Katana Zero im Test

Nach fünf Jahren Pause meldet sich das Entwicklerstudio Askiisoft mit einer neuen IP zu Wort: Katana Zero, das ich selbst letztes Jahr zufällig auf Twitter entdecken durfte. Mit dem einzigartigen Look, welcher sehr an den von Hotline Miami erinnerte, dauerte es nicht lange und meine Aufmerksamkeit war geweckt. Ein paar Monate später, Katana Zero frisch durchgespielt, und vor mich dahingrübelnd, stellt sich mir nun die Frage: Hat sich das Warten gelohnt? Ja, verdammt nochmal, ja.

Ist das etwa …Total Recall …?

Katana Zero spielt in einer alternativen Welt, welche sich noch vom großen Krieg ausruht, der jahrelang tobte. Wir schlüpfen in die Haut eines namenlosen Veteranen, welcher gepaart mit seinem Katana und Kimono für eine geheimnisvolle Organisation als Auftragsmörder arbeitet. Von Albträumen und brüchigen Erinnerungen geplagt, steigt der Spieler immer weiter in die Tiefen seiner selbst hinab, und versucht sich darüber klar zu werden, was er ist. Mithilfe der Droge Chronos, ist es dem Gesetzlosen nämlich möglich die Zeit zu verlangsamen, aber alles bringt seine Nachteile mit sich, und so gilt es ebenso, eine Lösung für die inzwischen entwickelte Abhängigkeit von der Substanz zu finden.

Die rätselhafte Geschichte dieses Action-Plattformers hat es mir auf ganzer Linie angetan. Die brutale, aber dennoch lustige Welt von Katana Zero wirkt glaubwürdig sowie real und hat ihren ganz eigenen, derben Charme. Den Gegnern beispielsweise aus dem Verborgenen zuzuhören, kann für den eigentlichen Handlungsstrang wichtige Informationen beinhalten, oder auch einfach in sich eine lustige Geschichte erzählen. Besonders die okkulten Antagonisten sind auf ihre eigene Weise interessant und sympathisch.

Die Möglichkeit, in Dialogen zu antworten, beziehungsweise andere Charaktere während des Redens zu unterbrechen, ist ebenfalls ein interessanter Einfall. So erfährt man, je nachdem, wie man sich verhält, mehr oder weniger über die Hintergründe der Geschichte, oder erwischt gar ein anderes Ende. Hinzu kommt, dass nach jeder der Missionen nochmal im Gespräch mit einem Psychologen über das eigene Handeln reflektiert wird, was dem Gefühl, wirklich Einfluss auf das Geschehen nehmen zu können, in die Hände spielt. So kann es passieren, dass man im Volksmund als Drache, ein schrecklicher Mörder, bekannt wird, oder doch aus dem Verborgenen heraus im Deckmantel eines Cosplayers agiert.

Es leben die 80er!

Grafisch orientiert sich Katana Zero sehr an Hotline Miami, und versucht, besonders durch seine Neo-Noir-Elemente zu punkten. Das tut es auch auf ganzer Linie. Noch nie zuvor habe ich ein Spiel im Pixellook gesehen, das es schafft, sich so geschickt mit der Beleuchtung der Szene auseinanderzusetzen. Auch die Effekte sind an den einzigartigen Stil angepasst. Durch das schnelle Gameplay und die dazu passende Grafik kann Katana Zero aber nach einer längeren Spielzeit das Auge ein wenig belasten. Nicht weiter schlimm, aber bei mir war das spürbar der Fall.

Neben den netten Hintergründen gibt es auch noch verschiedenste Charaktere im Spiel. Da wäre beispielsweise der mysteriöse Antagonist V, welcher durch seine goldenen Arme heraussticht, aber auch ein Dutzend andere Charaktere, die in Erinnerung geblieben sind. Lediglich bei den „Standard“-Gegnern wurde gespart; diese sehen nämlich je nach Funktion, wie Nahkampf, alle gleich aus. Obwohl diese sehr simpel sind, sieht man ihnen dennoch ihre Funktion sofort an, was besonders wichtig ist, wenn sich der Spieler hinter Mauern, oder in eine Rauchbombe befindet, und deshalb nur die Silhouetten der Feinde erkennt.

Ein Nachteil, der aber mit dem „Pixellook“ kommt, ist der große Animationsaufwand. Hierbei muss nämlich Frame-by-Frame, also Bild pro Bild gezeichnet werden. Diese Hürde bewältigten die Entwickler bei Askiisoft mit Bravur. Nicht nur während des Gefechts glänzt Katana Zero mit schwungvollen und flüssigen Animationen, sondern auch dann, wenn es mal nicht zur Sache geht. Ob es ein Tee ist, den der Protagonist trinkt, oder das Chronos, das er gespritzt bekommt, alles wurde mit Liebe zum Detail animiert und ist genaustens erkennbar für das Auge. Besonders freut mich, dass hier nicht gespart wurde, sondern der Spieler, beispielsweise wenn er dann mal auf eine andere Art stirbt, auch eine andere Sterbeanimation hat, und nicht die normale einfach wiederverwendet wird.

Ebenfalls punktet Katana Zero mit dem funky 80er-Jahre-Soundtrack, welcher das bildliche Geschehen zusätzlich untermalt. Eine nette Idee der Entwickler war, zu Beginn jedes Levels eine Kassette mit dem Titel des jeweiligen Tracks zu zeigen. Dazu zu sagen ist, dass die Kassette nicht nur der Spieler, also ihr, sondern auch der Charakter in Spiel auf seinem Walkman hört. Genial!

