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Little Nightmares im Test

Horror ist ein schwieriges Genre, vor allem wenn es dabei um Spiele geht. Es gibt viel zu viele Variationen, um die Bezeichnung tatsächlich aussagekräftig zu machen. Ein klassisches Resident Evil fällt ebenso unter den sehr dehnbaren Begriff wie ein Dead Space, ein Amnesia, oder ein Five Nights at Freddy’s. Und doch unterscheiden sie sich alle grundlegend voneinander. Auch das kleine, aber feine Little Nightmares, vom schwedischen Entwickler Tarsier Studios, ließe sich ohne weiteres in diesen Topf werfen. Gerecht würde man dem Titel damit aber nur sehr bedingt.

Gefangen auf hoher See

Als Spieler verkörpern wir das neunjährige Mädchen Six. Eingehüllt in einen übergroßen, gelben Regenmantel, finden wir uns in einer dunklen, winzigen Kammer wieder. Ohne die leiseste Ahnung wo wir uns befinden oder wie wir hierhergekommen sind, machen wir uns auf, um zu entkommen. Denn zwei Dinge werden schnell klar: Das hier ist kein Platz an dem sich ein kleines Mädchen ganz allein aufhalten sollte. Und Six hat furchtbaren Hunger. Schnell stellt sich heraus, dass wir uns auf der Maw (zu Deutsch Schlund) befinden, einer Art riesigem, alptraumhaften Kreuzfahrtsdampfer befinden. Aus diesem gilt es, mit allen unserer kleinen Heldin zur Verfügung stehenden Mitteln, zu entkommen.

Genre-Mix

Wie man sich vermutlich anhand der Prämisse denken kann, sind diese Mittel recht eingeschränkt. Six kann sich ducken, schleichen und hüpfen oder sich an Vorsprüngen hochziehen. Außerdem kann sie kleine Gegenstände tragen und die etwas größeren verschieben. So arbeiten wir uns von einem Raum zum nächsten und erkunden das Schiff. Anfangs könnte man Little Nightmares noch klar als Jump’n’Run kategorisieren. Doch spätestens, wenn man es durch den ersten Abschnitt geschafft hat, kommen neuen Gameplay-Elemente hinzu. Dann hier macht man nämlich man die Bekanntschaft mit dem blinden „Hausmeister“ der Maw. Genau wie alle anderen Bewohner, auf die wir im weiter Verlaufen treffen, hat er es auf uns abgesehen. Er verfolgt uns stetig bis wir es schaffen ihn loszuwerden. Das fügt dem Spiel eine interessante Stealth-Komponente hinzu. Des Weiteren gilt es eine Reihe kleiner, aber durchwegs unterhaltsamer Rätsel zu lösen, um sich seinen Weg durch die Maw zu bahnen.

Alles hier ist falsch

Die Entwickler haben sich hier ganz offensichtlich von den Spielen der Kollegen von Playdead inspirieren lassen. Wer Limbo oder Inside kennt, hat schon eine relativ gute Vorstellung davon, was ihn hier erwartet. Doch auch wenn viele Elemente und Stilmittel aus besagten Spielen geborgt sind, bleibt Little Nightmares doch etwas ganz eigenständiges. Alles wirkt irgendwie verstörend. Die dreckigen Lagerräume tief im Bauch des Schiffs, die ekelhaften Gäste in den riesigen Speisesälen –  nichts sieht hier so aus wie es sollte. Selbst unserer kleinen Six können wir nicht wirklich trauen, denn die wird nach jeder Mahlzeit, die sie findet, immer hungriger und gieriger… Wie bei Inside, wird auch hier dem Spieler die Freiheit gegeben, sich sein eigenes Bild zu machen. Es gibt kein Tutorial zur Steuerung, und auch die Geschehnisse die wir erleben, werden nicht erklärt. So bleibt auch das Ende für Interpretationen offen.

Grausig schön

Optisch ist Little Nightmares eine Augenweide an Hässlichkeit. Die Umgebungen sind wunderbar detailliert und abwechslungsreich. Alle Animationen sind wie aus einem Guss und passen perfekt zu den jeweiligen Charakteren. Überhaupt hat man oft das Gefühl, mehr einen hochwertigen Trickfilm auszusehen, als ein Spiel zu spielen. Auch technisch zeigt sich das ganze einwandfrei. Frameraten-Einbrüche oder Clipping-Fehler gehören hier nicht zum Lieferumfang. Auch an der Soundgestaltung gibt es nichts auszusetzen. Die Musik hält sich meist im Hintergrund, macht sich aber immer an den richtigen Stellen bemerkbar und fügt sich perfekt in die unheilvolle Stimmung ein. Dazu kommt eine professionelle Geräusch- und Stimmenkulisse, die das Unwohlsein während des Spielens nur noch mehr untermauert.

FAZIT

Little Nightmares erzählt seine Geschichte fast ausschließlich durch seine Bilder. Das haben auch schon früher Spiele geschafft, wie zum Beispiel die Klassiker vom Team Ico oder das schon erwähnte Inside. Das mag nicht jedermanns Sache sein, denn wer auf eine Erklärung für die Dinge die da auf dem Bildschirm passieren hofft, wartet vergebens. Das schlimmste, dass man dem Game vorwerfen kann, ist seine Kürze. Die 4-5 Stunden Spielzeit sind zwar ihr Geld allemal wert, trotzdem würde man sich einfach mehr davon wünschen. Abgesehen davon fällt mir nur noch die ein klein wenig ungenaue Steuerung ein. Die macht sich aber nur in ein paar, sehr hektischen Momenten bemerkbar. Wer einer kurzen, aber intensiven Reise in eine albtraumhafte Welt, etwas abgewinnen kann und wem sträubende Nackenhaare ein wohliges Gefühl bescheren, dem sei Little Nightmares wärmstens ans Herz gelegt.

Gesamtwertung: 8.4

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 8 | Handling: 6 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

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