Horizon Zero Dawn im Test

Die niederländischen Entwickler Guerilla Games kennt man als Macher der Killzone-Serie, die technisch immer besonders eindrucksvolle Spiele produziert haben. So waren die Erwartungen für das Open-World Game Horizon Zero Dawn entsprechend hoch. Ob die als Action-Rollenspiel inszenierte Jagd auf geheimnisvolle Maschinenwesen aber auch der erhoffte Überflieger geworden ist, soll der folgende Test klären.

Die Story des Spiels hat Guerilla Games in einer unbekannten fernen Zukunft angesiedelt, die Menschheit ist entwicklungstechnisch nach einer unbekannten Katastrophe auf dem Niveau von Steinzeitvölkern. Interessanterweise bevölkern aber keine, wie man jetzt erwarten könnte, Dinosaurier die Erde, sondern hochentwickelte Maschinenwesen. Diese erinnern von ihrer Form und Art zwar an Urzeitmonster, sind aber unbekannter mechanischer Natur, hoch entwickelt und für die Menschen extrem gefährlich. Die verschiedenen Völker und Kriegerstämme haben aber gelernt den Monstern aus dem Weg zu gehen und auch zum Teil ihre Maschinenteile und Rohstoffe zu verwenden um daraus eigene Rüstungen und Waffen herzustellen.

Der Spieler übernimmt zu Beginn des Spiels die Rolle der rothaarigen Aloy und lernt in den ersten Tutorialmissionen von Ziehvater Rost schon als kleines Mädchen die ersten Überlebenstechniken. Die Entwickler haben viel Wert darauf gelegt den Spieler ausführlich mit der Story und der Spielfigur bekannt zu machen um die Identifikation mit der Spielfigur zu erleichtern. Das ist richtig gut gelungen und der Spieler erlebt hautnah die schwierigen Anfangsjahre von Aloy mit, die  wie ihr Vater auch, von den anderen Nora als Ausgestoßene gemieden werden.

Die kleine Aloy lernt also den Umgang mit Pfeil und Bogen, sowie die Grundlagen der Jagd. Bei einem dieser Ausflüge stürzt sie in einen unterirdischen Bunker, der sich schnell zu einem weit verzweigtem Höhlensystem entwickelt. Bei dem Versuch wieder an die Oberfläche zu gelangen stößt Aloy auf eine geheimnisvolle unterirdische Metallwelt und findet dabei bei einer Leiche auch ein elektronisches Gadget, ähnlich einem Bluetooth-Headset. Dieses Teil, auch Fokus genannt, ermöglicht ihr die Metallwelt zu „lesen“. Sie kann damit seltsame Botschaften hören, mechanische Tore erkennen und auch die gegnerischen Maschinen analysieren. Der Fokus ist dabei ein extrem wichtiges Hilfsmittel im Spiel um Tiere in der Wildnis zu erkennen, Stärken und Schwächen der Maschinen zu identifizieren und auch Gegner zu markieren und ihre Laufwege anzuzeigen.

Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer.

Zu Beginn des Spiels ist unsere mittlerweile schon jugendliche Heldin nur mit einem einfachen Pfeil und Bogen ausgestattet und begibt sich damit auf eine lange und herausfordernde Reise. Aloy begegnet dabei vielen Menschen, die sie ansprechen kann um so mehr über die Welt und ihre Geheimnisse zu erfahren. Bei den Dialogen kann zwischen mehrere Fragen ausgewählt werden und der Spieler kann subjektiv entscheiden wie er auf die Antworten reagiert. So entwickelt sich schnell ein gewisses Rollenspielflair, welches im Verlauf der Geschichte durch zahlreiche Nebenquests und Ereignissen verstärkt wird. Im Verlauf unserer Reise sind wir da schon öfter mal in Überfälle hineingeraten, haben fremde Stämme angegriffen oder das eigene Volk gegen angreifende Maschinenwesen unterstützt. Die Entwickler haben hier eine riesige umfangreiche Welt geschaffen die für Dynamik und Glaubwürdigkeit beim Spieler sorgen soll.

Wobei die Entwickler dann doch nicht den letzten Schritt hin zu einem ausgewachsenem Rollenspiel gewagt haben, denn viele Spiemechaniken wurden vereinfacht und für mehr Action und leichtere Zugänglichkeit angepasst. So kann Aloy jederzeit ohne Werkzeuge auch unterwegs etwa versch. Pfeile und Fallen herstellen, lediglich die entsprechenden Rohstoffe müssen vorhanden sein. Es können im Spiel aufgefundene Vorratskisten geplündert werden ohne mit Konsequenzen des Besitzers zu rechen oder auch zum Teil schwer gepanzerte Feinde mit Pfeil und Bogen erlegt werden. Das verwundet den Rollenspielfan sicher, aber ermöglicht auch ein schnelleres und dynamischeres Spiel.

