KILL La KILL The Game – IF im Test

Spätestens seit Dragon Ball FighterZ und Jump Force stehen Beat’em Up Games die auf Manga-Serien basieren wieder hoch im Kurs. Diesem Trend schließt sich nun auch KILL La KILL The Game – IF an, die Umsetzung der beliebten Hiroyuki Imaishi-Anime-Serie aus dem Jahr 2013. Im Gegensatz zu beiden erst genannten Spielen kann dieses zwar mit einer sehr authentischen Präsentation überzeugen, spielerisch bleibt es aber aufgrund einiger Schwächen in Sachen Umfang und Gameplay eher unterdurchschnittlich.

Als hiesiger Fernsehzuschauer muss man entweder ein versierter Genre-Fan sein oder sehr lange in der umfangreichen Netflix-Bibliothek suchen, um auf die Anime-Serie KILL la KILL zu stoßen. Auch die dort zu lesende Kurzbeschreibung klingt nicht unbedingt nach Standard-Kost: „Ryuko Matoi – das Mädchen mit der halben Schere – will die Wahrheit über den Tod ihres Vaters herausfinden und sucht daher überall auf der Welt nach Hinweisen.“ Ja, die Serie ist etwas bizarr, aber vielleicht gerade deswegen hat sie vor allem in Japan so etwas wie Kultstatus erreicht. Gemeinsam haben sich das japanische Animations-Studio Trigger und Entwickler A+ daran gemacht, die Geschichte vom Schulmädchen Ryuko und ihrem Kampf gegen die Leitung der Honnouji-Akademie für Konsolen und PC umzusetzen.

Die Story selbst richtet sich dabei eindeutig an Kenner der Vorlage, denn eine einführende Einleitung in die Geschichte gibt es nicht, was vor allem Neulingen den Einstieg nicht gerade leicht macht. Ganz im Gegenteil sogar: Ich empfehle sogar jedem Unkundigen sich unbedingt vorher die Fernsehserie anzusehen, denn andernfalls ist es für mich nicht vorstellbar, dass man der Handlung auch nur ansatzweise folgen kann. Für die Erzählung hat man sich dafür aber einen besonderen Kniff einfallen lassen, denn es wird nicht einfach der Inhalt des Animes nacherzählt, sondern man schildert das Geschehen aus der Perspektive der Widersacherin Satsuki Kiryūin in einem speziellen  „IF“-Szenario. Das bedeutet, dass die Geschichte zwar an manchen Stellen etwas von der Vorlage abweicht, aber dabei nie den ursprünglichen Handlungsstrang verändert. Der Story-Modus zählt sicherlich zum Highlight von KILL La KILL The Game – IF, der aber leider nach knapp vier Stunden auch schon wieder vorbei uns und dazu noch mit einem etwas abrupten und enttäuschendem Ende abgeschlossen wird. Als kleine Entschädigung steht danach aber ein alternativer Story-Modus mit der bekannten Heldin Ryuko Matoi zur Auswahl.

Übung macht den Kämpfer

Dass der Fokus von KILL la KILL The Game – IF auf dem Story-Modus liegt merkt man auch daran, dass dieser zu Beginn die einzig auswählbare Spielvariante ist. Das Tutorial ist zwar direkt in die Geschichte integriert, aber Training, Mehrspieler und alle anderen (auch Standard-)Modi müssen erst freigeschalten werden. Das Kampfsystem ist sehr simpel gehalten, denn jeder Charakter verfügt grundsätzlich über seine eigenen Versionen der drei immer gleichen Angriffe: Hieb- oder Faustschläge aus nächster Nähe, aufladbare Fern-, Projektil- oder -Sprungangriffe und einen langsamen, schweren Treffer, der auch die Deckung eines Gegners durchbrechen kann. In den sehr weitläufigen 3D-Arenen versucht man diese Techniken in immer komplexeren Kombos zu verknüpfen. Mit zunehmender Spielpraxis gelingt das zunehmend immer besser – wenn auch stets das Gefühlt bleibt, dass man mit stupiden Button-Mashing das gleiche Ergebnis erzielen könnte. Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit angesammelte Energie für eine sogenannte „Bloody Valor“ einzusetzen, eine Attacke bei dem sich die beiden Kontrahenten nach der Aktivierung in einer Art Schere-Stein-Papier-Mini-Spiel gegenüber stehen. Auch wenn sich die einzelnen Kämpfer durch ihre individuellen Eigenheiten unterschiedlich spielen, taktischen Tiefgang oder ein allzu anspruchsvolles Gameplay sollte man aber von KILL la KILL The Game – IF nicht unbedingt erwarten. Dazu kommt noch, dass es durch die unglückliche Kameraführung und die teils übertriebenen Grafikeffekte oftmals schwer fällt, der Kampf-Action zu folgen.

