Kingdom Hearts III Re:Mind im Test

Seit dem Release von Kingdom Hearts III und dem (zumindest vorläufigen) Abschluss der Xehanort-Saga ist bereits wieder ein Jahr vergangen. Der ewige Bösewicht der Reihe wurde gestellt, der Frieden wiederhergestellt – und doch blieb damals so manche Frage offen. Der neu erschienene DLC zum Spiel, Re:Mind, soll nun zumindest einige dieser Fragen klären.

Achtung: Das folgende Review enthält Spoiler zum Ende von Kingdom Hearts III!

Auf zu Runde 3

Wer das Ende von Kingdom Hearts III erreicht hat, der erinnert sich vielleicht noch an jenen Moment, in dem Sora nach der Niederlage des Lichts in der Zeit zurückgeschickt wurde, um in einer alternativen Zeitlinie wieder für Ordnung zu sorgen. Das Problem an der Sache: Dieser Eingriff in die natürliche Ordnung kam mit einem Preis, und so zeigte uns die finale Cutscene im Spiel einen Sora, der sich vor Kairis Augen einfach in Nichts auflöste – ohne weitere Erklärung, dafür allerdings mit einer folgenden Cutscene, die ihn in einer alternativen Version von Tokyo erwachen ließ. Besonders interessant war dies, da Kairi gerade eben noch als tot gegolten hatte und Sora eigentlich auf dem Weg dazu war, sie trotz allem zu retten.

Genau dort schließt Re:Mind nun an und schickt Sora ein weiteres Mal zurück in die Vergangenheit – direkt an den Beginn seines zweiten Anlaufs, die Welt zu retten. Das Ziel: Kairi in Sicherheit zu bringen, noch bevor Xehanort sie töten kann. Die Methode: Als körperloses Bewusstsein in Soras Herz sowie den Herzen seiner Freunde hausen, um dort nach Fragmenten von Kairis Herz Ausschau zu halten. Folgt ihr noch? Sehr gut.

Alternative Zeitlinie oder Zusatzinfo?

Das Spannende an Re:Mind ist, dass der DLC im Grunde nichts an der Story ändert und sie doch erweitert. Als Alternativ-Sora spielen wir einen Großteil der letzten Stunden von KHIII nochmals nach – Kämpfe inklusive – und bekommen zusätzlich zum bereits Bekannten ein paar zusätzliche bzw. erweiterte Cutscenes sowie einige wenige neue spielbare Sequenzen geliefert, beispielsweise einen Kampf mit Dark Inferno c, der Soras Abtauchen in Ventus‘ Herz folgt.

Die neuen Sequenzen erklären Events im Spiel bzw. die Motivation von Charakteren teilweise besser, deuten aber auch auf neue Plotstränge hin, die beispielsweise aus dem Mobile Game KHUX zu kommen scheinen – unter anderem die Tatsache, dass Vanitas nicht bloß die extrahierte Dunkelheit in Ventus ist, sondern von Beginn an als separate Entität in ihm existierte.

Im Großen und Ganzen fühlen sich die meisten Sequenzen allerdings doch vornehmlich wie der Versuch an, vorher existierende Plotholes – oder zumindest Plotpunkte, die Fragen aufwarfen – genauer auszuführen und somit glattzubügeln. Prinzipiell wäre daran auch nichts auszusetzen, allerdings stellt sich die Frage, ob es nicht besser gewesen wäre, das alles zumindest aus einer völlig frischen Perspektive zu tun, anstatt einen Großteil der letzten Spielstunden einfach geringfügig zu erweitern. Besonders dann, wenn man das Hauptspiel gerade erst (wieder) abgeschlossen hat, langweilt einen der DLC so nämlich schnell mit einer bereits gesehenen Sequenz nach der anderen, die man aber auch nicht überspringen möchte, aus Sorge, doch Neues zu verpassen. Subideal. Immerhin dürfen wir nun auch einen genaueren Blick auf Scala ad Caelum werfen und dort sogar ein wenig auf Erkundungstour gehen – im bekannten sowie einem neuen Stadtteil.

Übrigens: Mit dem Gratis-Update, das gleichzeitig mit Re:Mind erschien, wurden auch einige Cutscenes im Hauptspiel angepasst. Einige dieser Änderungen betreffen bloß die Mimik einzelner Charaktere, andere ändern ganze Dialogsequenzen oder fügen sogar Kleinigkeiten hinzu. Wer deshalb nicht das gesamte Spiel nochmals zocken möchte, der kann sich einfach alles im Theater-Modus anschauen – alle geänderten Cutscenes sind nun wiederum mit Rufzeichen markiert.

Team Effort

Abseits der Story-Zusätze präsentiert der DLC dann aber auch ein paar nette Gameplay-Erweiterungen. So dürfen wir nun nicht nur zwei Siegel (erhältlich für das Sammeln aller Lucky Emblems bzw. das Beenden des Hauptspiels im Critical Mode) gegen neue Keyblades mit neuen Formen eintauschen, sondern zudem auch in mehreren Kämpfen am Keyblade Graveyard aussuchen, ob wir weiterhin mit Sora in die Auseinandersetzung ziehen oder doch lieber einen anderen Charakter steuern möchten, im Genauen Riku, Roxas, Aqua und sogar Kairi. Alle vier Charaktere kommen dabei mit ihren eigenen Spezialformen, übernehmen für ihre Passagen jedoch das Level sowie die Gegenstände und Zauber(-Shortcuts) von Sora.