Die für die Herstellung von Pfeilen und Waffen benötigten Rohstoffe findet man entweder in der Natur oder nimmt sie erledigten Maschinenwesen ab. So sind etwa Holz und heilende Pflanzen im Überfluss vorhanden und müssen zumeist nicht mühevoll gesucht werden. Fast schon ein wenig zuviel Ressourcen stellen die Entwickler hier dem Spieler zur Verfügung und teure Einkäufe bei den Händlern sind zumeist nicht notwendig. Ermöglichen aber in den Besitz der einen oder anderen neuen und vor allem besseren Waffe oder Rüstung zu kommen. Dem nicht genug bieten, die über die ganze Welt verstreute Händler auch noch viele weitere Waren an, seien es Rohstoffe, Munition, Waffenerweiterungen, Fallen, Tränke oder Karten mit Fundorten seltener Relikte. Überhaupt kann der Spieler bei seiner Reise seinem ausgeprägtem Sammeltrieb, sofern vorhanden, ausgiebig nachgehen und seltene Metallblumen, Gefäße und Nachrichten aufstöbern. Diese wiederum erzielen bei den Händlern besonders gute Preise und sind teils notwendig um auch an besonders wertvolle Belohnungen zu gelangen.

Entdeckungen lieben Entdecker, die sich beim Entdecken entdecken.

Die ersten Stunden des Spiel erinnern dann irgendwie frappant an Far Cry Primal, vor allem die Spielmachanik, ähnelt dem Ubisoft-Spiel in vielen Bereichen. Allerdings haben die holländischen Entwickler hier weit mehr als einen simplen Abklatsch des Ubisoft-Titels geschaffen, das Gameplay wurde in allen Bereichen verbessert und um zusätzliche Möglichkeiten erweitert. Dadurch ist die Motivation im Spiel voranzukommen von Beginn an recht hoch und lässt auch später nicht so schnell nach. Mit gut 30 Stunden Spielzeit für alle primären Hauptaufgaben ist auch der Umfang des Spiels entsprechend hoch. Gibt man sich den vielen Sammelmöglichkeiten und Nebenquests hin, kann man sicher viele Tage und Wochen mit Aloy und Horizon Zero Dawn verbringen.

Nach einiger Spielzeit hat unsere taffe Aloy dann auch schon einige Fähigkeiten mehr auf dem Kasten, die allesamt über Erfahrungspunkte und den damit verbundenen Levelaufstieg „gekauft“ werden können. Diese Fähigkeiten unterteilen sich in die 3 Bereich „Jäger“, „Krieger“ und „Sammler“. Je nach gewählter Fertigkeit ermöglicht das einen stärkeren Angriff, mehr Gesundheit oder neue Fähigkeiten generell. Aloy kann bei ihren Kämpfen mit der Zeit auf ein reichhaltiges Waffenarsenal zurückgreifen und je nach Situation die passende Waffe und auch Munition auswählen. Selbst der simple Speer für Grundangriffe im Nahkampf gedacht, ermöglicht später durch eine Erweiterung sogar Maschinenwesen zu übernehmen oder die geheimnisvollen Tore und Maschinen der Metallwelt zu bedienen. Übernommene Maschinenwesen können als Reittiere verwendet werden und bieten zusätzliche Angriffsmöglichkeiten.

Bei ihrem Kampf gegen die zahlreichen menschlichen und maschinenartigen Gegner kann Aloy auf unterschiedliche Taktiken setzen. Bei einfacheren Gegnern oder den zahlreichen Tieren wie Wildschweine, Waschbären oder Füchsen kann ein direkter Angriff mit Speer und Bogen durchgeführt werden. Bei den zum Teil riesengroßen gepanzerten Maschinen empfiehlt sich diese Taktik dann eher doch nicht, viel zu schnell, würde einem die Maschine entdecken und den Garaus machen. Hier empfiehlt sich eher eine subtilere Vorgehensweise indem man über den Fokus zuerst die Schwächen der Maschine herausfindet und ihre Laufwege markiert. Danach empfiehlt sich ein Anschleichen durch das hohe Gras um möglichst nahe heranzukommen. Das ermöglicht bei der entsprechenden Vorsicht bei kleineren Maschinen einen Sofortkill mit dem Speer. Bei größeren Maschinen empfiehlt sich das Aufstellen von Fallen, Stolperdrähten oder Minen. Mit dem Wurf eines Steins oder Abschießen eines Pfeils kann die Maschine dann in Richtung der Falle gelockt und entweder betäubt oder im besten Fall zerstört werden. Hier gilt es im Laufe des Spiels herauszufinden welche Gegner wie am besten zu erledigen sind. Die KI der Maschinen und Gegner ist dabei etwas durchwachsen ausgefallen, die Wach- und Suchroutinen sind nicht so ausgeprägt wie bei anderen Spielen, feindliche Lager lassen sich dann doch oft schneller befreien als gedacht, während manche Jagdmissionen schneller ein böses Ende haben als man glaubt.

