Lange hat es gedauert bis Max Rockatansky den Sprung von der Kinoleinwand auf unsere Computer- und Videospielsysteme geschafft hat, beinahe 35 Jahre. Was denn, der Name Rocka…whatever sagt euch nichts? Dann vielleicht “Road Warrior” oder “Raggedy Man”? Da klingelt auch nix? Na gut, aber sein etwas gebräuchlicherer Rufname “Mad Max” sollte euch spätestens seit dem Sommer-Blockbuster “Fury Road” ein Begriff sein und im Spiel Mad Max dürfen wir erstmals in der Rolle des Herrn Rockatansky die postapokalyptische Zukunft (un)sicher machen.
Nach dem großen Erfolg von Mad Max: Fury Road an den Kinokassen liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei diesem Spiel um eine direkte Umsetzung der Filmvorlage handelt – tut es aber nicht. Schon bei der Ankündigung 2013 erklärte Publisher Warner Bros. Interactive Entertainment, dass Mad Max eine eigenständige Geschichte erzählt und sich mit den Filmen lediglich den Protagonisten und das Universum teilt. Aber schon in der Eröffnungssequenz wird klar: Das Spiel übernimmt viele Elemente der Filmvorlage, allen voran die fulminate Action, die selbst George Miller nicht viel besser hinbekommen hätte. In dieser sieht man wie Max von einer Horde War Boys und deren skrupellosen Anführer Scabrous Scrotus gejagt wird. Nur knapp kann er seinen Verfolgern entkommen, verliert aber dabei sein geliebtes Auto, den V8 Interceptor, sowie sämtliche Waffen. Für jeden anderen wäre das ein Todesurteil, nicht aber für Max. Dank seines neuen Kumpels Chumbucket bekommt er nicht nur einen neuen fahrbaren Untersatz, sondern der technisch versierte Kauz verspricht ihm weiters, aus der Schrottkiste ein richtiges Kampfgefährt, seinen “Magnum Opus”, zu bauen – die Beschaffung der entsprechenden Ersatzteile vorausgesetzt.
Gib Gas, ich will Spass
Das postapokalyptische Ödland gestaltet sich als offene Spielewelt, wobei sich zwar Max frei darin bewegen kann, für den Zugang zu einzelnen Zonen aber bestimmte Ausrüstungsgegenstände benötigt werden. Ebenso kommt die Reise in entlegene Zonen ohne entsprechend aufgemotztes Fahrzeug einem virtuellen Suizid gleich, wodurch das Absolvieren einer gewissen Reihenfolge an vorgegebenen Aufgaben für den Spielverlauf unabdingbar ist. Insgesamt besteht die Story aus rund 15 Hauptmissionen, sowie den zahlreichen „Ödland“-Missionen, die von den insgesamt fünf Stammesführern der einzelnen Zonen erteilt werden. Sich mit diesen Häuptlingen gut zu stellen ist nicht nur notwendig um in der Geschichte voranzukommen, sondern auch deswegen weil sie Max Unterschlupf gewähren und je nach absolvierten Aufträgen sogar mit Utensilien wie Munition oder Schrott versorgen. Apropos Schrott: Dabei handelt es sich quasi um die virtuelle Währung, mit der nicht nur euer Fahrzeug aufgepimpt wird, sondern mit der man auch Verbesserungen für Max freischalten kann. Beides wird mit zunehmender Spieldauer immer wichtiger, denn obwohl man den Hauptteil der Spielewelt per Auto erkundet, sind gewisse Orte nur zu Fuss erreichbar. Die dort aufgespürten Feinde können dann per Faust oder mit roher Waffengewalt erledigt werden.
