Mario + Rabbids Kingdom Battle im Test

Wenn mir vor einem Jahr jemand erzählt hätte, dass Ubisoft ein Mario-Spiel entwickelt, ich hätte ihn mit schallendem Gelächter abgestraft. Als Kenner der Branche konnte ich mir so eine Kooperation zwischen den Franzosen und Nintendo nicht einmal in meinen kühnsten Träumen vorstellen. Nun liegt das Ergebnis aber tatsächlich vor mir und heißt Mario + Rabbids Kingdom Battle. Nicht nur, dass dabei die sehr unterschiedlichen Maskottchen von Nintendo und Ubisoft gemeinsame Sache machen, nein handelt sich dabei auch nicht wie erwartet um ein Hüpf- oder Party-Game, sondern um ein rundenbasiertes Taktik-Spiel á la XCOM. Eine außergewöhnliche Kombination, die wir sogleich unsere Nintendo Switch Konsole hineinstopfen und ganz genau unter die Lupe nehmen.

So kurios Kombination aus Mario und Rabbids auch ist, die Geschichte, welche die grundverschiedenen Protagonisten zusammenführt, steht dem um nichts nach. Dafür verantwortlich ist eine junge Erfinderin und ihr schwebender (Staubsauger-)Roboter Beep-O. Die beiden haben einen SupaFusionierer erfunden, ein Gerät mit dem man Objekt A und Objekt B verbindet, um es dann in Objekt C zu verwandeln. Blöd nur, dass die chaotischen Rabbids mittels Zeitreise-Teleporter-Waschmaschine genau in der Werkstatt des Erfinder-Duos landen und gleich damit beginnen, Chaos und Durcheinander anzurichten. Schuld an der darauffolgenden Misere ist der Rabbid Spawny, denn ausgerechnet der ist mit dem SupaFusionierer-Headset verschmolzen und hat den Rest seiner Sippschaft in boshafte Kreaturen verwandelt. Lediglich jene Rabbids die sich mit Nintendo-Figuren vereinigt haben, wurden nicht verdorben und reisen nun mit Beep-O durch ein Wurmloch namens Mega-Bug in das Pilz-Königreich von Mario, um Spawny zur Strecke zu bringen.

Team-Building

Somit starten wir in Mario + Rabbids: Kingdom Battle mit einer kleinen Helden-Gruppe bestehend aus Beep-O, Mario sowie Prinzessin Rabbid Peach und Rabbid-Luigi. Dabei können wir uns im Königreich frei bewegen, zumindest auf den vorgegebenen Pfaden, und Goldmünzen sowie diverse Items einsammeln. Der Weg ist aber grundsätzlich linear und führt uns direkt zu den Arenen. Dort warten dann die boshaften Hasen auf uns und das Spielgeschehen wechselt in den rundenbasierten Modus. Nun können die einzelnen Spielfiguren abwechselnd agieren, wobei ihr Aktionsradius pro Zug begrenzt ist. Genretypisch ist die Deckung ein wichtiges Spielelement, dazu kommen neben normalen Angriffen mit diversen Waffen, aber auch Stampf-Attacken und Dash-Moves, mit denen man die Gegner ausschalten kann. Mittels eines Teamsprungs kann zusätzlich der Bewegungsradius der einzelnen Charaktere erhöht werden und Röhren erlauben die Überbrückung größerer Distanzen. Sieger eines solchen Gefechts ist immer jenes Team, welches als erstes alle Gegner eliminiert hat.

Im Lauf der Geschichte schließen sich uns noch weitere Helden an, die wir dann wahlweise in die Schlacht schicken können. Neben Mario sind das noch Luigi, Prinzessin Peach und Yoshi sowie die vier Rabbids-Pedants. Jede Spielfigur hat dabei individuelle Eigenschaften, Attribute und Techniken. So verfügt Mario beispielsweise über eine enorme Angriffskraft, um damit stärkere Gegner zu überwältigen, Prinzessin Rabbid Peach kann mit ihren Heilfähigkeiten dafür sorgen, dass die Gruppe kampffähig bleibt und Luigi hat aufgrund seiner Wendigkeit einen nicht zu unterschätzenden Vorteil gegenüber langsameren Gegnern. Zusätzlich zu den Spielfiguren können auch noch weitere Waffen und Fertigkeiten mittels Upgrade-Kugeln freigeschalten und im Schloss von Prinzessin Peach mit den eingesammelten Münzen zusätzliche Ausrüstungsgegenstände käuflich erworben werden. Obwohl Beep-O nicht mitkämpfen kann und eigentlich nur als Guide der Gruppe dient, kann auch er neue Fertigkeiten erlernen, wie etwa das Verschieben von Kisten oder das Hochheben von Objekten. Damit können dann etwa kleinere Rätsel gelöst werden, wodurch die Gruppe dann neue Gebiete im Königreich betreten kann.

