Luigi’s Mansion 3 im Test

Zweimal schon war Marios größerer, aber jüngerer Zwillingsbruder als unfreiwilliger Geisterjäger im Einsatz: Einmal auf dem Nintendo GameCube und zweimal auf Nintendo 3DS (Remake des Originals plus Fortsetzung). Nach einer längeren Pause und Auslassen von sowohl Wii als auch Wii-U, muss er jetzt auf der Switch wieder zu Staubsauger und Taschenlampe greifen und beweisen, dass er teilweise zu Unrecht ein Dasein im Schatten seines kleinen großen Bruders fristet.

„Herzliche Glückwunsch, Sie haben gewonnen große Preisausschreiben“

Was man von Mails oder Briefen mit einem solchen oder ähnlichen Betreff halten sollte, ist kein Geheimnis. Im Mario-Universum gibt es aber scheinbar keine Spam-Filter oder die Bewohner sind einfach zu gutgläubig. Als Luigi und seine Freunde nämlich von einer Unbekannten – wenn auch in korrektem Deutsch – auf einen kostenlosen Aufenthalt in ein Luxus-Hotel eingeladen werden, denken sie sich nichts weiter dabei. Luigi, Mario, Prinzessin Peach und drei Toads packen ihre Koffer und ab geht es zur abgelegenen Hotelanlage. Dort werden Sie als einzige Gäste in dem riesigen Hotelwolkenkratzer von Hotelbesitzerin Sarah Schreck persönlich begrüßt und in ihre Einzelzimmer geführt, um sich nach der anstrengenden Anreise erst einmal auszuruhen. Der Freundes-Klan sollte es inzwischen eigentlich besser wissen: Was zu gut wirkt, um wahr zu sein usw. Es kommt, wie es kommen muss und Luigi erwacht mitten in der Nacht in einem schaurig transformierten Hotelzimmer. Auf der Suche nach seinem Bruder und ihren Freunden begegnet er einer plötzlich ganz anders aussehenden Sarah Schreck. Es stellt sich heraus, dass die Einladung eine Falle war und Frau Schreck nur den von ihr verehrten – und zwischenzeitlich auch von ihr befreiten – König Buu Huu beeindrucken will. Dieser hat Mario und seine Freunde bereits in übernatürliche Porträts eingesperrt und ein weiterer Rahmen steht auch schon für seinen Erzfeind Luigi bereit. Der kann aber im letzten Moment durch einen (mehr panischen, als beherzten) Sprung in den Wäscheschacht vorerst entkommen.

Unsanft im ersten Kellergeschoss gelandet, findet er in in der Garage seltsamerweise seine alte Geisterjäger-Ausrüstung. Mit dieser gegen Geister gewappnet, bahnt sich Luigi zaghaft den Weg zurück in die Hotel-Lobby. Denn obwohl er sich nach seinen letzten beiden Abenteuern eigentlich langsam an das Übernatürliche gewöhnen hätte können, ist er immer noch extrem ängstlich und erschrickt selbst dann, wenn sein in Teil 2 adoptierter Geisterhund Polterpinscher plötzlich auftaucht. Die Türen des Hotels sind aber verrammelt, Hilfe von außerhalb holen scheidet also aus. Im Mezzanin findet er zumindest eine Erklärung für die unverhofften technischen Hilfsmittel bei der Geisterjagd. Auch Professor I. Gidd, der etwas kauzige Erforscher des Paranormalen, ist König Buu Huu und seiner Verehrerin ins Netz (bzw. Porträt) gegangenen und hängt jetzt (an der Wand) ab. Dank Düsterlampen-Modus der gefundenen Taschenlampe – macht unsichtbares sichtbar und holt Personen und Gegenständen aus ihren zweidimensionalen Gemäldegefängnissen – ist der schrullige Wissenschaftler bald befreit und Luigi um wenigstens einen Unterstützer reicher. Der zögert auch nicht lange und richtet sich ein mobiles Labor in der Garage ein. Die Laufarbeit muss natürlich Luigi leisten, aber das gemeinsame Ziel ist klar: König Buu Huu und seine geisterhaften Konsorten wieder einfangen und ganz nebenbei Luigis Freunde und Verwandtschaft retten!

Who you gonna call? Luigi! (Sicher?)