Das Kampfsystem erinnert dabei frappierend an die Batman: Arkham Reihe, mit richtigem Timing können wir auch hier schöne Kombos zaubern, die nach einer bestimmten Anzahl an Treffern im “Fury-Modus” enden, bei denen Max dann besonders viel Schaden anrichtet. Die meiste Zeit verbringt man aber mehr oder weniger “on the road” im Wagen. Die Fahrzeuggefechte stehen dabei jenen der Filmvorlage um nichts nach, denn auch hier geht es Rad an Rad meist gegen mehrere Gegner, die Max’s Vehikel nicht nur versuchen zu rammen, sondern auch auf sein Auto aufspringen, um ihn dann aus dem Wagen zu herauszuziehen. Zum Glück sitzt Kumpel Chumbucket immer auf der Ladefläche. Er greift zwar nie in das Kampfgeschehen ein, kann aber in einer Kampfpause euer Gefährt wieder zusammenflicken. Sterben tut Max nur dann, wenn er einerseits im Nahkampf seine komplette Lebensenergie verliert, oder wenn sein Wagen zerstört wird während er noch hinter dem Lenkrad sitzt. Aber so ein virtueller Tod ist nicht weiter schlimm, die Respawn-Punkte sind in der Regel sehr fair gesetzt.
Sand im Getriebe
Das Nahkampfsystem ist gut, die Gefechte auf vier Rädern actionreich und spannend, also keine Kritikpunkte? Nicht ganz, denn in Sachen Missionsdesign und Story kann Mad Max das Niveau nicht halten. Okay, das Aufmotzen des Wagens macht Laune und je besser und stärker das “Magnum Opus” wird, desto spassiger werden auch die Fahrzeuggefechte, aber selbst der letzte Film Fury Road hatte mehr Story als dieses Spiel. Und es motiviert einfach nicht genug, wenn man nach der Befreiung der ersten Zone von Scrotus Untertanen feststellen muss, dass der Warlord im nächsten Gebiet genau das Gleiche von Max verlangt und sich der Spielverlauf wiederholt. Auch die optionalen Nebenmissionen, wie etwa ein Autorennen, bringen auf Dauer nur sehr wenig Abwechslung.
Dafür kann für die technische Umsetzung Entwarnung gegeben werden: Weil Entwickler Avalanche Studios nicht nur für die Videospielsysteme sondern auch für die PC-Version verantwortlich war, erwartet uns hier kein neues Batman: Arkham Knight Debakel. Im Gegenteil, in vielen Bereich sieht das Spiel auf dem Computer sogar besser aus, als auf PS4 oder XBox One – entsprechende Hardware natürlich vorausgesetzt. Die weitläufigen Wüstenlandschaften, inklusive entsprechende Wetterphänomene wie Sandstürme, sehen mit ihren stimmungsvollen Bildern fantastisch aus und die spektakulären Explosionen sind eine tolle Belohnung nach einem gewonnenen Fahrzeugkampf. Wenn man hier Kritik anbringen möchte, dann vielleicht weil die Spielewelt insgesamt etwas seelenlos wirkt, was aber sicher nicht an der technischen Umsetzung liegt. Die Sprachausgabe gibt es übrigens nur in Englisch, wer den australischen Akzent nicht versteht, der sollte aber gute Augen haben, denn die deutschen Untertitel sind etwas klein ausgefallen.
FAZIT
Max Max gehört definitiv nicht auf die lange Liste der Lizenzgurken und schlechter Filmumsetzungen, bleibt aber hinter seinen Möglichkeiten zurück. Die offene postapokalyptische Welt ist zwar stimmig und sieht in ihren Einzelteilen auch verdammt gut aus, in der Summe wirkt sie aber etwas steril, seelenlos und leer. Passt zwar zum Endzeit-Setting wie Max’s Faust auf das Auge eines War Boy, aber die quasi nicht vorhandene Story sowie das abwechslungsarme Missionsdesign tragen maßgeblich dazu bei, dass sich der Erkundungsdrang abseits der Hauptkampagne in Grenzen hält. Für 10-15 Stunden macht Mad Max aber richtig Spass, danach kommt leider recht schnell die Ernüchterung und die Erkenntnis, dass nicht mehr viel Neues kommt. Und weil auch kein Mehrspielermodus vorhanden ist, gibt es auch keinen Grund sich länger in der Postapokalypse aufzuhalten als notwendig oder dahin zurückzukehren.
Gesamtwertung: 7.6
Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 6 | Motivation: 6