ die Gegend scannen, um Ressourcen oder interessante Punkte zu entdecken. Mit dem Scan kann sie sich auch bestimmte Objekte wie Computer ansehen und so Informationen über sie erhalten. Sie kann damit aber auch die Maschinen scannen, um danach deren Schwachpunkte angezeigt zu erhalten. Auf Wunsch sieht sie sich auch die Wegroutinen der Maschinen an – das ist hilfreich, um an ihnen vorbei zu schleichen, Sprengfallen zu legen oder einen Hinterhalt zu planen.
Die Grafik ist fantastisch. Nicht nur ruckelfrei, sondern auch unglaublich gut aussehend. Aus geleakten Gerichtsdokumenten wissen wir, das am originalen Spiel (PlayStation Fassung) zur Crunch-Zeit rund 300 Leute gearbeitet haben und die Produktion insgesamt über 200 Millionen Euro gekostet und fünf Jahre gedauert hat. Und das sieht und hört man, beim Umfang, Soundtrack, den Zwischensequenzen und natürlich der Grafikqualität. Horizon Forbidden West ist eindeutig ein AAA-Spiel mit sehr hohem Produktionsaufwand.
Technik
Horizon Forbidden West Complete Edition für den PC bietet freigeschaltete Bildraten, detailliert anpassbare Grafikeinstellungen und eine breite Palette an leistungssteigernden Technologien, einschließlich NVIDIA DLSS 3 Upscaling, NVIDIA DLAA, AMD FSR 2.2 und Intel XeSS. Den Umstand, dass das Spiel 21:9 Ultrawide-Auflösungen unterstützt, will ich ja schon gar nicht mehr extra erwähnen, aber die Unterstützung von Super Ultrawide-Auflösungen im Format 32:9 sowie die Unterstützung für Dreifachmonitore im Format 48:9 ist auch heute noch nicht bei vielen AAA-Spielen möglich. Jetzt brauche ich nur noch die entsprechende Hardware dafür. Was ich aber bereits habe, ist ein PlayStation 5 DualSense Gamepad – und hier wird (allerdings nur bei Verbindung zum PC mit einem USB-Kabel) auch die haptische Rückmeldung und adaptive Auslösefunktion unterstützt. Die minimalen Technikanforderungen sind durchaus überschaubar – 16 GB RAM, 150 GB Platz auf der Festplatte, aber auf einem günstigen Consumer-Laptop ohne ordentlicher Grafikkarte geht es trotzdem nicht. Eine NVIDIA GeForce GTX 1650 oder AMD Radeon RX 5500XT Grafikkarte sollte es schon sein, und hier würde ich die Details deutlich hinunterschrauben um eine ruckelfreie Erfahrung zu erhalten. Auf meiner RTX 3070 war das Spielen unter 3440×1440 bei hohen Details kein Problem.
Kaufen könnt ihr Horizon Forbidden West Complete Edition für den PC auf Steam oder auch im Epic Store.
Zusammenfassung
FAZIT
Gute 2 Jahre nach dem Erscheinen der PlayStation Version können nun auch Spieler mit einem PC die Fortsetzung eines der spannendsten Action-Adventures der letzten Jahre genießen. Und nicht nur das – die PC Version von Horizon Forbidden West beinhaltet nicht nur gleich die (ursprünglich kostenpflichtige) „Burning Shores“ Erweiterung (startet direkt nach dem Hauptspiel), sondern wurde auch technisch perfekt auf die Plattform angepasst und ist (einen leistungsfähigen Rechner vorausgesetzt) die beste und schönste Fassung, um das Spiel heute zu zocken.