Mass Effect Andromeda im Test

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Die Sterne, unendliche Weiten, unendliche Möglichkeiten! Neues Leben, neue Planeten und neue Technologien entdecken – wohl der größte Kindheitstraum von vielen von uns. Die perfekte Gelegenheit also für die Spiele- und Filmindustrie, um uns diese Träume zumindest ansatzweise zu erfüllen.

Bioware versucht mit Mass Effect Andromeda genau diese Thematik aufzugreifen und diese unerklärlichen Triebe, das zu finden, was noch keiner vor uns entdeckt hat, zu befriedigen. Dies gelingt ihnen mit tollen Charakteren, phänomenaler Story und massenhaft Möglichkeiten in einem Traum von einem Spiel, in dem wir hunderte Stunden verbringen können! Doch kann Mass Effect Andromeda an den Erfolg des Vorgängers anschließen? Können Story und Charaktere uns wieder so fesseln wie Shepard und seine Crew das bisher zu tun wussten? Ich habe nun einige Zeit in Andromeda verbracht und glaube eine leichte Schizophrenie entwickelt zu haben. Ich fühle mich zwischen der guten und der bösen Seite der Macht hin und her gerissen! Es gibt viel Gutes aber auch leider Schlechtes und ich war selten in solchem Konflikt mit mir selbst. Aber kommen wir zur Sache und gucken uns die Einzelheiten einmal genauer an!

In einer Galaxie, weit, weit entfernt

Stets gilt für mich der selbe Vorsatz, nur nicht zu viel von einer Story spoilern! Leicht überspitzt, lässt sich die Geschichte recht einfach zusammenfassen: Die Erde ist stark überbevölkert und durch den technischen Fortschritt in interstellaren Reisen liegt es also nahe, nach neuen Planeten zu suchen, auf welchen wir Kolonien gründen könnten. Die Pathfinder werden ins Leben gerufen. Sie sollen andere Galaxien und Planeten überprüfen, um eine zweite Heimat für uns zu finden. Wir schlüpfen in die Rolle eines solchen Pathfinders. Wahlweise spielen wir also Sara Ryder oder ihren Zwillingsbruder, Scott Ryder. Nach dem ersten Kennenlernen mit unserer restlichen Crew und unserem monströsen Schiff, der Tempest, geht es also los. Wir begeben uns in die entfernte Galaxie Andromeda und was uns dort erwartet ist alles andere als lebensfreundlich. Immerhin sind WIR hier nun die Außerirdischen! Wie ihr euch nun vorstellen könnt bleibt es natürlich nicht nur bei diesem banalen Ansatz, auch in Andromeda warten wieder spannende Wendungen, unvorhergesehene Dinge, viele Emotionen und unkonventionelle Beziehungen auf uns. Und eins muss ich an dieser Stelle einfach noch loswerden: Andromeda bietet mehr Sex als ich bislang in einem Game gesehen habe. Der Begriff Softcore-Space-Porn kommt einem da in den Kopf geschossen!

Letzten Endes, wie gesagt ohne viel zu spoilern, kann ich euch versichern, die Geschichte von Andromeda ist wieder umwerfend. Vielleicht nicht so umwerfend wie die erste Trilogie, aber man darf einfach keine Vergleiche ziehen, muss sich für Neues öffnen und die Geschichte einfach genießen, dann werdet ihr merken, die Story für sich ist atemberaubend und überzeugend!

Warum schaust du mich so blöd an?

