Studio Mechka hat nach dreijähriger Entwicklung sein Erstlingswerk Marko: Beyond Brave veröffentlicht. Als titelgebender Held Marko schnetzeln wir uns mit unserem überdimensionierten Schwert in einem retro Hack’nSlay durch die slavische Märchenwelt. Baba Yaga, nimm dich in Acht – hier kommt Marko!
Nach dreißig Stunden Star Wars Outlaws brauche ich ein wenig Abwechslung zwischendurch, und da kommt mir ein kurzes, nicht allzu schweres Metroidvania mit toll animierter Grafik gerade recht. Ich habe mit das Spiel schon auf der Gamescom kurz ansehen dürfen und mit Boyan Vasilev, einem der Entwickler, ein wenig geplaudert, der mir ein paar Hintergrundinformationen gegeben hat.
Marko: Beyond Brave wurde von einem bulgarischen Team programmiert, die sich ihre Finanzierung über Kickstarter geholt haben. Schwerpunktmäßig wollte man mit Marko: Beyond Brave ein zugängliches Jump and Run mit überdurchschnittlich guter Grafik und toller Spielbarkeit entwickeln, ohne sich in zusätzliche Features, aufwendige Details und eine ewig lange Story hineinziehen zu lassen. Neben den Sprungeinlagen liegt der Fokus vor allem auf den Kämpfen mit den Monstern, wobei Marko hier nur sein riesiges Schwert zur Verfügung hat. Für den Fernkampf kommt dann noch später ein Speer hinzu, aber das war es auch schon (fast). Ein paar andere Gegenstände, dazu wählbare Siegel (um bestimmte Werte zu verbessern) gibt es natürlich schon, aber wer hunderte Items wir in Diablo erwartet, wird enttäuscht werden. Besonders stolz ist das Team dafür auf die handgezeichneten Animationen, die auch in einem Studio Ghibli-Anime nicht fehl am Platz wären.
Tales from Zagora
Wir spielen Marko, einen Dorfbewohner in einem kleinen ländlichen Ort in einem Land mit dem Namen Zagora (von den Karpaten inspiriert). Das Leben wäre wunderbar und wir würden immer noch in Ruhe ein paar Bäume fällen und unseren überdimensionierten Schnauzbart zwirbeln, wenn nicht plötzlich ein purpurnes dreiköpfiges Monster vor dem Ortseingang stehen würde, das unsere Freunde umbringt und auch uns von der einstürzenden Dorfbrücke wirft. Eigentlich sollten wir mausetot im Fluss entlang treiben, aber ein Hirsch mit riesigem goldenen Geweih erweckt uns wieder zum Leben und in einer verborgenen Höhle finden wir ein Schwert herumliegen, das nur auf uns gewartet hat. Es ist natürlich ein magisches Schwert, wenn wir damit Feinde zerhacken generiert das Mut. Und wenn wir genug Mut haben, können wir einige Lebenspunkte regenerieren, was auch schon eine der Kernspielmechaniken darstellt.
Mit eurem Schwert zuschlagen, über Gegner springen, auf Knopfdruck nach hinten ausweichen, nach vorne dashen, einen Speer (eigentlich unser verbessertes Schwert…) schleudern, dazu den physikalisch korrekten Doppelsprung verwenden und Gegnern (inspiriert von der slavischen Sagenwelt – Kikimora, Vodnik, Usoi, Samovila, Dhampir, Prokoba,…) geschickt ausweichen – damit werdet ihr die meiste Zeit des Spieles verbringen. Parieren geht übrigens nicht – wenn ihr überleben wollt, müsst ihr ausweichen. Vor allem im Kampf mit den zahlreichen Bossgegnern (ein verzauberter Prinz, eine verhexte Ziege,…), die sind nämlich gnadenlos. Ihr habt fünf Lebenspunkte, jeder Treffer oder jede Berührung mit einem Gegner (oder mit Lava) kostet euch einen Punkt. Habt ihr durch das Eliminieren von Gegnern genug Mut angesammelt, könnt ihr mehrere Lebenspunkte regenerieren. Oder ihr nutzt diese Fähigkeit nicht und schlagt dafür härter zu. Wenn ihr sterbt, werdet ihr am letzten Speicherpunkt wiederbelebt, die sich an einigen Stellen im Spiel befinden. Im Dorf trefft ihr einige Bewohner, die euch (für ein paar Münzen) unterstützen – wie der Schmied, der euer Schwert verbessert.
Upgrades
Es gibt immer wieder versteckte Bereiche, in der meistens ein paar nette Extras, Geld aber auch manchmal neue Zeichen, herumliegen. Eine aufwendige Charakter-Entwicklung gibt es in Marko: Beyond Brave jedoch nicht, wer also einen umfangreichen Fähigkeitsbaum sucht, wird vergebens suchen. Ihr spielt Marko, lernt ein paar neue Fähigkeiten (Dash, Doppelsprung, Speerwurf,…), verbessert Marko mit den gefundenen Zeichen (ihr entscheidet, welche ihr aktiviert) und mit ein paar Upgrades (z.B. mehr Lebenspunkte), aber die wichtigste Verbesserung findet vor allem dadurch statt, dass ihr im Spiel besser werdet. Sobald ihr einem neuen Gegner zum ersten Mal begegnet, wird ein Eintrag in der Monsterübersicht erstellt, den ihr euch im Menü in Ruhe ansehen könnt. Auf Knopfdruck wird eine Karte der aktuellen Umgebung gezeigt.
Marko: Beyond Brave ist derzeit auf Steam erhältlich, eine Fassung für Konsolen ist in Überlegung. Die Systemanforderungen sind extrem gering, die Entwickler geben eine Intel i3 CPU, eine Nvidia GeForce 9800 GTX und 4 GB Speicher an. Das sollte auch ein 10 Jahre alter Spielerechner noch locker schaffen können… solange er zumindest unter Windows 10 läuft. Mein PlayStation DS 4 Controller wurde scheinbar nicht unterstützt, mit dem Xbox Gamepad hat es aber super funktioniert. Die Auflösung geht bis zu 4K.
Zusammenfassung
FAZIT
Ich wurde auf der Gamescom angelogen. Marko: Beyond Brave ist kein einfaches Einsteiger-Metroidvania für Zwischendurch. Das Spiel ist knallhart, und die Bosse haben mir einige weitere graue Haare (nicht das man das noch merken würde) gekostet. Viel Backtracking ist auch nicht notwendig, im Regelfall kämpft ihr euch Level für Level voran – ihr könnt aber entscheiden, wo ihr als nächstes weiter machen wollt. Die Grafik ist aber wirklich wie aus einem Disney-Zeichentrickfilm, toll animiert und herrlich bunt – genau so wie ich sie als Kind in Erinnerung habe. Wer auf der Suche nach einem klassischen Hack and Slash Actionspiel für seinen PC ist, ist bei Marko: Beyond Brave gut aufgehoben. Hohe Spielbarkeit (eine gewisse Fähigkeit des Spielers vorausgesetzt), tolle Grafik, ein ganz klein wenig Charakterentwicklung und eine humorvolle Einbettung in eine Geschichte voller Referenzen auf diverse slavische Volksmärchen beschäftigen euch locker für 15 Stunden.