Mario Tennis Aces im Test

Die Geschichte der Videospiele ist unzertrennlich mit dem Tennissport verbunden, zählt doch Tennis for Two aus dem Jahre 1958 quasi als allererstes Videogame überhaupt. Auch danach folgten noch zahlreiche erfolgreiche Umsetzungen wie etwa Pong, Tie Break, Virtua Tennis oder Top Spin. Nintendo selbst versuchte sich erstmals auf dem NES am weißen Sport, ihr Maskottchen hatte aber seinen ersten Auftritt erst in Mario Tennis 64. Der neueste Ableger der Spielreihe,  Mario Tennis Aces, erscheint nun erstmals direkt für Nintendo Switch und hat dabei einige interessante Neuerungen im Gepäck.

Nach nunmehr sieben Teilen in der Spielreihe sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass Mario ganz genau weiß, wie man so eine gelbe Filzkugel über das Netz schlägt. Deswegen verwundert es auch nicht, dass der Klempner in der Eröffnungssequenz gemeinsam mit Peach das Finale eines Tennis-Turniers gegen die Bowsers gewinnt. Bevor die beiden aber ihre Trophäe entgegen nehmen können, werden sie von Wario und Waluigi unterbrochen. Die beide haben die Macht des diabolischen Schlägers Luzius entfesselt und verwandeln Luigi in ein Monster. Mario muss nun seinen Bruder befreien und den beiden Bösewichtern das Handwerk legen.

Dass die etwas hanebüchene Story bestenfalls als sehr oberflächlicher Aufhänger für den neuen Story-Modus dient, sollte selber einem Zehnjährigen relativ schnell klar sein. Dieser entpuppt sich im weiteren Spielverlauf nämlich lediglich als eine Abfolge diverser Tennis-Matches, aber stets mit sehr unterschiedlichen Variationen in Form der Spielumgebung oder anhand des Gegnerdesigns. Aufgelockert wird das ganze durch Mini-Spiele und teilweise sehr fordernde Bosskämpfe. Mario selbst reist dabei  durch insgesamt fünf Spielwelten, die alle bereits allseits bekannte Themen repräsentieren wie Schneegipfel, Geistervilla oder Lavawelten. Die dort spielbaren Tennis-Courts haben ebenfalls ihre sehr speziellen Eigenheiten. Da gibt es dann beispielsweise in der Mitte des Platzes fleischfressende Pflanzen die eure Bälle verschlucken, an Deck des Bootes stehen euch die Masten im Weg oder teleportierende Spiegel im Spukschloss leiten eure Schläge einfach um. Der Story-Modus gestaltet sich als sehr kurzweiliges Vergnügen und dient auch gleichzeitig als eine Art Tutorial zum Erlernen der verschiedenen Schlagtechniken. Das Ganze wird dann noch dazu mit einer Prise Rollenspiel garniert, denn mit Erfahrung steigen wir in Stufen auf und können so etwa Lauftempo oder Stärke erhöhen. Wobei dieser Ansatz so rudimentär aufgebaut ist, sodass ich ihn eigentlich nur der Vollständigkeit halber erwähnt haben will.

Serve-and-Volley

Um ein Tennis-Match zu gewinnen hat Mario ein üppiges Repertoire an verschiedenen Schlagtechniken zur Verfügung. Dazu zählen etwa die üblichen Lobs, Slices,Topspins oder auch Stopbälle, die ihr durch Drücken des entsprechenden Buttons ausführen könnt. Gut getimte aber insbesondere Trick-Schläge füllen dazu auch noch eine Energieleiste auf, die für Zone Shots verwendet werden. Schafft es der Gegner nämlich den Ball nur sehr schwach zu returnieren, erscheint auf eurer Seite ein leuchtender Stern, der es euch ermöglicht mit einem besonders effektiven Schlag zu punkten. Dazu wechselt das Spielgeschehen dann in eine Art Ego-Perspektive inklusive Fadenkreuz, mit der ihr dann die Filzkugel entsprechend platziert und mit enormer Wucht wieder zurückschlagen könnt. Natürlich hat auch der Gegner diese Möglichkeit. Dann kann man entweder einfach versuchen zu blocken oder man verwendet wieder etwas Energie und verlangsamt dadurch das Spielgeschehen. So könnt ihr selbst scheinbar unerreichbare Bälle doch noch erreichen. Aber Vorsicht beim Blocken: Stimmt das Timing nicht, nimmt der Schläger Schaden. Nach einigen Treffern zerbricht er und ohne Schläger heißt es Game Over.

Zusätzlich zu den verschiedenen Schlagtechniken spielen sich die rund 16 Charaktere sehr unterschiedlich. Mario und Luigi sind die Allrounder, Toad aber auch Yoshi sind schnell, dafür beherrschen Bowser und Donkey Kong das kraftvolle Spiel. Natürlich befindet sich im Kader das Who-is-Who des Mario Universums, aber die darf man aber nur in den verschiedenen Spielmodi steuern, in der Kampagne dienen sie, bis auf eine kleine Ausnahme kurz vor dem Finale, lediglich als Gegner.