Dieser Satz wird euch gedanklich öfter über die Lippen kommen als euch lieb ist. Vorweg aber eine kurze technische Erklärung. In Videospielen ist es so, dass für Dialoge ein Algorithmus eingebaut wird welcher erkennt um was es in der Konversation geht und dann die Emotionen des Charakters im Gesicht so anpasst, dass es glaubhaft aussieht. Diese Dialogsequenzen werden dann von dem Entwickler per Hand noch korrigiert um einen glaubhaften Ausdruck in die Visagen der virtuellen Darsteller zu zaubern. Bei Mass Effect Andromeda lief hier aber leider etwas schief. Die Gesichter sind meist emotionslos, die Augen starren durch einen durch oder rollen mal wild umher. Kein Detail des Gesichtes verändert sich, bis auf die Lippen und auch hier stimmt oft die Synchronisation nicht. Doch was ist da passiert? Bioware hat sich mit einer 5 jährigen Entwicklungszeit einfach viel zu viel Arbeit aufgeschüttet. Andromeda lebt von Dialogen und den vielen, verschieden Handlungssträngen und es war dem Entwickler einfach nicht möglich in so „kurzer“ Zeit alle Gespräche händisch zu verbessern. Fünf Jahre sind zwar viel Zeit, für eine solche Mammutaufgabe hat es aber laut Chefanimator bei Bioware nicht gereicht. Nur wichtige Dialoge wurden bearbeitet und diese sehen dann so aus, wie wir es aus anderen Titeln gewohnt sind. Der Entwickler versprach aber, sich der vielen Kritiken anzunehmen und es wird bereits an einer Lösung gearbeitet. Vermutlich werden in zahlreichen Patches die Animationen überarbeitet und verbessert.

Bezaubernde Planeten und Effekte

Andromeda hat zwar bei den Gesichtsanimationen versagt und benötigt dringende Updates, dafür steht es um die restliche Grafik sehr gut. Egal ob ihr euch auf einem Eisplaneten, einem Wüstenplaneten oder einem tropischen Himmelskörper mit dichter Vegetation befindet, das Game hält sich mit seinen Reizen nicht zurück! Am besten sieht das natürlich in 4K auf PC oder PS4 Pro aus, aber auch auf älteren PCs oder „Standard“ Konsolen ist Mass Effect sehr imposant. Zwar kann man erkennen, dass Bioware sich für einen Grafik-Downgrade gegenüber den Trailern entschieden hat, vermutlich konnten sie anders keine stabile Framerate erzeugen, dennoch weiß der Titel zu überzeugen. Schöne glatte Schatten, kein Tearing, hochauflösende Texturen und glanzvolle Lichteffekte – All inclusive!

Ansonsten gab es an einigen Stellen nur Probleme mit fliegenden Objekten, die sich eigentlich nicht in der Luft befinden sollten. Und hin und wieder kam mir ein kleiner Clippingfehler unter die Augen, nichts schlimmes, sicherlich auch etwas, das mit einem der nächsten Patches behoben wird. Ansonsten sieht Mass Effect Andromeda wirklich bezaubernd aus und lässt kaum Wünsche offen!

Gnadenlose Gefechte und unzählige Anpassungen

Die wichtigsten Punkte eines RPG sind wohl das Kampfsystem, die Anpassungen des Charakters und die persönliche Entwicklung einer Herangehensweise an Kämpfe. Hier kann Mass Effect Andromeda voll punkten. Das Kampfsystem fühlt sich zwar anfangs leicht schwammig an, nach einiger Spielzeit und Fein-Tuning der Sensitivitäts-Einstellungen, habt ihr eure Blei- und Laserkanonen aber richtig gut unter Kontrolle. Anhand eines Balkens über den Köpfen eurer Widersacher seht ihr die Gesundheit und ob euer Gegenüber ein Schild trägt oder nicht. Mit gezielten Schüssen auf Schwachpunkte könnt ihr dieses Schild aber schnell zerbrechen und dem Schergen den Gar ausmachen. Die Kämpfe sind dabei abwechslungsreich genug, um bei Laune zu halten. Manchmal wiederholen sich aber die Gefechte, vor allem in Gebieten bei denen man im festen Glauben war bereits alles gesäubert zu haben, bekommt man ein leichtes Deja Vú! Doch bevor man sich in die Action wirft gibt es ja noch eine Sache, die am allerwichtigsten ist: Euren Charakter für seine bevorstehende Konfrontation zu rüsten.

