Die Geschichte von Jagged Alliance ist eine lange, mit einer ebenso langen Reihe von Enttäuschungen. Kann der – offiziell dritte Teil – nun endlich die Fans zufrieden stellen und an alte Zeiten anknüpfen?
Kubanischer Psycho trifft englischen Scharfschützen
Im Jahre des Herrn 1995 erfand die kleine Spieleschmiede Sir-Tech eine ganz eigene, kleine Sparte von Taktikspiel, welches bis heute eine ebenso kleine aber treue (einige würden sagen leicht fanatische) Anhängerschaft hat. In Jagged Alliance schickte man eine ganze Truppe sehr seltsamer Söldner Charaktere auf eine ferne Insel um gegen einen Bösling und seine Truppen anzugehen.
Die Story selbst war nun nie der große Punkt der Jagged Alliance Spiele, viel mehr wurde in die liebevolle Kreation der Söldner geachtet und in die diversen Interaktionen eben jener, sowie sonstiger Macken. So geht es vom weinerlichen Biff, der das Söldnerhandwerk gleich hinwirft, wenn er jemanden killt über diverse Psychos, die auch gleich mal die eigenen Leute killen, wenn Ihnen diese nicht in den Kram passen.
Verbunden war dies mit einer großen Freiheit, wie man die Söldner sowohl im großen Rahmen auf der Landkarte als auch in den einzelnen Gefechten anführt. So konnten die Mannen ihre, teilweise recht miserablen, Fähigkeiten mit der Zeit aufbessern, sofern man denn genügend Geld und Ausrüstung hatte um Ihnen diese Zeit zu verschaffen.
Das lange Warten auf den Nachfolger
Nachdem der erste Teil also erfolgreich das Genre begründete kam ein Jahr später mit Deadly Games, die erste Erweiterung heraus, welche vor allem einen Karteneditor und Multiplayer Funktionen beinhaltete. Dann schließlich 1999 wurde das Meisterwerk der Serie, Jagged Alliance 2 veröffentlicht, welches die Modder Gemeinde auch heute noch am Leben erhält.
Hiervon gab es noch die Gold und Wildfire Editionen, jedoch blieb der zweite Teil für 25 Jahre auch der letzte von Fans anerkannte, richtige Jagged Alliance Teil.
Trotz diverser Versuche wie JA:Back in Action, JA:Crossfire, einer Online Variante, JA:Flashback oder auch dem Ableger JA: Rage wurde kaum etwas anerkannt und – meist zurecht – mit Verachtung gestraft.
Erst nach den angesprochenen 25 Jahren, konnte das kleine Studio Haemimont Games nun den offiziellen dritten Teil abliefern (das erste Mal angekündigt wurde dieser bereits in 2004, die Entstehungsgeschichte hierzu wäre ein eigener Roman), welcher die Durststrecke in vielen Punkten auch wirklich beenden konnte.
Lustig ist das Söldnerleben!
So haben Haemimont Games in den beiden Grundlagen – Söldner mit Persönlichkeit und Eigenschaften, sowie spannende Gefechte mit vielen Möglichkeiten ihre Hausübungen gut gemacht.
Aus einem Sortiment von über 40 Söldnern, können sich angehende Anführer bedienen, ein Großteil davon sind bekannte Gesichter, es gibt jedoch auch einige Neuankömmlinge, die sich in punkto schräger Persönlichkeit nicht vor Ivan und Co. Verstecken müssen.
Auch die Geschichte ist schön Jagged Alliance typisch, es gilt den Präsidenten eines Inselstaates aus den Klauen von Entführern zu befreien, wobei man diverse alte Bekannte wieder trifft und einige abgedrehte Nebenquests zu Gesicht bekommt.
Der Schwierigkeitsgrad ist durchaus in Ordnung, Gegner konzentrieren sich auf deine schwächeren Einheiten und nutzen Deckung, Granaten etc. gut genug um eine Herausforderung zu bieten.
Das Gute, Das Böse und das Hässliche
Neben vielen Dingen, die Jagged Alliance richtig macht, ist es natürlich nicht perfekt. So ist mir ein bestimmter Punkt am Spiel negativ aufgefallen, ab welchem der Schwierigkeitsgrad extrem anzieht. Erreicht man diesen Punkt zu früh (oder unvorbereitet), ist es eigentlich so gut wie „Game Over“.
Außerdem war zu Beginn der Handel (sprich der Verkauf von nicht gebrauchten Ausrüstungen etc.), kaum existent, dies wurde inzwischen zum Glück aber bereits behoben. Vorbildlich ist die Weiterarbeit von Haemimont Games generell, sie beheben fleißig, was den Spielern auffällt oder auch gefordert wird und halten sich gleichzeitig an die von Ihnen veröffentlichte Roadmap mit weiteren geplanten Verbesserungen.
Zusammenfassung
Grafik
Die Grafik ist etwas grell, orientiert sich aber an den Vorgängern. Die Bewegungen der Charaktere sind flüssig, die Explosionen sehen auch gut aus.
Sound
Alle Söldner sind komplett vertont und die Sprecher machen einen guten Job. Auch die Musik passt sich der jeweiligen Umgebung und Phase an.
Handling
Einige Sachen wir das Entfernen von Minen bzw. das Inventar könnten übersichtlicher sein, auch dass die Inventare der Gruppen getrennt sind, macht es zwar realistischer aber umständlicher. Grundsätzlich ist aber auch das Handling – gerade im Feuergefecht – gelungen.
Spieldesign
Der Kampf gegen die Aufständischen Truppen ist gut designed, bis auf den bereits erwähnten Schwierigkeitsanstieg, hat man große, gut durchdachte Karten. Nur die Quest Beschreibung was zu tun und wer zu töten ist, ist mitunter nicht gänzlich optimal.
Motivation
Einer der Hauptgründe für den Erfolg von Jagged Alliance war schon immer die offene Vorgehensweise, wie und mit wem man ins Feld gegen den Gegner vorgeht. Durch den bereits gelungenen Mod-Support und die von Haus aus gut umgesetzte Jagged Alliance Vielfalt an Möglichkeiten, bietet der dritte Teil absolute Langzeit-Motivation.
FAZIT
Jagged Alliance 3 – nach Jahrzenten der Reinfälle und miesen Abkupferungen, hat der dritte Teil des kleinen Studios Haemimont Games es endlich geschafft, Totgeglaubte wieder leben zu lassen. Mit spannenden Kämpfen, schrägen Charakteren und einer gelungenen Modernisierung des Spielprinzips, haben Fans des Jagged Alliance Franchises endlich wieder die Gelegenheit freudestrahlend mit Fidel & Co. in die Schlacht zu ziehen.