Nicht … gut … genug …

Kommen wir zur Créme de la Créme des Spiels: dem Gameplay. Gleich zu Beginn von Katana Zero wird man ohne großes Drumherum ins Geschehen geworfen: kein Tutorial, pures Trial-and-error. Wie auch in Hotline Miami gibt es keinen Lebensbalken – ein Fehler und man stirbt. Doch das gestaltet sich amüsanter, als anfangs vielleicht gedacht. Stirbt der Protagonist nämlich, wird man blitzschnell wieder an den Anfang des Levels zurückgesetzt. Wie? Durch den klassichen „Rewind“-Effekt! Dieser überbrückt die Zeit zwischen Tod und Wiedereinstieg und geht sehr schnell vonstatten, was heißt, dass der Spielfluss dabei nicht unterbrochen wird.

Aber als gefragter Mörder wird man nicht zum Sterben angeheuert, sondern zum Töten. Genau wie bei euch selbst gilt auch beim Vermöbeln der Gegner das Hit-Kill-System, was bedeutet: Wird man getroffen, stirbt man. Und das ist auch gut so, gibt es einem doch das Gefühl, ein hochrangiger Meisterassassine zu sein, der seine Gegner praktisch im Handumdrehen demontiert. Aber was kann der geheimnisvolle Killer eigentlich? Ganz simpel: Mit seinem Schwert attackieren. Neben dem normalen Schwerthieb, der vom Boden wie auch aus der Luft ausgeführt werden kann, hat der Spieler auch die Möglichkeit, Gegenstände zu werfen. Auch diese Töten sofort beim Aufprall. Doch da gibt es noch etwas! Wie es sich nämlich für einen Samurai in einem Sci-Fi-Setting gehört, kann dieser auch Schüsse reflektieren, wenn er ihnen im richtigen Moment entgegenschlägt.

Um alles leichter zu gestalten, hat der Spieler zudem die Möglichkeit, die Zeit für einen bestimmten Zeitraum zu verlangsamen. Nicht nur hilft das beim Reflektieren der Schüsse, sondern auch beim Ausweichen. Sind nämlich zu viele Geschosse im Anmarsch oder drohen Angriffe zu treffen, kann man durch Rollen ausweichen. Während diesem Vorgang ist man immun gegen Schaden. Spätestens in den letzten Leveln von Katana Zero sind diese Fähigkeiten die besten Freunde des Spielers.

Und wie sieht es mit der Motivation aus? Obwohl die Gegner heruntergebrochen sehr simpel gestaltet sind, ergeben sie in Kombination mit dem Leveldesign eine durchaus interessante Herausforderung. Die meisten Bösewichte sind so im Level platziert, dass man eine bestimmte Herangehensweise benötigt, um lebendig weiterzukommen. Natürlich geht es auch anders, aber der springende Punkt ist, dass man nach jedem Level ein Videotape von sich selbst zu sehen bekommt, welches den kompletten Durchlauf des Abschnitts zeigt. Und um auch wie ein wahrer Assassine auszusehen, muss man bedacht vorgehen. So wird aus den anfangs noch stockenden Durchläufen bald ein Killing-Spree, als wäre man der japanische John Wick.

Neben den normalen Gegnern gibt es überdies natürlich auch noch Bosskämpfe, die euch eigene Kniffe abverlangen. Objektiv gesehen, gestalten sich auch diese nicht allzu schwer, aber sie fordern zumindest noch etwas mehr.

FAZIT

Um ehrlich zu sein, bin ich überrascht, dass mich Katana Zero so fesseln konnte. Ich hatte ein nettes Spiel erwartet, im Endeffekt war der Titel jedoch weit besser als erhofft. Ein simples, aber dennoch schön inszeniertes Gameplay, untermalt von der stimmigen Atmosphäre des Spiels, die durch den gut gewählten Soundtrack nochmals unterstützt wird. Neben einer interessantes Handlung, hat Katana Zero auch viele Geheimnisse, die es zu entdecken gibt, was, kombiniert mit dem Drang, einen immer besseren, schöneren Durchlauf zu schaffen, für einen hohen Wiederspielwert sorgt. Für Achievement-Sammler gibt es sogar einen geheimen Endboss, der Einiges zu bieten hat, aber auch unterschiedliche Schwerter locken zum erneuten Starten des Spiels. Am besten sind meiner Meinung nach die abwechslungsreichen Szenarien, in denen sich der Spieler wiederfindet: Einmal meuchelt man im Nachtclub während einer großen Party vor sich hin, dann am Motorrad während einer Verfolgungsjagd, und zwischendurch sogar mit einem anderen Charakter, der komplett eigene Fähigkeiten besitzt. Lediglich das plötzliche Ende der Handlung, welches aber zumindest eine Fortsetzung verspricht, war ein kleines Manko für mich. Alles in allem ist das Spiel sein Geld aber allemal wert, besonders wenn man ein Fan von Games wie Hotline Miami ist.

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Was ist Katana Zero? Ein stilsicher umgesetzter Action-Plattformer im Neo-Noir-Stil.
Plattformen: PC, Nintendo Switch
Getestet: auf PC Intel Core i7-6700HQ, 8GB RAM, GeForce GTX 960M
Entwickler / Publisher: Askiisoft / Devolver Digital
Release: 18.April.2019
Link: Offizielle Webseite

 

Gesamtwertung: 9.6

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 8 | Handling: 10 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

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