Eine erfolgreiche Geisterjagd ist ein mehrstufiger Prozess. Vor allem, wenn eine aufgebohrte Taschenlampe das Protonenpäckchen und ein umgebauter Staubsauger die Geisterfalle ersetzen muss. Mit einem grellen Stroboblitz der Taschenlampe werden Geister zuerst gelähmt und angreifbar gemacht. Mit dem von Professor I. Gidd entwickelten Schreckweg FL-U versucht man dann den nur kurz wehrlosen Geist aufzusaugen. Dieser wird davon natürlich wenig begeistert sein und versuchen zu entkommen. Ähnlich wie beim Fischen, heißt es dann im richtigen Maße gegenzuhalten und dem Geist langsam seine numerische dargestellte Kraft abzusaugen. Hält man ihn eine Weile erfolgreich am Staubsaugerrohr, darf man ihn mit Tastendruck sogar ein paar Mal gegen den Boden schleudern – das kostet ordentlich Energie und schwächt sogar andere getroffene Geister.

Richtiges Geisterfangen will also erst einmal gelernt sein, viel umfangreicher ist die Action-Komponente des Spiels aber auch nicht. Luigi kann weder springen, noch kriechen oder sich ducken, ein wirklicher Plattformer ist der Titel also zu keinem Zeitpunkt. Daran ändert auch der sogenannte Druckstrampler – ein heftiger Luftausstoß des Staubsaugers, der Luigi kurz in die Höhe schießen lässt – nichts.  Stattdessen muss man mit scharfem Blick und manchmal auch etwas Köpfchen Geheimnisse finden und den weiteren Weg planen. Gerade versteckte Dinge birgt das große Hotel nämlich wirklich viele. Auf jeder Ebene sind neben Unmengen von Bargeld in Form von Scheinen und Münzen nämlich auch jeweils fünf Juwelen versteckt. Manchmal sind sie einfach zu finden und es genügt beispielsweise einen Teppich von der Wand zu saugen oder – durch Umkehr der Saugleistung – zum Beispiel Sand zu einer Rampe anzuhäufen. Andere Male muss man etwas mehr leisten und etwa mehrere verborgene Gegenstände in einem Raum finden, Schalter in der richtigen Reihenfolge betätigen oder Drehschalter – teilweise gleichzeitig – manipulieren.

Mein Freund, der Blob

Gleichzeitig, wie soll denn das gehen? Tja, Luigi ist nicht ganz so allein, wie man anfangs vermutet. Professor Gidd hat im Rahmen seiner Forschung nämlich eine glibbrige Substanz entwickelt, die von Luigi quasi telepathisch ferngesteuert werden kann. Lässt er den im Schreckweg FL-U gelagerten grünen Wackelpudding frei, formt sich sein Alter Ego „Fluigi“. Der kann (fast) alles, was Luigi kann und zudem stellen Gitter, Lüftungsschächte aber auch tödliche Stachelfallen kein Hindernis für seinen fluiden Körper dar. Seine einzige Nemesis ist jegliche Art von Flüssigkeit, da ihn diese seines Zusammenhalts beraubt. Außer im Koop-Modus – ja, man darf die Story auch zu zweit spielen – kann man immer nur einen der beiden steuern, der jeweils andere befindet sich in einer Art Trance. ABER die jeweils letzte Aktion – das Ansaugen eines Geistes oder Hindernisses, das Drehen eines Ventilators mit umgekehrter Saugleistung usw. – wird trotzdem fortgesetzt. Nur so lassen sich bestimmte Puzzles lösen, Gegner besiegen oder Geheimnisse aufdecken – und natürlich Unmengen an Geld „absaugen“.

Hilfe, ich bin reich!

Was macht man mit dem ganzen gefundenen Mammon? Tatsächlich recht wenig. Das Bargeld lässt sich in Professor Gidds Labor in einem Shop investieren, dessen Auswahl allerdings stark beschränkt ist. Leben in Form von goldenen Knochen kann man sich dort kaufen. Einen von diesen holt sich Polterpinscher im Falle unseres drohenden Ablebens, bevor er uns wieder aufweckt.  Ansonsten kann man nur Kartentipps für die schon erwähnten Juwelen und die ebenfalls überall versteckten Buu-Huus (kleinere Versionen von König Buu Huu) erwerben. Bringt wenigstens das Sammeln dieser Juwelen und Geister etwas? Ansichtssache. Hat man alle zusammen gibt es jeweils eine kleine optische Belohnung, die spielerisch aber keine Vorteile bringt. Persönlich finde ich, dass man auf die Geister auf jeden Fall verzichten kann, ihre Jagd ist langwierig, wenig abwechslungsreich und die Belohnung absolut nicht wert. Bei den Juwelen ist die Belohnung zwar ebenso wertlos, aber die Suche nach ihnen fordert zumindest manchmal Köpfchen und ist mit teils witzigen Ideen und Easter Eggs verbunden.

