Jotun: Valhalla Edition im Test

Dank „God of War“, in dem Kratos endgültig die griechische Sagenwelt hinter sich gelassen hat, um sich in neuen Gefilden zur Ruhe zu setzten (mit nur kurzzeitigem Erfolg, wie wir jetzt wissen), scheint nun die nordische Mythologie wieder voll im Trend zu sein. Doch nicht nur Sony hat erkannt, wie viel dieser Hintergrund zu bieten hat. Bereits Ende 2015 veröffentlichte das kleine Studio Thunder Lotus Games Jotun, ein tief in der nordischen Legendenwelt verankertes Action/Exploration Game. Und eben dieses erscheint nur in seiner Valhalla Edition für Nintendo Switch.

Ehrloser Tod

Ganz am Ende hat das Glück die Vikinger-Kriegerin Thora verlassen. Anstelle des herbeigesehnten ehrenvollen Todes im Kampf, ertrinkt die Unglückliche auf einer Überfahrt. Der Einzug in die Heldenhallen von Valhalla bleibt ihr dadurch verwehrt. Doch sie bekommt eine zweite Chance: Gestrandet im Ginnungagap, einer Art Zwischenebene, welche die Welten verbindet, soll sie diese bereisen und die Jotun, riesige Elementarwesen, finden und im Kampf besiegen. Nur dann darf sie, wie ihre Vorfahren, in Valhalla einziehen.

Eine beschwerliche…

Und so machen wir uns auf, die Welten eine nach der anderen zu bereisen, auf der Suche nach magischen Runen, die uns dann den Zugang zum hiesigen Jotun verschaffen. Bewaffnet mit ihrer Axt, mit der sie entweder schnelle, leichte Schwünge austeilen oder eine sehr langsame Überkopf-Attacke vollführen kann, schlägt sich Thora also durch allerlei Levels. Zusätzlich kann sie noch eine Ausweichrolle ausführen, womit sich ihre Aktionsmöglichkeiten im Grunde aber schon erschöpft haben.

Einzig die Götterschreine, von denen je einer in jedem Level versteckt ist, schaffen zusätzliche Möglichkeiten. Abhängig davon, welchem Gott der Schrein gewidmet ist, wird Thora dort von diesem mit einem mächtigen Spruch belohnt, den sie dann an beliebiger Stelle einsetzen kann. Heilung, magische Attacken, Fernkampf-Blitze,… so ist für jede Eventualität gesorgt. Hierfür wird keine magische Energie verbraucht, wie oft in Spielen dieser Art üblich. Stattdessen haben alle Sprüche eine festgelegte Anzahl an Aufladungen und falls verbraucht, kann man sie erst wieder nutzen nachdem man sich an Mimir’s Brunnen erfrischt hat.

Der Hauptfokus von Jotun liegt eindeutig auf dem Erkunden der Welt. Hierbei stehen der Heldin einige Hindernisse im Weg. Rätsel, bei denen man seine Umgebung per Axthieb manipulieren muss, riesige Felder voll giftiger Pflanzen, die es zu navigieren gilt, ohne den Giftwolken zu nahe zu kommen und ganz selten sogar Gegner. Genau hier liegt auch ein kleiner Kritikpunkt begraben: Die Laufwege sind mitunter recht lang und ereignislos, was für den einen oder anderen möglicherweise zu Langeweile führen kann. Das tatsächliche Kämpfen beschränkt sich hier nämlich fast ausschließlich auf die Bosse. Die sind dafür aber sehr abwechslungsreich und komplex designt und gestaltet.

…aber wunderschöne Reise…

Rein mechanisch betrachtet hat Jotun also nicht viel zu bieten, sodass es aus der Masse an Spielen herausstechen würde. Die Präsentation ist es, die das Game zu etwas Besonderen macht. Die wunderschöne, handgezeichnete Grafik versprüht ein Flair, dem man sich nur schwer entziehen kann. An manchen Stellen zoomt die Kamera ganz weit heraus, entweder um dem Spieler mehr Überblick zu verschaffen oder ihm einfach nur einen Blick auf die wunderbaren Artworks zu gewähren.

Der Sound trägt ebenfalls seinen Teil zur wirklich dichten Atmosphäre beizutragen. Sphärische Klänge als Hintergrundmusik, die die entspannte Stimmung des Gameplays weitertragen, passen sich wunderbar dem Geschehen an. Noch besser ist allerdings die Sprachausgabe. Die besteht seitens Thora ausschließlich aus komplett in einer nordischen Sprache gehaltenen Monologen, die entweder die Backstory der gerade besuchten Welt und deren Bewohner erklärt, oder über sich und ihre Vergangenheit spricht. Auch das trägt sehr zur gesamten Atmosphäre bei, bedeutet allerdings, dass man sich hier mit Untertiteln begnügen muss.

…zu neuen Ufern

Mit dem Switch-Release erhält Jotun den sogenannten Valhalla Modus. Hierbei handelt es sich um einen Boss-Rush Modus, der die ganzen Level weglässt und einen ausschließlich gegen aufgebohrte Versionen der Bosse antreten lässt. Die sind schon im eigentlichen Spiel ordentlich fordernd und bieten hier wirklich eine Herausforderung für Profis und solche, die es noch werden wollen.

Damit hat diese Version aber einen klaren Vorteil gegenüber dem Original, denn ein großes Manko an Jotun ist seine geringe Länge. Mehr als knapp 6 Stunden Spielzeit lassen sich wohl nicht aus dem Hauptspiel herausholen und auch der Wiederspielwert hält sich in Grenzen. Der Valhalla Modus kann da sicherlich ein wenig Abhilfe schaffen.

Ansonsten ist die Switch-Version weitestgehend mit den anderen identisch, die Umsetzung ist einwandfrei. Als jemand der das Game schon auf dem PC gespielt hat muss ich auch zugeben, dass dieses Spiel wirklich extrem gut auf Nintendos neue Maschine passt, was wohl daran liegt, dass es sich wunderbar in kleineren, kurzen Häppchen spielen lässt. Und das wiederum ist wie gemacht für die mobile Heimkonsole.

FAZIT

Jotun: Vahalla Edition ist eine atmosphärische Reise in die nordische Sagenwelt. Wunderschön gezeichnete Welten, erstklassig vertont und kompetent designt. Die allzu ruhige Gangart und fast schon relaxte Stimmung des Ganzen außerhalb der Bosskämpfe mag allerdings für manche langweilig erscheinen. Wer aber darüber hinwegsehen kann, den erwarten ein paar fordernde und abwechslungsreiche Stunden, die es wert sind, erlebt zu werden.

Was ist [Spieletitel]? Ein atmosphärisches Exploration-Game, gespickt mit Rätseln und fordernden Bossfights.
Plattformen: Nintendo Switch, PC, PS4, Xbox One,
Getestet: Nintendo Switch Valhalla Edition, zum jetztigen Zeitpunkt nur hier verfügbar
Entwickler / Publisher: Thunder Lotus Games
Release: 27. April 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.0

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 6 | Motivation: 8

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