Willkommen in einem der größten Anpassungs-Menüs, die ich kenne! Gott sei Dank ist aber alles ordentlich sortiert und man findet sich sehr schnell zurecht. Bevor ihr euch auf einen neuen Planeten begebt heißt es, das richtige Loadout zu wählen. Einmal am Planeten angekommen könnt ihr dies nur noch bei so genannten Forward Stations ändern. Hier bestimmt ihr eure Rüstung und Waffen, könnt Mods an eben diesen anbringen, um die Stats nochmal zu verbessern oder das Tragegewicht zu reduzieren. Solltet ihr nämlich zu bepackt sein, hat das negative Auswirkungen auf eure Werte. Außerdem findet ihr im Menü noch euren Skill Tree, indem ihr sehr viele Dinge freischalten könnt, im Groben geht es um Kampf, Biotic und Technik. Je nachdem wo ihr Skillpoints setzt schaltet ihr dann noch unterschiedliche Profile frei, die dann einen speziellen Fokus an Kräften für euch bereithalten. Auf den verschiedenen Planeten sammelt ihr außerdem Ressourcen sowie Rüstungs- und Waffen-Blaupausen. Um diese dann fertigen zu können benötigt es eben gesammelte Rohstoffe. Auf eurem Schiff, der Tempest, könnt ihr noch speziellere Eingriffe in euer Aussehen tätigen, in eurem Quartier könnt ihr eure Freizeitbekleidung wählen und farblich anpassen und auch eurer Kampfrüstung einen anderen Look verpassen.

TIPP am Rande: Falls ihr eine Special Edition erworben habt, findet ihr in eurem Quartier auch alle Bonusgegenstände!

Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass ihr natürlich mit allen Missionen, Nebenquests und Kills etc. an XP gewinnt, in Levelstufen steigt und neuerlich Skills, bessere Waffen und Rüstungen freischaltet. Ihr habt außerdem Zugriff auf die Skills eurer Teamkollegen und könnt auch deren Verhalten im Kampf damit anpassen. In Gefechten selbst könnt ihr eure Kameraden über das Steuerkreuz in den Angriff schicken oder an Positionen in Verteidigung gehen lassen. Leider stellen sich diese manchmal etwas dumm an oder befolgen eure Befehle nicht so richtig, diese Deserteure!

Gemütliche Zweisamkeit

Seh ich da im Hauptmenü richtig? Multiplayer? Naja, mehr oder weniger! Mass Effect bietet einen guten Koop Modus, der den Singleplayer gekonnt um eine Abwechslung bereichert. Gemeinsam ist man halt weniger allein und gerade nach einigen Stunden in der Kampagne tut es mal gut im selben Universum auch was anderes zu tun, am besten mit einem Freund! Es gibt fünf Karten und ihr spielt eine Art Survival-Horde-Modus. Euer Charakter, welcher nicht derselbe aus der Story ist, steigt auch hier mittels Erfahrung von Level zu Level an und schaltet damit neue Dinge frei. Von APEX, der Organisation hinter diesen Missionen, bekommt ihr zusätzlich noch ein paar Ziele und dann heißt es mit eurem Partner zusammen ins Gefecht und killen, killen, killen – bis der Arzt kommt und alle Gegner den Tod gefunden oder die Flucht ergriffen haben.

Ähnlich anderen Multiplayer Shootern wie CoD oder BF gibt es dann noch immer wieder mal eine Kiste mit speziellen Belohnungen. Diese können auch gekauft werden, dazu sind aber Credits notwendig. Ihr verdient solche durchs Spielen, Ungeduldige können sie aber auch im Store ihrer Plattform erwerben! Solider Koop-Modus also, der gerne noch ein paar weitere Karten spendiert bekommen darf. Die fünf Maps sorgen zwar für ein wenig Abwechslung, sicherlich aber nicht länger als über ein paar Monate. Ich bin aber zuversichtlich, dass Bioware da schon noch was für uns im Ärmel parat hat!