Wer ganz prinzipiell befürchtet, dass die 15 Stockwerke und zwei Kellergeschosse des Hotels zu wenig Abwechslung bieten könnten, darf hingegen beruhigt sein. Die übernatürliche Komponente der Hotelanlage sorgt für bautechnisch nicht ganz nachvollziehbare Räume und Grundrisse und außerdem hat man sich von bekannten Las Vegas Hotels inspirieren lassen. So gibt es nicht nur Bereiche, die man in vielen realen Hotels finden könnte – Fitnesscenter, Konzertsaal, Läden, usw. – sondern ganze Ebenen, die auf ein spezielles Thema zugeschnitten wurden. Im „Spukschloss“ erwartet uns zum Beispiel neben mittelalterlicher Baukunst eine Arena samt Ritterspielen und im „Ökohaus“ hat geisterhaftes Grünzeug die Kontrolle übernommen. Außerdem sorgen eine Strandbar – mit Piratenhöhle und echtem Sandstrand –, ein Museum und sogar ein FIlmstudio für mehr als genug Abwechslung.

Etwas schade ist dabei die teilweise recht uninspirierte deutsche Übersetzung. Handwerklich – also grammatikalisch und rechtschreibtechnisch – natürlich makellos, wirkt es einfach lustlos, wie man gewisse Dinge übersetzt hat. Im Englischen hat man sich bei der Namensgebung für Dinge, Orte und Gegner bewusst gespielt: Schon der Name des Hotels „The Last Resort“ ist eine Wortspielerei, weil „Resort“ auch im Englischen eine touristische Hotelanlage bezeichnet, „the last resort“ aber auch „der letzte Ausweg“ (aus einer verzweifelten Situation) sein kann. Auch warum der Geist eines großen Konzertpianisten Amadeus Wolfgeist heißt, sollte jedem klar sein. Wenn das Hotel im Deutschen dann einfach nur Hui-Hotel und der Pianist Tasten-Torsten heißt, ist das ein wenig schade. Den Geist einer ägyptischen (!) Pharaonin aber Sandra Stürmer zu nennen ist dann aber doch zu deutsch-deutsch.

Zum Nachtisch leichte Multiplayerkost

Die Story des Spiels ist absolut linear und je nach Forscherdrang in rund acht Stunden leicht zu erledigen. Nebst der Möglichkeit, die Kontrolle über Fluigi einem Freund zu übergeben, gibt es nur ein paar Mini-Games für Mehrspielerpartien. Münzjagd, Geisterjagd und Kanonade werden in Teams gegeneinander gespielt und der jeweilige Name verrät auch schon das jeweilige Spielziel: Welches Team sammelt die meisten Münzen, fängt die meisten Geister oder trifft mit einer Kanone die meisten Ziele. Abwechslungsreicher ist da schon der Wirrwarrturm-Modus, in dem man mit bis zu drei Freunden – alles Luigis in verschiedenen Farben – einen fünf- oder zehnstöckigen Mini-Wolkenkratzer von Geistern befreien muss. Der Kampf gegen die Zeit, einige spezielle Fallen und Überraschungen sowie ausschließlich hier zu findende Spezialvarianten bestimmter Geister machen diesen Modus noch zum Interessantesten.

FAZIT

Luigis dritter Versuch sich als Geisterjäger zu etablieren ist ein wirklich nettes und solides Action-Adventure. Leicht an zwei bis drei Tagen erledigt, geht mir nur jeglicher Wiederspielwert ab und die Mehrspielermodi wirken eher wie ein nachträglicher Einfall. Trotzdem ein familienfreundliches Abenteuer mit ein paar netten Einfällen, entspannter Atmosphäre und nicht zu anspruchsvollen Rätseln.

Was ist Luigi’s Mansion 3? Ein Action-Adventure, in dem sich der unbekanntere der beiden Mario-Brüder mal wieder als Geisterjäger versuchen darf.
Plattformen: Nintendo Switch
Getestet: Version 1.1.0 auf Nintendo Switch
Entwickler / Publisher: Next Level Games / Nintendo
Release: 31. Oktober 2019
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.0

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8

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