Voller Freude darüber, dass nun endlich die finale Fassung von King Arthur: Knight’s Tale erschienen ist, habe ich unverzüglich damit begonnen, mir das Spiel genauer anzusehen. Ein taktisches Rollenspiel, angesiedelt in einer dunklen Fantasy Welt nach dem Tod von König Arthur – das kann doch nur gut sein, oder? Schon seit über einem Jahr beobachte ich die langsamen Fortschritte, die das ungarische Entwicklerstudio Neocore Games in der Early Access Version veröffentlicht hat. War King Arthur: Knight’s Tale die lange Wartezeit wert?
Nach mehreren Verschiebungen und einer langen Zeit im Early Access ist King Arthur: Knight’s Tale am 26. April endlich in der finalen Fassung erschienen. Die Installation benötigt 130 GB freien Platz auf unserer Festplatte – ein Leichtgewicht ist das Spiel also nicht gerade. Soweit ich mich erinnern kann, hat die erste Early Access Version weniger als 30 GB benötigt – dafür hat bei ihr aber auch noch fast die gesamte Kampagne gefehlt. Nun sind rund 50 Missionen in verschiedenen Handlungssträngen enthalten.
Unsterbliche Helden
Die Hintergrundgeschichte ist eine weitere Variante im Universum der unzähligen Arthur Sagen. Wir spielen den eigentlich abgrundtief bösen Sir Mordred, der einst eine Armee von Untoten und Monstern gegen König Arthur angeführt hat, der die Burg Camelot niedergebrannt und Gegner niedergemetzelt hat – und schließlich König Arthur selbst in der letzten Schlacht getötet hat. Mit seinem letzten Schlag hat der tödlich verwundete König Arthur allerdings auch uns getötet. Leider ist König Arthur nicht wirklich tot geblieben, sondern hat sich in etwas Böses und völlig Verrücktes verwandelt und die Welt in völliges Chaos und Verzweiflung gestürzt. Nun wurden auch wir von der Herrin des Sees zurück ins Leben gerufen, um diesen Alptraum zu beenden und König Arthur ein für alle Mal zu töten. Wir stellen uns eine Gruppe von Rittern aus König Arthurs ehemaliger Tafelrunde zusammen (oder andere nützliche Helden, denen wir im Laufe des Spiels begegnen), bereisen das zerstörte Land und bauen Schloss Camelot wieder auf. Alles, was wir tun, wird von der Herrin des Sees aus dem Off (daher unsere Spielfigur Sir Mordred hört die Kommentare nicht) kommentiert, die unsere Taten beobachtet und hofft, dass sie das Richtige getan hat, als sie uns wiederbelebt hat.
4 oder mehr Helden, sollen es sein
Ihr bewegt eure Gruppe von bis zu vier Helden (manchmal kommt noch ein verbündeter NPC dazu) während der Quests in Echtzeit durch die rund 50 Missionen, während denen ihr Beute sammelt und die Umgebung erkundet. An Rastplätzen können ihr entweder Trefferpunkte oder Rüstung wiederherstellen. Mit der Maus können ihr euch die Levels aus allen Richtungen ansehen und hinein- und herauszoomen, eine automatische Karte verhindert, dass ihr euch verirrt. Der erste Ritter, den ihr nach eurer Wiederauferstehung trefft, ist Sir Kay, einst ein treuer Diener von König Arthur. Er ist auch euer erster Verbündeter, nachdem ihr ihn aus seinem Gefängnis befreit habt. Es scheint, als hättet ihr einen gemeinsamen Feind. Euer zweiter Verbündeter ist Sir Balan, ich bin mir nicht sicher, ob er sich mir angeschlossen hätte, wenn ich ihm gesagt hätte, dass ich seinen Vater getötet habe. Danach schloss sich Lady Dindrain meiner Gruppe an, völlig verrückt, aber sehr gut mit ihrem Bogen. Und so werdet ihr im Laufe des Spieles auf unzählige Figuren aus der Arthur-Sage treffen, die sehr unterschiedlich auf euch reagieren werden. Basierend auf euren Entscheidungen erlangt ihr einen Ruf, der sich einerseits aus Rechtschaffenheit oder Tyrannei, andererseits aus eurer Einstellung zum alten Glauben und dem Christentum zusammensetzt.
