Seit Anbeginn der Videospiel-Ära faszinieren Spielwelten und werden Jahr für Jahr detaillierter und realistischer. Auch die Geschichten und ihre Charaktere fesseln – und schaffen so einmalige Momente. Dank diverser Tools ist es uns heute möglich, diese besonderen Erlebnisse per Screenshots festzuhalten. Dieser New Media Art Trend nennt sich virtuelle Fotografie (VP) und ich bin ihr komplett verfallen.
Im Jahr 2006 kam es erstmals zu fotografisch festgehaltenen Screenshots im Simulationsspiel Second Life. Hier wurden in einer virtuellen Galerie des Games, Fotografien diverser Avatare ausgestellt. Spätestens im Mai 2016, als NVIDIA seine ingame screen capture Software auf den Markt gebracht hat, weitete sich der Screenshot-Art Trend aus. Mithilfe von Ansel ist es möglich, Bilder mittels Rundum-Kamera anzufertigen, 360° Photospheres zu erstellen und im Postprocessing eure Werke nachzubearbeiten. Doch mittlerweile ist das Anfertigen virtueller Fotografien nicht mehr nur PC-Spielern vorbehalten, denn immer mehr Konsolentitel erscheinen mit inkludiertem Fotomodus, oder dieser wird nachgepatcht. Ein prominentes Beispiel, dass den Fotomodus-Trend der Konsolen einen ordentlichen Schub verpasst hat, war Horizon Zero Dawn. Und nach wie vor sprießen Bilder der Protagonistin wie Pilze aus dem Boden!
Take a shot
Im Grunde genommen, ist es ähnlich wie im realen Leben. Man sieht etwas Schönes und denkt sich, das wäre doch mal ein netter Hintergrund für den PC oder das Smartphone, und legt los. Bei mir war es beim Spielen der DLC von The Witcher 3, als ich angefangen habe, Screenshots anzufertigen. Grundsätzlich gilt es aber zwischen Fotografien und einfachen Screenshots zu unterscheiden – ein Bild einer Cutscene ist kein selbst erstelltes Bild! Um eine virtuelle Fotografie anzufertigen, müsst ihr volle Kontrolle über die Kamera haben, und das ist in Zwischensequenzen – zumindest auf Konsolen – leider nicht möglich. Meine ersten Fotomodus Erfahrungen hatte ich beim Spielen von Horizon Zero Dawn. Anfangs war ich ein wenig überfordert, denn der Modus bietet einiges an Einstellungen: Von diversen Körperposen, die Protagonistin Aloy einnehmen kann, über Fokus und Unschärfe bis hin zu Filtern, um die Farbgebung eurer gewünschten Atmosphäre anzupassen. Mein Highlight: das Ändern der Tageszeit, um das perfekte Licht zu bekommen. Und dank der abwechslungsreichen Open World und der vielfältigen Tierwelt ist eurer Kreativität fast keine Grenzen gesetzt.
Gaming verbindet
Virtuelle Fotografie ist ein Trend, der immer weiter wächst. Auf diversen sozialen Medien, wie beispielsweise Twitter oder Instagram, werden täglich tausende Bilder gepostet. Spieler der ganzen Welt teilen ihre eigenen Erlebnisse und besonderen Momente mit anderen, was oft in langen Gesprächen über das Spiel endet. Man sieht Games, durch das Betrachten virtueller Fotografien anderer, durch einen ganz neuen, frischen Blickwinkel. Mittlerweile sind Fotomodi aus Ubisoft Titeln nicht mehr wegzudenken und auch der neueste God of War oder Spiderman-Titel waren mit einem Tool zum Fertigen von Screenshot-Art ausgestattet. Und das Schönste ist, dass die Studios diese neue Art der digitalen Kunst unterstützen, ob mit Wettbewerben oder sogar Ausstellungen. Auch Sony würdigt auf seiner PlayStation Blog Seite wöchentlich, zu den gewählten Themen passende, Fotografien der Community. Für mich sind Videospiele wie lange Reisen, in denen ich wunderbare Zeit verbringe, und mich neben dem eigentlichen Spielen, auch noch kreativ ausleben kann.
