Lost Ember (Nintendo Switch) im Test

Es war der November 2019 in dem ich zum ersten Mal in die fantastische Welt von Lost Ember eintauchen durfte. Bereits der erste Trailer des über Kickstarter finanzierten Indie Titels hatte mich einfach begeistert und das Konzept in die Haut verschiedener Tiere zu schlüpfen mich sofort in seinen Bann gezogen. Als ich dann endlich die Geschichte der verlorenen Seele auf meiner PS4 Pro spielen durfte, war es komplett um mich gesehen. Da der Titel nun für die Nintendo Switch erschienen ist war klar, dass es ein absolutes Muss für mich ist, den Titel nun immer und überall spielen zu können. Doch wie gut ist die Umsetzung auf die portable Konsole gelungen?

Verlorene Seele

Die Yanrana leben nach strengen Regeln und Bräuchen – befolgt man diese zu Lebzeiten, ist der Seele nach dem Tod der Aufstieg in die Stadt des Lichts vergönnt. Hat man jedoch kein aufrichtiges Leben geführt, so droht einem die Wiedergeburt in einem Tierkörper. Zu Beginn begleiten wir die glühende Seele eines Mannes, der eigentlich bereits in der Stadt des Lichts verweilen sollte, jedoch aus unerfindlichen Gründen unter einer roten Kuppel gefangen ist. Er bittet viele Tiere um Hilfe, doch niemand scheint ihn zu verstehen. Dann trifft die leuchtende Seele auf eine Wölfin, die ein offenes Ohr für sein Anliegen hat. Schnell ist für ihn klar, dass es sich bei der Wölfin um eine der verlorenen Seelen handelt und beschließt sie mit in die Stadt des Lichts zu nehmen – sollten sie den Weg dorthin finden! Und so beginnt eine aufregende Reise, bei der sie mehr über sich selbst lernen, als sie je gedacht hatten.

Willkommen in der Welt der Tiere

Schnell stellt sich heraus, dass unsere Wölfin eine ganz besondere Fähigkeit besitzt, sie kann nämlich in die Körper anderer Tiere schlüpfen. Ob Kolibri, Fisch, Steinbock oder aber auch – immer noch einer meiner Favoriten – Entenküken! Wir können die Welt so aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachten. Einfach frei durch die Lüfte segeln, die bunte Unterwasserwelt erkunden oder in luftige Höhen flattern – Lost Ember bietet einiges an Vielfalt. Zudem können wir mit den Tieren auch ein wenig Schabernack treiben; probiert also auf jeden Fall die Steuertasten aus, um herauszufinden was ihr alles machen könnt (beispielsweise als Wombat den eigenen Bauch mit Beeren vollstopfen). Wenn wir auf Lebewesen treffen, wird uns am Display angezeigt, dass wir in dieses wechseln können. Sollten wir gerade kein Tier sehen, so können wir auch unseren „Witcher-Sense“ nutzen und die Umgebung so auf Lebewesen scannen. Diese werden in besagter Ansicht mittels kleiner Lichtpunkte markiert und können so nicht übersehen werden. Die Geschichte wird uns mittels Rückblenden, die wir als Erinnerungen in der Spielwelt finden, erzählt. Das Spiel kommt dementsprechend mit wenigen Cutscenes aus, die dafür jedoch sehr kunstvoll und gut vertont ausfallen.

In den farbenfrohen Gebieten verstecken sich zudem Collectibles und Relikte, die uns mehr über die Kultur der Yanrana erzählen, wodurch uns das Spiel dazu einlädt jeden Winkel der verschiedenen Levelabschnitte zu erkunden. Wenn wir ganz genau suchen, können wir sogar Easter Eggs, wie ein Triforce oder einen Pokéball, in der Welt von Lost Ember finden! Die zu findenden Collectibles sind von einem schimmernden Licht umgeben, damit wir sie schon von weitem erkennen können. Neben den Sammelobjekten verstecken sich auch Pilze in der Welt, die wir einsammeln können. In der Kapitelübersicht besteht dann jederzeit die Möglichkeit nachzusehen, wie viele Relikte, Collectibles und Pilze zu finden gewesen wären.