FAZIT von Alex

Halleluja! Lange habe ich auf dieses Spiel gewartet, um kurz vor Release dann doch noch einmal echt ins Schwitzen zu kommen. Nun bin ich aber mit meinem Fazit durchaus zufrieden! Mass Effect Andromeda bietet alles was Mass Effect bieten sollte. Spannende Geschichte, interessante Charaktere, umfangreiches Gameplay und Anpassungen, sowie hunderte Spielstunden! Und das alles ohne wirklich langweilig zu werden. Bislang war Destiny das letzte Spiel (2014!!!), welches mich wirklich täglich für Stunden vor den Bildschirm geholt hat. Alles danach schaffte es mich gelegentlich vor den TV zu bringen, konnte mich aber selten so wirklich für viele Stunden fesseln! Mit Mass Effect Andromeda hat sich dies geändert, täglich wird gezockt bis die Daumen brennen, so gut gefällt es mir! Klar, manche Animationen sind lächerlich und benötigen dringend einen Patch, es ändert aber kaum etwas am Spiel. Die Bindung zu den Charakteren wäre wohl noch intensiver, es ändert aber nichts an einer gut geschriebenen Story mit vielen Wendungen, Beziehungen, Trauer, Schmerz und Sieg. Man verliert sich in der Welt von Andromeda! Ich bin und bleibe absoluter Fan der Serie und freue mich jetzt schon auf weitere Abenteuer mit den Ryder’s!

FAZIT von Dave

Kurz gesagt: Mass Effect Andromeda ist besser als sein Ruf im World Wide Web es annehmen lässt – wenn man gewillt ist sich auf das Game einzulassen. Was habe ich geschwitzt als die ersten Reaktionen zu Mass Effect Andromeda Online gingen und die ersten negativen Reaktionen im Netz landeten. Der Charakter-Editor solle demnach mehr „pfui“ als „hui“ sein, die Story langweilig, die Dialoge strunz dumm, Handlung und Figurencharakterisierung dünn wie ein Blatt Papier, Ryder unsympathisch und vieles mehr. Als dann auch noch ewig die fünf gleichen GIFS zu diversen Gesichtsentgleisungen mancher Figuren durch das Netz geisterten wurde meine Vorfreude durchaus in Mitleidenschaft gezogen. Doch dann kam der 23. März 2017 und jetzt, ein paar Tage später habe ich mehr Spielstunden in dieser Zeit investiert, als ich bereit bin zuzugeben, kann ich eines mit ruhigem Gewissen sagen: die meisten meiner Zweifel waren unbegründet. Ja, man kann sagen, dass die Gesichtsanimationen unhübsch sind und auch der Charakter-Editor ist im Vergleich zu Biowares Vorgängerwerken nicht perfekt, aber was Storytelling, Figuren und Kampfsystem betrifft leistet Bioware wieder einmal sehr gute Arbeit. Die Geschichte ist wirklich spannend geschrieben, die Begleiter sind auch sehr toll entworfen und wachsen einem ans Herz (auch wenn leider keiner von ihnen an die Genialität eines Mordin Soulus aus Mass Effect 2 heranreicht) und auch finde ich die Kett als Gegenspieler sehr gelungen.

Die Quests machen Spaß, auch wenn wieder einige „Hol- und- Bring- Quests“ dabei sind. Eine Tatsache, die mich aber in Mass Effect Andromeda weniger stört als zum Beispiel in Dragon Age Inquisition, da das Suchen von Rohstoffen innerhalb der Story und der Szenerie von Mass Effect Andromeda durchaus Sinn macht. Zusammengefasst kann ich sagen, dass ich am Ende sehr viel Freude mit Mass Effect Andromeda hatte und finde, dass das Game all den Hass aus großen Teilen der Spielergemeinschaft einfach nicht verdient hat, denn auch wenn es seine Macken hat ist es in jeder Faser seines Seins ein waschechtes Mass Effect und ich hoffe, dass es nicht unser letzter Besuch in diesem Universum sein wird.

Ein Gastartikel von A. Wittek

Gesamtwertung: 9.2

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

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