Das Upgraden und Aufrüsten der Heldengruppe ist auch unbedingt notwendig und zentraler Bestandteil von Mario + Rabbids: Kingdom Battle, denn auch die Kontrahenten werden mit zunehmenden Spielverlauf immer stärker. Sind die Standard-Gegnertypen zu Beginn lediglich Kanonenfutter und dienen nur dazu mit der Spielmechanik vertraut gemacht zu werden, sollte man spätestens beim ersten Boss-Gegner die individuellen Stärken seiner Figuren sinnvoll ausspielen können. Vor allem die Kombination aus Charakterentwicklung mit verschiedenen Waffen und Skills bringt eine enorme taktische Spieltiefe mit sich, die man bislang in einem Mario-Spiel so noch nicht erlebt hat.

Hübsche, neue Welt

Auch für Mario + Rabbids: Kingdom Battle verwendet Ubisoft die hauseigene Engine mit Namen Snwodrop, die beispielsweise auch schon bei The Division zum Einsatz gekommen ist – für die Nintendo Switch Konsole natürlich in einer etwas adaptierter Form. Das Ergebnis kann sich aber durchaus sehen lassen, denn rein vom technischen Standpunkt aus betrachtet, steht das Spiel qualitativ den meisten anderen Mario-Titeln um nichts nach. Die insgesamt vier verschiedenen Welten sind detailliert und abwechslungsreich gestaltet und laden zum Erkunden ein. Dazu kommen noch die zahlreichen Bosse, unter denen einige bekannte Gesichter – zumindest in abgewandelter Form – zu finden sind, wie etwa Rabbid Kong, Bwario & Bwaluigi oder auch Bowser Jr. in einem Kampfroboter. Auch der Soundtrack aus der Feder von  Grant Kirkhope (u.a. Banjo-Kazooie)  wird vor allem langjährigen Nintendo Fans gefallen. Darunter findet man neben neuen Musikstücken nämlich auch remixte Versionen bekannter Ohrwümer aus Klassikern wie Donkey Kong 64 oder diversen Mario Spielen. Gespielt wird wie mit der Switch gewohnt wahlweise auf dem TV in einer Auflösung von 1080p oder auf der Konsole selbst mit nativen 720p Bildpunkten. Die meiste Zeit davon sehr flüssig, dennoch trüben gelegentliche Ruckler und Aussetzer den Spielfluss, genau so wie die nicht immer optimale Kameraführung. Aber das ist jammern auf hohem Niveau.

Zumindest erwähnen sollte man noch den Mehrspielermodus. In Mario + Rabbids: Kingdom Battle gibt es nämlich einen lokalen Coop-Modus, bei dem man auf separaten Karten gemeinsam die Gefechte austragen darf. Dann nimmt sich jeder Spieler einen Joy-Con und kommandiert damit abwechselnd jeweils zwei Figuren über das Schlachtfeld. Nette Idee, welche sicherlich kurzfristig Spaß macht, aber der Fokus liegt dann doch eindeutig bei der Einzelspieler-Kampagne. Einen Online-Modus gibt es übrigens nicht. Ist vermutlich auch besser so, wie man am Beispiel von Splatoon 2 gesehen hat.

FAZIT

Um ehrlich zu sein, nach der offiziellen Ankündigung hatte ich eigentlich damit gerechnet, dass es sich bei Mario + Rabbids Kingdom Battle um ein Nintendo-typisches, kindgerechtes Abenteuer mit unserem Lieblings-Klempner handelt, welches sich vermutlich allzu sehr auf seine namhafte Lizenz verlässt. Weit gefehlt, denn die teils hammerharten und schweißtreibenden Gefechten fordern selbst von einem erfahrenen Strategen wie mir, ständig volle Konzentration sowie ausgeklügelte und variantenreiche Taktiken. Auf den ersten Blick mag Mario + Rabbids Kingdom Battle mit seiner handvoll verschiedener Einheiten etwas limitiert wirken, aber dank umfassender Charakterentwicklung sowie den zahlreichen Skills und Waffen bietet es eine enorme Spieltiefe, die vielleicht nicht die Komplexität eines XCOM erreicht, aber dank der liebenswerten und charmanten Inszenierung besonders für Nintendo-Fans ein Pflicht-Titel ist.

Gesamtwertung: 8.4

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

Passende Beiträge

Planet Coaster 2 im Test

Little Big Adventure – Twinsen’s Quest im Test

LEGO Horizon Adventures im Test