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mClassic Retro Upscaler

Findet ihr das Bild eurer alten Spielkonsole auf eurem riesigen 4K Fernseher auch extrem hässlich? Dann solltet ihr euch den neuen mClassic Retro Upscaler von Marseille, einer auf Bildverbesserung spezialisierten Technologiefirma, näher anschauen.

Ein gelber Benachrichtigungszettel der Post ist in meinen Briefkasten geflattert, obwohl ich den ganzen Tag zu Hause war? Nun ja, ist nicht das erste Mal passiert. Wird wohl ein über die Post versandtes Amazon-Paket sein. Allerdings… die nächsten Bestellungen erwarte ich erst morgen beziehungsweise übermorgen. Kurz bei Amazon gecheckt – kein Zustellversuch heute. Was steht denn da für ein seltsamer Absender auf dem gelben Zettel? Seltsame Firma – Marseille Inc, und ein Herr Yousef Al-Shehabi, Ph.D.? Und dann sind da noch € 11,13 Gebühren zu zahlen? Häh? Ist das eine betrügerische Benachrichtigung, wie ich sie regelmäßig per E-Mail oder SMS erhalte? Also schaue ich mir die Sendungsnummer auf der Post Homepage an – die Sendung scheint tatsächlich im System auf… aufgegeben in Santa Clara (Kalifornien) vor einem Monat?

Hm, da war doch was… ja, ich habe einen Retro Stick bestellt! Den gibt es derzeit über Indigogo. Und bei der Firma scheint es auch einen Yousef Al-Shehabi, Ph.D. zu geben. Das Paket ist also wohl doch kein Betrugsversuch, die Gebühr ist wohl für die Zollabwicklung. Also, auf zur Post und das Paket abholen.

Bildverbesserer

Im Paket war dann auch der mClassic Retro Stick von Marseille Inc. Es handelt sich dabei um einen der drei Sticks aus der mClassic RGB Collection. Neben dem mClassic Retro gibt es noch den mClassic Original und den mClassic Switch. Worum handelt es sich bei dem Stick denn nun eigentlich? Auf der Box seht ihr ein Bild des Sticks und den Text Play old games like new. Das nenne ich eine etwas dürftige Produktinformation.

Also schauen wir uns den Stick einmal an. Er hat die Größe eines USB-Speichersticks. Auf der einen Seite ist ein HDMI Stecker, der zum Anschluss an eine Retro Konsole dient. Es ist also notwendig, dass die Konsole bereits einen HDMI-Ausgang hat, sonst habt ihr gleich das erste Problem. Wenn ihr ein Gerät habt, das keinen HDMI Port hat, dann benötigt ihr einen HDMI Adapter. Kann ich den Stick nun für jedes Gerät verwenden, dass einen HDMI-Ausgang hat? Ja, theoretisch schon, aber Sinn macht es nicht. Sinn macht es nur dann, wenn die Ausgabe am HDMI Port in einer niedrigen Auflösung, also unter Full HD, erfolgt. Daher gibt es auch eine Liste der empfohlenen Geräte auf der Seite der Box.

Empfohlene Geräte

Der mClassic Retro Stick ist optimiert für folgende Konsolen: Sega Mega Drive, Sega Saturn, Sega Dreamcast, Nintendo Entertainment System (NES), Super Nintendo (SNES), Nintendo N64, Nintendo GameCube, PC Engine (TurboGrafx-16), Microsoft Xbox und Sony PlayStation 2. Wie ihr seht, werdet ihr für die meisten davon einen Adapter benötigen, da die Systeme keinen HDMI-Ausgang besitzen. Ihr schließt also den – zusätzlich zu erwerbenden – HDMI Adapter an die Konsole an und steckt den Stick dann in den HDMI-Ausgang des Adapters. Sollte es da ein wenig beengt werden, liegt in der Box auch noch ein HDMI-Extender. Danach müsst ihr den Stick mit Strom versorgen. Dies erfolgt über ein Micro-USB Kabel (liegt bei). Ich würde ein eigenes Netzteil empfehlen und das Kabel nicht einfach nur an eine USB-Buchse eines PCs anstecken, vor allem beim Hochrechnen auf 4K braucht der mClassic Retro doch ein wenig Strom. Danach ist der Stick an den Fernseher oder Monitor anzuschließen. Zu diesem Zweck hat der Stick auf seiner anderen Seite einen HDMI-Ausgang. In diesem kommt das HDMI Kabel für den Fernseher/Monitor. Und das ist es auch schon, das Setup ist erledigt und der Stick ist einsatzbereit.