The main storyline milestones are set – after all, this is all about Mordred trying to find and destroy King Arthur –, but the game offers meaningful choices to solve problems, and these decision influence everything in the campaign, from the tone of the story to the actual arrangement of Mordred’s Round Table – and with each hero being a very strong personality, certain combinations can lead to quarrels that shake up this setup –, and under special circumstances these decision can also unlock storylines or unique heroes.
Unsre Operationsbasis ist das Schloss Camelot, wohin wir unsere Verbündeten bringen, sie ausrüsten, aufleveln und sie heilen, wenn sie verletzt oder verflucht von einer Aufgabe zurückkehren. Wir müssen das Schloss in seinem früheren Glanz wieder aufbauen. In Camelot stellen wir Heldengruppen zusammen, die sich auf heldenhafte (oder weniger heldenhafte) Quests begeben. Die Geschichte ist nicht geskriptet, unsere Entscheidungen können zu verschiedenen Zweigen führen. Helden die sterben bleiben übrigens tot. Wir können natürlich einen alten Spielstand laden, solange wir nicht im Roguelite-Modus spielen, da wird nämlich nur automatisch gespeichert und Save-Scumming ist nicht möglich. Wir müssen regelmäßig sowohl während den rundenbasierten Kämpfen als auch auf der Abenteuerkarte schwierige Entscheidungen treffen. Entscheidungen wirken sich sowohl auf die Geschichte als auch auf die Loyalität unserer Gruppe auswirken. Schlussendlich können wir unseren Hauptcharakter zu Allem machen, vom rechtmäßigen Herrscher von Camelot bis zu einem rücksichtslosen, mörderischen Tyrannen. Verbündete können uns verlassen, wenn sie mit unseren Handlungen überhaupt nicht einverstanden sind.
Rollenspiel
Ihr steuert eine Gruppe von vier Helden, die alle in der Arthur-Sage und den Mythen von Britannia eine wichtige Rolle spielen. Herrscher über Camelot zu sein, ist jedoch keine leichte Aufgabe: tödliche Schlachten, schwierigen Entscheidungen und oft auch ungehorsame Ritter sorgen für Abwechslung. Es liegt an euch, wie ihr mit diesen Situationen umgeht und wie ihr der Herrschaft vom irren König Arthur ein Ende setzt. Es gibt sechs spielbare Klassen im Spiel, die sich alle in Bezug auf das Gameplay stark unterscheiden. Alle Helden haben auch unterschiedliche Fähigkeiten, so dass jeder Held auf die eine oder andere Weise einzigartig ist. Die Klassen der Helden bestimmen ihre Grundwerte und ihre Fähigkeit, bestimmte Gegenstände zu tragen. Eure Helden können bis zu 30 Stufen aufsteigen, wenn sie Missionen erfüllen und Kämpfe gewinnen, und erhalten zwei Fertigkeitspunkte pro Stufe. Außerdem schalten sie die Fähigkeiten für mächtigere Ausrüstung frei. Basiswerte wie Trefferpunkte oder Vitalität steigen übrigens nur durch besondere Gegenstände.
Vergleichbare Fantasy Spiele
Die Kernmechanik des Spieles sind die rundenbasierten Kämpfe. Wie in XCOM, nur eben in einer Fantasy Welt. Vergleichbare Spiele gibt es einige, vergleichbar gute Spiele jedoch kaum. King Arthur: Knight’s Tale sollte euch einige Zeit beschäftigen, wenn ihr aber nach mehr vergleichbaren Spielen lechzt so kann ich euch Solasta: Crown of the Magister oder The Dungeon Of Naheulbeuk: The Amulet Of Chaos nahelegen.
Zusammenfassung
Grafik
Der visuelle Stil und die Atmosphäre sind sehr ähnlich wie bei den älteren Spielen von Neocore Games ( wie Warhammer 40.000: Inquisitor Martyr oder The Incredible Adventures of Van Helsing) – düster und deprimierend, voller Wahnsinn und Schmerz. Mein Laptop leidet auch unter Schmerzen, denn King Arthur: Knight’s Tale ist anspruchsvoll und verlangt eine anständige Hardware, um mit allen Details ruckelfrei zu laufen. Zum Glück gibt es ein umfangreiches Einstellungsmenu, um die grafischen Optionen an die Leistungsfähigkeit eures Rechners anzupassen. Darunter auch eine Einstellung für „Laptops“, die eigentlich gar nicht so schlecht ausschaut und gut spielbar ist. Ultrawidescreen wird übrigens unterstützt (und sieht fantastisch aus).
