Mighty No. 9 – Test

Der Hype rund um den Action-Plattformer Mighty No. 9 war schon bei seiner Ankündigung enorm groß, kein Wunder stand doch der geistige Vater von Mega Man, Keiji Inafune, hinter dem Projekt. Nach einer sehr erfolgreichen Kickstarter Kampagne und zahlreichen Verschiebungen, dürfen wir endlich in bester Retro-Tradition mit dem blauen Roboter Beck rennen, springen, schießen und natürlich auch transformieren.

Auch wenn die Entwickler immer wieder beteuerten, dass Mighty No. 9 lediglich von den Klassiker aus der 8- und 16-Bit-Ära inspiriert wurde, es etwas ganz Eigenständiges ist und bis auf das Genre nichts mit Mega Man gemeinsam hat – so recht glauben wollte ihnen aber niemand. Warum auch! Die ersten Konzeptzeichnungen sahen der Vorlage frappierend ähnlich, die Story ist eine nahezu identische Umsetzung des ursprünglichen Mega Man und selbst die Charaktere wirken wie eine plumpe 1:1 Kopie. Da wäre zum einen der Hauptcharakter, Kampfroboter der Beck, das 9. Exemplar in einer Baureihe hochentwickelter Androiden und der Einzige, der nicht von einem mysteriösen Computervirus befallen wurde, welcher mechanische Wesen auf der ganzen Welt Amok laufen lässt. Die Aufgabe von Beck ist es nun, seinem Erfinder Dr. White zu helfen, seine Kollegen zur Strecke zu bringen.

Aufstand der Maschinen

Kampfroboter Beck muss sich also durch rund acht Stages kämpfen, um dann am Ende jedes Levels gegen einen mächtigen Bossgegner anzutreten und ihn mittels eingebauten  Anti-Viren-Scanner wieder zur guten Seite zu bekehren. Genretypisch verfügen die Widersacher über individuelle Angriffstechniken und verschiedene Taktiken. Ist unser Held aber siegreich, dann darf er sich die Fähigkeiten des Gegners quasi einverleiben. Bezwingt man etwa den Feuerroboter Pyrogen, dann kann man Feuer-Explosionen erzeugen, Cryosphere verleiht die Fähigkeit Ice-Bulltes zu verschießen, um damit die Kontrahenten zu verlangsamen und der flugfähige Aviator schenkt unserem Helden Rotorblätter, mit denen er sich durch Lüfte bewegen kann. Außerdem verfügt Beck über eine einzigartige Dash-Attacke, mit der er sich einerseits schnell in eine Richtung bewegen und auch größere Abgründe überwinden kann, andererseits ist es ihm damit möglich angeschlagene Gegner zu absorbieren. Schafft man es binnen weniger Augenblicke gleich mehrere Gegner aufzusaugen, erhält Beck kurzzeitig auch einen Boost für seine Fähigkeiten. Insgesamt gibt es rund 12 Stages, wobei die größte Herausforderung dabei besteht herauszufinden, mittels welcher Transformation welcher Abschnitt am einfachsten zu bewältigen ist. Abseits des Story-Modus gibt es auch noch den Einzelspieler-Challengemodus mit Dutzenden von Mini-Missionen, sowie den Boss-Rush-Modus in dem alle Endgegner des Spiels mit gestoppter Zeit eliminiert werden müssen. Für Mehrspieler gibt es weiters gleich zwei Spielvarianten, den  2-Spieler-Online-Koop-Challengemodus zum gemeinsamen Durchspielen der Missionen, sowie einem Geschwindigkeits-Rennen durch die Levels, der so genannten 2-Spieler-Online-Zeitschlacht.

Where Has All The Money Gone?

Das über 3,5 Millionen Dollar große Budget, welches man über Kickstarter sammeln konnte, sieht man  Mighty No. 9 nicht an. Detailarme Charaktere, sparsam eingesetzte Effekte, sterile Kulisse, Einbrüche der Frameraten – dass die verwendete Unreal 3 Engine weitaus besseres leisten kann, hat man schon bei Spielen wie Gears of War oder Bioshock Infinite gesehen. Außerdem kann ich ad hoc zahlreiche Indie-Entwickler aufzählen, die mehr aus leistungsschwächeren Frameworks rausholen können. Natürlich sind die technischen Einschränkungen sicherlich auch dadurch geschuldet, dass Mighty No. 9 als Multi-Plattform Spiel entwickelt wurde und sowohl für XBox One, PS4 und PC aber auch für PS3, Wii U und später für Xbox 360, PlayStation Vita und Nintendo 3DS erscheinen wird. Das sollte aber keine Ausrede dafür sein, warum sich die Optik auf Playstation 2 Niveau befindet und das Voice-Acting (übrigens wahlweise in Englisch oder Japanisch), ziemlich mies ist. Die technisch ausgereiftere Version ist dabei die PC-Fassung, aber ohne Gamepad, sollte man dann doch lieber auf die Konsolen-Spiele ausweichen.

FAZIT

Eines vorweg: Das Scheitern von Mighty No. 9 liegt nicht (nur) an seiner spielerischen Qualität, sondern vor allem an den übertriebenen Erwartungen der Fans. Selbst Schuld sage ich nur, denn hätte man die Vorfreude auf einen inoffiziellen Mega Man Nachfolger mit zahlreichen Vergleichen nicht irreführend in die Höhe getrieben (und damit auch das Kickstarter Kapital) und hätte man nicht nur vom Original abgekupfert sondern auch ein paar mehr eigene Ideen eingebracht, dann wäre die Enttäuschung nun wohl nicht ganz so groß. Dabei ist Mighty No. 9 eigentlich kein schlechtes Spiel, sondern ein solider und manchmal auch frustrierend schwieriger Plattformer, ideal für Genrefans die eine echte Herausforderung suchen.

Gesamtwertung: 6.0

Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 6 | Handling: 8 | Spieldesign: 4 | Motivation: 6

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