An seiner Seite hat der mClassic Retro Stick einen Schalter mit drei Positionen. Position 1 bearbeitet das Bild wie der mClassic Stick. Das war das erste bildverbessernde Produkt von Marseille und ist auch jetzt (in einer funktionserweiterten Version) als mClassic Original Stick erhältlich. Damit werden Retro-Grafiken in Echtzeit verbessert, indem visuelle Artefakte reduziert werden, die auf modernen Bildschirmen, wie z. B. 4K-Fernsehern, häufig zu sehen sind. Der integrierter Prozessor liefert leistungsstarkes Anti-Aliasing, 1440p Up-Scaling, Tiefenschärfeverarbeitung und Bildschärfung für bessere Pixel. Wirklich empfohlen sind aber die Positionen 2 und 3 des Schalters, Vintage Retro und Vintage Retro+ genannt. Auf Position 2 (grüne LED) werden neue Algorithmen verwendet, um ein authentischeres Spielerlebnis zu bieten, das das Aussehen und das Spielgefühl von Spielen der CRT-Ära nachbildet. Während der mClassic-Prozessor (LED aus) visuelle Artefakte reduziert, die auf modernen Bildschirmen zu sehen sind, zielt die neu konfigurierte Hardware-Beschleunigung darauf ab, Farbe, Komposition, Beleuchtung, Kamerawinkel und Sound wie ursprünglich beabsichtigt wiederherzustellen. Der Modus 3 (Position 3 des Schalters – blaue LED leuchtet) verwendet dieselben Algorithmen wie Modus 2 (Vintage Retro), jedoch mit anderen Einstellungen für ein noch raffinierteres Spielerlebnis. Er berücksichtigt verschiedene Display-Verarbeitungen, Videospiel-Renderings und Spielkonsolen, damit ihr so spielen könnt, wie ihr es in Erinnerung habt.

mClassic Retro + Full HD Abspielgeräte?

Natürlich habe ich auch meinen Commodore Amiga 1200 an meinen neuen mClassic Retro angeschlossen. Der Amiga 1200 hat keinen HDMI-Ausgang. Um ihn an einem modernen Fernseher zu betreiben, benötigt man einen Upscaler, der das Ausgangssignal des Amigas für den modernen Bildschirm auf Full HD hochrechnet. Und hier liegt auch das Problem – das Bild ist bereits hochgerechnet, durch den zwischengesteckten mClassic Retro Stick wird das Bild nicht besser. Es macht generell keinen Sinn, Full HD Bildausgaben durch den mClassic Retro Stick durchzujagen – ihr werdet keine Verbesserung feststellen. Ich habe das am Amiga mit einem grindigen 10 € Amanka Scart to HDMI-Upscaler (erbärmliches Bild am 4K Fernseher) ebenso wie mit einem etwas teureren deleyCON Upscaler (recht gutes Bild am 4K Fernseher) ausprobiert. Das Ergebnis mit dem zwischengeschaltenen mClassic Retro Stick war ident – ein erbärmliches Bild mit dem billigen Upscaler, ein gutes Bild mit dem qualitativ besseren Upscaler. Der mClassic Retro Stick wird dabei aber nicht benötigt und ändert (fast) nichts an der Bildausgabe.

Was ich hier am Amiga getestet habe, gilt selbstverständlich auch für jedes andere Gerät – wenn ihr einen modernen DVD-Player mit Full HD Ausgabe habt, braucht ihr den Stick nicht. Der macht nur dann Sinn, wenn die Bildschirmauflösung wesentlich geringer ist. Ihr benötigt den Stick auch nicht, wenn ihr noch einen alten CRT-Bildschirm (Kathodenstrahlröhrenbildschirm) verwendet. Und selbstverständlich macht der Stick auch keinen Sinn, wenn ihr die alten Konsolenspiele nicht mit der original Hardware, sondern über einen Emulator am PC spielt.

Wenn ihr eine Nintendo Switch habt, solltet ihr natürlich zum mClassic Switch greifen, der zwei spezielle Modi für dieses Gerät (Switch Enhance und Switch Enhance+) bietet. Ihr steckt den Stick an der Dockingstation der Switch an, und schon wird die Auflösung von 1280×720 auf 1920×1080 hochgerechnet, was auf modernen Bildschirmen zu einem deutlich schärferen Bild führt. Für ganz alte Geräte ist wohl der mClassic Original vorgesehen, allerdings ist dessen Funktionalität ja auch im mClassic Retro (auf Position 1) enthalten. Um ehrlich zu sein, ist mir nicht klar, warum es den mClassic Original noch im Sortiment gibt. Er kostet genauso viel wie die beiden anderen Sticks und bietet neben dem Modus für die ganz alten Geräte noch einen (alten) Modus für die Switch – und die Möglichkeit auf Pass-Through zu stellen, also gar keine Bildbearbeitung vorzunehmen.

Welche Alternativen gibt es zum mClassic Retro? Grundsätzlich jeden Upscaler – vom grauenvollen 10 € Ramsch (Finger weg, wenn ihr eure Spiele auch genießen wollt) bis hin zum unleistbaren (aber verdammt guten) RetroTINK 4K.

Zusammenfassung

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