Zusätzlich darf beim Start eines neuen Spiels nun ausgewählt werden, ob im Normalen Modus, im EZ (Easy) Modus oder im PRO Modus gespielt werden soll. Während sich im Normalen Modus nichts ändert, kommt sowohl der EZ wie auch der PRO Modus mit jeweils eigenem Premium Menü, in dem ihr Quasi-Cheat-Codes aktivieren dürft. Diese reichen von „Alle Gegner mit einem Schlag töten“ oder „alle Fertigkeiten kosten 0 AP“ bis hin zu „Verteidigung ist generell 0“. Ihr dürft das Spiel also von unglaublich leicht bis richtig schwer modifizieren, um die für euch perfekte Herausforderung zu finden.

Limit Cut, Secret Episode und Datengrüße

Habt ihr die rund 2-3 Stunden Re:Mind durchgespielt, war es das mit dem DLC noch lange nicht. Nach Beenden der Episode wird im Hauptmenü gleich die nächste freigeschaltet – Limit Cut. Hier erwarten euch in erster Linie 13 Data-Battles, in denen ihr den Mitgliedern der jüngsten Organization XIII nochmals begegnen dürft – in weit stärkeren Versionen als bisher.

Habt ihr auch diese Kämpfe hinter euch gebracht, schaltet ihr schließlich die finale Episode des DLCs frei: die Secret Episode. In dieser stellt ihr euch nach kurzer Cutscene einem letzten Kampf gegen einen Widersacher, der euch bekannt vorkommen dürfte: Yozora. Der Kampf ist unumstritten der bislang schwerste in der gesamten Kingdom Hearts-Geschichte und zudem richtig cool in Szene gesetzt.

Der einzige Nachteil sowohl an Limit Cut wie auch der Secret Episode: Der Schwierigkeitsgrad wird aus dem dafür gewählten Save-Slot übernommen. Solltet ihr beim Yozora-Kampf also feststellen, dass der Critical Modus für alles davor okay, für diese Herausforderung aber vielleicht doch nicht die beste Idee war, dann bleibt euch nichts anderes über, als euch auf Proud, Normal oder Easy nochmals durch alle vorangegangenen Inhalte und Episoden zu kämpfen, bevor ihr dem Noctis-Verschnitt in geschwächter Form nochmals gegenübertreten dürft.

Abschließend gibt es neben allen bereits genannten Inhalten noch eine letzte Neuerung, die mit dem Re:Mind DLC kam: ein neuer Foto-Modus, genannt Data Greeting oder Datengrüße. Hier habt ihr nun die Möglichkeit, diverse Charaktere, Gegner und mehr in allerlei Umgebungen zu platzieren und sie so für Fotos posen zu lassen. Eure Werke dürft ihr dann im Anschluss noch in eigene Dia-Shows packen und euren Freunden sowie anderen Kingdom Hearts-Fans präsentieren. Das Feature macht Spaß und wird allen Freunden der In-Game-Fotografie garantiert ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Bonus: Konzert-Mitschnitt Kingdom Hearts Orchestra -World of Tres-

Wer sich nicht nur die normale Version des Re:Mind DLC, sondern das volle Paket mit Konzert-Mitschnitt geholt hat, der findet nach Installation im Hauptmenü auch Zugang zu den entsprechenden Video-Files.

Insgesamt umfasst das Konzert 19 Titel, die ihr einzeln oder allesamt abspielen könnt, und die Live-Mitschnitte des Orchester-Konzerts aus Tokyo mit Ausschnitten aus den Spielen vereinen – von Dearly Beloved bis hin zu Face My Fears. Die Video- und Sound-Qualität überzeugen und für 10 Extra-Euro ist diese DLC-Version ihr Geld auch durchaus wert, sofern ihr nicht nur Fan des Spiels, sondern auch seiner Musik seid.

FAZIT

Zugegeben, Kingdom Hearts III Re:Mind ist nicht das geworden, was ich mir erwartet hätte. Die erweiterten Cutscenes sowie das alternative/ebenfalls erweiterte Ende präsentieren sich zwar spannend, die großen Überschneidungen mit dem letzten Kapitel des Hauptspiels stoßen dann allerdings doch etwas bitter auf – vor allem dann, wenn man dieses gerade erst beendet hat. Das größte Mysterium – nämlich, was genau mit Sora nach seinem Verschwinden in der letzten Cutscene passiert – bleibt zudem weiterhin ungelöst; wirft nun eigentlich sogar noch mehr Fragen auf. Immerhin ist das, was wir an Plot-Zusätzen geboten bekommen, doch spannend, und auch die neuen Gameplay-Features, der erweiterte Foto-Modus sowie die Daten-Kämpfe und die Secret Episode machen Spaß und sind gut umgesetzt. Der größte Kritikpunkt an Re:Mind ist für mich somit der Preis des DLC: Volle 30 Euro (mit Konzert 40 Euro) für ein paar neue Cutscenes und wiederaufgelegte Kämpfe erscheinen dann doch etwas hoch – vor allem, wenn man bedenkt, dass das Hauptspiel ebenfalls schon um 30 Euro erhältlich ist. Mein Tipp deshalb: Einfach etwas warten und den DLC dann während der nächsten Rabatt-Aktion holen – dann werdet ihr damit auch garantiert eure Freude haben.

Was ist KHIII Re:Mind? Erster DLC zu Kingdom Hearts III, mit neuen Cutscenes, Kämpfen und Gameplay-Features
Plattformen: PS4
Getestet: PS4-Version mit Konzert-Mitschnitt
Entwickler / Publisher: Square Enix
Release: 23. Januar 2020
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 0.0

Einzelwertungen: Grafik: 0 | Sound: 0 | Handling: 0 | Spieldesign: 0 | Motivation: 0

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