Life is strange – Test

Wäre es nicht großartig, einfach die Zeit zurückdrehen zu können? Diese Fähigkeit wünschen sich wohl viele Menschen. Für Heldin Max Caulfield ist diese Gabe jedoch nicht nur ein Segen. Denn sie muss bald erkennen, dass jede auch noch so kleine Manipulation Auswirkungen hat – und manche davon sind ziemlich schrecklich.

Entwickler Dontnod ließ sich offensichtlich von den Kollegen Telltale inspieren: Die Taten der Spieler sollen möglichst viel Einfluss auf die Geschichte nehmen. Nicht zuletzt deshalb kann es sich durchaus lohnen, Life is Strange (5 Folgen erhältlich als Gesamtpaket oder einzeln) mehrmals durchzuspielen oder sich wenigstens einige Schlüsselstellen erneut anzusehen.

Rückspulfunktion

Ähnlich wie bei einem Videorecorder kann Max bei Bedarf die Zeit zurück drehen. So wird vermieden, dass sich Spieler in endgültige Sackgassen manövrieren oder sterben. Natürlich kommt ihre Gabe auch für typische Rätselaufgaben gelegen: Erst findet man wichtige Infos über Gesprächspartner heraus, dreht die Zeit zurück, um anschließend für offene Münder zu sorgen und insbesondere so an die gewünschten Informationen zu gelangen. Items sind von der Zeitmanipulation übrigens nicht betroffen, was sich als äußerst praktisch erweisen kann.

Das Salz in der Suppe

Ein Adventure steht und fällt mit seiner Handlung und seinen Charakteren. Und in diesen Bereichen macht das Mystery-Abenteuer fast alles richtig. Life is Strange dreht sich um die zwei Teenager-Mädels Max und Chloe, die durch ihre Eigenheiten (Zeit-Manipulation bzw. rebellisches Aufbegehren) rasch für Aufsehen an der Blackwell Academy sorgen. Inhaltlich soll nichts verraten werden, aber beinahe durchgehend können die Entwickler das hohe erzählerische Niveau halten; und letzten Endes erkennt man, dass getroffene Entscheidungen tatsächlich Auswirkungen auf den weiteren Verlauf haben. Das Episodenformat passt für diese Art von Spiel perfekt, schließlich enden die Folgen jeweils mit einem fiesen Cliffhanger – bis das Finale endlich das Geheimnis lüftet.

Technische Abstriche

Klar, man merkt dem Titel schon an, dass er keine Triple-A-Produktion ist. Und wer eine deutsche Übersetzung vermisst, soll sich bei Publisher Square Enix beschweren. Ein Aquarell-Look und geschickte Beleuchtung verschleiern optische Schwächen, was über weite Strecken gut funktioniert; Pop-Ups und gelegentliche Ruckler sind ebenfalls verschmerzbar. Irritierender sind da schon die hölzernen Gesichtsanimationen: Ausgerechnet ein Game wie Life is Strange sollte diesbezüglich mehr zu bieten haben, als regelmäßig ziemlich steif agierende Personen.

FAZIT

Besonders die Entscheidungsfreiheit, die spannenden, daraus folgenden Wendungen und die stark geschriebenen Charaktere überzeugen in Life is Strange. Technische Schwächen sind da leicht zu verschmerzen. Wer auf übernatürliche, etwas schwermütige Adventures steht, kann mit diesem Titel eigentlich nichts falsch machen. Und die Frage „was wäre wenn“ lässt einen immer wieder die Zeit zurück drehen. Buchstäblich.

Gesamtwertung: 8.4

Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 8 | Handling: 10 | Spieldesign: 10 | Motivation: 8

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