Abschließend möchte ich euch nun ein paar virtuelle Fotografen vorstellen, die, wie ich, durch verschiedenste Spielwelten reisen und ihre Erlebnisse dokumentieren!
@rosapexa
„Meine Liebe zur Virtuellen Fotografie begann sehr zufällig und unspektakulär. Als ich damals Horizon Zero Dawn gespielt hab, war ich irgendwann neugierig, was denn der Fotomodus so macht und war komplett überwältigt, was sich für Möglichkeiten für schicke Bilder auftaten. Und ab diesem Zeitpunkt nutzte ich das jedes Mal, wenn ich etwas Schönes sah. Also gefühlt alle zwei Meter.
Als ich dann beschloss, meine Fotos in den sozialen Medien zu teilen war ich überrascht und froh, dass eine Menge anderer Leute die gleiche Leidenschaft für Gaming und für diese Form der Fotografie teilen. Den God of War Fotowettbewerb mit diesem Bild zu gewinnen, bedeutet mir auch heute noch so unbeschreiblich viel. Denn obwohl ich meine Bilder durchaus mag, hätte ich nie gedacht, dass sie gut genug sind, um die Beachtung der Entwickler eines Spiels zu bekommen.
Virtuelle Fotografie ist inzwischen so sehr zu einem Teil meines Gameplays geworden, wie die Bewegungstasten zu benutzen und durch sie kann ich meine Leidenschaft für Spiele teilen. Meine größte Motivation und liebstes Motiv sind Portraits. Besonders von Assassin’s Creed Odyssey’s Alexios. Meine Liebe zu diesem Spiel und insbesondere für diesen Charakter hat mir durch so vieles geholfen. Ich habe meinen Zufluchtsort gefunden. Und den braucht jeder von uns ab und zu. Meine Bilder sind meine Art auszudrücken, wie viel er mir bedeutet. Ich möchte teilen, was mich glücklich macht. Egal, was andere darüber denken.“
@lanamelodii
Meine VP-Reise begann vor einigen Jahren, als ich begann, The Elder Scrolls V: Skyrim zu spielen. Zuerst habe ich einfach blind simpelste Screenshots von allem gemacht, was ich sah, aber nachdem ich das eine Weile getan hatte, fing ich an Dingen wie der Komposition, Formen und Farben, mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Etwa zu dieser Zeit entdeckte ich auch die Skyrim-Community auf Instagram, also begann ich, meine Aufnahmen dort zu posten und fand viele nette Leute, mit denen ich in Kontakt treten konnte. Wie ihr euch denken könnt, habe ich nach einigen Recherchen herausgefunden, dass virtuelle Fotografie tatsächlich ein Ding ist, und das hat mich wirklich motiviert, eine echte VP-Reise zu starten und neue Dinge zu lernen. Und jetzt sind wir hier!
Naturnahe Aufnahmen zu machen ist definitiv das, was ich am liebsten mache. Ich habe das Gefühl, dass meine Kreativität am größten ist, wenn ich einfach in der Spielwelt herumlaufen und Orte frei erforschen kann.
Die Komposition in dieser Aufnahme war eigentlich ein Unfall, aber als ich den Hirsch vor einem solchen Baum sah, wusste ich genau, dass ich wollte, dass die Äste des Baumes irgendwie, wie das Geweih des Hirsches aussehen. Es hat zwar eine Weile gedauert, bis ich alles richtig hinbekommen habe, aber es hat funktioniert. Anschließend habe ich das Bild noch etwas bearbeitet und voilá! Wenn mich dieses Hobby etwas gelehrt hat, dann ist es definitiv die Bedeutung von Geduld!