Das Leveldesign ist generell abwechslungsreich ausgefallen und verschiedenste Habitate können auf unterschiedliche Weisen erkundet werden. Unsere Fähigkeit den Tierkörper zu wechseln wurde gut genutzt und fühlt sich in den etwa 3-5 Stunden Spielzeit immer aufregend an. Der Piano-getriebene Score ist zudem stimmig und verleiht dem Titel eine noch magischere Atmosphäre. Musik und Sound stammen übrigens aus der Feder von Craig Conner, der unter anderem der Music Director der gesamten GTA-Reihe ist, und Will Morton, der für Rockstar North tätig war.

Switch-Port

Ich muss zugeben, ich stehe Ports auf die Nintendo Switch immer ein wenig kritisch gegenüber – meinen Test zur PlayStation 4-Version könnt ihr hier nachlesen. Die kleine portable Konsole hat einfach nicht die gleichen inneren Werte, wie ihre Konsolen-Konkurrenz oder ein Rechner. Doch die Switch hat einen Vorteil: Ich kann sie überall hin mitnehmen und ich persönlich spiele ganz gerne abends, an einem wohlig warmen, knisternden Lagerfeuer. Gespielt werden kann entweder im portablen Modus, oder mit Kontroller und Wiedergabe am Fernseher. Im Handheld Mode fällt der grafische Unterschied kaum auf, bei der Wiedergabe am TV-Gerät sehen die Texturen aber deutlich schwammiger, als beim Spielen auf meiner PlayStation4 Pro aus. Es handelt sich hierbei aber um Kritik auf höchstem Niveau, denn auch mit etwas weniger Details, minimalem Kantenflimmern und etwas blasseren Farben überzeugt mich Lost Ember nach wie vor auf ganzer Linie. Während meiner Spielzeit kam es zu ein paar Bugs, die ganz klar noch Kinderkrankheiten des Ports sind. Bei zu schneller Fortbewegung kommt es beispielsweise zu Rucklern und der Wechsel vom Weihnachtsmodus zurück klappt nicht ganz, die Optik normalisiert sich erst beim Erreichen des nächsten Speicherpunktes. Laut Gespräch mit 3D-Artist Matthias Oberprieler wird jedoch schon an einem Update gearbeitet, das in den kommenden Tagen erscheinen soll!

FAZIT

Lost Ember ist nach wie vor einer meiner absolut liebsten Indie-Titel. Das Konzept ist großartig umgesetzt, reichlich Abwechslung wird geboten und trotz weniger Cutscenes wurden komplexe Charaktere mit ansprechender Story geschaffen, welche mich immer wieder berührt hat. Der Titel ist eine besondere Spieleerfahrung und ich kann ihn einfach nur empfehlen. Actionfans werden hier vielleicht nicht das finden was sie brauchen, aber Fans von Indie-Titeln wie Journey oder Spirit of the North werden ihre reine Freude haben. Wer andere Konsolen, oder einen PC besitzt, dem rate ich natürlich sich das Spiel dafür zu holen, denn der grafische Unterschied auf der Switch lässt sich nicht abstreiten. Auf dem PC habt ihr zudem die Möglichkeit über Nvidia Ansel Fotos eures Abenteuers anzufertigen. Für die Konsolen gibt es bisher keinen vergleichbaren Fotomodus, aber vielleicht in einer Next-Gen Version des Titels. Auch Virtual Reality-Liebhaber werden bald auf ihre Kosten kommen, denn an einem VR-Modus wird gearbeitet. Wir halten euch natürlich auf dem Laufenden, sobald wir mehr Infos dazu bekommen!

Was ist Lost Ember? Tierisches Indie-Adventure, bei dem ihr in die Haut verschiedenster Lebewesen schlüpfen könnt.
Plattformen: PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch
Getestet: Nintendo Switch
Entwickler / Publisher: Mooneye Studios
Release: 24. September 2020 (Nintendo Switch)
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 9.2

Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 10 | Handling: 10 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

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