Größtes Manko von KILL la KILL The Game – IF  ist der spärliche Umfang. Mit insgesamt acht Kämpfern bietet es deutlich weniger als die Genre-Konkurrenz, dazu kommt noch, dass auch die Auswahl an unterschiedlichen Spielmodi nicht besonders groß ist. Der interessanteste ist dabei vermutlich noch der „COVERS Modus“, in dem man gegen Wellen an den namensgebenden Antagonisten aus dem Anime, ankämpft. Natürlich gibt es auch diverse Mehrspielermodi, etwa für lokale Spiele zu zweit oder für Partien über das Internet. Für letzteres müsst ihr aber dann auf das jeweilige kostenpflichtigen Online-Service, etwa Nintendo Switch Online oder PSN, zurückgreifen. Weiters sei noch erwähnt, dass man für das Spielen in allen Modi so genannte GP-Währung als Belohnung erhält und diese dann gegen Bilder, Charakter-Modelle und Soundfiles eintauschen kann.

Optisch schöne Umsetzung

Die Anime-Vorlage von KILL la KILL The Game – IF hat in der Zwischenzeit etwa sechs Jahre auf dem Buckel und war das erste größere Projekt des Animations-Studios Trigger. Im direkten Vergleich zur Fernsehserie kann die Konsolen-Umsetzung vor allem in den Zwischensequenzen mit einer deutlich detaillierteren und schärferen Optik punkten. Sowohl die Story also auch das Gameplay selbst wird dabei in einem sehr ästhetisch Cel-Shading-Look dargestellt, der dazu auch noch technisch sehr sauber umgesetzt wurde. Was die Sprachauswahl anbelangt darf man zwischen japanischem Original und englischer Vertonung auswählen – wer letzteres auswählt muss aber damit rechnen, dass es nahezu keine lippensynchrone Sätze zu hören gibt, was dann doch manchmal unfreiwillig komisch wirkt. Auch der Soundtrack sowie die Soundeffekte orientieren sich stark an der Vorlage und runden die insgesamt gute Präsentation entsprechend ab.

FAZIT

KILL la KILL zählt zwar nicht zu meinen Lieblings-Animes, aber er reiht sich nahtlos in die Liste meiner „Guilty Pleasures“-Serien ein und dementsprechend waren auch meine Erwartungen an KILL la KILL The Game – IF nicht besonders hoch. Positiv überrascht hat mich dann doch der großartig aussehende Cel-Shading-Look, der den Stil der Vorlage nicht nur perfekt einfangen kann, sondern teilweise in der technischen Umsetzung sogar übertrifft. Leider überwiegen die spielerischen Schwächen, welche mitunter das Resultat der teilweise sehr fragwürdige Design-Entscheidungen sind. Warum muss ich etwa einen Trainingsmodus und andere Standard-Spielvarianten erst freischalten. Wer hat sich den Story-Modus ausgedacht, der nicht nur sehr kurz ist und dazu ziemlich abrupt mit einem sehr schwachen Ende abschließt? Dazu kommt noch, dass man den Anime zumindest gesehen haben sollte, um überhaupt der ziemlich verwirrenden Geschichte folgen zu können. Die ziemlich spärliche Kämpferriege und das nicht sehr variantenreiche Kampfsystem runden den insgesamt dann doch eher enttäuschenden Gesamteindruck ab. Fans der Serie können eventuell einen Blick riskieren – ein anspruchsvolles und umfangreiches Spielerelebnis sollte man aber nicht erwarten.

Was ist KILL La KILL – IF? Beat’em Up mit den Kämpfern des Mangas „Kill la Kill“ inklusive neuer Geschichte in einem brandneuen „IF“ Szenario.
Plattformen: PC, PS4, Nintendo Switch
Getestet: Nintendo Switch
Entwickler / Publisher: PQube Limited
Release: 26. Juli 2019

Gesamtwertung: 5.6

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 6 | Handling: 6 | Spieldesign: 4 | Motivation: 4

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