Sound
Gergely Buttinger, der Komponist des Spieles, beschreibt die wesentlichen Elemente der musikalischen Untermalung folgendermaßen: „Rundenbasierte Strategiespiele erfordern eine andere musikalische Struktur als Action-RPGs. Hier hat der Spieler die Möglichkeit, nachzudenken und sich seinen nächsten Zug zu überlegen. Wenn das der Fall ist, muss die Musik ruhig sein. Während der Spielzüge dominiert die Hintergrundmusik, und auch die Menüthemen sind ruhig. Die Melodien haben einen volksmusikalischen Ansatz, genauer gesagt einen Hauch von keltischer und nordischer Volksmusik, gemischt mit modernen Instrumenten. Wir verwenden Live-Aufnahmen von vielen Instrumenten, wie z. B. „Koboz“ (ungarische Laute), Drehleier, verschiedene Trommeln, um nur einige zu nennen.“
Die Gesprächstexte der anderen Figuren sind vertont – allerdings auf englisch. Unsere eigenen Antworten bei den Multiple-choice Gesprächen jedoch nicht, was seltsam ist. Wir hören unsere Gesprächspartner reden, antworten selbst jedoch nur als Text, um wieder eine gesprochene Antwort (mit Untertiteln) zu erhalten. Die Texte sind allesamt vollkommen ins Deutsche übersetzt.
Handling
Die Steuerung von King Arthur: Knight’s Quest erfolgt mit der Maus oder einem Controller. Empfehlen würde ich das Gamepad jedoch nicht unbedingt, wenngleich es durchaus klappt. Ich habe eine Mission von der Couch aus mit XBox One Controller auf dem Fernseher gespielt, das hat eigentlich ganz gut geklappt. Ihr könnt auch den Schriftsatz des Spieles vergrößern, was beim Spielen am Fernseher ganz praktisch ist. Wenn ihr mit der Einzelspielerkampagne durch seid könnt ihr übrigens noch einige Herausforderungen versuchen, die allerdings ziemlich heftig sind und eine überaus kampfstarke Heldengruppe benötigen. King Arthur: Knight’s Quest verfügt auch über einen online PvP Mehrspielermodus, bei dem ihr mit eurer Party gegen einen Freund (oder Fremden) auf drei speziellen Karten kämpfen könnt.
Spieldesign
Taktische rundenbasierte Kämpfe unserer kleinen Party von bis zu fünf Helden gegen vergleichbar überschaubare Ansammlungen von Feinden (meistens ein paar Mann in der Überzahl) sind die wesentliche Aktivität im Spiel. Dazu kommt ein umfangreiches Charaktermanagement – Ausrüstung, Fähigkeiten, Zaubersprüche – wir können unsere Helden ganz nach unseren Wünschen formen. Darüber hinaus müssen wir auch die zerstörte Festung Camelot – unser Hauptquartier – wieder aufbauen. Beute, die wir auf verschiedenen Missionen einsacken kann hier investiert werden, um neue Gebäude zu errichten und bestehende Einrichtungen zu verbessern. Beispielsweise werdet ihr öfters mit verletzten, um nicht zu sagen halbtoten, Helden nach Camelot zurückkommen. Hoffentlich habt ihr die entsprechenden Gebäude zur Behandlung dieser Unannehmlichkeiten bereits gebaut, sonst dauert der Heilprozess nämlich ziemlich lange…
Motivation
Wer sich an düsteren, brutalen Geschichten in monsterverseuchten Fantasyländern erfreut, kommt hier voll auf seine Kosten. Ekelige Kreaturen an jeder Ecke, zerstörte Reste menschlicher Zivilisation, mächtige Zaubersprüche, stinkende Sümpfe… mag nicht jedermanns Sache sein, ich kann mich darin jedoch tagelang vergraben.
FAZIT
King Arthur: Knight’s Tale ist eines der besten taktischen Rollenspiele, die ihr aktuell spielen könnt. Anspruchsvolle rundenbasierte Kämpfe, eine Geschichte voller moralischer Entscheidungen, detailliertes Heldenmanagement und der Ausbau eurer Basis werden euch lange beschäftigen. Die lange Wartezeit bis zum Erscheinen des Spieles hat sich jedenfalls ausgezahlt.