Break Chance vergeben

Abseits der Story verfügt Mario Tennis Aces natürlich auch über einige zusätzliche Spielvarianten. Da wäre zum ersten der Einfach-Modus. In diesem kommen Puristen auf ihre Kosten, denn hier stehen nur die Grundschläge zu Verfügung, genauso wie halt auch im echten Tennis. Wer es lieber kompetitiv hat, für den ist der Turniermodus nach klassischen K.O.-Regeln die bessere Wahl. Aufgrund fehlender Motivatoren, beispielsweise in Form von freischaltbaren Zusatzinhalten, kann man diese beiden Spielvarianten aber bestenfalls unter belangloses Beiwerk einordnen. Der Fokus liegt aber wie bei fast allen Mario Sportspielen aber sowieso auf dem Mehrspieler. Hier können bis zu vier Spieler ihre Konsolen drahtlos verbinden, wahlweise im Handheld- oder Tisch-Modus, aber auch via TV-Gerät. Genauso gut können sich aber je zwei Spieler auch eine Nintendo Switch-Konsole teilen. Auch auf eine Online-Mehrspieleroption wurde nicht verzichtet. Diese läuft aktuell aber eher auf Sparflamme, nicht einmal ein vernünftiges Matchmaking-System wurde implementiert. Egal, am meisten Spaß machen aber nach wie vor die lokalen Mulitplayer-Partien im Splitscreen für vier Spieler. Hier kommt das „easy to learn, hard to master“-Spielprinzip voll zum Tragen. Vor allem stört es in diesem Modus dann auch nicht, dass man keine richtigen Matches austragen kann, denn diese bestehen in allen Varianten nur aus einem verkürzten Gewinnsatz. Bei einem Stand von 2:0, 3:1 oder 3:2 (nach einem Tiebreak) ist das Spiel vorbei. Zumindest optional hätte man sich dann doch auch an den Original-Regeln orientieren können.

Alle Spielmodi, mit Ausnahme der Mehrspieler-Matches, können übrigens auch im Realmodus gespielt werden. Hier kommt dann die Bewegungssteuerung der Joy-Cons zum Einsatz. Wie schon bei WiiSports stellt ihr euch mit den Controllern vor den Fernseher und schwingt den Schläger dank Gesten-Steuerung und führt Lobs, Slices sowie Topspins mit realistischen Bewegungen aus. Das funktioniert auch grundsätzlich sehr gut und durchwegs präzise, weil aber die Spielfiguren automatisch zum Ball laufen und einige Features wie die Energieleiste gestrichen wurden, fehlt dann doch etwas der taktische Tiefgang der herkömmlichen Steuerungsmethode.

Eine Technik wie Anna Kournikova

Optisch bietet Mario Tennis Aces die Nintendo wohlbekannte, farbenfrohe sowie comichafte Grafik, auf gewohnt hohem Niveau. Die Charakteremodelle sind detailliert und hübsch animiert, die Tenniscourts und Spielumgebungen abwechslungsreich und das ganze wird am TV in einer Auflösung von 1080 Bildpunkten mit flüssigen 60 FPS dargestellt. Der einzig große Kritikpunkt betrifft einmal mehr die Sprachausgabe. Abermals gibt es nur unverständliches Gebrabbel zu hören, was ja an und für sich nicht weiter schlimm wäre, weil wir das von Nintendo-Spielen ja bereits gewohnt sind, aber leider kann man dieses während den Zwischensequenzen im Story-Modus nicht überspringen. Das nervt zwar mit fortlaufender Spieldauer und vor allem wenn man ein erfolgloses Match mehrmals wiederholen muss. Dafür ist aber die Soundkulisse umso gelungener.

FAZIT

Trotz aktuell ungewöhnliche hoher Konkurrenz im virtuellen Tennis-Sport (AO International Tennis, Tennis World Tour) geht Spiel, Satz und Sieg eindeutig an Mario Tennis Aces. Einen großen Teil trägt dazu natürlich die Lizenz bei, denn mit Mario, Peach und Co macht das Schlagen der Filzbälle einfach viel mehr Spaß, als etwa mit einem Roger Federer oder einem Rafael Nadal. Aber auch spielerisch hat der italienische Klempner den Vorteil auf seiner Seite, vor allem mit Freunden gemeinsam vor dem TV-Gerät ist Mario Tennis Aces ein echter Spaßgarant. Zugegeben, trotz Bewegungssteuerung hat das Spiel nur sehr wenig mit Tennis zu tun und in alle Einzelteile zerlegt ist, sind solche Features wie die Story-Kampagne, der Turniermodus und vor allem das Online-Erlebnis eher belanglos bis mangelhaft, aber in Summe ist Marios Ausflug auf den Tennis-Court dank variantenreicher, aber schnell zu lernenden Techniken ein absolutes Ass. Nach Mario Kart 8 Deluxe einer weiteres Party-Sportspiel mit hohem Spaßfaktor, welches in keiner geselligen Spielrunde fehlen sollte.

[image src=’https://www.gamers.at/wp-content/uploads/2018/07/packshot.png‘ width=’85‘ height=’140′ title=“ align=’left‘]
Was ist Mario Tennis Aces? Tennis mit Mario und Konsorten, die ein paar nette neue Schlagtechniken in petto haben.
Plattformen: Nintendo Switch
Getestet: Nintendo Switch
Entwickler / Publisher: Nintendo Switch
Release: 22. Juni 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.4

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

Passende Beiträge

Flint: Treasure of Oblivion im Test

ANTONBLAST im Test

The Spirit of the Samurai im Test