@virtual.adventurer
Die virtuelle Fotografie ist seit vielen Jahren eine Leidenschaft von mir. Es fühlte sich für mich wie eine natürliche Entwicklung an, in die VP zu wechseln, nachdem ich vier Jahre lang Fotografie im wirklichen Leben studiert hatte und ich begann, mich dadurch abgestumpft zu fühlen – hauptsächlich wegen der Kosten dafür. Und dann entdeckte ich die virtuelle Fotografie; ich konnte jeden Ort auf der Welt von zu Hause aus besuchen. Und nicht nur diese Welt, sondern auch die fiktive! Das Spielen ist für mich eine Flucht, eine Flucht aus der Realität, und die virtuelle Fotografie ist ein friedliches Ventil, das es mir erlaubt, Momente innerhalb von Spielen festzuhalten, z.B. eine schöne Szenenaufnahme oder das Portrait einer Figur.
Die Aufnahme, die ich hier zeigen möchte, ist von Sam Drake aus Uncharted 4: A Thief’s End. Ich werde jede Gelegenheit nutzen, um Sam mit der Welt zu teilen, denn er hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen, und ich liebe es einfach, ihn zu fotografieren. Wenn ich ihn fotografiere, versuche ich gerne, die kleinen Details von ihm einzufangen; wie die Ausdrücke auf seinem Gesicht.
Wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt, ist Sam mein liebstes Motiv zum Fotografieren! Aber Porträts sind im Allgemeinen mein Lieblingsthema – ich mag es, dramatische, stimmungsvolle oder intime Portraits von Personen zu schaffen. Ich versuche mich auch in Landschaften, aber sie werden nur dann aufgenommen, wenn ich ein hübsches Stück Landschaft sehe, während Portraits für mich etwas persönlicher sind.
@firescorpio_photo
„Zunächst war die virtuelle Fotografie eine Möglichkeit für mich, mich besser zu fühlen, denn ich machte eine schwere Depression durch und fand wenig, bis gar keine Freude an dem, was ich tat. Dann entdeckte ich den Fotomodus in Assassin’s Creed Origins, und nachdem ich Grafikdesign & Film als Hauptfach studiert hatte, und eine meiner größten Obsessionen im Leben Filmplakate waren, an denen ich sowohl hobbymäßig als auch beruflich gearbeitet habe, begann meine Reise.
Irgendwann während meiner Virtuellen Fotografie-Reise entschied ich mich für ein komplettes Hochformat und begann, alles so zu drehen, als ob es für ein Poster verwendet werden sollte. Und schließlich sagte ich mir, warum zum Teufel nicht tatsächlich in Poster verwandeln? Und da begann ich mit dem Editing!
Es war insgesamt eine wunderbare Reise, voller Höhen und Tiefen und hat mir so viel über mich selbst beigebracht und mir nicht nur geholfen, als Person zu wachsen, sondern auch meine eigenen Fähigkeiten zu verbessern.“
Inspiriert?
Ich hoffe, euch hat dieser kleine Exkurs in die Virtuelle Fotografie gefallen! Wenn ihr mehr davon sehen wollt, dann könnt ihr gerne immer am Sonntag um 18 Uhr auf unseren sozialen Medien vorbeischauen, wo wir unser Bild der Woche präsentieren. Und wenn ihr selbst gerne Screenshots anfertigt, dann könnt ihr uns diese auch gerne zeigen – entweder ihr markiert uns in euren Bildern, oder ihr verwendet #gamersatscreenshot unter euren Werken!
1 Comment
Super Artikel mit tollen Links zu Beispielseiten! Ich habe gestern auch einen Blogbeitrag zu virtueller Fotografie veröffentlicht und meine Fotos eingebunden. Ich würde mich über einen Besuch freuen:
https://constantinflux.com/fotograf-niederrhein-virtuelle-fotografie-cyberpunk-2077/