Der Fokus von Aloy hat aber noch mehr sinnvolle Fähigkeiten und dient auch der Spurensuche oder dem Aufspüren von versteckten Eingängen, Behältern oder Skulpturen. Bei ihrer Reise entdeckt der Spieler neben einer abwechslungsreichen oberirdischen Spielewelt auch unterirdische Brutstätten und besondere Gegner und Belohnungen bereit halten. Die teilweise riesigen Gebiete sind anfangs noch mit einem Nebel bedeckt und lichten sich erst nach und nach wenn wir die entsprechenden Gebiete betreten. Wer schon zu Beginn eine bessere Übersicht der Gegend erhalten möchte, macht am besten den in diesem Gebiet patrouillierenden „Langhals“ ausfindig. Diese Maschine erinnert an eine Giraffe ist extrem groß und hat als Kopf eine Art Untertasse. Durch einen geschickten Sprung von erhöhter Position  auf den Rücken des Viechs gelangt man dann mit Sprüngen über den Hals auf den Kopf des Tieres. Dieses kann dort mit dem Speer übernommen werden und somit ist die Karte dieses Gebiets vom Nebel befreit.

Aloy beherrscht neben dem Klettern aber auch Sprünge aus großer Höhe, das schnelle Ausweichen im Kampf mittels Hechtrolle und kann auch durch Flüsse und Seen schwimmen. Besonders begehrte Objekte sind meist nur durch waghalsige Kletteraktionen oder dem Balancieren über gespannte Seile erreichbar. Die Entwickler geben dem Spieler hier zahlreiche Möglichkeiten die Gegend zu untersuchen, ohne aber sich hier mit der Brillanz eines Rise of the Tomb Raider messen zu wollen.

Wunderschöne und bezaubernde Welt

Die Entwickler von Guerrilla Games beherrschen ihr Handwerk, vor allem bestätigen sie auch bei diesem Spiel ihre technische Kompetenz mit einer beeindruckenden Grafikkulisse. Die wundervoll gestalteten Landschaften sind detailliert mit dichter Vegetation bedeckt, Maschinen grasen auf den Weiden, mächtige Bergzüge erheben sich im Hintergrund in die Höhe. Die Welt ist lebendig und detailliert gestaltet, mächtige Bergfestungen sind dabei ebenso vertreten wie beeindruckende Schneelandschaften oder raue Wüstengegenden. Gräser wiegen sich dabei im Wind, Vögel streifen majestätisch durch die Lüfte und die Überreste von metallenen Ruinen sind verrostet und bevölkern die Landschaft. Das Spiel bietet einen enormen Weitblick und schafft durch passende Licht- und Schatteneffekte imposante Blickwinkel in eine faszinierende Welt. Dabei sind Tag- und Nachtwechsel genauso vertreten wie imposante Wetterwechsel, manchmal schüttet es aus allen Wolken, dann fegt wieder ein eisiger Schneesturm über das Land.

Die menschlichen Figuren und die metallenen Maschinen sind dabei allesamt mit sehr viel Details ausgestattet und hervorragend animiert. Aloy klettert in bester Uncharted-Manier auf Maschinen und Berge, balanciert gekonnt über Schluchten und seilt sich rasant von den höchsten Gipfeln wieder ab. Unsere Heldin hinterlässt bei ihren Streifzügen Spuren im Sand, die Haare und Kleidung flattern im Wind und bei den Nahaufnahmen der Kamera sind die vielen interessanten Details der Figuren und Gesichter zu erkennen. Ganz lippensynchron sind die Gespräche nicht geworden, aber die deutsche Synchronisation ist jedenfalls gelungen und die besetzten Sprecher sind glaubhaft vertont worden. Manchmal wirkt die tolle Grafikkulisse aber dann doch zu „sauber“, Aloy bekommt bei ihren gefährlichen und halsbrecherischen Aktionen keine Schramme ab, das Gesicht ist immer makellos sauber und kein bisschen Schmutz ist zu sehen.

Auch punkto Ladezeiten und der Flüssigkeit des Gameplays haben die Entwickler ihre Aufgaben gemacht, man muß nie lange warten und alles läuft flüssig ohne Ruckeln. PlayStation 4 Pro bekommen eine fast identische Version des Spiels, welches auf der „alten“ PS4 nahezu eh schon fast perfekt ist. Lediglich bei manchen Grafikdetails mag das eine oder andere Detail bzw. der eine oder andere Effekt noch etwas imposanter ausgefallen sein.

FAZIT – Hannes

Abschließend kann man sagen Horizon Dawn Zero hat für mich fast alle der hohen Erwartungen an das Spiel erfüllt. Grafisch präsentieren uns die Entwickler von Guerilla Games einen Augenschmaus, die Welt ist wunderschön, abwechslungsreich und glaubwürdig umgesetzt worden. Animationen, Licht- und Schatteneffekte, Partikeleffekte und der Detailgrad sind auf höchstem Niveau und verdienen die Höchstwertung in diesem Bereich. Bei der Story und den Gameplay-Möglichkeiten hat man sich wahrlich viel Mühe gegeben und man kann mit Aloy viele Stunden in ihrer Welt verbringen und immer noch etwas Neues entdecken.

Bei allen diesen Superlativen gibt es dann mich doch ein paar Punkte die für mich eine höhere Wertung des Spiels verhindert haben. Zum einen wird es dem Spieler zeitweise zu einfach gemacht an Ressourcen zu kommen oder etwa z.B. Munition herzustellen. Auch die KI bzw. dass Leveldesign ist stellenweise durchwachsen, manche Aufträge oder auch Maschinen konnte ich zu schnell erledigen, andere waren wieder bockschwer und teilweise frustrierend. Viele der Gameplaymöglichkeiten kennt man auch schon zur Genüge aus anderen Spielen und irgendwann lies dann auch bei mir die Motivation etwas nach, auch noch diese eine Maschine erlegen zu wollen. Vielleicht liegt das auch generell an der gleichen Mechanik der ganzen Open-World Games und auch einem Far Cry Primal, welches ein ähnliches Szenario und vieles der Möglichkeiten schon geboten hatte.

Alles in allem ist Horizon Dawn Zero unter dem Strich aber ein hervorragendes Spiel, welches viel Freude mit dem Experimentieren der zahlreichen Möglichkeiten macht, eine wundervoll grafisch gestaltete Spielwiese zur Verfügung stellt und für den Abenteurer und Sammler viele Stunden beste Unterhaltung bieten kann.

FAZIT – Dave

Der Wind bläst sanft durch das hohe Gras, die Sonne verschwindet hinter den Bergen am Horizont und taucht die Landschaft in beruhigendes Abendrot. Ein Fuchs kriecht durch das Unterholz – unzählige seiner Artgenossen sind meinen Pfeilen schon zum Opfer gefallen, zu wertvoll sind die Ressourcen die sie abwerfen, als dass ich sie unbehelligt ziehen lassen würde – doch entzieht sich dieser glückliche Eine meinem Blick, denn dieser ist auf das Monstrum im Tal vor mir gerichtet: der Donnerkiefer – der König unter den Maschinen. Geschaffen um zu zerstören lässt sein Anblick keinen Zweifel daran, dass jede Konfrontation mit ihm unweigerlich die Letzte sein würde. Sanft bläst der Wind durch das hohe Gras – und so hole ich tief Luft  und spanne meinen Bogen – um einen König zu erlegen…

“Horizon Zero Dawn” ist eine Wucht! Seit “The Witcher 3” bin ich nicht mehr so intensiv in einer Spielwelt versunken. Diese Welt atmet und lebt, sowohl durch ihre Bewohner, als auch durch ihre Geschichte. Jede Ruine, oder einzelne Autowracks in der Landschaft – sie sind der Beweis dafür, dass diese Welt den Untergang einer Anderen gesehen hat. Das Geheimnis hinter dieser Welt in der Maschinen Menschen jagen, als auch Aloys persönliche Geschichte fesseln ungemein an das Joypad und fressen Stunden wie der Donnerkiefer meine Wenigkeit.

Die Geschichte ist es auch die ich besonders hervorheben will: Was zunächst als Ausgangslage für eine 0815 Trashstory alá “Pacific Rim” anmutet, entfaltet sich im laufe des Games zu einer irrsinnig fesselnden Sci – Fi Story. Auch das jagen der Maschinen, die Nebenquests und der Soundtrack haben es mir angetan. Da können auch der Eine, oder Andere KI Aussetzer, oder die Tatsache, dass man Gegner im Nahkampf nicht fixieren kann nichts daran ändern, denn das wäre Jammern auf hohem Niveau.

Ich freue mich schon auf weitere Abenteuer mit Aloy!

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 8 | Handling: 10 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8

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